heute ist es mal wieder Zeit, ein neues Projekt vorzustellen.
Eigentlich habe ich schon genug Traktionsmittel, um meine neun, gleichzeitig verkehrenden Züge zu bespannen. Aber irgendwann gibt es immer so einen komischen Reflex des „Habenwollens“, dem ich hier nun erlegen bin.
Nun geht es um die „Landplage“ schlechthin, die nahezu überall präsente Baureihe 52. Da die Rekoversion in der Epoche 3 eher nicht auf den Strecken um Döbeln zu finden war, dürfte es die ein oder andere Altbaulok schon in diese Region verschlagen haben, zumal sowohl in Riesa, Nossen, Karl-Marx-Stadt immer mal wieder 52er in den Bestandslisten standen. Die Betriebswerke Dresden, Elsterwerda, Engelsdorf und Falkenberg waren auch nicht so weit weg, als dass sich von dort mal eine 52 nach Döbeln „verirren“ konnte.
Da ich aber natürlich keine normale 52 von der Stange haben wollte, fiel meine Wahl auf eine GR-Maschine (Generalreparatur). Basis sollte auf jeden Fall eine Gützold-Lok mit Wannentender sein, da mir die Roco-Lok mit ihrem Triebtender für meine Traktionsbedürfnisse etwas schwachbrüstig erscheint. Ich habe auch zwei Roco-50er mit dem vergleichbaren Antriebskonzept, denen ich erst durch Richten des Rahmens und Aufziehen von Märklin-Haftreifen zu ausreichenden Zugkräften verhelfen konnte.
Nun konnte ich kürzlich die Gützold 52 092 beim bekannten Auktionshaus erwerben. Damit stand schon mal fest, dass es eine GR mit Barrenrahmen werden musste, auch wenn natürlich der Modellrahmen bei Gützold nur ein undurchsichtiger „Metallklumpen“ ist. Finde ich aber besser als den Roco-Barrenrahmen mit Blechrahmen-„Vorschuh“.
Die Wahl fiel letztlich auf die 52 079, von der es einige Fotos gibt und die auch in sächsischen Gefilden im Einsatz war (beheimatet bis Mitte 1962 in Leipzig).
Zunächst stand eine Digitalisierung der Spenderlok an. Da mir die verbaute Ursprungs-Tenderplatine dafür zunächst ungeeignet schien, habe ich mir bei Fischer-Modell Ersatzplatinen für Tender und Lok bestellt. Dabei handelte es sich um Bauteile für eine der 52.80-Varianten. Allerdings musste ich feststellen, dass auch die Tenderplatine und die Frontlampen noch mit gelben LED ausgestattet waren. Diese habe ich natürlich gegen weiße getauscht. Das Tenderoberteil musste allerdings für die Durchführung der Kabel samt Stecker etwas ausgefräst werden. Übrigens war mir in der Wartezeit auf die bestellten Teile langweilig, so dass ich mir die alte Tenderplatine noch mal zur Brust genommen habe und siehe da, ich habe auch hier einen Weg gefunden, sie für Digitalbetrieb umzubauen. Da hätte ich dann auch mit nur drei Kabeln zwischen Lok und Tender auskommen können. Nun landet sie in der Bastelkiste für ein zukünftiges Projekt.
Für die Adapterplatine in der Lok wurde mittels der bekannten Profile aus Übersee eine Steckaufnahme geschaffen, in die die Platine eingeschoben und mittels einer M 1,6-Schraube gesichert wird. Als Decoder kommt ein Lenz Silver+Direkt zum Einsatz. Dies ist übrigens meine erste Lok mit Feuerbüchsflackern. Die Lage der Platine im Führerhaus bzw. Stehkessel und der noch ungenutzte Funktionsausgang wollten genutzt sein.
Auf dem Bild zu erkennen:
Angepasster Tender mit neuem Schnittstellenkabel und die neue Platinenbefestigung im Führerhaus mit der „Flacker-LED“
Für die GR-Ausführung sind dann auch noch am Kessel einige Arbeiten erforderlich. Die Ausrüstung mit Mischvorwärmer bedingt wie im Original eine Verlängerung der Rauchkammer. Dort 200 mm hier 2,5 mm. Dazu wurde aus einem alten Piko-Spenderkessel ein entsprechender Ring gewonnen und an die Rauchkammertür geklebt. Der Mischvorwämer der 03.10 aus dem Ersatzteilfundus von Fischer-Modell wurde entsprechend befeilt, so dass er sich auf den Kesselscheitel kleben lässt. Der Schlot musste gekürzt werden und wird mit einem Schornsteinaufsatz aus einem Roco-Teilesatz wieder ergänzt. Ich habe nur ein einziges Bild gefunden, wo eine GR-Maschine noch den Original-52-Schlot besaß.
