kleine Planungsänderung: Bevor ich die umfänglichere Story mit der E 141 vor dem „dicken“ Schnellzug schreibe, hier eine kurze Geschichte mit Schmunzelfaktor:
Schwergang? Der schon mehrfach erwähnte Kollege E., mit dem gemeinsam ich etliche Spaßaktionen auf der Dienststelle durchgezogen habe, war direkter und bedenkenloser als ich. So hat er mal den Lehrlokführer H., der ein netter Mensch, aber leider recht begriffsstutzig war, total brutal auf die Rolle gelegt: Ich sollte Fahrgast von Köln-Deutz nach Dortmund fahren, um drei Loks abzuholen, die wegen Flachstellen dort abgestellt waren, um bei Gelegenheit auf die damals neue Deutzerfelder Unterflurdrehbank gebracht zu werden. Wegen der günstigen Zeitlage fuhr ich mal nicht mit dem Auto zur Arbeit, sondern per Zug, meldete mich am Kölner Hauptbahnhof telephonisch bei der Lokleitung und mein Auftrag erhielt nochmals Bestätigung. Blick auf den Fahrplan. Aha, in ein paar Minuten fährt der Eilzug xxxx über Wuppertal und Hagen nach Dortmund HBf – der paßt, den nehme ich. Als der Zug einlief, sah ich auf der Lok meinen Kollegen E.; natürlich eilte ich nach vorne, um mit ihm auf der Lok zu fahren. Sicher gab es wieder interessante Gespräche und vielleicht konnten wir ja auch einen neuen Streich aushecken. Abfahrt, über die Hohenzollernbrücke nach Köln-Deutz, dem ersten Halt. „Du, guck‘ mal, da vorne steht der Lehrführer H., der Eierkopp!“, grinste E. (Wir waren mittlerweile gestandene Hauptlokführer, wer wollte uns noch was können?) Es klopfte an der Seitentür, E. öffnete und Lehrführer H. sagte: „Guten Tag, Herr E.! Ich fahre mit Ihnen bis Hagen.“ „Bitte, kommen Sie rein!“ Meine Anwesenheit erklärte ich mit der Gastfahrt und daß es allemal gut sei, jede Strecke so oft wie möglich zu sehen, was von H. bestätigt wurde. Abfahrt Köln-Deutz, nächster Halt Köln-Mülheim. Die Lokführer unter Euch erinnern sich an den Rohrstutzen rechts unten im Führerraum der E 110, wo früher das Löseventil der einlösigen Bremse saß. Das Ventil wurde entfernt und der blindgeflanschte Rohrstutzen diente zuweilen als Fußstütze, um mal eine andere Sitzposition zu erhalten. Auf halbem Weg nach Köln-Mülheim fragte der Lehrführer: „Und – soweit alles in Ordnung mit der Lok?“ Die Linkskurve vor dem Bahnhof begann, E. stellte den rechten Fuß auf den Rohrstutzen, beugte sich vor, faßte mit beiden Händen den Griff des Führerbremsventils und ächzte: „Ja, eigentlich schon, nur das Führerbremsventil geht tierisch schwer, es läßt sich kaum bewegen!“ „Lassen Sie mal sehen“, meinte Lehrführer H. eifrig-amtlich, packte den Griff und riß daran mit Schmackes – der selbstverständlich normal leichtgängige Bediengriff geriet schlagartig in die Schnellbremsstellung, rasch und ruckartig kam der Zug mit seinen sechs scheibengebremsten Silberlingen zum Stillstand, in Sichtweite des Bahnsteigs, von wo die erstaunten Reisenden den ungefähr 100 Meter entfernt stehenden Zug anstarrten. Ich bekam angesichts der Situation vor Lachen kaum noch Luft, wie Kollege E., der atemlos hervorstieß, er falle gleich vom Stuhl. Ärgerlich, nein: wütend brüllte der Lehrführer: „Immer Sie mit Ihren blöden Witzen!“ „Spaß muß sein“, begütigte ich und beruhigte mich langsam. E. hatte unterdessen das Führerbremsventil wieder in Fahrtstellung gelegt, der Zug löste aus und er zog an den Bahnsteig vor. Dem Zugführer, der wissen wollte, was los gewesen sei, erzählte er irgendwas von einem neuartigen Versuchsbremsventil. Lehrführer H., der nicht am Ort seiner Schande aussteigen wollte, fuhr noch mit bis Opladen, wo er uns stinksauer verließ, nicht ohne „mit einem Nachspiel“ zu drohen. Es kam nie etwas.
