jeden morgen begeneten sich auf dem Flur zwei Kollgegen, die nicht wirklich miteinander konnten. Der eine war in Ordnung, der andere ein kleinkarierter Beamter.
Der Kleinkarierte brachte immer den gleichen Spruch zur Begrüßung: "Na, Herr Kollege, wie geht's so ?" Tagein, tagaus, Monat für Monat.
Das hat dem anderen dann so gestunken, das er eines Tages wie folgt geantwortet hat:
"Melde, ordentlich gefrühstückt, Stuhl normal geformt und gefärbt pünktlich abgesetzt!"
ZitatGepostet von Oldie_Kurt Doch die oben angedeutete umwälzende Erfindung harrt noch der Realisierung: Der Einzylinder-Reihenmotor mit Dreitaktverfahren. Aus Energieersparnisgründen (man bedenke: daran dachten wir bereits 1968!) entfällt der energiefressende (zweite) Takt, das Ausstoßen der Verbrennungsgase.
Der zweite Takt war bei uns in der Schule zwar die Verdichtung, aber Einzylinder-Reihenmotor hat was...
Thomas
Hallo Thomas,
hast recht, zählen müßte man können ... grrrr, mmbgll
hier zunächst wie versprochen die Skizze zu unserer Elektrodampflok. Als Besonderheit hatten wir Außenspurkränze vorgesehen, um gleichmäßigen Verschleiß der Schienenköpfe zu ermöglichen. Wie uns der Gleisbauhof Nippes wissen ließ, hätte die Konstruktionsvariante allerdings zu gewissen Problemen beim Befahren von Weichen geführt...
Und hier nochmal das Innenleben der revolutionären Wasser-Diesel-Ellok, diesmal photographiert bei hellerer Umgebung.
da ich mal wieder eine nachtaktive Phase habe, kann ich die ja auch produktiv nutzen, indem wir uns heute mit einigen Begriffen aus der realen Bahnwelt befassen. Daß die zum Teil leicht verunglückt daherkommen, mag mit der zur Zeit ihrer Entstehung vielleicht etwas definitionszwängigeren Denkweise zusammenhängen; aber bitte, das ist pure Theorie. Nachfolgend führe ich mehrere bemerkenswerte Begriffe auf – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und so, wie sie mir gerade in den Sinn kommen:
Schöpfrohr – Bauteil im Voith-Regelventilator (hydraulisch angetriebener Kühlerlüfter, z.B. bei V 290), das die stufenlose Drehzahlsteuerung ermöglicht, indem eine gewisse Menge Antriebsöl geregelt „abgeschöpft“ wird.
Wasserumgehungsregler – sorgt(e) bei der Hagenuk-Dampfheizung auf V 212, 215, 216 usw. für die Dosierung des Kesselspeisewassers entsprechend dem aktuellen Verbrauch. (Dem zeitgeistigen Sprachgefühl voraus, nannten wir das Ding während der Diesellokausbildung [1972 in Kassel] spaßeshalber „water bypass regulator“.)
Drehzahlgeber – „geben“ tat er entgegen seiner Bezeichnung nicht wirklich was. Es handelte sich schlicht und ergreifend um einen kleinen Generator, dessen drehzahlabhängige Spannung dem zugehörigen Meßgerät (hier: Drehzahlmesser) zugeführt wurde. Siehe auch „Tachogeber“.
Schlußlichtschalter – nichts besonderes, allerdings: Es heißt doch immer, Deutsch sei so kompliziert … nun, Italienisch ist „schlimmer“, denn das simple Teil, das jedes Wagenende bereicherte, hieß in der südländischen Sprache „interruttore del fanale di coda treno“. (Ich weiß das, weil in Schnellzugwagen alles dreisprachig beschildert war.)
Radreifendurchmesseranpassungsdose – ein in massivem Gehäuse gelagertes Potentiometer, mit dessen Hilfe die Spannung des Tacho- und Indusigebers an den verschleißbedingt sich ändernden Radreifendurchmesser angepaßt werden konnte, damit die zugehörigen Instrumente richtig anzeigten bzw. die Indusi exakte Werte erhielt.
Schläger – nein, das war kein Fall für die Bahnpolizei! Das Wort bezeichnete die höchst unangenehme Folge eines Defektes am Schnellbremsbeschleuniger. Wenn die Membrane des Schnellbremsbeschleunigers fehlerhaft war, konnte das Gerät nicht richtig arbeiten und bei jeder Bremseinleitung, schon bei geringen Drucksenkungen um 0,3 bar, erzeugte es eine Schnellbremsung im Zug. Ein IC mit 11 bis 12 Wagen kam dadurch unweigerlich mit heftigem Halteruck zum Stehen. (Das Phänomen grassierte in den Jahren 1979 und 1980, danach war Ruhe, offenbar kam ein anderes Membranmaterial zum Einsatz.) Die „Schlägerwirkung“, in Bayern „Reißer“ genannt, war äußerst tückisch, weil sie nicht immer eintrat, jede Bremsung also Überraschungen bereithielt. Besonders apart war ein Schläger bei der Einfahrt in Kopfbahnhöfe…!