So sieht das Ganze in Einzelteilen aus:
Hier noch mal die Rauchkammerverlängerung:
Der Rauchkammertritt wurde der Kesselverlängerung folgend auch nach vorn versetzt. Dazu habe ich einfach den verbliebenen Steg zur Rauchkammertür abgetrennt und hinten an den alten Ausschnitt wieder angeklebt. Anschließend kam der bisherige Tritt wieder davor.
Verklebt sieht das Ganze vorn schon mal richtig nach GR aus:
Als Nächstes stehen jetzt der Bau des Mischpumpenträgers, die Anpassung der Luftbehälter und die Anbringung diverser Leitungen an. Ich werde darüber dann berichten, wenn die bei Roco georderten Teile da sind.
Jetzt muss ich aber „heiern“ gehen, muss morgen früh raus.
dein Ratschlag ist gut gemeint, ich hatte auch schon bei überlegt, die mkc-Teile zu wählen, aber ich hatte die Gützold-Lampen schon bestellt und war eigentlich von einer neueren Ausführung ausgegangen. Nun habe ich keine Lust, die 19 Euro dafür in den Ofen zu werfen, zumal sie auch schon elektrisch verkabelt sind. Da allerdings die "Hüllen" noch lose sind, raffe ich mich vielleicht noch auf und bohre sie auf, um das "Milchglas" zu beseitigen. Allerdings ist das ein ziemlich hartes Material und die Gefahr ist dabei groß, das Gehäuse zu beschädigen.
Wenn ich im Nachhinein dran denke, hätte ich lieber eine andere Maschine wählen sollen, denn eine Reihe von Barrenrahmen-GR (und Barrenrahmen-Altbau) hatten aufsteckbare Einheitslaternen. Da hätte ich dann gleich die Fischer-Modell-Laternen nehmen können. Wäre dann sogar kostenmäßig günstiger geworden. Aber du kennst den Spruch: "Hätte, hätte - Fahrradkette" .
Viele Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
Nachdem nun alle Teile von Roco eingetroffen sind, ging es an die Komplettierung der durch den Mischvorwärmer hinzugekommenen Teile und Leitungen.
Zunächst wurde aus Polystyrolplatten ein kombinierter Pumpenträger gebaut. Mangels Zeichnungen oder Besichtigungsmöglichkeiten in Leipzig (an 52 5448) musste ich etwas improvisieren, hoffe aber, in etwa die Form getroffen zu haben. Die Mischpumpe wurde direkt am Träger angeklebt, der Umlauf erhielt eine entsprechend passende Aussparung. Die Luftpumpe verblieb am Umlauf, der Träger wurde aber so gebaut, dass es optisch so wirkt als säße sie am Träger.
Der Abschlammsammelbehälter kam von Roco und hat ebenfalls auf dem Rahmen Platz genommen.
Der Überlaufmischbehälter wurde ebenfalls nachgebildet und im Rahmen am ehemaligen Platz des zweiten Hauptluftbehälters eingebaut. Der „verdrängte“ Hauptluftbehälter wechselte auf den rechten Umlauf (auch ein Roco-Teil).
Hier das Ganze noch mal von oben. Die ganzen Leitungsnachbildungen erfolgten mittels entsprechender Teile von Roco, Gützold und Piko sowie aus Resten davon.
Der Rauchkammersattel musste vorn verschlossen werden, da das bei 52 079 so war (übrigens auch bei vielen anderen 52ern).
Die Pufferbohle zeigt sich nun zugerüstet. Die Lampen wurden ihrer „Milchgläser“ beraubt und werden später noch mit farblosem Resin verglast.
Für die unter dem Führerhaus verlaufenden Leitungen habe ich auf die Teile von Roco zurückgegriffen, die ohne weitere Anpassung passen.
Die Schienenräumer des Tenders entsprachen bei 52 079 nicht der Ausführung des Gützoldtenders. Unser User „Brandenburger“ hatte hierzu schon eine Superlösung in 3D-Druck erarbeitet, nur leider steht diese Lösung nicht mehr zur Verfügung, da der Drucker seinen Geschäftsbetrieb eingestellt hat und die Drucke leider nicht mehr vorrätig waren. Somit musste also wieder eine „Bastellösung“ ran. Die „Schaufel“ wurden mittels Dremel so abgetrennt, dass nur noch der Schaufelrest in Verlängerung des Halters übrig blieb. Dann habe ich die Schaufelreste mit Polstyrol so aufgefüttert, dass ich nach Aushärten den Halter verlängern konnte. Anschließend kam an den entsprechend gekürzten Halter ein entsprechend bearbeitetes Winkelprofil für den neuen Schienenräumer. Zum Abschluss wurden diese dann noch entsprechend gebohrt und mit Schraubenkopfimitationen versehen.
Am Tender sieht das dann zusammen mit einem neuen Rangiertritt so aus.
