Ich bin ja, und das habe ich schon mehrfach erwähnt, ein Quereinsteiger. Der Hintergrund bei mir, ich bin Ende der 80iger Jahre bei der Deutschen Reichsbahn nicht rein gekommen. Die Eisenbahn war aber schon immer mein Steckenpferd und ich habe mir mit 40 Jahre einfach nochmal meinen Traumberuf erfüllt. Wenn Du sagst, das die Anforderungen an die Azubis gesunken sind, mag ich Dir nur zum Teil recht geben. Die 3 - jährige Ausbildung wird schließlich von der IHK geprüft. Und solange man die notwendige Punktzahl erreicht, hast du auch mit x Betriebsgefahren bestanden. Daher werden diese Azubis von der Bahn selber auch nochmal geprüft. Allerdings sind dann Betriebsgefahren indiskutabel, zu Glück! Die 7 - monatige Funktionsausbildung, wie sie eine zeitlang üblich war ist ja meines Wissens auch schon wieder Geschichte. Ich hatte 10 Monate Ausbildung zu absolvieren. Die Meßlatte ist aber sehr weit oben angelegt. Der Stoffumfang von 3 Jahren Ausbildung eines EiB ist hier richtig komprimiert und muß auf anhieb verstanden werden. Für solch einen Eisenbahnfanatiker, wie mich, war es letztlich keine Hürde, sondern eine Herrausforderung gewesen, der ich mich mit allem Eifer gestellt habe. Die Anforderungen sind also wieder gestiegen, auch wenn sie nicht das Maß haben, wie vor 30 Jahren. Jedoch werden die Anforderungen wieder dahin gehen, wo sie schon mal waren, der EU sei hier mal Dank. Man erhält nicht mehr schlichtweg eine Einweisung auf einer Baureihe, sondern es finden wieder Verwendungsprüfungen statt. So wie ich sie vor 3 Wochen auf der 151 hatte, mit zertifizierten Prüfer! Trotzdem gebe ich Dir in anderen Punkten wieder recht, wenn Du sagst, das und das hätte es zu der und der Zeit nicht gegeben. Da Du, Micha, anscheinend hier aus meiner Ecke, südöstlich von Stuttgart zu sein scheinst, ist Dir die eingleisige Gäubahn sicher nicht unbekannt. Ich denke sogar, das Du da auch streckenkundig warst?! Ich habe hier gestern ein Bild von einer Ankündigung einer Langsamfahrstelle im Bahnhof Rietheim Richtung Tuttlingen gemacht. Nun können wir gerne mal "Finde die Fehler" spielen... Es sind 2 Fehler auf dem Bild! Für alle anderen, die mitmachen wollen, der Bahnhof Rietheim ist ein ganz einfacher Überholungs- bzw Kreuzungsbahnhof zwischen Rottweil und Tuttlingen. Also kein Abzweig oder ähnliches.
mit der mageren Ausbildung meine ich die vielen Berufe um den Tf und Fdl herum. Deine La ist das beste Beispiel.
Nachtzeichen: Unter dem beleuchteten Tageszeichen zwei schräg nach links steigende gelbe Lichter.
Das "Vr0" hat unter dem Lf nichts verloren. Die Aufstellung nach dem Herzstück - also ist die La nur für das rechte Gleis gültig?!
Grüße Micha
Tja, das weiß man an der Stelle ja nicht genau, in dem Fall würde auch kein Richtungspfeil fehlen, wie wahr! Würde aber mit dem Bremswegabstand nicht passen! Die La beginnt tatsächlich in Fahrtrichtung aber erst hinter der Einfahrweiche der Gegenrichtung. Also fehlt am linken Durchfahrgleis genauso der 1000Hz-Magnet... Wäre man bei DB Netz clever gewesen, hätte man den Bremswegabstand um paar Meter verlängert, das Lf1 vor der Weiche plaziert, wäre die La vollständig abgedeckt gewesen!
Zitat von 130-iger im Beitrag #1083 Tja, das weiß man an der Stelle ja nicht genau, in dem Fall würde auch kein Richtungspfeil fehlen, wie wahr! Würde aber mit dem Bremswegabstand nicht passen! Die La beginnt tatsächlich in Fahrtrichtung aber erst hinter der Einfahrweiche der Gegenrichtung. Also fehlt am linken Durchfahrgleis genauso der 1000Hz-Magnet... Wäre man bei DB Netz clever gewesen, hätte man den Bremswegabstand um paar Meter verlängert, das Lf1 vor der Weiche plaziert, wäre die La vollständig abgedeckt gewesen!