Stellungszwang – wegen dieses und des nachfolgenden Begriffes galt die E 103 als unterschwellig sexy. Das Wort bezeichnet eine Anordnung von sog. Fertigschaltern, die dafür sorgten, daß die gewählte Fahrstufe sicher einrastete und das Schaltwerk nicht etwa „auf halber Stufe“ stehenblieb.
Stoßerregung – gesteuerter Spannungsimpuls zur Aktivierung der elektrischen Bremse der E 103.
16-Stellungs-Gerät – wer hier denkt, das sei… Nein, es handelt sich um das elektropneumatische Regelungsgerät zur fahrstufenabhängigen Drehzahlsteuerung der Diesellok V 215 (soweit ich mich erinnere, gab’s das auch bei der V 100, das aber weiß ich wegen der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr so genau).
Die drei letzten Begriffe sind schwer zu toppen, also belasse ich es mal dabei…
wie bereits in einer früher erzählten Geschichte erwähnt, war ich rund zehn Jahre als nebenamtlicher Lokführer-Ausbilder tätig. In dieser Zeit teilte man mir immer wieder junge Kollegen des Nachwuchses für die „gelenkte Beschäftigung“ zu: Vier Wochen fuhren sie die Züge, die ich im Dienstplan hatte, es ging auch disponibel auf die Strecke. Ich saß auf der linken Seite und mußte aufpassen, daß die Jungs keinen Mist bauten, technische und betriebliche Fragen mit ihnen durchgehen und vor allem die Fahr- und Bremstechnik optimieren, damit sie bei der anschließenden Lokführerlaufbahn diesbezüglich „glänzen“ konnten. Ich habe das stets mit viel Freude an der Sache und intensiv gemacht. Natürlicherweise lernte man dabei die unterschiedlichsten Charaktere kennen, die fahr- und bremstechnisch vom Ängstlich-Zaghaften (den mußte man ermuntern und aufbauen) bis zum Draufgänger reichten, den man erstmal „einfangen“ mußte. Es war jedesmal ebenso interessant wie herausfordernd, am Schluß einen gestandenen Lokführer abzuliefern, der in der Praxis für die Praxis gelernt hatte.
Rangierfahrt nach Bibeltext Hinsichtlich ungewöhnlicher Charaktere hatte ich mal einen jungen Kollegen in der „Gelenkten“, der sehr lernbegierig war, Spaß verstand, locker an die Sache heranging und echte Begabung zeigte (wie z.B. zielgenaue Bremsungen mit langen, klotzgebremsten Schnellzügen, die sehr heikel zu fahren waren). Irgendwann, während einer Kantinenpause, erzählte er einige private Dinge über sich, auch, daß er sehr gläubig sei und möglichst täglich in die Kirche gehe. Gut, das ist jedermanns ureigene Angelegenheit und es stand und steht mir nicht zu, irgendwelche Beurteilungen dazu abzugeben. Ich nahm das damals zur Kenntnis und wir sprachen nicht weiter über dieses Thema. Bei aller Gläubigkeit war Kollege T. aber kein missionarischer Eiferer, sondern humorvoll und locker im Umgang – und deshalb konnte ich mit ihm folgenden Witz machen:
Wenn man mit einem Zug im Rangier- und Abstellbahnhof Köln-Deutzerfeld ankam, hängte ein Kuppler die Lok ab und auf entsprechende Sh1-Signale wurde bis zum Rangierstellwerk vorgezogen, Kopf machen (Richtungswechsel, auf anderen Führerstand gehen) und auf weitere Sh1-Signale gelangte man über Gleis 24 zur BW-Einfahrt. An der Meldesäule erfolgte die Lokmeldung und die Lokleitung nannte den Abstellplatz für die Lok. Von Gleis 24 ging’s über die „Östliche Drehscheibe“, dann zwischen Werkstatt- und Verwaltungsgebäude auf dem Lokverkehrsgleis durch den BW-Bereich zur „Westlichen Drehscheibe“, die man passieren mußte, wenn die Abstellung in den „400er Gleisen“ stattfand. Ziemlich genau vor der Lokleitung gab’s diese handbediente Kreuzungsweiche, die der Zufahrt Richtung Schiebebühne und der Verzweigung zum Gerätelager und einem weiteren Abstellgleis diente und die grundsätzlich falsch lag. Das hieß: Rechte Seite runter von der Lok, den schweren Weichenhebel gepackt und – hau-ruck-zuck die Weiche umgestellt.
An jenem in Rede stehenden Tage kamen wir von einer Zugleistung aus Koblenz, meldeten uns an der Meldesäule bei der Lokleitung und erhielten den Auftrag, die Lok „im Westen“ abzustellen (die Gleisnummer habe ich vergessen). Also lief das Procedere ab, so wie hundertemale vorher und nachher. Und natürlich lag die Kreuzungsweiche falsch, wie üblich eben. Kollege T. hielt die Lok (eine 110er) vor der Weiche an und fragte mich mit leicht vorwurfsvollem Unterton: „Wer von uns legt denn jetzt die Weiche um?“ Spontan fiel mir die Antwort ein, die ich diabolisch grinsend äußerte: „Das steht doch in der Bibel, im Neuen Testament, solltest du wissen!“ Kollege T. schaute mich verständnislos an, war ein einziges Fragezeichen. Ich fuhr fort: „Im Neuen Testament steht auf Seite 433, wo das Blatt fehlt: ‚In jener Zeit aber sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein jeder bediene die Weiche auf seiner Führerraumseite!‘ Also…“ „Ich geh‘ ja schon“, schmollte er, stieg von der Lok, legte die Weiche (auf seiner Führerraumseite) um, kam wieder rauf und grinste: „Das war gut! Mal sehen, ob mir eine Retourkutsche einfällt.“
Wir stellten die Lok „im Westen“ ab und als Ausgleich fürs Weichenumlegen drehte ich die Handbremse fest – Arbeitsteilung…
ZitatGepostet von DR105067 [quote]Gepostet von Oldie_Kurt „Wer von uns legt denn jetzt die Weiche um?“
Au weia, habt ihr sie dann wenigstens Beerdigt?
