Grudsätzlich finde ich die meisten Züge in Japan nicht häßlich. Gerade in den 50er und 60er Jahren wurden da optisch sehr interessante Züge gebaut. Heute gibt es in Japan eine unglaubliche Vielfalt, für fast jede Linie werden eigens gestaltete Garnituren in Dienst gestellt. Ganz anders, als der rote Einheitsbrei in unserem DBAG-Nahverkehr. Natürlich gibt's in Japan auch optische Entgleisungen und Designs, die vielleicht unserem europäischen Auge gewöhnungsbedürftig vorkommen. In Japan wird aber all das wesentlich anders wahrgenommen.
Ja das wollte ich ja zu Ausdruck bringen mir gefallen Deine Bilder sehr gut. Nur einige Zuge finde ich halt persönlich nicht schön. Des wegen wollte ich auch ein wenig provozieren um abzuwarten wie andere die Züge rein von der Optik empfinden?
''Die Summe aller Probleme geteilt durch die beteiligten Personen ist immer das Gleiche''
Langsam geht's in den Endspurt mit Bildern von den Eisenbahnen im Großraum Tokyo. In Hachioji konnte ich noch ein paar Fotos machen, weil die Güterzugloks recht fotogen abgestellt waren, d.h., kein Mast im Weg und über einen (verbotenen) Aufgang zur JR-Dienststelle gut erreichbar.
EF64 1053 JR Freight
EF210-118, ebenfalls JRF
Jetzt noch ein kurzer Exkurs zur privaten Keio-Line, die von Tokyo Shinjuku aus nach Hachioji und Takaosanguchi fährt. Der Pendler hat mit dieser Linie eine preislich sehr attraktive Alternative zur staatlichen JR, die zudem noch schneller ist. Eisenbahntechnisch verdient die Keio-Line Beachtung. Die Spurweite beträgt 1372mm (4 ft. 6 in.), das ist die allte schottische Spurweite, die im vereinigten Königreich bereits 1846(!) per Gesetz verboten wurde. 1903 wurde sie in Japan wiederbelebt und hauptsächlich für Trambahnen im Raum Tokyo verwendet. Wegen der Wichtigkeit der Keio im Pendlerverkehr und des hohen Transportaufkommens scheiterte eine Umspurung auf Normalspur, die Toei-Shinjuku-Line wurde deshalb ebenfals in Schottischer Spurweite gebaut, um netzübergreifend arbeiten zu können.
Hier ein Keio 8000 kurz vor der Einfahrt in den Tunnel zum unterirdischen Endbahnkog Keio-Hachioji. Der Zug besteht aus einem 6-Teiler und einem 4-Teiler.
Noch ein Keio 8000, diesmal eine 8-teilige Garnitur.
Der folgende Zug trägt seit kurzem eine grüne Sonderlackierung zu Ehren des Mt. Takao, einem Berg, der ein beliebtes Ausflugsziel in der Nähe Hachiojis ist und mit der zweiten Endstation Takaosanguchi bedient wird.
Das war's zunächst mal mit dem diesjährigen Bilderbogen aus Japan.
ZitatDas ist ja wirklich enorm was die da bauen. In Tokio scheint es aber nicht viel Platz zu geben. Sieht alles vollgebaut aus.
Hi Alfred,
lustiger Kommentar. Tokio ist mit etwa zehn Mio. und der Agglomerationsbereich mit knapp 38 Mio. Einwohnern eine der größten Städte/Metropolen dieser Erde. Das ist immerhin zweieinhalb mal soviel Einwohner wie Greater London und mehr als dreimal soviel wie die Île de France (Paris und Agglomeration). Natürlich ist dort Grund und Boden extrem teuer und dementsprechend knapp!
vielen Dank für die umfassende Bilderserie. Abgesehen von den vielen S-Bahn-ähnlichen Triebzügen hat die japanische Eisenbahnindustrie eine eigene Formensprache entwickelt. Besonders der NEX gefällt mir gut (als Ausnahme vom üblichen Design).
