heute möchte ich euch mal ein schon etwas älteres und abgeschlossenes Projekt vorstellen. Bei diesem Umbau habe ich allerdings nicht alle Umbauschritte dokumentiert.
Wie schon mehrmals beschrieben, liegt mein Modellbahnhof Döbeln Nord an der RC-Linie, auf der der Schnellverkehr zwischen der Bezirksstadt Karl-Marx-Stadt (vormals und heute Chemnitz) und der Hauptstadt der DDR Berlin in Epoche III überwiegend in der Hand der Karl-Marx-Städter 22er lag. Da im EK-Baureihenbuch zu den Einsätzen der BR 22 aber auch erwähnt wurde, dass bei Ausfall einer 22 oftmals eine Ostbahnhofer 01 oder 03 einspringen musste, konnte ich mir meinen Wunsch nach einer 03 auch erfüllen.
Die großen Treibradsätze und der schlanke Kessel lassen sie für mich zur elegantesten Einheitsschnellzuglok werden. Durch den Ersatz der großen Wagnerschen Windleitbleche durch die kleinen Wittebleche und die Ausrüstung mit dem Mischvorwärmer wurde ihr Aussehen meiner Meinung nach nur noch schnittiger. Es sollte daher unbedingt eine solche Ausführung aus dem Bw Berlin Ostbahnhof werden.
Da es sich einmal ergab, im bekannten Auktionshaus eine unbenutzte Fleischmann-03 in DRG-Ausführung sehr günstig erwerben zu können, konnte das Projekt gestartet werden. Da die vorhandene Indusi-Ausrüstung wegen des entsprechend ausgeführten Führerhauses beibehalten werden musste, fiel die Wahl auf die ehemalige Regierungszuglok 03 096, von der in der angestrebten Ausführung auch jede Menge Fotos existieren.
Für den Umbau mussten erstmal nachfolgende Bauteile beschafft werden: - Mischvorwärmer (aus dem Kessel einer Piko-41 gewonnen) - Frontschürze und Schlammsammelbehälter (aus dem Umlauf einer Piko-41 gewonnen) - Bahnräumer vorn (aus Vorschuh einer Piko-41 gewonnen) - Überlaufmischbehälter (von Piko-03/41) - Rauchkammertür, Verbundmischpumpe VMP 15-20, Windstauschuten, Witte-Windleitbleche und Kohlenkasten für 2´2´T34 mit durchbrochenen Kohlenkastenstützen (Ersatzteile für Gützold-03.10) - Einheitsturbogenerator 0,5 kW – 03 096 hatte auf der rechten Rauchkammerseite nämlich eine zweite Lichtmaschine, Ackermann-Kesselsicherheitsventile und Dampfheizanschluss vorn (Weinert) - Einheitslampen für Front (mkc) - Dachschiebefenster (Kuswa)
Als Erstes stand aber die Digitalisierung an. Da ich mit den Lichtfunktionen auskomme, reichte eine einfach 8-Polige Schnittstelle, die in der Feuerbüchse eingebaut wurde.
Anschließend ging es an die Optik.
Ursprünglich wollte ich den Rahmenvorschuh der Piko-03 verwenden. Dazu hätte ich diesen aber erstmal als Ersatzteil bestellen und mir dann auch noch Gedanken über die Anbindung an den Rahmen machen müssen. So beschloss ich, den Fleischmann-Vorschuh auszuarbeiten, wodurch die sehr gefällige Original-Pufferbohle erhalten blieb.
Die zu flache und für eine DR-03 nicht korrekt gestaltete Frontschürze des Fleischmann-Modells musste der Schürze der Piko-03/41 weichen. Dabei fand die Anschlussplatine für die Stirnbeleuchtung von Fischer-Modell unter der Mittelstütze ihren Platz. Die Lampen von mkc wurden mit SMD-LED versehen und erhielten die an 03 096 vorhandenen Schutzbügel. Alle Trittflächen bekamen eine Auflage Riffelblech. Die Wartungsklappen für die Schieber entstanden aus 0,2 mm Messingblech.
Am Pumpenträger musste die bisherige Knorr-Tolkien-Speisepumpe der VMP 15-20 weichen, der Schlammsammelbehälter und der Überlaufmischbehälter wurden platziert und „verrohrt“.
Die bisherige Rauchkammertür wurde bis auf den Montagering abgeschliffen und dann dieser Ring mit einer rückseitig plan geschliffenen Rauchkammertür einer Gützold-03.10 „verheiratet“.
Der aus einem Piko-41er Kessel tranchierte Mischbehälter konnte nach Abschleifen des Oberflächenvorwärmers Platz nehmen. So entwickelt sich langsam das Gesicht einer typischen DR-03.