Das war´s erstmal für heute. Weiter geht´s dann, wenn die Ersatzzahnräder von Fischer-Modell da sind. Ich habe nämlich ein geplatztes Ritzel auf einem Radsatz detektieren müssen.
das wird doch. Sieht schon sehr gut aus. Eine Anmerkung (oder vielleicht wieder eine Diskussionsgrundlage ): du baust ja Barrenrahmen. An den Blechrahmen 52 lag der Überlaufmischbehälter immer im Rahmen, der war so nicht sichtbar bzw. nur beim Blick von oben.
Hier ein Bild einer Staßfurter Schrottlok aus 2017
Den Pumpenträger hast du ganz gut getroffen.
Kannst du bitte einmal den Luftbehälter ausmessen? Ich hatte da Differenzen in der Modellumsetzung zw. Gützold und Roco festgestellt.
ich gehe mal davon aus, dass der Überlaufmischbehälter auch bei den Barrenrahmenlok an gleicher Stelle im Rahmen lag. Am Objekt recherchieren (52 5448 in Leipzig) konnte ich das nicht. Wieso hätte aber sonst der Luftbehälter an dieser Stelle weichen müssen? Der Behälter wird dort wegen der geringeren Höhe des Barrenrahmens im Gegensatz zu Blechrahmenlok nach oben herausgeschaut haben, so wie ich es dargestellt habe. Tieferlegen wäre wohl nicht gegangen, da dies durch die Radsatzwellen bzw. die Radsatzlager wohl schlecht möglich gewesen wäre.
Welches Maß am Luftbehälter meinst du? Bei der Länge unterscheiden sich Roco (25,0 mm) und Gützold (24,2 mm - der im Rahmen, da ich keine 52.80 von Gützold besitze). Der Durchmesser ist mit 5,5 mm gleich.
Viele Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
nun ist es vollbracht, die defekten Zahnräder sind getauscht, Lok und Tender sind teilweise neulackiert und beschriftet worden. Das Personal hat Platz genommen und die Lok besitzt nun auch schon ein paar Einsatzspuren (sieht auf den Fotos komischerweise immer sauberer aus als in Wirklichkeit).
Und wieder ein Projekt abgeschlossen . Aber die nächste 52 kommt bestimmt (ganz sicher - 52 2845 ).
Zitat von leo568 im Beitrag #6... Die Schienenräumer des Tenders entsprachen bei 52 079 nicht der Ausführung des Gützoldtenders. Unser User „Brandenburger“ hatte hierzu schon eine Superlösung in 3D-Druck erarbeitet, nur leider steht diese Lösung nicht mehr zur Verfügung, da der Drucker seinen Geschäftsbetrieb eingestellt hat und die Drucke leider nicht mehr vorrätig waren.
Leider steht - wie Du schreibst - Sven mit ADMAVOX nicht mehr als Druckanbieter zur Verfügung.
Auch wenn es für Dich jetzt zu spät ist und Du eine tolle Lösung gefunden hast, möchte ich hier für andere Interessenten anbieten, ihnen bei Bedarf meine 3D-Dateien (als .3mf oder .stl Datei) per Mail zuzusenden. Um den Druck müsstet Ihr Euch dann selbst kümmern....
Alfred, hast Du Dir 52er (auch auf Bildern) schon mal angesehen? Die Rauchkammertüren haben, ob mit oder ohne Zentralverschluss, noch diese "Reiter".
Viele Grüße Steffen
DR Ep.III und IV, Pilz Standard und Tillig Elite, Digikeijs DR5000, DR4088/LN CS, DR4033, DR4018, WDec04b, Zimo, ESU, Kres FlexDec, I-Train Plus; TCB , Programmer: ESU, MXULFA, Lenz, D&H Schaut mal hier rein: Modellbau Club Jahnsbach Offizieller Sponsor der Modellbahnproduzierenden Industrie
alle Rauchkammertüren haben mindestens einen Griff. Auch bei der 52 079 ist der angedeutet (der dunkle Strich auf der linken Seite). Der ist allerdings nur angespritzt und ich wollte das „Brett“ nicht abkratzen und durch Draht ersetzen, weil das eh kaum auffällt.
Hallo Brandenburger,
die Tenderbahnräumer gibt seit kurzem auch bei mkc als einbaufertiges Messinggussteil.
Hallo Steffen,
was meinst du mit „Reiter“? Vielleicht die Vorreiber? Die dienen allerdings nicht dazu, die Rauchkammertür zu öffnen, sondern sie geschlossen zu halten und dicht an den Türring zu pressen. Wenn die Rauchkammertür nicht dicht schließt funktioniert der Saugzug durch den Kessel nicht mehr und es gibt keine Feueranfachung.
Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
Das meinte ich ja eigentlich, also mehr die "Zuhaltung".
Viele Grüße Steffen
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52 079 - Eine GR-Maschine entsteht
28.11.2021 23:56 (zuletzt bearbeitet: 29.11.2021 22:23)
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