Hey 105067,
dazu habe ich im August schon was gepostet:
Zwei Fahrdienstleiter sitzen nach Feierabend zusammen. Der eine erzählt: "... das war echt blöd - ich wollte sie grade umlegen, doch er war schon übers Herzstück und dann hat er sie aufgeschnitten!" Ein anwesender Kripobeamter hätte große Ohren bekommen...
Beste Grüße: Kurt
PS.: Soziolekt ist halt zuweilen problembehaftet...
(Meinte auch Tante Edit, als ich ihr sagte, ich müsse das noch anfügen.)
es sind ja leider wenige hier, die etwas aus ihrem eigenen Berufsleben schreiben.
Andererseits muss man ja auch vorsichtig sein, man will niemanden verletzen, und es ist eben nicht alles für eine Veröffentlichung geeignet.
Vor wenigen Jahren fragte Jemand in einem anderen Forum nach ebensolchen Geschichten aus dem Berufsleben. Er wollte sie sammeln und -Zustimmung vorausgesetzt- irgendwann veröffentlichen, vielleicht sogar als Büchlein.
Nun, ich habe in einer stillen Stunde einige Geschichten aufgeschrieben, ich wollte das sowieso schon länger tun, und ihm per Mail zugesandt.
Ich bekam dann die höflich Antwort, dass die Geschichten zwar gut gefallen hätte, aber es sollten doch selbst erlebte Geschichten sein, nichts Ausgedachtes.
Daraufhin habe ich dann ebenso höflich geantwortet, dass keine dieser Geschichten ausgedacht war. Was kann ich dafür, dass die Geschichten, die das Leben schreibt, mitunter etwas defiger sind, als sich dieser angehende Autor vorstellen konnte ?
Leider habe ich nie wieder von ihm gehört, vielleicht hat er sein Projekt längst aufgegeben.
Themenwechsel:
Ein Thema war ja lange Jahr der Alkohol. Nun, ich war keinem Tropfen abgeneigt, aber natürlich hauen oft grade die über die Stränge, die dem Alkohol gegenüber normalerweise sehr reserviert gegenüber stehen.
Alkohol war "eigentlich" verboten, wurde aber bei Feiern (Jubiläum, Beförderung) reichlich konsumiert, das war geduldet.
Nach einer solchen Feier kam am nächsten Tag die schriftliche Erinnerung, das Alkoholgenuß verboten ist, usw. Abzuzeichnen per Handzeichen.
Das war ungewöhnlich, also den Betriebsfunk angeworfen (also mal umgehört), was los war.
Dazu muss man wissen, dass unsere Vorzimmerdame vor vielen Jahren mal Balletteuse war, und von daher hatte sie einen recht wiegenden Gang behalten. Was im Zusammenspiel mit einem recht hübschen, kräftigen Hinterteil nicht ohne war.
Es kam, wie es kommen musste. Ein Kollege ging während der Feier zur Toilette, und genannte Dame kam ihm entgegen. Na, da hat er ihr nicht nur nachgeschaut, sondern im Brausebrand ordentlich eins auf den Hintern gegeben.
Später ist er noch in sein Büro, hat erstmal in den Papierkorb gekotzt und dann auf dem Schreibtisch geschlafen .
Also, kein Wunder, dass danach Schluss war mit dem freizügigen Umgang mit Alkohol. Die Dame hatte sich beschwert, und fortan gab es höchstens Sekt mit Orangensaft.
in der Tat ist es schwierig, selbsterlebte Geschichten so darzustellen, daß die handelnden Personen nicht oder allenfalls von Insidern erkannt werden. Ich bediene mich einiger simpler Tricks, wie z.B. nur den ersten Buchstaben des Namens verwenden, wobei das mal der des Vor- oder der des Nachnamens sein kann. Ist das immer noch heikel (bei betrieblich weithin bekannten Personen) nenne ich den Handelnden einfach X. Das tut der Geschichte keinen Abbruch, schützt jedoch beschriebene Person und Autor vor wie auch immer gearteten Nachfragen - eben weil die Realität abstrahiert wurde. Dazu gehören auch örtliche/temporäre/kontextliche Verschiebungen der Handlungsstränge (das aber ist recht schwierig und erfordert eine gewisse Erfahrung). Bliebe eine Person dennoch auffällig, würde ich über sie keine Story veröffentlichen. Denn man muß stets berücksichtigen: Das Internet ist eine internationale Angelegenheit: Alles, was hier im Forum geschrieben steht, kann weltweit gelesen werden! Daher Vorsicht beim Formulieren!