Auf dem Kessel wurde die zusätzliche Lichtmaschine ergänzt, die Verrohrungen angepasst und die angespritzten Kesselsicherheitsventile durch Weinert-Teile ersetzt. Das Führerhaus erhielt Windstauschuten und das DR-typische Oberlichtfenster (allerdings ohne Schutzgitter – dieses wurde erst um 1967 zum Standard und war bei 03 096 zunächst auch nicht vorhanden).
Der Nachlaufradsatz musste mit etwas Rahmen aufgepeppt werden (Siehe hierzu auch Umbaubericht zu 22 041 22 041 - ein Lückenfüller). Obwohl die Größe nicht ganz stimmt, habe ich den Radsatz selbst so belassen.
Zu guter Letzt musste der Kohlenkasten des Fleischmann-Tenders einem Bauteil der Gützold-03.10 weichen, da dieses durchbrochene Kastenstützen besitzt.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder des fertigen „Stars“. Ich habe übrigens nicht vor, da eine großartige Patinierung vorzunehmen, da es sich schließlich um eine der beiden bis ca. Mitte der 1960er als Regierungszuglok vom Bw Ostbahnhof vorgehaltenen Maschinen handelte, denen man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer eine gute Pflege zukommen ließ.
Übrigens war dies mein erster Versuch mit wasserlöslichem Klarlack. Da bin ich leider nicht so richtig zufrieden. Es sieht allerdings auf den Fotos schlimmer aus als im Original.
die Lok gewinnt noch mal unheimlich mit Lauf- und Schleppradsatz von Weinert. Das Du die Spurkränze an den Treibradsätzen nicht abdrehen magst kann ich verstehen, wenn Du kein Spezialwerkzeug hast um den genauen Versatz wieder einzustellen. Jedoch die Laufräder lassen sich problemlos wechseln.
ein sehr schöner und sauber gearbeiteter Umbau. Da werde ich mir wohl, wenn es mal meine Zeit hoffentlich wieder zuläßt, einiges abschauen. Die Lösung mit der Rauchkammertür ist doch einfach nur genial. Auch hast Du die hinteren runden Rahmendurchbrüche schwarz ausgelegt, was die Lok bereits deutlich aufwertet. Fleischmann hatte die Maschine seinerzeit recht wartungsunfreundlich und in wesentlichen Details lieblos konstruiert. Nun hat Piko zwar eine 03 angedroht, aber eben nicht die typische DR-03 der sechziger Jahre mit Altbaukessel und Mischvorwärmer. Muß man also zur Selbsthilfe greifen.
Bastelmaterial in Form einer DB-03 mit Frontkampfspuren hat mir die Bucht angeschwemmt. Piko 03/41-er Teile habe ich reichlich in der Bastelkiste, und sogar noch einen Schleppradsatz der Roco-23.10 gefunden. Ein paar fehlende Teile habe ich bei Roco bestellt. Da die Fleischmann-03 Reko vor 2 Jahren wieder aufgelegt wurde, gibts auch Ersatzteile, wie die Tenderleitern usw.
Hab mir mal die 03 2121-6 kurz nach der Umzeichnung angesehen. Da passen die neunspeichigen Vorlaufräder, und an der rechten Führerhausseitenwand ist tatsächlich noch die Indusi-Klappe zu sehen, obwohl die Lok keine Indusi mehr hatte. Mal sehen ...
dann setze ich mich mal in die erste Reihe, wenn du den Umbau angehst . Brauchst dann aber einen 32er Tender mit langem Kohlekasten und die neunspeichigen Vorlaufräder passen da nur noch am hinteren (!) Laufradsatz - Siehe Link. https://eisenbahnstiftung.de/images/bildergalerie/85833.jpg
@ Knut: Ist der Tausch des Schleppradsatzes ohne Auswirkungen möglich, oder zieht das eine Änderung des Führerhausbodens nach sich, sprich muss man da Platz schaffen für den größeren Raddurchmesser?
Viele Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
genau das Bild hatte ich auch vor meinem geistigen Auge :-). Die 03 2121-6 ist wohl nur kurz in der Form gefahren, aber die paßt am besten zur Fleischmann-Lok. Aber setzte Dich mal nicht zu früh in die erste Reihe, das dauert bei mir bestimmt noch. Und Deine Loks legen die Meßlatte verdammt hoch. Da bin ich nie rangekommen.
In der Tat ist die Sache mit dem Nachläufer gar nicht so einfach. Der Fleischmann-Radsatz hat 12,5 mm, der korrekte Roco-Radsatz 14,4 mm Laufkreisdurchmesser. 1,9 mm größer ist schon eine Hausnummer. Wahrscheinlich werde ich den Führerhausboden ausarbeiten müssen. Und die Verwendung des Rahmenvorbaus der Piko-03 ist auch eine Option, die ich prüfen will. So dolle sieht das Fleischmann-Teil nicht aus, und ich muß die Lok nicht durch R1 prügeln. Der Olaf Herfen hatte sich mit der Kinematik des Piko-Fahrwerks der 01.5 schon was gedacht.
