weil es hier ja momentan ein bissel "Halb-OT" zugeht, klinke ich mich ganz frech ein: Im Mai 2014 startete ich auf vielfache Ermunterung hin diesen Thread; hat Riesenspaß gemacht, vor allem die sich immer wieder ergebenden persönlichen Dialoge, die Erlebnisse anderer Forenten in Sachen Bahn.
Irgendwann kam der Gedanke auf, meine Erlebnisse bei der DB in einem Buch zusammenzufassen. Das ist geschehen und der 780-Seiten-Wälzer erfährt sowohl als Print, mehr aber als E-Book, nach wie vor beachtliches Interesse. "Unter Strom - Erlebnisse eines E-Lok-Führers", in 100 Jahren vielleicht sogar Schulunterrichtsthema: "... was wollte der Autor uns damit sagen?" Grins, feix...
Was ich hier sagen wollte: Ich erhielt etliche PNs mit Fragen zum Thema und meiner Person. Alles einzeln beantworten ist ebenso zeitaufwendig wie langweilig. Folglich habe ich mir von der Firma "Web-Design-Werner Clemens" ( http://www.webdesign-clemens.de/ ) eine Homepage gestalten lassen, die seit einigen Tagen online ist; Adresse:
ja, das ist ein richtig guter Mann, der mit viel Einfühlungsvermögen rangeht. Was - Du liest mein Lokführerbuch zum dritten Mal...? Nun, das ehrt mich! Wie wär's - schau' doch auch mal in die anderen Bücher rein. In "Das Inka-Manuskript" gibt es viel Eisenbahn und Eisenbahnpolitik; u.a. eine detailliert beschriebene Mitfahrt auf der E 110, dem das Aufrüsten vorangeht. In der thematischen Kombination was ganz Ungewöhnliches.
endlich hab ich mal Dank deiner Homepage ein Foto von gesehen, ich hatte ein anderes Bild in meinem Kopf (nach deinen Selbstbeschreibungen hier und da). Unter Strom hab ich auch schon mindestens 3x gelesen. Sind ja eigentlich abgeschlossene Kurzgeschichten in einem größeren Rahmen. Dein jüngstes Buch erst einmal, ist ja ein Samelsurium aus deinem Leben und manches versteht man nur im Kontext der Zeit, gerade die Satire. Im Moment steht mir der Sinne nicht so nach Romanen, sondern eher nach Erzählungen und Kurzgeschichten. Aber deinen ersten Schmöker kauf ich mir auch noch.
nun ja - ich bin jetzt 68, in jüngeren Jahren sah ich schon etwas anders aus... Die Jahre, der Herzinfarkt anno 2013 und die medikamentösen Nebenwirkungen gingen auch nicht spurlos an mir vorüber.
Deine Anmerkungen zum "Kontext der Zeit" treffen ins Schwarze! Die Eisenbahnstorys sind selbst aus der temporären Entfernung noch gut verständlich, doch gezielte fachspezifische Satire wird nebulös. Ich hatte in 2004 zusammen mit einem Redaktionskollegen eine über 300seitige Satire, ein richtiges Buch also, geschrieben: Elektrotechnik, HiFi und Schallplatten im antiken Rom und dabei waren etliche Namen der "Szene" latinisiert eingebunden - viele dieser Personen gibt's nicht mehr, sie haben aufgegeben oder verstarben; und die Satire besitzt keinen Hintergrund mehr. Schade. Auf meiner Homepage erscheinen in loser Folge weitere Späße, die teils zeitlos sein werden...
Im "ersten Schmöker" gibt's auch etliches zur Eisenbahn zu lesen, wie etwa Impressionen aus der Entwicklung der E 120 und vieles mehr. Doch, das verträgt sich mit der Hauptthematik, weil ich - meine Spezialität - eine Rahmenhandlung um die eigentliche Geschichte ziehe, in der alle Fachfragen in lockerer Form erklärt werden. Mache ich bei meinem derzeit in der Mache befindlichen neuen Roman ebenso. Ach ja: Klicke auf meiner Homepage mal auf "Das Inka-Manuskript, Leseproben", gib "aktualisieren" (das gedrehte Pfeilzeichen oben), dann findest Du den Nachtrag "Leseprobe 18. Kapitel" - da bist Du "live" auf der E 110 und erkennst die grundsätzliche Schreibtechnik.
