Zitat von FSB im Beitrag #36 Was ich persönlich aber für viel wichtiger halte, ist der Kontakt zum Vorbild. Kinder spielen nach was sie erleben. D.h. kein Eisenbahnerlebnis = kein Modelleisenbahnspiel. Das scheint mir die eigentliche Ursache für nachlassendes Interesse an Modelleisenbahn zu sein. Das was ich persönlich in meiner Region an Eisenbahn erlebe, würde mich heute nicht mehr zum Hobby Modelleisenbahn bringen, da bin ich mir sicher.
vielleicht sind nicht nur die Eltern schuld, sondern auch vielmehr das Vorbild selbst? Ich kenne kein Vorbild mit weniger attraktiven Vorbildern als der DBAG. Dagegen waren die Nachkriegsentwicklungen und auch die vielgestaltigen Fahrzeuge der DB wesentlich interessanter.
Genau das in den beiden zitierten Beiträgen Beklagte, halte ich für auch für wesentliche Gründe am nachlassenden Interesse. Kinder setzen spielerisch gerne um, was sie im realen Leben beeindruckt.
Eine nahezu geräuschlos anfahrender und geschmeidig davongleitender ICE ist doch nichts, was beeinduckende Empfindungen hinterläßt.
Ich bin direkt neben der Bahnstrecke und gerade mal 150 Meter vom Bahnhof weg aufgewachsen. Als Kinder standen wir oft staunend hinter dem Zaun daneben, wenn am Bahnsteig eine Dampflokomotive fauchend, rauch- und dampfspuckend losfuhr oder später eine V 200 dröhnend volle Kraft aufmachte.
Das waren prägende Erlebnisse und Lokomotivführer war damals unter Jungs noch ein Traumberuf, auf welchen man sich dann gerne an der Märklinanlage träumend "vorbereitete".
Die ganze Entwicklung ist genau so wenig rückgängig zu machen, wie die insgesamt stark veränderten sonstigen, gesellschaftlichen Entwicklungen.
Noch lebt die Modellbahn und vermutlich nicht in erster Linie von Kindern und jüngeren Leuten, sondern vielfach von denen, die in der Jugend selbst damit aktiv unterwegs waren, sich dann später Dank besserer Verhältnisse "frühere Wunschträume" erfüllen können- aber die Uhr tickt m.E. schon lange.
Die Modellbahn wird auch irgendwann (ich erlebe das zum Glück nicht mehr) eine belächelte nostalgische Erinnerung sein, vielleicht so, wie heute die früher mal allgegenwärtigen Bleisoldaten.
Gruß HG
Märklin - schon immer und analog bleibe ich mit voller Absicht !
Zitat von Lollo im Beitrag #38vielleicht sind nicht nur die Eltern schuld, sondern auch vielmehr das Vorbild selbst? Ich kenne kein Vorbild mit weniger attraktiven Vorbildern als der DBAG.
Moin Lollo,
Attraktivität ist immer eine Sache des Angebots - und des eigenen Erlebens. Ich kenne jede Menge Jungs im Alter zwischen 4 und 10, bei denen bei dem Stichwort "ICE" die Augen auf eine bekannte Art leuchten. Was ein "Grünstromer" ist, hatten die hier im Rhein-Main-Gebiet auch schnell drauf, kann man ja selbst erleben. Rote Doppelstock-Züge gelten als "langweilig" und Bezug zu Güterzügen oder Rangierzügen habe ich nicht feststellen können. Denke, die meisten Zwerge hatten sowas noch nicht bewusst gesehen. Wenn ich hier aber einen HLB (Hessische Landesbahn)-Desiro mit Sound und dem typischen Türenschließen-Gepiepe rausholen, ist großes "Ah" und "Oh".
Wiedererkennungseffekt dürfte also entscheidend für die Motivation sein.
Zitat von Rüm Hart im Beitrag #32Aber um die Eingangsfrage zu beantworten: ab 5, 6 oder spätestens 7 Jahren. Die heutigen Produkte der Modellbahnhersteller (nicht aller natürlich) geben das her. Und wenn die Begleitung durch Eltern oder Opa da ist - was ja auch noch eine ganz besonderer Schatz wäre -, dann erst recht.
Moin Manfred,
sehe ich ähnlich, nur muss es nicht gleich eine "richtige" Modellbahn sein. Eine Spielzeugbahn à la Lego, parallel mit ner Carrera-Bahn zum Rasen tut's auch erstmal. Nach entsprechendem Anfüttern gezielt Kataloge platzieren bzw., wenn elternseits zulässig, Videolinks (Twitter) versenden und mal "was richtiges" vorführen und dann auch (vielleicht nicht gersde mit der neuesten BR 01) machen lassen.
.....sehe ich ähnlich, nur muss es nicht gleich eine "richtige" Modellbahn sein. Eine Spielzeugbahn à la Lego, parallel mit ner Carrera-Bahn zum Rasen tut's auch erstmal........ ..........(vielleicht nicht gersde mit der neuesten BR 01)
Womit wir bei einem anderen Problem der heutigen Zeit gelandet sind: Die heutigen Modelle sind toll und super und detailliert, aber schlicht und einfach nicht kindgerecht.