Und eine allgemeine Regel sei nicht verschwiegen (für all die, die sich "nicht trauen", was zu schreiben): Schreiben ist 3% Begabung und 97% Handwerk - also los, üben...
Deine Erfahrung mit dem Herrn, der Geschichten sammeln und veröffentlichen wollte, ist typisch für die Printszene. Ich schreibe seit 1978 und weiß ziemlich genau, was da abgeht, welche Vitamin-B- und sonstige Verknüpfungen bestehen, respektive erforderlich sind. Ohne klangvollen akademischen Titel hast du keine Chance, es sei denn, hinter dem Manuskript steht z.B. ein langjährig Inhaftierter oder ähnliches (Manuskripte aus der Zelle stoßen automatisch auf Interesse). Schon Ephraim Kishon hat eine bitterböse Satire zu diesem Thema geschrieben, die darin gipfelte, daß der veröffentlichungsgeile Jungautor sich am Schluß aufhängen sollte, um den nötigen Bekanntheitsgrad zu erlangen...
Sollte mich mal jemand auf meine Storys hier ansprechen, ob ich nicht...? Nein! Keinesfalls! Soll er selber schreiben...
ich habe mich im Schreiben versucht und kam sehr schnell zu der Erkenntnis, dass ich nicht die nötige Geduld habe, um mehr als drei Seiten zu Papier zu bringen. Ein Buch oder ähnliches Traktat wird den geneigten Lesern also erspart bleiben, und davon geht die Welt bestimmt nicht unter.
Die Beschränkung auf Kurzgeschichten (und um solche handelt es sich meiner bescheidenen Meinung nach ja auch hier) ist schon gut. Ich bin euch Mitschreibern für eure Beiträge dankbar. Sie sind schön und unterhaltsam. Herz, was willst du mehr ?
Aus diesem Grunde muss ich mich auch als Fan dieser so geschmähten Castingshow mit Dieter Bohlen bekennen. Er macht mit seiner Mannschaft und den Kandidaten genau das, was ich erwarte - er unterhält mich. Wenn ich einschalte, weiss ich, was auf mich zukommt. Also schau ich mir das an -zum Entsetzten meiner Göttergattin- oder laß es.
Liebe Grüße und viel Spass mit der nächsten Geschichte von mir,
grade zur Weihnachtszeit wird zu recht immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, die von Licht und offenem Feuer ausgeht, besonders bei Adventsgestecken.
Dabei hätte ich während meiner Ausbildungszeit beinahe selbst eine Wohnung abgefackelt.
Ich war damals in einer Außenstelle der Sozialbehörde. Die war in einem normal Wohnblock untergebracht und zwar in zwei normalen Wohnungen, die man zusammengelegt hatte (Wanddurchbruch).
Es waren nicht die schlechtesten Räume, mit Versammlungsraum incl. Küche, großem Rundtisch, zwei Badezimmern und mehreren Räumen für die Sozialarbeiter.
Nun war nachmittags Weihnachtsfeier angesagt. Ich wollte es auch etwas heimelig machen und hatte eine Kerze von zuhause mitgebracht. Leider ohne Kerzenständer. Aber die Kerze passte genau in das Loch vom Tesafilm-Abroller. Also Kerze rein, angezündet und fertig.
Unmittelbar darauf wurde ich dann zur Feier gerufen. So riohtig mit Putenschenkel, Rotwein, Salat und anderen guten Sachen.
Das zog sich natürlich hin.
Nun hatten wir, wie erwähnt, ja zwei Toiletten, eine direkt neben der Küche, und eine weiter weg.
Nach Stunden ging ein Sozialarbeiter auf diese weiter weg gelegene Toilette, da die näher gelegene besetzt war.
Er kam zurück und sagt ganz ruhig zu mir "ihr Schreibtisch brennt".
Ich natürlich hoch, und tatsächlich: Die Kerze war runtergebrannt, hatte den Tesaroller geschmolzen und in Brand gesetzt, und sich dann langsam in den Schreibtisch gefressen. Die Schreibtischplatte war aus Kunststoff und brannte zum Glück schlecht.
Wir konnten den Brand dann mit Hausmitteln löschen, übrig blieben viel Gestank und ein mehrere Zentimeter tiefes Loch im Schreibtisch.
Zum Glück war ich als Azubi versichert, aber das hätte auch in die Hose gehen können.
Damals hätte ich gerne das Gesicht meines Ausbildungsleiters sehen mögen, als ich ihn anrief und von dem Malheur in Kenntnis setze . Er blieb aber wider Erwarten ganz ruhig.
Also, liebe Mitmenschen, immer aufpassen. Es kommt manchmal noch viel dümmer, als man denken kann.
eigentlich wollte ich ja keine weiteren „rustikalen“ Geschichten aus meinen frühen Jahren im BW Köln-Nippes veröffentlichen, doch weil einige Forenten darum baten, werde ich denn doch noch zwei oder drei Storys niederschreiben. Beginnen wir mit der verrücktesten überhaupt – ich bin sicher, daß fast jeder sagen wird, sowas sei völlig unglaublich, derart massive Blödheit könne ein einzelner Mann unmöglich besitzen. Doch beschworen und gesiegelt: Die folgende Geschichte geschah im Frühjahr 1968 und jedes Wort beruht auf Wahrheit!