Gruß Micha
Moin Micha,
wenn ich mich aber nicht irre, dann kannst du durch das Überholgleis signalmäßig nur mit Hp 2 + Zs 3 Kz "6" fahren, also langsamer als die 70er La. Somit bedarf es keine PZB-Überwachung bei dieser Fahrtmöglichkeit (bzw. liegt sie ja eigentlich schon vor). Aber zu Beginn der La müsste das Lf 1 dann nochmal wiederholt sein.
Rietheim hat als einzige Überholung grundsätzlich sogar nur eine 40er Einfahrt in das Überholgleis. Die La im Anschluß hat immerhin 1300m. Das Lf1 ist am Beginn der La nochmal wiederholt, das ist richtig. Bin heute leider nur bis Rottweil gekommen, Schotterzug abstellen. Konnte es daher nicht nochmal nachprüfen. Sonst, ist Deine Ausführung durchaus logisch. Aber was ist bei der Bahn schon wirklich logisch.
hier beginnen nun die Erlebnisse rund um den ICE. Ich habe diesen Zug in den Versionen ICE1 und ICE2 mehr als drei Jahre gefahren; auch in dieser Zeit geschahen einige erzählenswerte Dinge, die ich Euch nicht vorenthalten möchte…
Erlebnisse mit dem ICE, Teil 1
Erinnerungen Samstagabend, 6. September 2014. Ich lege die DVD ein, schnurrend schließt die Schublade, es dauert ein Weilchen, dann erscheint auf meinem (auch schon nicht mehr ganz frischen) LCD-Fernseher mit ungefähr 80 cm Bilddiagonale (auch schon nicht mehr ganz up-to-date) ein grieseliges, breitenverzerrtes Bild. Stop-Taste gedrückt, Bild auf 4:3, Neustart – och nee: die schwarzen Balken links und rechts … auf 14:9 eingestellt: Doch, das ist ein brauchbarer Kompromiß, etwas breitgezogen, aber akzeptabel. DVD-Player zurück auf Anfang. Der Dokumentarfilm läuft an – und ich registriere die früher auf kleineren und weniger hoch auflösenden Röhrenbildschirmen nicht auffallenden Macken des alten VHS-Systems. Und dann als Steigerung der Sache die DVD-Kopie von der VHS-Kopie einer VHS-Aufnahme. Sicher, DVD setzt nicht viel Ungutes drauf, aber eben weil es recht präzise in Aufzeichnung und Reproduktion daherkommt, haut mir der silberne Bild-/Tonträger alle Unzulänglichkeiten der VHS-Technik um die Ohren und natürlich auf die Augen.
Von was hier die noch unverständliche Rede ist? Nun – als wir drei Mann vom BW Köln-Deutzerfeld am Montag, den 21. April 1997, morgens auf dem Kölner Hauptbahnhof zusammentrafen, um zur ICE-Ausbildung nach Fulda zu fahren, begann nicht nur das letzte große Abenteuer meiner Laufbahn, vielmehr spielte das Schicksal am Ende dramatisch mit.
Wir – das waren der Kollege Heinz, etwas älter als ich, geschlagen mit sieben (!) im Gleis überfahrenen Personen. Seine Aussage „Ich lasse mir von diesen Verbrechern nicht meinen Beruf kaputtmachen!“, half mir mit meinen fünf Überfahrenen seelisch weiter: Da hatte es jemanden noch heftiger erwischt, und der ließ sich nicht unterkriegen…! Respekt! Heinz betrieb als Hobby ein gut ausgerüstetes Filmstudio, war von Super8- und 16-mm-Film auf Video umgeschwenkt, hatte bereits Preise für seine Kultur- und Naturfilme erhalten. Er war unser Kameramann, der die gesamte Ausbildung auf Video professionell dokumentierte. Der zweite im Bunde war Robert, ein hochgewachsener, athletischer Typ mit kurzgehaltenem Kinnbart, um die 45, immer gut drauf; er fuhr mit Begeisterung ein schweres Motorrad. Naja, den dritten Typen kennt Ihr bereits, das war Kurt, ich also, der ich mal wieder Perspektiven sah. Zum Reinschnuppern sollten wir morgens den ICE2 bis Frankfurt selbst fahren. Als anleitender Ausbildungslokführer begrüßten wir an Gleis 6 den allseits geachteten und beliebten Herbert, ein Jahr älter als ich mit meinen seinerzeit noch 48, Herbert, der mit dabei war beim „weltbesten Lokführerlehrgang aller Zeiten“; wir drückten in den Bundesbahnschulen Troisdorf und Kassel gemeinsam die Schulbank.