Beste Grüße: Kurt
PS.: Ab heute bin ich für eine Woche in Urlaub; danach hören wir wieder voneinander.
bin aus dem Kurzurlaub zurück. Wenn sich der "Autobahn-jet-lag" gelegt hat, stürze ich mich wieder auf die Schreibarbeiten! Als nächstes werde ich eine recht abenteuerliche Tour schildern, die im Rahmen einer Bereitschaft auf mich zukam...
Autobahn-Jet-lag? Du sollst mit der Bahn verreisen, dann erlebst Du was (und das leider im wahrsten Sinne der Worte). ;-) Schön dass Du wieder da bist.
Gruß Karl
Wir sind Eisenbahner, eine große Familie! Es ist egal, welche Farbe die Fahrzeuge haben solang wir auch alle zusammenhalten!
Autobahn-Jet-lag? Du sollst mit der Bahn verreisen, dann erlebst Du was (und das leider im wahrsten Sinne der Worte). ;-) Schön dass Du wieder da bist.
Gruß Karl
Dem muß ich leider beipflichten. Ich bin letzte Woche Montag mit der Bahn zur Beerdigung nach Rostock gefahren. Da mein IC eh schon gut Verspätung hatte, habe ich seinen Fahrplan auf mein Tablet aufgerufen und verfolgt. Es ging bei mir noch um einen Anschlußzug nach Tessin, den ich erreichen wollte. Nicht nur, das der 101 - Kutscher, sorry, das ich mich so ausdrücke, ein totaler Grobmotoriker war (Zugkraftsteller von Leistung direkt in Nullstellung, und die Lokführer wissen, was der gesamte Zug dann macht!), nein, Zwangsbremsung in der Einfahrt Schwerin Goerris! Da sie bis Stillstand ging, gehe ich von einer PZB-Zwangsbremsung aus. Die Fuhre stand noch garnicht richtig und hatte ausgeschaukelt, nein, auslösen und weiter! Was bitte ist mit dem Fahrdienst bei einer PZB-Zwangsbremsung??? Das ist aber noch nicht mal das schlimmste! Am Bahndamm stand ein Merkpfahl! Äquivalent zur Merktafel im DS 301 Bereich, und wir kamen in der Einschaltstrecke zum stehen. Es kam auch tatsächlich ein Bahnübergang, der aber nicht zusätzlich gesichert wurde... Für einen Eisenbahner als Reisender ein echter Albtraum!!!
Warum sollte der Bahnübergang, wenn er offensichtlich funktioniert, zusätzlich gesichert werden? PZB Zwangsbremsungen kann sich ein Tf schnell einfangen, vielleicht war der Tf noch nicht so Sattelfest auf der BR?
Zitat von Westhafen im Beitrag #710Warum sollte der Bahnübergang, wenn er offensichtlich funktioniert, zusätzlich gesichert werden? PZB Zwangsbremsungen kann sich ein Tf schnell einfangen, vielleicht war der Tf noch nicht so Sattelfest auf der BR?
Hallo!
Ganz einfach und schnell zu beantworten. Kommst Du innerhalb einer Einschaltstrecke eines Bahnübergangs, Beginn markiert durch eben diese Merktafel / Merkpfahl (DV301), unter 20 km/h bzw zum stehen, ist es vorgeschrieben, den Bahnübergang zusätzlich durch die HET / Automatik HET oder eben, wenn HET nicht vorhanden, durch -> Halt vor dem Bahnübergang, Zp1 geben, mit Schrittgeschwindigkeit unter Beobachtung des Straßenverkehrs in den Bü einfahren und ab Fahrbahnmitte zügig räumen <- zu sichern! Das ganze hängt mit der Grundstellerzeit des BÜ zusammen. Das heißt, nach Ablauf dieser Zeit können die Schranken des BÜ öffnen, der Straßenverkehr fährt los, und dann kommt da noch ein Zug. Was meinst, was dann passiert?! Ich möchte dann weder Autofahrer noch Lokführer sein. Und glaube mir, ich liebe diesen Beruf sehr um mich zu solchen Dummheiten hinreissen zulassen!
Zitat von Westhafen im Beitrag #710Warum sollte der Bahnübergang, wenn er offensichtlich funktioniert, zusätzlich gesichert werden?
Weil es so vorgeschrieben ist, wenn man innerhalb einer Einschaltstrecke unter 20 km/h kommt.