Neues von Beate Uhse? Da war der Kollege Y., im Grunde ein netter, hilfsbereiter Mensch, er konnte zupacken und wußte gleichermaßen effektiv und zielgerichtet zu arbeiten, was beim Tausch von Großteilen – wie etwa dem Getriebe der V 60 – den übrigen Maschinenschlossern die mitunter schweren Tätigkeiten erleichterte. Was die Arbeit anbetraf, konnte man sich auf Y. unbedingt verlassen und es wäre mit ihm alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen, hätte er nicht eine nervende, äußerst lästige Angewohnheit gehabt: Er kannte nur ein Thema, nämlich „Thema 1“; und gleichgültig, worüber gerade gesprochen wurde, Y. mischte sich ein und beglückte uns mit seinen einschlägigen Erzählungen, ob sie paßten oder nicht. Nun ist ab und zu gegen ein deftiges „Männergespräch“ nichts einzuwenden, doch Y. redete ausschließlich über „das“ – und dies wurde mit der Zeit immer „ätzender“. Wenn man ihm Glauben schenkte, warteten endlose Heere von Frauen sehnsüchtig auf ihn, und hätte er sie kennenlernen dürfen, wären ihm Dankesbriefe von Brigitte Bardot, Claudia Cardinale und Gina Lollobrigida gewiß gewesen… Beinahe jeden Satz begann er mit der idiomatischen Floskel „Ey Mann“, was ebenfalls Irritationen erzeugte.
Wie es praktisch mit Y. zuging, möge dieses kurze Beispiel verdeutlichen: Ich war damit beschäftigt, an einer V 260 den Sifa-Räderkasten zu wechseln, eine diffizile Arbeit, weil etliche elektrische Leitungen ab- und im neuen Gerät wieder angeklemt werden mußten – und ehrgeizigerweise machte ich das auswendig ohne Aufschreibung der Leitungsnummern (gelernt ist gelernt...). Ich hockte also vor dem Sifa-Räderkasten und klemmte die Leitungen ab, als Y. dazukam: „Ey Mann, gestern Abend hab‘ ich Dämmerstunde gemacht und, ey Mann, diese scharfe Brünette…“ Tags zuvor war’s eine Blonde, morgen würde es wohl eine Schwarzhaarige sein. Es folgten detaillierte Beschreibungen körperlicher Vorzüge der Dame und wie er es mit ihr … nun ja, keine Details, das hier ist ein seriöses Forum! Es war schlicht unmöglich, ihm zu entkommen, sogar meine Flucht zum Cola-Automaten blieb erfolglos, weil Y. hinter mir hertrottete und weitererzählte: „… und, ey Mann, dann hab‘ ich…“ Das war echt zum K…, aber wie den Typen einbremsen?
Eine knappe Woche später ergab sich jene Lösung, mit der niemand rechnen konnte: Kollege H., der bisweilen eine seiner Modellbahnloks mitbrachte, um sie während arbeitsfreier Zeiten einer Wartung sowie optischer Modifikationen zu unterziehen, stellte eine Nagellackflasche mit Schraubverschluß und daran inwendig montiertem Pinselchen auf die Werkbank: „So, endlich konnte ich meiner Frau dieses Fläschchen stibitzen. Da ist jetzt farbloser Nitrolack drin, damit werde ich das Gestänge meiner 44er auf fabrikneu trimmen.“ (Ihr seht, „altern“ war nicht angesagt, sondern das Gegenteil.) „Tolle Idee“, stimmte ich zu, betrachtete die kleine Flasche und das inwendige Pinselchen: „Das ist gut, damit kommst du in jedes Eckchen!“ „Klar, dann werde ich mal loslegen“, meinte H. und wollte die Modell-Dampflok aus seinem Spind holen. In diesem Augenblick kam Y. dazu: „Ey Mann, wat is’n dat da?“, sprach’s und nahm das Fläschchen mit dem farblosen Nitrolack zur Hand. Wer es ihm einflüsterte, wage ich nicht zu entscheiden, jedenfalls sagte H. mit total ernster Miene: „Das da? Ja, Kollege, das ist das Neueste von Beate Uhse, nennt sich ‚Lackkondom‘, ist also flüssiger Pariser…“ „Booooh, ey Mann…“ Ich bestätigte: „Ja, das Zeug ist super, der pure Wahnsinn!“, und hielt mich mit äußerster Mühe ernst. Ebenfalls scheinbar völlig ernst übernahm H.: „Du mußt dieses Lackkondom nur mit dem Pinselchen flächendeckend auftragen … auf dein … na ja, ist wohl klar, oder?“ „Ey Mann, dat muß ich ausprobieren! Leih‘ mir dat mal aus!“ H. verweigerte: „Bist du bekloppt? Weißt du, was das Mittel kostet!?“ „Oooooch, ey Mann … nur für einmal…!“ Kollege H. ließ den Y. eine Weile bitten und betteln, dann reichte er ihm das Fläschchen mit den Worten: „Aber wirklich nur einmal! Das Zeug ist wahnsinnig teuer!“ Und Y. versprach, sich an die Beschränkung zu halten…
Nun kommt’s: Am nächsten Morgen lief ein blaßgesichtiger Y. durch die Werkstatt. Auf meine Frage, ob er das Lackkondom ausprobiert habe, kam die Antwort: „Jau, boooooh, ey Mann, das brennt…!!!“
Unglaublich, soviel Dummheit am Stück… Dennoch roch Y. irgendwann den Braten und er verschonte uns vor weiteren Schilderungen seiner amourösen Abenteuer. Wenigstens das…
Die Geschichte glaube ich dir sofort, solch gestrickte Leute gibts. Und wers nicht glaubt, der soll ruhig weiterträumen und diese Geschichten aufschreiben, dafür gibts bestimmt auch Abnehmer
damit das hier nicht „total versumpft“, möchte ich, bevor die restlichen Nippes-Abenteuer der Niederschrift harren, eine seriösere Geschichte erzählen, die sich anno 1969 im renommierten Bahnbetriebswerk Köln-Deutzerfeld zutrug.