Bei allen JR-Loks fällt immer wieder auf, dass diese - trotz der schmalen Kapspur - nicht schmaler, sondern sogar breiter als unsere kontinentaleuropäischen Eisenbahnfahrzeuge wirken. Ist das Lichtraummaß breiter als unseres oder niedriger bei ähnlicher Breite?
es ist natürlich schwer abzuschätzen, wenn man keinen direkten Vergleich hat. Wenn man davor steht, und das ist jetzt mein subjektiver Eindruck, sind die Loks etwas niedriger, und ganz wenig schmäler, wobei "niedriger" größer ausfällt, und dadurch die Fahrzeuge breiter wirken, insbesondere mit der schmalen Spur.
Schöne Bilder aus einer ganz anderen Eisenbahnwelt!
Zur Größe der Fahrzeuge: Ein Vergleich zwischen der japanischen EF64 (die in den Bildern recht oft vorkommt) und einer ES 64 U2 (Taurus), Zahlen stammen von Wikipedia. Breite: 2,8m vs. 3m Höhe: 3,96m vs. 4,375m
Die Reihe 4010 (1965-2008). Der wahrscheinlich schönste Triebzug der Welt.
Vielen Dank, Martin, für das zeigen der tollen Bilder. Einige der Regionalbahntriebwagen kenne ich von A-Train 9 her. Interessant mal die Originale dazu zu sehen. Sonst assoziiert man ja mit japanischem Bahnverkehr eher immer nur den Shinkansen.
Hallo Martin, jetzt habe ich Fernweh. ...und muß zugleich bei der beschriebenen 787 900 dran denken wie fern Japan ist. Umso schöner die von dir zu lesen. Bin spät dran, aber wollte die Zeit haben ausgiebig deinen Beitrag zu genießen wie die fernöstliche Küche. Erstmal lieben Dank das du dir all die Arbeit gemacht hast und mein Wunsch nach einem Reisebericht erfüllst.
Jetzt brennt mir aber als bekennender Flugzeug-Liebhaber die Frage unter den Nägeln, welche 787 9 das war, nicht zufällig eine im Star Wars Design? Wie ist eigendlich das Essen und die Beinfreiheit in der ANA? Schade, da hätte ich gerne Bilder von gesehen. Schöne Bilder und das gut ausgewogen. Wobei auch die bahnfremden Theman sehr schön sind. Die EF210 ist ja scharf! Erinenrt mich etwas an die Öbb 1014er irgendwie. Die japanischen Fahrzeuge sowieso. Der NEX ist garnichtmal häßlich, da gibt es schlimmeres. Verglichen mit polnischen fahrzeugen sehr ansehnlich. Welche Loks/Züge sind eigendlich deine Lieblinge? Der beschriebene Herr der dich aufmerksam machte auf besondere Motive ist ja nett. Hier ist man ja meist leider Verschlossen. Unterhälst du dich dabei auf japanisch? Wie kommt man da zurecht, die Schriftzeichen muß man ja schon lesen können, oder?
Habe mal gelesen der Güterverkehr in Japan sei zum Sterben zuviel, zum überleben zu wenig. Stimmt das? Ist das Fotomachen dort völlig problemlos? Dass das Bahn(foto)hobby dort offensichtlich so groß ist macht das Land noch sympathischer.
Was mir besonders gefällt ist das du soviele unetrschiedliche Orte und Baureihen zeigst. Ein paar bahnfremde Bilder mehr und noch ein Teil gegenüber wäre ich nicht abgeneigt. Bewunderung auch für die schreibweise und wie gut du dort zurecht zu kommen scheinst.