Normalerweise reiße ich mich zusammen, auch wenn es mir weh tut. Aber bei dir mache ich eine Ausnahme. "in 2004", das ist erstens ein Wort zu viel, zweitens ein Anglizismus und drittens in meinen Augen falsch. Genau wie "aus 2004" es wäre, wenn du es geschrieben hättest. Hast du aber nicht.
Nichts für ungut, ich beiße mir jedes Mal auf die Tastatur, wenn ich es lese - und das passiert sehr oft. Jetzt musste es mal raus. Von nun an werde ich wieder schweigen und leise vor mich hin weinen.
nicht weinen - dieses "in" vor der Jahreszahl ist eine reduzierte idiomatische Wendung, quasi die Abkürzung von "im Jahre" und hat sich besonders in Verwaltungskreisen ausgebreitet, von wo sie vermutlich in den Alltagsgebrauch einfloß.
"Anglizismus" - liest man seit der glorreichen Rechtschreibreform häufig ... hier am entsprechenden Uni-Gebäude steht "Institut für Anglistik" ... dieses -zi ist ein Leermorphem, das bei ansonsten schwer aussprechbaren Lautkombinationen Anwendung findet, wie z.B in "Austriazismen". Man sagt ja auch nicht "Hispanizismen". So, OT-Modus off.
Normalerweise reiße ich mich zusammen, auch wenn es mir weh tut. Aber bei dir mache ich eine Ausnahme. "in 2004", das ist erstens ein Wort zu viel, zweitens ein Anglizismus und drittens in meinen Augen falsch. Genau wie "aus 2004" es wäre, wenn du es geschrieben hättest. Hast du aber nicht.
Nichts für ungut, ich beiße mir jedes Mal auf die Tastatur, wenn ich es lese - und das passiert sehr oft. Jetzt musste es mal raus. Von nun an werde ich wieder schweigen und leise vor mich hin weinen.
nicht weinen - dieses "in" vor der Jahreszahl ist eine reduzierte idiomatische Wendung, quasi die Abkürzung von "im Jahre" und hat sich besonders in Verwaltungskreisen ausgebreitet, von wo sie vermutlich in den Alltagsgebrauch einfloß.
"Anglizismus" - liest man seit der glorreichen Rechtschreibreform häufig ... hier am entsprechenden Uni-Gebäude steht "Institut für Anglistik" ... dieses -zi ist ein Leermorphem, das bei ansonsten schwer aussprechbaren Lautkombinationen Anwendung findet, wie z.B in "Austriazismen". Man sagt ja auch nicht "Hispanizismen". So, OT-Modus off.
Zitat Anglizismus: Der Begriff Anglizismus bezeichnet Übernahmen aus der englischen Sprache in andere Sprachen. Anglizismen kommen im Deutschen auf allen sprachlichen Ebenen von der Wortbildung bis zum Satzbau vor und sind häufig aufgrund ihrer Schreibung und Aussprache als solche zu erkennen. [...] - Nachbildung des englischen Satzbaus: [...] in 2004 (statt im Jahr 2004). [...]
Sollte ich rechthaberisch, besserwisserisch oder oberlehrerhaft rüberkommen, bitte ich um Entschuldigung.
nein, das kommt keinesfalls besserwisserisch rüber. Es geht um sachliche Auseinandersetzung. Die Verwendung des Begriffs "Anglizismus" als Verweis auf Adaptionen ist was anderes als das, was ich meinte. Nun wohl: Hermeneutik...