Es war mir nach etlichen Versetzungsanträgen gelungen, die „Ölbude“ Köln-Nippes zu verlassen und dem Mitarbeiterstamm Deutzerfelds angegliedert zu werden – ein Ellok-BW von bestem Ruf, was sich täglich bemerkbar machte: Fast schon familiäres Miteinander; wenn’s irgendwo klemmte, brauchte man nur zu sagen „Hilf‘ mal“ und es wurde geholfen, wohingegen in Nippes eine solche Bitte allenfalls mit der Bemerkung „Kann’ste nich‘? Pech jehabt!“ kommentiert worden wäre. Sowohl die Werkstattzeit als auch meine anschließenden 26 Jahre Lokfahrdienst in Deutzerfeld erzeugen weit überwiegend positive Erinnerungen. Sicher – Probleme und Ärger gab’s auch hier, aber die Bewältigung auftretender Negativa erfolgte in aller Regel geräuscharm und reibungslos. Offen gestanden: Als im Rahmen der unseligen Privatisierung die Geschäftsbereiche Cargo, Regio sowie Reise &Touristik gegründet wurden und ich wegen meiner Strecken- und Fahrzeugkunde (darunter ICE) zur „Reisefirma“ kam, mußte ich Deutzerfeld, das zur Regio-Dienststelle vergattert war, verlassen und auf der anderen Rheinseite in Köln-Betriebsbahnhof arbeiten – ja, ich hatte einen Kloß im Hals, als man mir das eröffnete und warum soll ich mich genieren, das zuzugeben? Meine (was ich damals freilich nicht wissen konnte) zwei letzten Dienstjahre… Das Betriebsklima im Betriebsbahnhof war bestens, richtig gute Kollegen – dennoch trauerte ich „meinem“ Deutzerfeld nach … eine Ära war zu Ende gegangen … es macht keinen Spaß, als Zeitzeuge persönlich betroffen zu sein, ausbaden zu müssen, was kenntnisbegrenzte Politiker und geldgeile Wirtschaftsmagnaten angerichtet hatten. Ich schweife ab…
Die Viersystem-Ellok und ihre Probleme Zurück nach 1969, zurück in die Ellok-Werkstatt Deutzerfeld. Ab jenem Jahre bereicherten vier neue Lokomotiven unseren Fahrzeugbestand: Die Industrie hatte auf Betreiben der Bahnverwaltung eine fast schon revolutionäre Technik auf die Schiene gestellt, nämlich vier Prototypen einer künftigen Viersystem-Ellok, die mit sämtlichen in Europa verwendeten Stromarten fahren und mit den bautechnisch divergierenden Fahrleitungssystemen klarkommen sollte. Die Lok hieß E 184, sah äußerlich ungefähr aus wie eine aufgehübschte 110er oder eine Vorfahrin der 111er, wirkte also „ganz normal“, bis auf die vier Einholmstromabnehmer, die das Dach dicht bevölkerten. Die Loks besaßen die brandneue thyristorbasierte Phasenanschnittsteuerung, die hier auf kompaktem Raum mit hoher Leistung werkeln mußte (und der Thyristor hatte erst vor kurzem das Licht der Welt erblickt...). Des weiteren wurde per Phasenanschnittsteuerung auch der aus der Fahrleitung bezogene Strom entsprechend umgewandelt, d.h., Gleichstrom wurde in Wechselstrom transformiert und dann weitergereicht an die Niederspannungsfahrstromversorgung. Der elektrische/elektronische Teil zweier Loks stammte von AEG – hier wurde komplett elektronisch gearbeitet, so, wie eben gesagt. Die beiden BBC-Lokomotiven zeigten sich elektronisch weniger draufgängerisch, bei ihnen nämlich wurde im Gleichstrom ganz konventionell mit Vorwiderständen gefahren. Daß die BBCs zuverlässiger waren, bedarf keiner Erklärung; zumal der Thyristor, das primäre Bauteil der Leistungselektronik, wie oben erwähnt noch sehr jung und im Hochlastbereich recht unerprobt war. Dazu gesellte sich die höchst schwierige Steuerung/Regelung der Thyristor-Leistungselektronik, die damals in Ermangelung vielbeiniger „Alleskönnerchips“ fast komplett diskret aufgebaut und damit raumgreifend und im Störfall schwer durchschaubar war. Und der schaltungsminimierende Gate-Turn-Off-Thyristor lag noch in weiter Ferne, was umfängliche Elektronik für Zünden und Löschen bedingte. So kam eins zum anderen. Ich frage mich heute, warum keine Siemens-Lok dabei war – hatte der erfahrene Ellokbauer Bedenken gehabt? Wie dem auch sei: Wir waren werkstattseitig mit den Viersystemloks befaßt; die Wartungsarbeiten in den sauberen und übersichtlich gestalteten, jedoch „rappelvollen“ Maschinenräumen erwiesen sich als angenehm, die paar mechanischen Kontakte (es gab ein „Shuntierungs-Schaltwerk“, dessen Sinn und Zweck ich nicht mehr parat habe) ließen sich rasch prüfen und reinigen; die Führerräume, groß und übersichtlich, waren tabu, dort durfte nichts aufgeschraubt und befingert werden. Ursache war u.a. die chic aussehende, gegenseitig auslösende Leuchttastenreihe mit den Bezeichnungen der befahrbaren europäischen Bahnen: DB/ÖBB, SBB, FS, SNCB, SNCF, SNCF~, NS – DB und ÖBB sind strom- und fahrleitungstechnisch identisch (15 kV, 16,7 Hz); SBB fährt 15 kV, 16,7 Hz mit schmalem Stromabnehmer-Schleifstück, FS Gleichstrom 3 kV, SNCB Gleichstrom 3 kV, SNCF Gleichstrom 1,5 kV, SNCF~ Wechselstrom 25 kV, 50 Hz, NS Gleichstrom 1,5 kV. Drückte man z.B. die Taste NS, hob sich ein Gleichstrom-Stromabnehmer mit vier Schleifleisten, die Elektronik prüfte die Fahrdrahtspannung und wenn die in Ordnung war, schaltete der Hauptschalter ein. Soweit ging das bei unseren 15 kV natürlich nur mit DB/ÖBB. Das Anwählen SBB war verboten, weil sich die schmale Schleifleiste irgendwo hätte verfangen können.
Gut gedacht, jedoch für den damaligen Stand der Technik erheblich zu viel gewollt. Und so scheiterte die E 184 in der Praxis, erwies sich als extrem störanfällige Mimose. In Italien lief sie im 3-kV-Gleichstromnetz putzmunter, in Belgien dagegen (ebenfalls Gleichstrom 3 kV) gab’s einen Elektronik-Crash nach dem anderen. Wie man später feststellte, war der belgische Fahrstrom häufig mit Sägezahnschwingungen überlagert, die von den E-Bremsen belgischer Loks stammten – und das mochte das deutsche Pflänzchen Rühr-mich-nicht-an nun gar nicht. Das Ende vom Lied war, daß man die beiden AEG-Prototypen nur noch im Nahverkehr zwischen Köln und Aachen einsetzte … da hatte eine Hilfslok nicht weit zu fahren…
Doch selbst der leichte und kilometrisch überschaubare Einsatz forderte die E 184 grenzwertig und weil sie unter „Gewährleistung“ lief, war ständig ein Fachmann von AEG im Betriebswerk, um die fast täglich auftretenden Macken zu reparieren: mit Oszilloskop, Multimeter und Lötkolben fristete der Mann sein entbehrungsreiches Leben, was er als „oller Berlina“ auch lauthals kundtat. „Kiek dir det an“, forderte er mich auf, „wat sach’ste dazu? De Heezung vor die Elektronik, damit se jut warm wird – allet meschugge!“ In der Tat: Die großen Infrarot-Strahlungsheizkörper an den Führerraumrückwänden ließen sich ausschwenken, hinter ihnen fand man Unmengen Steckplätze und Montageracks für Teile der Steuerung. Gut geheizt.
Langer Vorrede kurzer Sinn: Beinahe jeden Tag stand eine der beiden 184er in unserer Werkstatt, der AEG-Obermonteur durchforstete ihre Innereien. Eines Tages, nach rund sieben Stunden intensiven Werkelns (des Monteurs) hebt sich der DB-Stromabnehmer, mit einem satten „Ploff“ schaltet der Hauptschalter ein. Achtungspfiff – und durch das einladend offene Tor schleicht langsam, mit weniger als Schrittgeschwindigkeit, die 184. Am Fahrschalter der stolzgeschwellte AEG-Mann, im BW-Bereich fahrberechtigt. Zehn Meter, zwanzig Meter, fünfundzwanzig Meter und – „Kaschumpf!“: Hauptschalterauslösung, Lok defekt, Stromabnehmer nieder. Ich sehe, wie der Monteur die Handbremse anzieht, die Lok abrüstet. Endlich erschien er an einer der Führerraum-Außentüren: „Nimm’ste ma?“, bat er und reichte mir seinen Werkzeugkoffer, den ich entgegennahm und abstellte, gleichermaßen eine Kiste mit elektronischen Ersatzteilen. Frustriert und schwitzend stand der AEG-Obermonteur neben seinem Sorgenkind, schneuzte sich geräuschvoll in sein großes, buntes Taschentuch und zog anschließend folgendes wissenschaftliches Resümee: „Ick weeß nich‘, ab wieville Transistoren ‘ne Elektronik anfängt zu denken – aber det Biest da is‘ mir übel jesonnen!“
Einige Jahre nach diesem Vorfall beendete die DB das kostspielige Unternehmen; eine richtig gute Zweisystemlok gab es erst sehr viel später.
freut mich, daß Dir meine neueste Story gefallen hat!
