Hallo Christian, und all die Anderen interessierten,
ja, die Westmodel-Fahrzeuge sind häufig etwas zwiespältig ! Gegründet wurde die Firma 1973 und von da an wurden interessante Modelle als Messing-Kleinserien-Modelle auf die Gleise geschickt, welche die Großserien-Hersteller nicht produzieren wollten/konnten (verschiedenste kalkulatorische und vermarktungsrelevante Gründe). Etliche Dampflokomotiv-Baureihen und ebenso viele Elektrolokomotiven, sowie ein paar wenige Triebwagen wurden in H0 umgesetzt. Dafür wurden sehr gut detaillierte und geätzte Gehäuse entworfen, die technischen Komponenten, wie Fahrwerk, Motoren, Getriebe und Räder lieferte meist Märklin und Fleischmann aus deren Ersatzteil-Lager zu - und das aus dem Standart der 60er - 70er Jahre. Die Fahrwerke waren damals eigentlich für die schön gemachten Gehäuse zu plump und meist auch nur wenig detailliert - fehlende Nieten, Durchbrüche oder Bremsklötze, und dann die alten Märklin-Pizza-Trennscheiben als Räder harmonierten nicht wirklich zu den ansonsten guten Gehäusen.
Später kam dann Herr Bachmann in die Firma und übernahm sie - seither heißt sie Westmodel Bachmann. Wann genau das war, kann ich nicht sagen....ich meine, Ende der 90er Jahre. Herr Bachmann plante dann neue Eigenkreationen als Fahrwerk für die vorhandenen Modelle und stattete die von nun an gebauten Modelle mit Faulhaber-Motoren mit Schwungmassen aus, neue, fein gestaltete Rahmen mit Detaillierung, feine brünierte Speichenräder mit niedrigem Spurkranz und feine Dachstromabnehmer für die Elektrolokomotiven. Aber bis zur Einstellung der Produktion (ca. 2015) gab es bei keiner Lokomotive irgendeine Inneneinrichtung, Führerstandseinrichtung, oder Hinterlegung von Maschinenraum-Fenstern - so daß man durch die Fenster immer bis auf die Gleise oder den Motor, Getriebe und Kabelstränge blickte. Hier blieb dann nur die nachträgliche Selbsthilfe.
So gibt es viele Westmodel-Lokomotiven in zwei unterschiedlichen Varianten (neben den etlichen unterschiedlichen Beschriftungs- und Epoche-Varianten) : einmal die Lokomotiven aus früher Produktion mit schönen Gehäusen und einfachen Fahrwerken, und dann die gleichen Modelle aus späterer Produktion mit schönem Gehäuse und nun aber mit eben solch schönen Fahrwerken und Dachgestaltungen (bei den Elektrolokomotiven) und guten Motoren. Das Ganze kann man gut nachvollziehen, wenn man über Jahre die Angebote von Verkäufen vergleicht.
Zitat von DET-1 im Beitrag #1472Der Vorbau war aus Glanzblech. Das Thema Glanzblech ist ja recht kompliziert, insbesondere dessen Herstellung. Irgendwo hab ich gelesen, daß es blau sei, ähnlich wie diese kleinen Nägel früher (sogar. Blauköpfe). Also sollte der Vorbau metallisch- blau werden. Das war mir dann aber zu blau, und ich habe es mit schwarz und edelstahl-Optik probiert. Ist sicherlich nicht perfekt, aber als Einstieg finde ich es nicht schlecht.
Die Bandbreite des Farbeindrucks von "Glanzblech" reicht von mittelgrau über das erwähnte blauschwarz der "Blaukuppen" bis zu tiefschwarz, teilweise sogar irisierend, also je nach Blickwinkel etwas unterschiedlich. Das kann man im Original noch finden (in eben dieser Bandbreite) bei manchen erhalten gebliebenen stationären Dampfmaschinen. Aber eines war es ganz sicher nicht: Aluminium-silbrig wie hier gezeigt! Der erste Versuch war da vielleicht ein bisschen zu helles Blau, aber auf jeden Fall passender. Edelstahl (die bekannten V2A und V4A) sind übrigens erst in den 1920er Jahren von den Metallurgen der Firma Krupp erfunden und patentiert worden. Insofern ist "Edelstahloptik" mit Sicherheit unpassend für ein Fahrzeug der Epoche 1.