Nach den Ausflügen in die Tiefen der deutschen Sprache möchte ich nun wieder zurück zum Thema Bahn kommen. Hier nun eine Geschichte aus meiner herrlichen Zeit in Koblenz-Lützel. Ich fuhr dort wie Kurt im Sonderdienst. Koblenz-Lützel lebte zu meiner Zeit vom Sonderdienst, es ab überschaubare Plandienste und eine Vielzahl von Sonderdiensten, meist ein Zug geplant und Rückleistung beim Lokdienst erfragen. Jede Tour ein Abenteuer. Im Jahr 2000 gab es noch viel Militärverkehr. Teilweise generiert aus dem Abzug der Besatzungstruppen, teilweise wegen umfangreicher NATO Manöver. Aus Erzählungen waren die Militärzüge der US Army die berüchtigtsten. Es war Spätsommer und ich erhielt vom Disponenten einen Sonderdienst im Militärverkehr, als Fahrgast von Koblenz-Lützel nach Ehrang (Rangierbahnhof vor den Toren Triers), dort eine 140 aufrüsten und mit einem Militärzug nach Gremberg Ablösepunkt Rather Straße und Gastfahrt zurück nach Lützel. Was mich erstaunte war die lange Fahrzeit von Ehrang nach Köln ( gewöhnlich um die 3 Stunden), die geplante Zeit weiß ich nicht mehr. Die Gastfahrt verlief unspektakulär, den Fußweg vom Bahnsteig zur Lokleitung habe ich immer als Strafe empfunden, lieber wartete ich noch eine weitere Stunde auf den verspäteten Zug bevor ich den langen Weg zum Bahnsteig auf mich nahm. In der Einfahrgruppe erspähte ich bereits meinen Zug, Richtung Osten ein Abteilwagen ( also ein begleiteter Militärzug, ich dachte an die Horrorgeschichten amerikanischer Militärzüge aus der Gremberger Kantnie), dahinter auf Schwerlastwagen verladene Panzer. Auf der Lokleitung, im Dienstgebäude des Bf Ehrang, erhielt ich die Zuglok. Wieder machte ich mich auf die Wanderschaft Richtung Bw. Das Aufrüsten war unproblematisch, ich fuhr mit der Lok an den Zug, die Soldaten schauten aus den Fenstern. Sie schienen schon länger auf den Weitertransport zu warten. Das Ankuppeln der Lok wurde kommentiert mit holländischem Akzent "endlich". Meine Anspannung löste sich, keine verschrienen Amerikaner. Sogleich bekam ich ein Bier angeboten, welches ich natürlich ablehnte. Man reichte mir gekühlte Limonade aus dem Fenster. Ich erfuhr das der Zug schon viele Stunden im Bahnhof stand. Die Soldaten konnten den Zug nicht verlassen. Der Wagen bezog seine Energie für die Beleuchtung aus der Batterie, die während der Fahrt durch einen Radsatzgenerator geladen wurde. Durch die lange Standzeit war die Batterie leer. Der Wagenmeister ermutigte mich abzufahren, da würde die Batterie schon geladen. Nach erfolgter Bremsprobe meldete ich mich beim Fahrdienstleiter abfahrbereit. Die Panzer waren breiter als die Wagen, eine sogenannte Lademaßüberschreitung. Begenungsverbot mit anderen Zügen sorgte auf der etwas über 100 km langen Strecke von Ehrang nach Koblenz- Mosel Gbf für zahlreiche Kreuzungen und Überholungen, daher auch die lange Fahrzeit. Bei jedem Halt prüfte ich, ob der Generator die Batterie wieder lädt. Dem war leider nicht so, also forderte ich über Zugfunk für Koblenz Mosel Gbf einen Wagenmeister für Reisezugwagen an. Bei einem Aufenthalt in Bullay riefen mich die Soldaten, ich fürchtete schon schlimmes, was war nun wieder los? Ich sicherte die Lok mit der Handbremse und ging nach hinten. Doch ich würde positiv überrascht. In einem Abteil hatten die Soldaten mittels Popangasflasche und Zweiplattenherd gekocht, ok nicht ganz ungefährlich auf stoffbezogenen Abteilsitzen, die Soldaten luden mich zum Essen ein. Unerwarteter Snack in der Nacht. Bei der Ankunft in Koblenz-Mosel Gbf erwartete mich bereits der angeforderte Wagenmeister. Er stellte die Diagnose, der Wagen ist hin. Es gab jedoch keinen Ersatz, nun war Improvisation gefragt. Auch Sicherheitsgründen verschlossen wir die beiden Aussentüren neben den Toiletten, da ohne Strom die Türblockierung nicht funktionierte, eine Verwechslung der Türe hätte tödlich enden können. Das Ergebnis der Untersuchung teilte ich dem zuständigen Lokdienst mit und bat für Köln um einen Ersatzwagen. Dies wurde auch zugesichert, der Wechsel sollte in Köln West vollzogen werden. Also Verschiebung des Personalwechsels dorthin. Die weitere Fahrt verlief unspektakulär es war gegen 2 Uhr in der Nacht, als ich in Köln- West ankam. Auf dem Nachbargleis stand eine 110 mit dem Ersatzwagen und einem Rangierer zur Durchführung des Rangiermanövers. Meine 140 und der Begleiterwagen wurden abgekuppelt, wir setzten um auf den Ersatzwagen und rangierten diesen wieder an den Zug. Nun konnten die Soldaten umsteigen, diese schliefen natürlich und wurden durch Klopfen des Rangierers an die Abteiltüren unsanft geweckt. Ich war erstaunt was da alles den Waggon wechselte, vor allem an Proviant. Es gab auch was fürs Auge, holländische Soldatinnen, lange bevor auch bei uns Frauen kämpfen durften. Ich verabschiedete mich von meinen netten Soldaten, wünschte gute Weiterreise und übergab den Zug dem Gremberger Ablöser. Ein Taxi chauffierte mich von Köln-West zum Hbf und ich nahm den nächtlichen IC zurück nach Koblenz.