ja, Fernweh, da bin ich auch mal schnell anfällig. Für's erste ist es gestillt, im Sommer geht's ganz bieder an die Adria nach Italien. Aber so fern ist Japan auch nicht, grad mal 12 Stunden. Unser Münchner Direktflug nach Haneda geht Abends raus, nach dem Abendessen mit ein, zwei Bier hat man Bettschwere und ist eigentlich ruck-zuck im Anflug auf das Land der aufgehenden Sonne. Leider hatten wir nicht den R2D2-Flieger. Auf den hatte ich im Vorfeld spekuliert, gefühlte 2x die Woche taucht er in MUC auf. Allerdings kam er dann einen Tag zu früh und damit war es umlauftechnisch nicht mehr möglich. Wir hatten bei LH gebucht, da war der ANA-Flug nur Code-Share, auf dem Rückflug waren wir auf der Hansa mit A340-600. Service war auf ANA recht gut, das Essen (aus der Münchner LSG-Küche) hat geschmeckt und die Auswahl an japanischen Bieren erstaunlich ("What would you like to drink?" "Biru, kudasai!" "Sapporo, Kirin, Asahi...?" da war ich erstmal baff und hab mich für Sapporo entschieden). Lufthansa ist noch einen winzigen Deut besse, allerdings gab's da nur Warsteiner, was ich für einen Flug nach München rcht armselig finde, andererseits sollte auf einem Flug aus Japan auch was schönes Japanisches an Bord sein. Das Essen ist übrigens aus MUC raus ausgesprochen gut, aus Tokyo fällt hier die Qualität etwas ab. Die Filmauswahl bei ANA hab ich mir nicht angesehen, war ein Übernachtflug und mein Kopfhörer war kaputt. Ich hätte ihn tauschen können, brauchte ich aber nicht. LH hat ein schönes Entertainment, auch für Kinder. Auf dem Rückweg konnte ich das sehr genießen. Und wer jetzt glaubt, ich wäre eher der Lufthansa zugetan? Nein, ich nehme normalerweise den günstigsten Flug und habe diese Airline fast 20 Jahre boykottiert, weil ich Mitte der 90er mal richtig schlechten Service geniessen durfte. Die Meßlatte liegt bei Air France/KLM und Thai...
Zur Reise selbst, ich hatte Zeit, viele schöne Stellen zu besuchen, da wir kein großes Programm hatten. Das touristische Programm in Tokyo habe ich schon lange durch, wenn ch jetzt Zeit habe, geht's an den Bahnhof oder irgendwohin an die Strecke. Güterverkehr ist schon noch präsent in Japan, ob rentabel oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Fast alles ist petrochemische Industrie oder JR-Containerverkehr. Gemischte Züge habe ich noch nie gesehen. Fotografieren ist absolut problemlos, vielfach werden Fotografen sogar von Bahnpersonal abgesichert. Kommunikation mache ich in einer Mischung aus viel Englisch, wenig Japanisch und Händ-und-Füss. Das klapp gut, man hat ja das gleiche Hobby. Der Japaner an sich ist offen, kommunikativ und sehr hilfsbereit, da sind sprachliche Hürden sehr schnell Nebensache. Und ich hatte ja mein Fotobuch dabei.... Bildersprache hat viel Kraft. Der Abschied, als der Herr gehen musste, war sehr herzlich.
Was sind meine Lieblinge in Japan? Eher die Klassiker, EF64, EF65, und natürlich die EF66 (von der ich keine lebende erwischt habe), die alten Triebwagen der 183/189/485 mit dem hochgelegten Führerstand finde ich wunderschön. In Japan ist aber für meine Augen alles noch irgendwie exotisch und sehenswert. Und unglaublich vielfältig, das zeigen auch meine Bilder.
Für Reisen nach Japan muß man keine japanische Schrift lesen können, ist fast alles auch "westlich" angeschrieben. Ich kann aber Schriftzeichen etwas zuordnen (nicht lesen), ist ein Gewöhnungseffekt, und ich weiß mittlerweile, was ich im Bahnverkehr tun muß. All das hilft mir, mich durchzuschlagen. Man darf auch keine Scheu haben, einfach reinfallen lassen, schiefgehen kann eigentlich nichts. Zur Not, wenn man gar nicht mehr klar kommt, rein in das "goldene M" zwei Burger und Pommes reingezogen, dann geht's wieder. Kein Scheiß, hilft wirklich!