Zitat von DET-1 im Beitrag #1472Der Vorbau war aus Glanzblech. Das Thema Glanzblech ist ja recht kompliziert, insbesondere dessen Herstellung. Irgendwo hab ich gelesen, daß es blau sei, ähnlich wie diese kleinen Nägel früher (sogar. Blauköpfe). Also sollte der Vorbau metallisch- blau werden. Das war mir dann aber zu blau, und ich habe es mit schwarz und edelstahl-Optik probiert. Ist sicherlich nicht perfekt, aber als Einstieg finde ich es nicht schlecht.
Die Bandbreite des Farbeindrucks von "Glanzblech" reicht von mittelgrau über das erwähnte blauschwarz der "Blaukuppen" bis zu tiefschwarz, teilweise sogar irisierend, also je nach Blickwinkel etwas unterschiedlich. Das kann man im Original noch finden (in eben dieser Bandbreite) bei manchen erhalten gebliebenen stationären Dampfmaschinen. Aber eines war es ganz sicher nicht: Aluminium-silbrig wie hier gezeigt! Der erste Versuch war da vielleicht ein bisschen zu helles Blau, aber auf jeden Fall passender. Edelstahl (die bekannten V2A und V4A) sind übrigens erst in den 1920er Jahren von den Metallurgen der Firma Krupp erfunden und patentiert worden. Insofern ist "Edelstahloptik" mit Sicherheit unpassend für ein Fahrzeug der Epoche 1.
Gruß Manfred
Du willst wirklich auf dieses Minenfeld "Glanzblech"?
In Deutschland muß man theoretisieren, es gibt schlicht keine überlebenden Lokomotive aus dem 19. Jahrhundert mit Glanzblechverkleidung. Anderswo sind Zeitzeugen erhalten geblieben und kann man das Thema Glanzblech sozusagen am "lebenden" Objekt studieren:
https://www.youtube.com/watch?v=gsY_E8dWSDU (Ich hoffe Ihr habt einen guten Adblocker, sonst ist der Werbeterror auf yt unerträglich) Sonst kann man hier fasziniert beobachten wie sich der Farbton von Glanzblech von fast schwarz über grau bis hin zu einen hellen blau je nach Lichtverhältnissen und Sonneneinstrahlung verändert. Und auch Beitrag #1472 erscheint dann nicht mehr so abwegig.
Guten Abend Euch allen, naja, mir war schon klar, daß das Thema "Glanzblech" bisweilen sehr stark diskutiert wird. Ich wollte mit meinem Versuch keineswegs Anspruch auf Richtigkeit erheben. Beim DET-1 blieb mir aber halt nix anderes übrig, als dieses Minenfeld zu betreten. Ich bin hier, um v.a. zu lernen und mich an Euren Modellen zu begeistern. Insofern bin ich für jeden Beitrag bzw. Kommentar dankbar. Wenn man sich die genannten Fotos, Videos und bekannten Umsetzungen im Modell so anschaut, scheint je nach Lichteinfall, Machart des Blechs und individuellem Empfinden fast alles möglich zu sein - außer allem zwischen gelb und rot. Es scheint halt nur glänzen zu müssen. Ich werde bei Gelegenheit noch bissl experimentieren und berichten, sollte Berichtenswertes dabei rausgekommen sein. Am Ende werden wir wohl mal einen (gemeinsamen) Wandertag nach Luzern machen und beim dortigen DET unter die Motorhaube kriechen müssen, in der Hoffnung, daß diese auf der Innenseite nicht lackiert wurde... :-)