Von der DVD kommt jetzt die Szene mit O-Ton, wir fahren die linke Rheinstrecke entlang, ich frage Herbert etwas wegen einer unstimmigen Bildschirmanzeige … oh weh, mein rheinisch-bönnscher Slang… Herbert erklärt … und da schlägt es über mir zusammen, ich kann den Film nicht ertragen, drücke „Stop“ und „Eject“ … warum? Weil ich der einzige Überlebende bin, die Kollegen, gute Kollegen, sind alle tot: Ausbildungslokführer Herbert starb ein Jahr nach dieser Fahrt an Krebs; Robert überlebte 1998 einen unverschuldeten Motorradunfall nur wenige Tage auf der Intensivstation; Heinz traf es schließlich auch: Er starb im Jahre 2000 an einem Hirnaneurysma. Ein gnädiger Tod, wie mir mein Hausarzt erklärte: Wenn im Gehirn ein Aneurysma (ballonartig sich erweiternde Gefäßwandverdünnung) ruptiert, ist binnen fünf bis zehn Minuten alles vorbei; wie im Kino das Licht dunkler wird, schwindet das Bewußtsein. Warum Heinz…?
Heute, am Sonntag, wollte ich eigentlich zügig weiterschreiben. Doch es klemmt noch. Ich muß mir etwas Zeit lassen. Wenn Ihr diese Zeilen „mit Verspätung“ lest, werdet Ihr sicher verstehen…
Wie alles begann Montag, 8.9.2014 – die bösen Erinnerungen sind verdrängt, ich kann nun loslegen und den ersten Tag der ICE-Ausbildung schildern, die mit der eingangs erwähnten Fahrt nach Frankfurt HBf begann. Wir wechselten uns in der Führung des ICE mehrfach ab; so sollte jeder einmal das Procedere mit dem Türenschließen durchgeführt haben. Weil der Zug auch in Bingerbrück hielt, klappte das.
Auf den Streckenabschnitten, die ich selbst fuhr, stellte ich fest, daß der ICE „wie ein PKW“ auf Bremsbefehle reagierte. Er vermittelte ein sehr gutes Fahr- und Bremsgefühl, nur mit der rechnergesteuerten Bremse war ich absolut nicht einverstanden: Oben, im in Fahrtstellung schräg nach vorne zeigenden Griff des Führerbremsventils, befand sich eine runde Taste. Drückte man diese unmittelbar vor dem Einbremsen nicht, übernahm der Bremsrechner den weiteren Verlauf, und der sah so aus: Wegen der ungemein raschen Wirkung der Bremse war es sehr empfehlenswert, zunächst mit einer Drucksenkung auf 4,7 bar eine „Vorbremsung“ einzuleiten, damit die Verzögerung sanft einsetzte. Dann – bei großen Geschwindigkeitsänderungen oder Haltebremsungen – auf 4,0 bar einsteuern. Führte man das so rechnergesteuert durch, regelte selbiger zunächst Druckluft- und generatorische Bremse nahezu identisch, beim Nachbremsen auf 4,0 aber beließ er die Druckluftbremsen auf dem der Senkung 4,7 bar entsprechenden Wirkkraft und steuerte die Generatorbremsen der Triebköpfe auf Maximalleistung. Nun begann der Rechner zu kalkulieren: Sinken der Geschwindigkeit in Relation zum zurückgelegten Weg … Weg zu lang? … leichte Erhöhung der Bremszylinderdrücke … weitere Erhöhung … und so weiter, und so fort. Ein endloses Vabanque-Spiel, das unheimlich auf Zeit und Weg ging. Daß bei schlüpfrigen Schienen die Triebköpfe mit der hoch ausgesteuerten generatorischen Bremse ins Rollgleiten gelangten, bedarf gewiß keiner besonderen Hervorhebung. Nein, ich ließ nicht zu, daß der ICE mit mir fuhr! Der Chef war immer noch ich! Also: Unmittelbar vor dem Einbremsen die erwähnte Taste im Führerbremsventilgriff drücken, dann die gewünschte Bremsstufe einsteuern – und der Rechner hielt sich raus, der ICE bremste handgesteuert kombiniert, Druckluft- und generatorische Bremse einander entsprechend: Beispielsweise ein Drittel mögliche Druckluftbremse, ein Drittel mögliche generatorische Bremse. Ich habe den ICE nie anders gefahren, weil dieses Sichausliefern an den Rechner ungünstige Folgen zeitigen konnte, wenn etwa die Indusi mit ihrer angehängten Geschwindigkeitsüberwachung im Spiel war…