Meine Erfahrung mit begleiteten Militärzügen durchaus positiv.
Gruß Kai-Nils
Die Kunst eine Lokomotive zu Führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden (Aus "The Australian Locomotive Enginedriver's Guide")
Hallo Kurt, so habe ich Dich auch eingeschätzt, dass Dir diese Tour gefallen hätte. Eine andere Tour war die Überführung eines Transformators, ein eher kleines Modell. Jedoch groß genug um unter besonderen Bedingungen befördert zu werden. In Oberlahnstein Gbf stand der kurze Zug, ein K-Wagen, ein G-Wagen und der Trafotransportwagen. Aus Koblenz Lützel erreichte ich diesen Zug mit einer 140 als Lokzug. Der Fahrplan ließ lediglich 40 km/h Höchstgeschwindigkeit zu, es versprach eine gemütliche Tour zu werden. Grund für die Höchstgeschwindigkeit war die hohe Achslast, verteilt auf 8 Achsen des Transportwagens. Im Jahr 2000 war die rechte Rheinstrecke noch vollständig erhalten, Osterspai, Kestert, St. Goarshausen, Lorch, Geisenheim, Hattenheim, und Niederwalluf hatten noch Überholgleise. So war die Strecken leistungsfähig genug Züge mit unterschiedlichsten Geschwindigkeiten aufzunehmen und bei Bedarf auch überholen zu lassen. An diesem Tage war mein Zug der langsamste Zug auf der Strecke und ich habe einige der oben genannten Überholungen auch genutzt, die eine kurz andere länger. Da diese Schicht auch mit reichlich Fahrzeit zwischen Oberlahnstein und Mainz- Bischofsheim geplant war, konnte ich mich gut darauf vorbereiten (Lektüre und Verpflegung). Es wurde zur sportlichen Herausforderung durch Verhandlungsgeschick mit den FDL die Aufenthalte in den Überholungen zu minimieren. Nach einer gefühlten Weltreise erreichte ich Mainz-Bischofsheim und wurde dort abgelöst, oder vielleicht sogar erlöst? In meinem Dienstauftrag stand, wie in Koblenz-Lützel üblich "Rückleistung bei Lokdienst erfragen", deshalb meldete ich mich in Mainz-Bischofsheim auf der Lokleitung. Im Jahre 2000 war es bei Cargo am Wochenende recht ruhig. Der Lokleiter hatte keinen Zug zurück, in bester Mainzer Mundart meinte er noch: Du bist jetzt so langsam hier runter gefahren, Fensterplatz zurück! Also Gastfahrt, diesmal jedoch auf der linken Rheinseite im IC. So ging mal wieder ein schöner, weil besonderer Sonderdienst zu Ende.
Gruß Kai-Nils
Die Kunst eine Lokomotive zu Führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden (Aus "The Australian Locomotive Enginedriver's Guide")
danke für die "Schleichwerbung", die ich ganz fies hier fortsetze: Meine Ausführungen zum Umgang mit langen klotzgebremsten Schnellzügen finden sich im Buch beginnend auf Seite 205 unter der Überschrift "Berufliche Probleme"; die genaue Darstellung der Vorgehensweisen (Vorbremse, Laufbremse usw.) beginnt auf Seite 211.
Kollegen, die womöglich mit Museumszügen konfrontiert sind (z.B. Rheingold-Expreß, wenn's ihn denn noch gibt), könnten die dort genau erklärten Modalitäten weiterhelfen. Das gilt auch für die auf Seite 189 beginnenden Grundsatzerläuterungen unter der Überschrift: "Klotzbremsen - eine besondere Spezialität".
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06.09.2016 12:21
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Grüße aus Süddeutschland 