Nun ja - ins "Minenfeld" will ich ganz gewiss nicht! Ich möchte nur, dass man nicht gerade auf offensichtliche "Tretminen" latscht. Eine Nachschau an einem erhaltenen Original wäre sicher hilfreich. Denn wenn ich mir die VorbauI-Abdeckung so anschaue, kommen mir erhebliche Zweifel, ob da überhaupt Glanzblech zum Einsatz kam. Glanzblech eignet sich nämlich nicht zum Abkanten, Tiefziehen, in Form treiben oder so. Immer nur glatte Flächen mit moderaten Biegeradien wie eben Kessel- oder Zylinderverkleidungen. Deshalb sind z. B. niemals Domverkleidungen aus Glanzblech denkbar. Wenn man da etwas besonders "Schickes" wollte, hat man die aus Messing oder Kupfer "gedengelt". Im konkreten Fall würde man wahrscheinlich den Aufwand gescheut haben, in das "gute" Glanzblech große Ausschnitte für die Wartungsklappen zu schneiden und die Klappen (die aus Stabilitätsgründen entweder aus dickerem (Guss)-Material bestanden haben müssen oder durch Sicken oder Randfalze verstärkt gewesen sein müssen) noch mal extra mit einer dünnen Glanzblechverkleidung zu umschließen. Definitiv waren aber Trittstufen und Griffstangen in Epoche 1 bestimmt nicht metallisch blank oder oberflächenveredelt. Den Luxus verchromter Griffstangen gab es wohl erst mit der "Führerzug-Lok". Also diese Teile wenigstens farblich abzusetzen (vorzugsweise im praktischen Alltags-Schwarz) würde auf jeden Fall realistischer wirken.
Hallo Manfred, die Trittstufen und Handgriffe farblich abzusetzen ist ein guter Hinweis. Ich hatte das bisher vernachlässigt, um dabei nicht zu "klecksen". Das werde ich aber zukünftig berücksichtigen. Daß der Vorbau aus Glanzblech war, habe ich einem Artikel zum DET in "moderne eisenbahn", Ausgabe 11/1971, entnommen. Ebenso wird das im Buch "Verbrennungstriebwagen der Deutschenen Reichsbahn", Band 1 von Dietz & Winkler beschrieben.
erst einmal der Link zur vollständigen Seite: https://www.derbysulzers.com/prussia.html U.a. auch eine Farbaufnahme aus Luzern. Hier ist von Sulzer selber daran herum gebastelt und verbessert worden.
Wer das im Beitrag #1438 verlinkte Video gesehen hat, dem dürfte klar geworden sein; der Farbwechsel und die verschiedenen Farbtöne von Glanzblech lassen sich nicht "einfangen". Wie bei einem Foto kann die Lackierung eines Modells immer nur eine Momentaufnahme darstellen. Das hängt auch vom persönlichen Geschmack des Modellbesitzers ab. Man kann im Prinzip nichts richtig, aber auch nichts falsch machen. Ein Minenfeld eben. Deswegen mache ich auch niemanden einen Vorwurf "den" exakten Farbton nicht getroffen zu haben.
Danke an Ralf für den Verweis! Das Bild bringt trotz bescheidener Qualität "Licht" in die Sache: Erkennbar ist ein metallisch glänzender, walzenförmiger Aufsatz auf dem quaderförmigen Vorbau. Dafür würde sich tatsächlich Glanzblech geeignet haben. Der Vorbau selbst mit seinen Jalousien und Wartungsklappen degegen erscheint matt hell, was eher auf einen Farbanstrich hindeutet. Das war durchaus üblich bei Glanzblech-Anwendungen: Kümpelteile wie die Ecken des Stehkessels oder eben Domverkleidungen wurden in einem zum Glanzblech passenden hellen Grau- oder Graublauton lackiert. Einige Bilder von würtembergischen Maschinen legen jedenfalls diese Deutung nahe. Ob Westmodell mit seinem eckigen Aufsatz einfach nur die (Seitenriss-)Zeichnung vom Vorbild falsch interpretiert hat, oder ob der Aufsatz später durch einen einfacher zu erstellenden eckigen ersetzt wurde ist dabei nicht klar.