Wir fuhren gerade durch Flörsheim – der ICE lief über Frankfurt-Höchst –, als Robert, momentan der Mann am Zugkraftsteller, zaghaft äußerte: „Sach‘ mal Kurt … du bist doch so ’n Piratenfahrer … sei‘ nicht bös‘, aber du hast doch schon allerhand fahr- und bremstechnische Dinger gedreht … würdest du jetzt übernehmen?“ Ich lachte: „Das große Muffensausen vor dem Prellbock im Frankfurter Hauptbahnhof?“ „Ja, Mist, ich seh‘ dauernd vor mir, ich würde diesen schweineteuren Zug auf den Bock knallen…!“ „Dann laß mich mal ran“, sagte ich und war insgeheim ein bißchen stolz darauf, daß die Kollegen so von mir dachten. Ich setzte mich, stellte während der AFB-Fahrt den Bremshey-Sitz passend für mich ein (immer noch 72 Kilo – angeb‘ …), brachte den Zugkraftsteller nach Null, dann den V-Soll-Steller nach Null, damit war die AFB „draußen“. Handgesteuert weiter: Zugkraftsteller sanft vorschieben, Strecke, Bildschirmanzeigen und Tacho im Auge behalten. Der ICE-2-Triebkopf lief härter als die E 120, dennoch komfortabel und erstaunlich geräuscharm. Absteuern, Zugkraftsteller nach Null, ausrollen lassen, in Kürze ging’s mit 80 km/h durch eine Abzweigung. Der ICE zeigte einen erstaunlich niedrigen Rollwiderstand: die Geschwindigkeit fiel deutlich langsamer als bei einem typischen Intercity-Zug. „Fahr‘ bitte mit nur 70 km/h durch die 80er Abzweigung!“, sagte Ausbilder Herbert. „Es entstehen sonst nämlich störende Schwingungen, eine kleine Macke des ICE.“ „Alles klar!“ Es war soweit: Taste im Führerbremsventil drücken, 0,3 bar rauslassen, einige Sekunden warten, runter auf 4,0 bar, Indusi-Wachsam, das Tempo fiel rasch unter die angehängte Geschwindigkeitsüberwachung 95 km/h, HLL-Druck rauf auf 4,8 bar, auslösen – und paßt: 70 km/h. Ich freute mich, wie exakt der ICE sich bremsen ließ, wie gut und leicht er in der Hand lag. Blitzartige Reaktionen – logisch: ep-Bremse. Und wegen eben dieser blitzartigen Reaktionen mußte man aufpassen und sanft mit der Bremse umgehen, anderenfalls kam es zu teils starken Horizontalbewegungen bis hin zu störenden Rucken. Doch, ich mochte den ICE…
Frankfurt-Höchst, Hp2 mit 60 km/h wie praktisch überall im Frankfurter Raum. Endlich vor mir das riesige Gleisfeld des Hauptbahnhofs … Hp2 mit 30 km/h: Einfahrgleis ist Stumpfgleis. Auf 30 runtergebremst – natürlich kombiniert. Die 30 km/h halten. Beim so ungemein leicht laufenden ICE bedeutete das: einfach nur rollen lassen. Anfang der Bahnhofshalle. Dies war bei praktisch allen Zügen der Punkt, an dem mit ganz kleiner Bremsstufe der Zug „an die Hand genommen“ wurde. Ergo: Taste im Führerbremsventil während des Einbremsens gedrückt halten, damit erhielt die Elektronik den Auftrag, die generatorische Bremse, die bei kleinen Geschwindigkeiten sehr indifferent war, zu umgehen und die Triebköpfe rein pneumatisch bremsen zu lassen. (Das nannte man auch Putz- oder Prellbockbremse.) Der Prellbock kam näher. „Mensch, Kurt – deine Nerven möchte ich haben…!“ Robert wirkte angespannt. „Ist total simpel. Wenn man daneben steht und zuschaut, sieht das vielleicht riskant aus, ist es aber nicht! Der Zug vermittelt ein super Bremsgefühl, du spürst praktisch jeden abrollenden Zentimeter. Paß auf – jetzt: HLL auf 4,5 absenken, merkst du, wie er zupackt? Na also, geht doch. Und nun HLL rauf auf 4,7 bar, 4,8 – und so lassen. Und steht … ziemlich dicht vor dem Bock.“ Ausbilder Herbert vollführte grinsend die Handbewegung des Schweiß-von-der-Stirn-wischens. Wir machten die Übergabe für den Ablöser am anderen Zugende (ein ziemliches Procedere, das wir strikt nach Herberts Angaben durchführten), begrüßten ihn übers Zugtelephon, dann kletterten wir vom Triebkopf runter, schlossen die Seitentür ab und gingen die zwei, drei Schritte zum Prellbock. Herbert fiel in seinen Aachener Dialekt: „Kiek disch dat aan, wa? Hat sisch der Kurt dat Ding auf ‘nen halben Meter vor der Bock jestellt, wa!“ „Danke, aber die Blumen sind überflüssig, weil der ICE sich bremst wie ein Auto.“
Wir verabschiedeten uns von Herbert, der Gastfahrt Heimat hatte. Wir drei jedoch mußten mit dem wartenden Anschluß-ICE nach Fulda.