Viele Grüße
Dan
Entschuldige 119erFan, das ich das etwas genauer auseinander genommen habe. Ich denke, dann kann sich auch ein Nichteisenbahner besser vorstellen, was passiert wenn... warum es eben so vorgeschrieben ist.
also ich muß sagen, daß mich das Engagement, mit dem hier die jüngeren Kollegen auftreten, sehr freut! Nach der Privatisierung folgte eine lokführerseitig böse Zeit: Die Jungs bekamen nur das Nötigste mitgeteilt und im übrigen "Hebel zum Fahren, Hebel zum Bremsen, guck' auf den Bildschirm, was sagt der?, ansonsten: nichts anfassen." Wirklich schön und beruhigend, an Euren ins Detail gehenden Ausführungen zu sehen, wie sich alles zum Besseren gewendet hat. Das meint auch die genaue Darstellung der relaistechnischen Zusammenhänge Stromabnehmer/Hauptschalter, die einer von Euch kürzlich an dieser Stelle gegeben hat. Kompliment! Wie in den bahntechnisch goldenen 70ern ... Ihr hättet beim Piratenhäuptling sein können, wir wären bestimmt ein prima Team gewesen...
Guten Morgen ... und mal eine Frage in die Lokführer-Runde:
Ist es tatsächlich (immer noch)so, daß für die Inbetriebsetzung/Bereitstellung einer Lok(im Beispiel eine 218) nur 9min Arbeitszeit von der Bundesbahn veranschlagt werden?!
Ich habe das gerade im "Diesellok-Buch" von Stefan Alkofer gelesen und kann das kaum glauben ...
Zitat von w-piko im Beitrag #716Guten Morgen ... und mal eine Frage in die Lokführer-Runde:
Ist es tatsächlich (immer noch)so, daß für die Inbetriebsetzung/Bereitstellung einer Lok(im Beispiel eine 218) nur 9min Arbeitszeit von der Bundesbahn veranschlagt werden?!
Ich habe das gerade im "Diesellok-Buch" von Stefan Alkofer gelesen und kann das kaum glauben ...
grüße w-piko
Moin moin!
Bei den Neubauelloks der Baureihen 145, 146, 152 und 185 hast Du als bremstechnischen Vorbereitungsdienst, so nennt sich das ganze, tatsächlich nur 6 Minuten. Wie es bei den Dieselloks ist, kann ich Dir leider nicht sagen. Allerdings gibt es bei bestimmten Lokbaureihen auch unterschiedliche Vorbereitungsarbeiten zu erledigen. Damit ist es durchaus möglich, das sich die Zeiten für die V-Dienste stark unterscheiden können. Beispiel dafür ist die Neubauellok BR E186 mit ETCS. Bei dieser Lok hast Du einen Zeitfaktor von immerhin 20 Minuten für den V-Dienst. Bei der Kiste brauchst allerdings oft länger. Durfte es schon mal erleben, da das ETCS als Störfaktor fungierte, kamen wir mit dem V-Dienst auf sage und schreiben 45 Minuten.
Gruß Micha
Nachtrag: ich habe gerade mal in die einschlägigen Unterlagen geschaut. Die BR 218 ist bei dem V-Dienst in Einfachtraktion auch heute noch mit 9 Minuten veranschlagt. Dies kann aber je nach Arbeiten, z.Bsp. Doppeltraktion kuppeln, auf 36 Minuten hoch gehen.
also ich muß sagen, daß mich das Engagement, mit dem hier die jüngeren Kollegen auftreten, sehr freut! Nach der Privatisierung folgte eine lokführerseitig böse Zeit: Die Jungs bekamen nur das Nötigste mitgeteilt und im übrigen "Hebel zum Fahren, Hebel zum Bremsen, guck' auf den Bildschirm, was sagt der?, ansonsten: nichts anfassen." Wirklich schön und beruhigend, an Euren ins Detail gehenden Ausführungen zu sehen, wie sich alles zum Besseren gewendet hat. Das meint auch die genaue Darstellung der relaistechnischen Zusammenhänge Stromabnehmer/Hauptschalter, die einer von Euch kürzlich an dieser Stelle gegeben hat. Kompliment! Wie in den bahntechnisch goldenen 70ern ... Ihr hättet beim Piratenhäuptling sein können, wir wären bestimmt ein prima Team gewesen...