Bin ja echt gespannt, wie Piko das löst, und ob weit genug gedacht wurde, auch andere 03-Varianten zu bringen. Der Pumpenträger der DB- und PKP-Maschine in der Mitte läßt ja zumindest auf die beiden Bauserien mit 850-mm-Laufradsätzen hoffen. Für die erste Serie müßte dann noch ein Laufradsatz mit 7 Speichen her. Etliche 03 hatte auch später noch meist vorn einen Radsatz mit 9 und hinten einen mit 7 Speichen im Drehgestell.
der Weinert- Schleppradsatz passt gerade so drunter, da RP25. Falls Du einen Liliput -Radsatz bekommst, der würde auch passen, aber die Spurkränze müssten abgedreht werden. Ich habe am Führerhausboden nichts gefräst.
nachdem es hier einige Hinweise zu Verbesserungspotenzial bezüglich Vorlauf- und Nachlaufradsätzen gab, bin ich in mich gegangen und habe die Optionen geprüft.
Herausgekommen ist Folgendes:
Der zweite Laufradsatz wurde durch durch den Vorlaufradsatz der Fleischmann-43 getauscht und hat nun die entsprechende Speichenzahl. Sieht schon ein wenig gewöhnungsbedürftig beim Fahren aus.
Den Schleppradsatz spendete eine Roco-23.10.
Hierzu musste das Schleppgestell neu gebaut werden. Der hintere Teil stammt von der Piko-01.5 der vordere von der 03 selbst. Die Stromabnahme erfolgt jetzt über beide Räder mittels Bronzedraht, wobei die eine Seite auf das vorhandene, nun gekürzte Kontaktplättchen geführt wurde und die andere Seite mittel Dekoderlitze an das Vorlaufdrehgestell angeschlossen wurde. Die Bremsbacken mussten natürlich auch dem neuen Raddurchmesser entsprechend versetzt werden.
Und so sieht das zusammengefasste Ergebnis aus:
Die Probefahrten verliefen allesamt erfolgreich - keine Kurzschlüsse durch die Spurkränze des größeren Schleppradsatzes. Ich muss jetzt nur noch das Fahrwerksrot anpassen und eine leichte Patinierung auflegen. Damit wäre das Projekt nun finalisiert.
PS: Ich sehe gerade, einen Fangbügel könnte ich mir noch gönnen.
Viele Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
wieder ein äußerst gelungener Umbau mit vielen feinen Details! Schön anzusehen.
Darf ich fragen - mit was genau schneidest Du das Riffelblech? Ich habe mir letztens eine Bernstein 5-301 Schere zugelegt. Die schneidet zwar absolut gerade (also ohne das Blech zu verbiegen), dafür entsteht durch die gewellte Schneide aber ein feines Wellenmuster am Rand - ziemlich blöd für Sichtteile...
"...Darf ich fragen - mit was genau schneidest Du das Riffelblech?..."
Ich nehme eine ganz popelige Baumarktschere. Da mein Blech sehr dünn ist (0,1 oder 0,2 mm - ich weiß halt nicht mehr, wo ich es damals her hatte) und ich die Bleche anschließend nochmal glatt walze, hatte ich da noch nie Probleme.
Viele Grüße Leo
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
danke für die Fortsetzung des Bauberichtes. Das löst doch nun glatt das Problem mit dem Nachläufer. Dadurch, dass dieser nun auch nicht mehr so luftig wirkt, gewinnt die Lok ungemein, finde ich. In der Tat wirken auch die Vorlaufradsätze in der Kombination gewöhnungsbedürftig, das waren sie beim Vorbild aber auch. Die 03 001 steht auch auf so einem ungleichen Paar.
Jedenfalls meinen Glückwunsch zu dem sehr gelungenen Umbau.
Hallo Leo, mir gefällt Deine 03 096- mal sehen, was sich aus dem Piko- Baukasten zimmern läßt. Bisher haben mich die verfügbaren Modelle abgeschreckt... Obwohl- ich hatte mal eine Bauanleitung- dort wurde die Märklin- Lok umgebaut. Das Ergebnis hätte sich auch heute noch sehen lassen können...
Deine Lok ist als Referenz für zukünftige Umbauten anzunehmen! Ganz großes Kino.
Bei DSO gab es mal einen Faden - dort wurde über eine merkwürdige Lampe oder Kamera(?) diskutiert. Vielleicht hat die 096 deswegen zwei Lichtmaschinen.
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„Walters“ ehemalige Regierungszuglok – 03 096
10.01.2023 15:17 (zuletzt bearbeitet: 23.04.2024 21:17)
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Antworten
. Brauchst dann aber einen 32er Tender mit langem Kohlekasten und die neunspeichigen Vorlaufräder passen da nur noch am hinteren (!) Laufradsatz - Siehe Link.