Zitat von Oldie_Kurt im Beitrag #1088...ins Rollgleiten gelangten...
Hallo Kurt,
danke für deine Erinnerungen.
Grüße Micha
P.S.: Obiges Wort durften wir nach einer Aus/Weiterbildung (unter Androhung von Strafen, bspw. LA im Genick oder ähnliches) nicht gebrauchen. Entweder "rollt" oder "gleitet" die Eisenbahn!!! Die Ausbilder in München-Aubing meinten "Rollgleiten" gäbe es nur im Kniegelenk eines Menschen und in allen (ungebildeten) Eisenbahndirektionen außerhalb von München... Der Weißwurstäquator hatte also auch bei der Bahn seine Berechtigung gefürchtet zu sein. Aber die Ausbildung in München war klasse. Die Besuche im AW haben einen Achtung gelernt vor den Werten die uns anvertraut wurden.
so hatte eben jeder Bezirk seine Spezialitäten. Uns hat man "Rollgleiten" so definiert: Dieser Effekt liegt vor, wenn die Räder sich drehen (rollen), ihre Umfangsgeschwindigkeit jedoch kleiner ist als die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit. Ich habe das mal ganz plakativ zwischen Münster und Marl-Sinsen erlebt: E 120, Vr0, Nieselregen, also frühzeitig eingebremst - und schlagartig fiel der Tacho von 160 auf ziemlich konstant 70 km/h. Und blieb da stehen! Lösen, die Tachonadel stieg rasch auf ca. 150 km/h, nach erfolgtem Lösevorgang "Sanden alle Achsen" und runter mit dem Tempo.
Erste Eindrücke in Fulda Vom frühen Aufstehen noch etwas lädiert, fahre ich mit meinen beiden Kollegen im ICE von Frankfurt nach Fulda. Heinz, unermüdlich, filmt das Innere des Zuges, Blick aus dem Fenster und dann ich in der „Totalen“, wie ich gerade gähne und mir mit den flachen Händen übers Gesicht reibe. „Sack!“, kommentierte ich die Video-Untat. Heinz lachte nur und meinte: „Wenn eine Kamera da ist, heißt es, immer besonnen und vorsichtig sein!“ „Wo er recht hat, hat er recht“, schaltete sich Robert ein und grinste wie ein Heupferd. Mit weiteren Wortgeplänkeln verging die Fahrt recht schnell und es war kurz vor Mittag, als wir in Fulda den ICE verließen. Jedem von uns hatte man in Deutzerfeld neben den sonstigen Unterlagen auch einen Wegeplan ausgehändigt, sodaß wir rasch ans Ziel gelangten. Wir standen vor den heiligen Hallen, neben dem Haupteingang prangte ein Schild mit der Aufschrift „Simulationszentrum Fulda“ … ich sah zweimal hin, doch – da stand in großen Lettern „Simulationszentrum“! Deutsches Sprache schweres Sprache, richtig ist: Simulatorzentrum. So, wie’s da zu lesen war, bestand die Örtlichkeit nicht wirklich, war ein simuliertes Etwas; oder, weitere Möglichkeit: In diesem Hause wurde nicht real gearbeitet, sondern nur so getan als ob, wurde rumsimuliert über alles Mögliche und Unmögliche. Nachdem ich meinen Kollegen diesen Lapsus linguae erklärt hatte, beschlossen wir, zunächst in der Kantine real ein Häppchen zu essen – alles andere wäre doch Simulation…
Gegen 13:00 Uhr meldete ich uns an der tresorartig gesicherten Eingangstür per dortiger Gegensprechanlage: „Guten Tag! Drei Lokführer aus Köln-Deutzerfeld zur ICE-Ausbildung.“ „Sie kommen spät, Ihr Zug lief vor einer guten halben Stunde hier ein.“ „Sorry, aber auch ICE-Aspiranten sind nur Menschen und müssen mittags was essen.“ Der Summer ertönte, ich drückte die Tür auf und wir kamen in einen Vorraum, wo bereits andere Kollegen ihr Gepäck deponiert hatten; das unsere kam dazu. Im Hotel wollten wir dann am Nachmittag einchecken, die wußten dort Bescheid. Als wir den Unterrichtsraum betraten, sahen wir am frontseitigen Schreibtisch einen unfreundlich wirkenden „Lehrkörper“ mit einer Tageszeitung in der Hand. Er meckerte: „Wer hat denn eben diesen Spruch mit dem Mittagessen gebracht?