Zitat von Modell-Bauer im Beitrag #1490Danke an Ralf für den Verweis! Das Bild bringt trotz bescheidener Qualität "Licht" in die Sache: Erkennbar ist ein metallisch glänzender, walzenförmiger Aufsatz auf dem quaderförmigen Vorbau. Dafür würde sich tatsächlich Glanzblech geeignet haben. Der Vorbau selbst mit seinen Jalousien und Wartungsklappen degegen erscheint matt hell, was eher auf einen Farbanstrich hindeutet. Das war durchaus üblich bei Glanzblech-Anwendungen: Kümpelteile wie die Ecken des Stehkessels oder eben Domverkleidungen wurden in einem zum Glanzblech passenden hellen Grau- oder Graublauton lackiert. Einige Bilder von würtembergischen Maschinen legen jedenfalls diese Deutung nahe.
Gruß Manfred
Das ist eine Überlegung wert. Wenn ich mir im Preußen-Report, Teil 9 auf S. 56/57 das Fahrzeug so anschaue (ich halte dieses Exemplar nämlich für einen Sachsen!) könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, daß der Buckel auf dem Vorbau anders glänzt als der Rest. Mhmm...
ich habe nun mal auch in den Preußen-Report geschaut...... Und ja, auch ich würde bei den unterschiedlichsten Lichteinstrahlungen und den unterschiedlichsten Stellungswinkeln der ganzen Verkleidungsbleche des gesamten Wagens, sagen, daß ich auf dem Schwarz-Weiß-Foto eigentlich 3 unterschiedliche Farben/Anstriche ausmachen würde ! Der Wagenkasten ist eindeutig sehr einheitlich mit Farbe gestrichen, der Motor-Vorbau ist aber komplett, auch an den geöffneten vorderen Klappen, irgendwie durch den Lichteinfall sehr checkig ! Und es ist das gleiche kräftige Sonnenlicht, welches auch am Wagenkasten am Führerstand den gleichmäßigen Glanz bringt. Rührt dies Checkigkeit vom blanken Glanzblech her ? Der Motor-Vorbau ist jedenfalls optisch definitiv dunkler, als der Wagenkasten. Die Trapezförmige Abdeckung des runden Kühlwasser-Behälters auf dem Motor-Vorbau wiederum ist nun wieder wesentlich heller, und auch meiner Ansicht nach mit Farbe gestrichen, was ich an den vorderen Rundungen ausmache. Und die runde senkrechte Verkleidung der Auspuffanlage scheint den gleichen Farbton/Anstrich wie die Trapezabdeckung zu haben.
Zur zeitlichen Einordnung des Bildes gibt es leider keine Hinweise, was uns bei der Beurteilung der jeweiligen Zeitspanne und dem Farbanstrich hilfreich wäre. Der Triebwagen scheint nicht funkelnagelneu zu sein - in den Winkeln und Ecken sieht man Schmutzablagerungen, aber ein äußerst gepflegter Zustand. Wieso wurde das Foto aufgenommen ? Sehr viele Honoratioren und Eisenbahn-Bedienstete. Vorne 3 Maschinen-Ingenieure vor dem geöffneten Motorraum ? Wohl in einem Kopfbahnhof aufgenommen - im Hintergrund steile Berge, kurz hinter dem Triebwagen quer stehende Häuser, rechter Hand vermutlich das Bahnhofs-Gebäude. Fast alle Herren mit Bowler, ein Mann mit Kreissäge auf dem Kopf - 20er Jahre !? Und das Foto ist eindeutig als Foto eines der beiden sächsischen Triebwagen tituliert !
Vielleicht machst Du an Deinem Modell einen Hauch von schwarzer Lasur über den silbernen Motor-Vorbau - und nimmst das Foto aus dem Preußen-Report als Vorbild ! Obere Teile dürfen dabei ruhig heller silbern bleiben......
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03.07.2025 17:03
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