Beste Grüße: Kurt
Hallo Kurt,
Ich glaube weniger, das die Bahn da ihren Anteil daran hat. Vielmehr, denke ich, wie Du schon erwähnst, das Engagement der Tf. Ich bin mit meinem praktischem Ausbilder mehrfach kollidiert, da genau das, was Du beschrieben hast,... Hebel für Fahren, Hebel für Bremsen, usw... ansatzweise vorhanden war. Das reicht mir einfach nicht. Ich will es eben genau wissen! Und wie ich hier schon mal erwähnte, hatte ich einen sehr guten Betriebsdienstlehrer, den ich aber auch schon ins schwitzen gebracht hatte!!! Anders ausgedrückt, entweder ich lerne einen Beruf, weil er mich wirklich interessiert, dann gehe ich auch entsprechend an die Sache ran, oder aber ich lerne einen Beruf des Geldes wegen, habe aber kein reales Interesse daran. Dementsprechend sind dann auch meine Handlungsweisen... Ich finde es aber toll, das Du Dich so positiv über die jungen Tf, was nunmal auch die unbeliebten Quereinsteiger ausmacht, äusserst.
20 Minuten für die 186er? Wow... also das is echt lang. Ich bin mit der 186 vertraut und kann sagen, es geht auch in 8 Minuten. Einschalten - warten bis die Lok komplett hochgefahren ist, der Tacho und das Standby Symbol im DMI müssen erscheinen, erst dann Führerstand aktivieren - das erspart einem die meisten Störungen. Erst wenn die Tachonadel und das Standby Symbol sichtbar sind ist ETCS gestartet und kann in den Prüflauf versetzt werden. Das ist ein Fehler der bei der 186 sehr gern gemacht wird. Das nervigste beim Führerraumwechsel der 186 ist immer, dass man ohne Zugdaten im ETCS Bereich bzw. umschalten in den "Shunting" Modus keinen mm fahren kann - ansonsten ist sie eine echt feine Lok, bärenstark und sehr komfortabel zu fahren. Auch die Klimaregelung finde ich deutlich angenehmer als bei den anderen Baureihen. Wenns denn mal stört bei der Lok... kanns zwar dauern, aber ein Total-Reset mit ziehen der Batteriesicherung hat in 99% der Fälle immer geholfen. Ich mag sie... meine 186 :)
Gruß Karl
Wir sind Eisenbahner, eine große Familie! Es ist egal, welche Farbe die Fahrzeuge haben solang wir auch alle zusammenhalten!
20 Minuten für die 186er? Wow... also das is echt lang. Ich bin mit der 186 vertraut und kann sagen, es geht auch in 8 Minuten. Einschalten - warten bis die Lok komplett hochgefahren ist, der Tacho und das Standby Symbol im DMI müssen erscheinen, erst dann Führerstand aktivieren - das erspart einem die meisten Störungen. Erst wenn die Tachonadel und das Standby Symbol sichtbar sind ist ETCS gestartet und kann in den Prüflauf versetzt werden. Das ist ein Fehler der bei der 186 sehr gern gemacht wird. Das nervigste beim Führerraumwechsel der 186 ist immer, dass man ohne Zugdaten im ETCS Bereich bzw. umschalten in den "Shunting" Modus keinen mm fahren kann - ansonsten ist sie eine echt feine Lok, bärenstark und sehr komfortabel zu fahren. Auch die Klimaregelung finde ich deutlich angenehmer als bei den anderen Baureihen. Wenns denn mal stört bei der Lok... kanns zwar dauern, aber ein Total-Reset mit ziehen der Batteriesicherung hat in 99% der Fälle immer geholfen. Ich mag sie... meine 186 :)
Gruß Karl
Hallo Karl,
Ich selber habe die 186 nicht, durfte aber während der Ausbildung das ganze Geschehen einmal mit erleben. Vom Fahren her fand ich sie auch sehr angenehm. Leistungsmäßig ist sie mit der 185 identisch. Kommt aber auch immer darauf an, wie die Systeme der Lok aufeinander abgestimmt sind. Bei den 185igern hast du Maschinen bei, die ziehen nix weg, vorher schleudern sie, und andere, den kannst ranhängen was du willst, der Makroschlupf funktioniert perfekt, wie bei der 185 090! In TK kommt planmäßig keine 186 zum Einsatz. Aber wie bereits erwähnt, gibt die DB-V/A-Zeitentabelle für die 186 20 Minuten vor. Kann es Dir gerne als PN zukommen lassen.
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12.05.2014 10:05
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