“ „Ich.“ Er fuhr mich an: „Diese faulen Witze können Sie sich sparen, wir sind hier nicht in Köln, sondern in Fulda!“ „Hmm, habe ich bemerkt, alles recht provinziell. Nicht einmal die Bezeichnung dieser Anlage ist richtig geschrieben. Wenn Sie möchten, erkläre ich Ihnen das bei Gelegenheit. Noch was: Ich bin Lokomotiv-Betriebsinspektor und seit rund einem Vierteljahrhundert beanstandungsfrei im Dienst – glauben Sie, ich lasse mich von jedem x-beliebigen Pauker anranzen? Vorschlag: Friede oder Zoff, das liegt bei Ihnen.“ Er zog die Luft ein, derweil ich hinterherschoß: „Und Sie lesen während des Unterrichts Zeitung – höchst bemerkenswert, das wird unsere Traktionsleitung interessieren…“ Er, zögernd: „Na ja, ich habe mich vielleicht etwas im Ton vergriffen. Tut mir leid. Also, nehmen Sie Platz, an einem der freien Computer. Dort finden Sie alles Nötige.“ Wo hatte ich das (sinngemäß zitiert) gelesen: „Kaum waren wir der Strafkolonie eingereiht, drückte man uns Hacken und Schaufeln in die Hand und trieb uns zur Arbeit…“ Bei Henri Charrière, wenn ich mich nicht täusche. Wir waren gerade angekommen, leicht derangiert von der Reise, noch nicht mal kurz frischgemacht – und gleich „power“… Ich setzte mich vor einen der großen Röhrenbildschirme (1997 gab’s noch keine LCDs), startete den PC – zum Glück hatte ich zu Hause seit vier Jahren so ein Ding und konnte während meiner halbjährigen Bürozeit anno 1995 einiges dazulernen. Dann meine Frage: „Und wie geht das jetzt weiter? Ich habe hier einen Startbildschirm ‚ICE-Ausbildung‘…?“ „Klicken Sie mit der Maus auf ‚weiter‘, so lange, bis Sie die erste Lektion finden.“ „Lektion? Geben Sie nicht den Unterricht?“ „Nein, das läuft alles per PC. Ich bin nur dafür da, Fragen zur Vorgehensweise zu beantworten. Dazu wäre gleich zu sagen, daß Sie natürlich diesen Kopfhörer aufsetzen müssen, um die Erläuterungen zu den technischen Darstellungen zu verstehen.“ „Totaler Müll!“, lautete mein Kommentar. Tatsächlich bin ich einer, der Unterrichtsstoff von einem Lehrer erklärt bekommen muß, der Rückfragen stellen will, um schlußendlich mehrere Eindrücke zu erhalten: „multiprozessorales Lernen“ nennt man das. Genau dies kann ein Computer nicht leisten. „Das ist die beste Ausbildungsmethode!“, hielt der Lehrkörper dagegen. „Mag sein – für roboterhafte Befehlsempfänger, Punkt, Punkt, Punkt, immer schön pauken, bloß nicht mitdenken. By the way: Sind Sie sich darüber im klaren, daß Sie mit der Propagierung dieser Ausbildungsmethode sich selbst aufs Abstellgleis schieben, überflüssig machen, in Pension reden?“ „Nein, das sehen Sie völlig falsch!“, sprach’s und ging zurück zu seinem Tisch, nahm die Zeitung und las weiter. Ich setzte den Kopfhörer auf – autsch, was war denn das? Unbequem sitzendes, quäkendes Billigteil, das ich maximal 20 Minuten ertragen konnte. (Ein Hobby von mir ist die Tonstudiotechnik, da kenne ich mich aus und weiß auch, wie ein guter Kopfhörer beschaffen sein und sitzen muß.) Eine Stimme hinter mir, Berliner Akzent: „Jetz‘ ha’ck die Faxen dicke! Ick jeh‘ eene roochen!“ Ich nahm den Kopfhörer ab: „Kollege, da jeh‘ ick mit!“ Im Computerraum herrschte striktes Rauchverbot; also gingen wir beide vor die Tür, wo ein Aschenbecher an der Wand montiert war, und unterhielten uns über die Ausbildung. Der Berliner, gestern angereist und seit dem frühen Vormittag zugange, vermochte diesem „Bildschirmpauker“ auch nichts abzugewinnen, weshalb er öfters ein Rauchopfer darbrachte.