Der Bericht geht noch weiter, hab nur momentan wenig Zeit... Aber ein paar Kleinigkeiten hab ich noch!
Hallo Martin, ich warte gern, bis Du wieder etwas Zeit hast. Dein Bericht und jetzt die Erklärung find ich prima. Es ist sehr interessant mal was vom Land der aufgehenden Sonne zu erfahren, wenn es keine Doku ist und man auch mal nachfragen kann. Gruß Carsten
HO 2 Leiter, DR Ep.IV, IB - COM, melden und schalten mit Uhlenbrock, bleibe bei TC9 Gold, Piko A,
Zitat von martin67 im Beitrag #32... und die Auswahl an japanischen Bieren erstaunlich ("What would you like to drink?" "Biru, kudasai!" "Sapporo, Kirin, Asahi...?" ...
Als ich vor 16 Jahren zum Arbeiten in Osaka war, gab es "Asahi Kuronama", auf Neudeutsch "Asahi Munich Type". Ein richtig gutes dunkles Bier. Allerdings nicht im Flieger. Trotzdem ist es mein Tipp, falls es noch gebraut wird...
Stimmt, das "Munich type" hab ich 1996 in Kobe auch mal probiert. Das war gut, obwohl ich normalerweise (abgesehen von irischem Stout) kein Dunkles trinke. Hab ich aber, jetzt wo Du es sagst, schon seit Jahren nicht mehr gesehen. In Yokohama gab es mal ein deutsches Restaurant unten am Hafen mit eigener Kleinbrauerei, die hatten ein hervorragendes Weißbier (Hefeweizen, wie man auch in machen Gegenden sagt). Inhaber war ein Herr aus Regensburg. Leider ist das auch Geschichte.
Um beim Thema Bier zu bleiben, wer über München fliegt und etwas Zeit hat, der Flughafen MUC hat auch eine eigene Brauereigaststätte (Airbräu), wo ein sehr gutes ungeiltertes Helles ausgeschenkt wurde.
vielen Dank für die Bilder, da kriege ich gleich irgendwie ein bisserl Heimweh. Naja, ich habe das Glück, daß die nächste Reise nach Japan nur eine Frage der Zeit ist. Du bist also auch mit der Enoden unterwegs gewesen. Bist Du die komplette Strecke bis nach Enoshima gefahren? Von dort aus geht dann die Shonan Monorail nach Ofuna. Diese Bahn ist eine hängende Bahn (ähnlich wie diein Wuppertal) und fährt ziemlich flott über einer kurvenreichen Landstrasse. Macht einen mords Spaß! Die Hakone Tozan Bahn habe ich auch schon zwei Mal genutzt, einschließlich dem Odakyu Zubringer (Romance Car) aus Tokyo.
Bei uns ist die nächste Japan-Reise wohl auch nur noch eine Frage der Zeit (nächstes Jahr). Wir wollen dann nochmal Richtung Norden fahren, vor allem Hokkaido reitet uns sehr. Mit dem Enoden sind wir nur das kurze Stück von Hase nach Kamakura gefahren, um wieder einen JR Zug zu bekommen. Die andere Richtung hatten wir den öffentlichen Bus genommen, was ich auch als sehr unkompliziert empfand. Im Vergleich zu Deutschland war die Anbindung und Frequenz der öffentlichen Verkehrsmittel traumhaft, auch im Vergleich zu Vietnam, wo vor allem der öffentliche Personennahverkehr nur rudimentär vorhanden ist. Auch die Preise waren meist günstiger als vergleichbare Angebote in Deutschland. In Nara haben wir z.B. für das Tagesticket pro Erwachsenen gerade mal 300 Yen bezahlt.
Grüße Kay
Epoche II (DRG) DCC, Z21, Multimaus, Fredi Weinert Mein Gleis, Eigenbau-Gleis nach sächsischem Vorbild