Früher war es, zumindest für Märklin-Bahner (zu anderen Fabrikaten fehlt mir die Erfahrung) keine Frage, den Nachwuchs an die Trafos zu lassen und kindgerechtes Verhalten zu tolerieren, denn sie Lokomotiven hielten das aus.
Wenn ich an die Rennen denke, die ich damals mit den Kumpels gefahren bin, mit den Lokomotiven die es aus den Kurven gehauen hat, daß es nur so krachte, die fast wie echte Lokomotiven nach heißem Öl stanken, weil sie stundenlang am Anschlag geschunden wurden und die zwei Drittel eines Jahrhunderts (!) später immer noch zuverlässig auf meiner Anlage "Dienst tun", dann muß man einfach zugeben, daß mit dem Zugewinn an Vorbildtreue und an moderner Technik die Eignung als Spielzeug letztlich verlorenging.
Mich als alten Mann stört das nicht, ich erfreue mich ohnehin inzwischen an langsamen Fahrten, bei welchen ich das Spiel der Steuerungen oder Panthographen mit den Augen verfolgen kann, aber für Kinder ist das nichts, bei ständigen Mahnungen zu Vorsicht geht die Lust am Spiel schnell verloren.
Deshalb würde ich auf jeden Fall für Kinder zwar den Einstieg mit richtiger Modellbahn befürworten, aber eben mit gebrauchten, alten und robusten Modellen. Davon gibt es noch genug die, ohne besonderen Sammlerwert zu haben, billig zu bekommen sind.
Gruß HG
Märklin - schon immer und analog bleibe ich mit voller Absicht !
Zitat von Helgerdson im Beitrag #45Womit wir bei einem anderen Problem der heutigen Zeit gelandet sind: Die heutigen Modelle sind toll und super und detailliert, aber schlicht und einfach nicht kindgerecht.
ja, das ist wohl so. Einmal scharf angeschaut, schon was abgebrochen. Dafür braucht's noch nicht mal die rauhe Kinderwirklichkeit, das passiert bei vielen Modellen auch bei vorsichtigster Behandlung ganz, ganz schnell. Die sind dann sicher nix für 6-jährige. Und schon gar nichts für die Nerven vom Opa der 6-jährigen.
Auch mein Nachbars-Kumpel und ich haben damals mit unserer Märklin-Bahn gern Eisenbahnunglücke simuliert. Die hielt das damals zum Glück locker aus. Meine Modelle von heute würde ich mir als 8-jährigem Bengel nicht mehr in die Hand drücken.
Umgedreht ist diese Art robuster Modelle dann aber heute nicht mehr "erwachsenengerecht". Mir waren, der kindlichen Sturm- und Drangphase einmal entronnen, die groben Märklinklumpen von damals irgendwann nicht mehr schön genug. Ich habe mir dann immer die Nase am Schaufenster des Modellbahnladens plattgedrückt, schwer neidisch ob all der wunderschön detaillierten Modelle manch anderer Hersteller – und bin damals genau deshalb irgendwann ins "2-Leiter-Lager" übergelaufen.
Ich denke, die Ansprüche von Kindern, die vor allem spielen und es krachen lassen wollen, sind mit den Ansprüchen älterer Damen und Herren, die vor allem möglichst filigrane und möglichst originalgetreue Modelle haben wollen, heute nicht mehr unter einen Modell-Hut zu bringen. Da braucht's dann letztlich unterschiedliche Modelle, um beide Zielgruppen erfolgreich ansprechen zu können.
Ist bei anderen Dingen ja auch so. Alles wird immer spezialisierter, immer mehr optimiert für eine bestimmte Nische. Die Zeiten, in denen man einfach ein Fahrrad oder ein Paar Skier oder ein Paar Turnschuhe gekauft hat, sind ja auch lange vorbei.
Problem ist halt, dass eine weitere Aufteilung eines ohnehin schon recht klein gewordenen Marktes wieder andere Probleme mit sich bringt. Winzige Stückzahlen hochdetaillierter Modelle machen diese nicht günstiger, was dann wieder weitere Interessenten abhält.
Zitat von Helgerdson im Beitrag #45Deshalb würde ich auf jeden Fall für Kinder zwar den Einstieg mit richtiger Modellbahn befürworten, aber eben mit gebrauchten, alten und robusten Modellen. Davon gibt es noch genug die, ohne besonderen Sammlerwert zu haben, billig zu bekommen sind.
Ist für Kinder zum spielen sicher besser als der hochempfindliche, hochdetaillierte Kram von heute.
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13.01.2023 16:42 (zuletzt bearbeitet: 13.01.2023 16:44)
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Die hielt das damals zum Glück locker aus. Meine Modelle von heute würde ich mir als 8-jährigem Bengel nicht mehr in die Hand drücken.