Es war einfach nur nervend: Mit der Maus von einer Seite zur nächsten, Dinge, die mich normalerweise brennend interessierten, wie etwa Drehgestellbauarten, Kraftübertragungssysteme, überhaupt das ganze Zusammenwirken – alles ging gewissermaßen unter: Vom Bildschirm und den Qietschekopfhörern dargestellt, konnte ich mir einfach nichts merken. Es dauerte bis zum Feierabend, da durchdrang ein guter Gedanke die Frustwolke: Ich kaufte mir eine dicke DIN-A4-Kladde und schrieb dort alles auf, was der PC mir „vortrug“. Damit hatte ich ab dem zweiten Tag wenigstens eine „Schreibbewegungserinnerung“, die mein Lernsystem akzeptierte.
Einchecken im Hotel „Hessischer Hof“, blitzsauberes Hotel Garni, ruhiges Zimmer nach hinten raus, chices Bad mit sternenhimmelartig montierten Halogen-Spots in der Decke, reichhaltiges, sehr gutes Frühstücksbüffet – jetzt habe ich mich als Genußmensch geoutet, na ja, was soll‘s… Der relativ junge Wirt liebte die Eisenbahner heiß und innig, denn die DB-AG quartierte nicht nur ICE-Azubis bei ihm ein, sondern auch Fahrpersonale, die in Fulda übernachten mußten. War wohl ein gutes Geschäft, das ihm jeder herzlich gönnte, denn er lieferte erstklassige Gegenleistung.
Der Spaß geht weiter Beim Frühstück nahmen wir uns den puselig-detaillierten Ausbildungplan vor, der mit preußischer Exaktheit jedwede Ausbildungsmodalität regelte; es sei nicht verschwiegen, daß gewisse Abkürzungen, „fuldaisch“ genau, zum Lachen reizten und welche ich nach Dienstbeginn beim Ausbildungsleiter nachfragte: Da stand z.B.: „S“, „MS“, „PF“, „FT“ … übersetzt: „Simulator“ (als Lokführer das Ding bedienen), „Mitschau“ (danebenstehen und zugucken), „Praxis am Fahrzeug“ (Bauteilekunde am realen ICE) und „Fahrtag“, was keiner Übersetzung bedarf. Meine treudoofe Frage, ob wir für den Ausbildungsteil „S“ wie „Sado“ ins Fuldaer Rotlichtmilieu gingen und ob „MS“ nicht falsch herum geschrieben sei, das stehe doch sicher für SM wie Sado-Maso und ob das soft oder… Weiter kam ich nicht, denn der Ausbildungsleiter verbat sich in scharfem Ton strikt derlei Witze. „Zum Lachen geht Ihr wohl in den Tiefkeller und zieht ‘ne Kapuze über, damit es niemand sieht, wie?“, fragte Robert mit ernster Miene. Heute sollten wir die Einweisung auf dem Simulator erhalten und anschließend jeder eine halbe Stunde „fahren“ – wobei auch „MS“ stattfand. Und zwischendrin, in jeder freien Ausbildungsminute sozusagen, immer wieder zurück an den PC, die schauerlichen Kopfhörer aufgesetzt und via Bildschirm den kompliziertesten Zug der DB (und vermutlich der Welt) lernen. Humoristische Komponenten besaß der Abschnitt „Notkupplung“: Eine leiernde Stimme mit stark russischem Akzent und indifferenter Syntax erklärte, „was sich müssen machen für Abschleppen Zug“…
Noch zweiter Tag: Irgendwann ertrug ich diesen Kopfhörer nicht mehr, knallte ihn auf den Tisch, drehte mich um und fragte den Berliner: „Jehste mit, eene roochen?“ „Aber klar doch, dette hier is‘ zum Varücktwer’n, wa!?“ Der Lehrkörper mischte sich ein: „Die Herren gehen wieder rauchen?“ „Richtig!“, bestätigte ich und schob nach: „Wissen Sie, bei der ehemaligen Geheimpolizei des Schah von Persien, der SAVAK, wären diese Kopfhörer als brauchbare Folterinstrumente, nämlich sogenannte Schädelpressen, zum Einsatz gelangt. Muß die Bahn-AG derart sparen und solchen Billigschrott kaufen?“ „Das sind teure Kopfhörer, die haben pro Stück 64 DM gekostet…“ Ich lachte: „Au weia, das erklärt alles! Wissen Sie, ein anständiger Kopfhörer kostet ungefähr das Zehnfache aufwärts – damit kann man arbeiten, stundenlang. Aber mit diesen Schraubzwingen hier geht’s halt nur jeweils einige Minuten.“ „Was, so teuer … haben Sie sowas?“ Grinsend antwortete ich: „Na ja, ich bin reich! Und fürs Hobby gibt man halt Geld aus.