Wenn ich überlege, was es in all den Jahren gegeben hat, was ausprobiert und wieder verworfen wurde und dann sehe, was heute alles technisch machbar ist ... meine selbstironische Bezeichnung "Bahn-Fossil" besitzt schon gewisse Hintergründe.
In den 60er bis in die frühen 70er Jahre bastelte die DB an einer "Verbesserung" des Nahverkehrs in wirtschaftlichem Sinne: Man wollte Zugführer und Schaffner einsparen, der Lokführer hätte die Zugabfertigungen übernehmen sollen. Dafür rief man das Projekt AiZ ins Leben: Automation im Zuge. Mittels eines Kipptasters an der Seitenwand (des Führerraums) hätte man die Türen des Zuges elektropneumatisch schließen können (sollen). Aus irgendwelchen mir unbekannten Gründen (Belegungsdichte des klassischen Steuerkabels?) wurde AiZ sang- und klanglos fallengelassen. Wir witzelten, die Abkürzung bedeute "Abort im Zuge" und diverse Vorgesetzte fanden das gar nicht lustig.
Die "One-Man-Show" wurde schließlich auf der S-Bahn realisiert, die Zugabfertigung dem Lokführer aufs Auge gedrückt. Nun ja, die zeitmultiplexe Wendezugsteuerung bot praktisch "unendliche" Ansprechmöglichkeiten für technische Einrichtungen...
erstmal ein großes Danke an Kurt, Ingo und die anderen für die tollen Geschichten, ich schaue hier sehr oft rein und möchte an dieser Stelle ein Kompliment loswerden!
Eine Frage hätte ich an die (ehemaligen) Aktiven: Gibt / Gab es Baureihen, die ihr besonders gern gefahren seid? Und wenn ja, weshalb? Vieles kann man schon zwischen den Zeilen lesen aber ich bin mir sicher, das interessiert nicht nur mich!
dies hat nun mit Spaß gar nichts zu tun; ich schreibe es trotzdem mal:
Ca. 1964 wohnte unsere Familie in Lübeck-Eichholz ganz in der Nähe der Bahnlinie nach Lübeck-Schlutup. Zu dieser Zeit herrschte Hochkonjunktur, und für unsere dörflichen Verhälntnisse war schon reger Eisenbahnverkehr zu verzeichnen, es fuhren aber nur Güterzüge.
Als Kinder mussten wir auf dem Weg zur Schule oder zum Bäcker/Kaufmann die Schienen überqueren, dafür gab es einen sogenannten Irrgarten, damit man nicht einfach auf die Schienen läuft.
Nun weiß jeder Erwachsene, dass Routine sehr gefährlich werden kann, aber wissen das auch Kinder ?
Eines Tages wollten meine ältere Schwester (13) und ich (6) zum Bäcker. Wir also Hand in Hand losgezottelt, durch den Irrgarten und stehen geblieben. Der Irrgarten lag am Ende einer längeren Kurve, die war schlecht einsehbar, also waren wir vorsichtig. Nach rechts in Richtung Kurve geschaut - nichts kam. Dann sind wir losgegangen. Gott sei Dank hat unser Schutzengel besser aufgepasst als wir. Aus irgendeinem Grund habe ich, als wir so schön langsam über die Schienen latschten, nach links geschaut - und da kam sie schon, groß, schwarz und ganz nah, die Lok. Ich habe wortlos meine Schwester nach vorn gerissen, und da war der lange Zug auch schon heran. Es ist uns nichts passiert, der Lokführer hat wild geschimpft und mit den Fäusten gedroht und mehrmals die Dampfpfeife betätigt, wir hätten uns beinahe in die Hosen gemacht.
Was hat das nun mit Routine zu tun ? Nun, ca. 200 Meter die Straße weiter runter, von uns aus links gelegen, war ein Bahnübergang. Wir Kinder hatten uns angewöhnt, auf das Geläute zu hören. Nach dem Motto "wenn ein Zug von links kommt, gehen erst die Schranken runter. Das hören wir ja am Läuten, und dann bleiben wir stehen". Dadurch nahmen wir das nach-links-Sehen weniger ernst. Zudem gingen wir davon aus, dass wir jeden Zug aus dieser Richtung hören würden.
Dazu kam aber, dass der Wind an diesem Tage dem Zug entgegen wehte. Wir haben also zwei Fehler gemacht, die zusammen fast eine tödliche Mischung ergeben hätten: nicht hingeschaut und sich auf etwas verlassen, von dem wir dachten, dass das immer so klappt (nämlich einen herannahmenden Zug hören).
Gott sei Dank ist uns nichts passiert, aber ich träume heute noch ab und zu von diesem Bahnübergang.
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Lokführererlebnisse
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25.11.2013 19:17
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