“ Ich machte, daß ich mit dem Berliner nach draußen kam, um endlich laut lachen zu können. Wieder zurück im geheiligten Saal, wies uns der Lehrer (bzw. Computerarbeitsplatzanweiser) auf unser Glück hin: Noch sei die zentrale Zeitüberwachung nicht aktiviert, doch in Kürze würden bei jedem, der sich in das ICE-Ausbildungsprogramm einlogge, die Beantwortungs- und Nutzungszeiten überwacht. Der „Spionageset“ (so meine Definition) stelle auch fest, ob jemand pausiere, indem die Zeiten gemessen würden, während denen keine Aufträge einliefen, wie etwa „weiter“, „zurück“, „Bild nach oben oder nach unten“ und so weiter. Ich weiß bis heute nicht, ob er uns damit nur schockieren wollte, oder ob das ernstgemeint war. Den Fuldaern (Fuldanern?) traute ich aber alles zu… Womit ich wohl richtig lag: Während der Unterrichtszeit, die übrigens in Früh- und Spätdienste unterteilt war, damit mehr Auszubildende durchgeschleust werden konnten und die gewiß teure Anlage – die zahlreichen Computer und besonders der Simulator selbst – wirtschaftlicher Nutzung unterlag, gönnte man uns nur schmollend eine Mittags- bzw. Abendessenpause. Doch wir waren ja keine grünen Jungs mehr, sondern bereits gesetzte „Herrschaften“, die sich durchaus kooperativ verhielten, jedoch Grenzen zogen: Bis hierhin und nicht weiter.
immer wieder schön, wenn ich lesen darf, daß meine Erlebnisse ankommen - deshalb danke für Deine freundlichen Zeilen!
Ja, Fulda war sehr speziell, doch es änderte sich während unseres Lehrgangs einiges. Bitte um etwas Geduld, die nächsten Folgen sind im Kopf fertig, müssen "nur noch" getippt werden. Und über die Technik des ICE will ich auch einige Worte sagen.
Also bei so einem "Ausbildungswauwau" wär ich wohl schreiend davon gelaufen. Dann lieber starkes learning By doing. Mal sehn wie das aussieht wenn wir unsere 6-achser kriegen.
Gruß Karl
Wir sind Eisenbahner, eine große Familie! Es ist egal, welche Farbe die Fahrzeuge haben solang wir auch alle zusammenhalten!
Zitat von ET 420 im Beitrag #1094Also bei so einem "Ausbildungswauwau" wär ich wohl schreiend davon gelaufen. Dann lieber starkes learning By doing. Mal sehn wie das aussieht wenn wir unsere 6-achser kriegen.
Gruß Karl
Was bekommt ihr denn für 6-Achser? Ausrangierte 151 / 155 ? Oder vielleicht die Litra, äquivalent zur 152 der DB? Nun bin ich aber neugierig, Karl. Die DB will sie los werden, und ihr bekommt welche, das ist verdächtig!!!
155er könnens auch nicht werden, da keine ÖBB-Zulassung. Bleiben also nur 151 übrig. Eigentlich schade, die 155er zieht noch besser, ist weit weniger schleuderempfindlich und hat deutlich bessere Laufeigenschaften wie die "Schaukelpferde". Aber dafür läßt Schenker Rail wieder 13 "Hochleistung-Container" im AW Dessau untersuchen. Die ersten 3 sind schon in Arbeit, die 155 141, 222 und 236.
Aja, also 4 151er. Das das schonmal irgendwo Erwähnung fand, habe ich nicht mitbekommen. Nicht das das die Karren sind, die man vor paar Tagen von Rostock nach Nürnberg verbracht hat. Dann viel Spaß. Die kommen aus dem Stillstandsmanagement. Und die 042 sieht ganz schön zerknautscht aus, hatte scheinbar eine Flankenfahrt. Na, da lasse ich mich mal überraschen...
Das 155er wieder Hauptuntersucht werden ist ja schonmal richtig klasse. Die Baureihe soll nun auch Hochleistungspuffer bekommen. Also hatte mein Gruppenleiter recht, sie gibt es über 2020 hinaus. Aber das ist ja doch noch lange kein Garant dafür, das sie nicht doch eher verschwinden, als was die Fristen ablaufen... Gingen ja schließlich letzte Woche wieder einige zum Bender nach Opladen
es sind die 018, 056, 060 und 074, die wohl auch aus dem Stillstandsmanagement in Rostock und Mukran kommen und jetzt, zumindest zwei davon, im Aw Dessau weilen.
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05.09.2014 13:27
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