Moin,

ich habe hier eine Brawa BR 57.4 (württ. Hh), Art.-Nr. 40150 liegen. Das Maschinchen schreit sprichwörtlich nach Öl bzw. Schmierung. Der Motor ist in der Lok. Nur - wie bekomme ich das Lokgehäuse ab? Mit den drei Schrauben Nr. 81 und 95, wie in der Beschreibung angegeben, geht es jedenfalls nicht. An der Rauchkammer ist der Kessel los, das Führerhaus und der hintere Teil sitzt bombenfest. Wie ich Brawa aus jenen Produktionsjahren (ca. 2007-10) so kenne, sind da irgendwo noch ein, zwei Schräubchen, die etwas halten. Ich habe auch bereits diverse andere Schrauben im Unterboden gelöst, die halten aber nur die Bodengruppe. Sind im Führerhaus vielleicht zusätzlich Rastnasen?

Danke und Gruß
Mark

Hallo Mark,

es gibt zwei Waschluken, die zumindest bei mir das Abheben damals verhindert haben, s. hier. Außerdem war mein Führerhaus noch an einer kleinen Stelle vermutlich versehentlich festgeklebt.

Die "schreienden" Lager hatte ich auch. Nachölen stellte das Problem bei mir immer nur so ne halbe Stunde lang ab, daher habe ich die Schneckenlager neu befüllt s. hier. Das war nachhaltig, trat nicht wieder auf.

Und paß' bei dem Modell auf die Pumpen auf, brechen sehr leicht ab.

Gruß
Bernd

Moin Bernd,

Vielen Dank, ich habe mir die verlinkten Berichte mal angesehen, das könnte bei meinem Modell auch sein. Sieht ja nach ner größeren Operation aus, das mit dem Lager auswaschen. Aceton gibt's im Baumarkt, nehme ich an? Und das mit dem Befüllen in einer Spritze muss auch sein? In Öl einlegen oder satt ölen nach Reinigung reicht nicht?

BG,
Mark

Hi Mark,

das Auswaschen ist an sich ganz einfach. Aceton im Baumarkt, richtig. Einlegen kannst Du vergessen. Das Öl oder Aceton zieht nicht tief genug in die Poren ein, Du brauchst den Unterdruck. Aber wenn Du es dir sparen möchtest - Ludwig hatte ja angesprochen, daß man solche Lager wohl auch ganz einfach kaufen kann. Ich hatte halt alles Benötigte zum Auswaschen eh schon da. Solche Lager scheinen wohl bei den US Bahnern - oder sagen wir mal in Fernost Konstruktionen wie ja auch die Brawa eine ist - in den Antrieben verbreitet. Vielleicht kannst Du ihn nach einer Bezugsquelle für solche Einzelteile fragen.

Das Überraschende war für mich damals, daß es die Schneckenlager waren und nicht die Motorlager.

Gruß
Bernd

Hallo Mark,
nur zum Hintergrund, warum Einlegen allein nicht hilft: diese Lager sind nicht aus einem Stück Messing oder Bronze spanend hergestellt, sondern es sind sogenannte Sinterlager. Das heißt, sie sind aus einer pulvrigen Masse durch Pressen hergestellt worden. Dieses Material eignet sich für Gleitlager hervorragend, da es zwischen den ursprünglichen Pulverkörnern Hohlräume (Poren) vorhanden sind, in die das Öl einziehen kann und aus denen es über eine lange Zeit ganz langsam wieder abfließen kann und somit den benötigten Schmierfilm bildet.
Alle wird das Öl eigentlich nie, es verharzt eher und dann reißt der Schmierfilm irgendwann ab und führt zu den von Dir erlebten Geräuschen und zu einem starken Verschleiß.
Die Poren sind nun aber so klein, das da von allein nichts ohne weiteres reinziehen kann - schon gar nicht so viel, dass es zum Auswaschen der alten Ölreste führt. Nun gibt es zum Reinigen 2 Methoden: das eine ist Unterdruck, wie von Bernd beschrieben, die 2. Methode ist Auskochen. Also Du kannst die betroffenen Lager auch in kochendes Wasser tun. Das Öl wird dabei wieder flüssig und wird durch die Bewegung im kochenden Wasser ausgespült. Danach muss dann halt neues Öl in die Poren rein und das geht dann eigentlich nur durch die Unterdruckmethode.

Beide Varianten haben ihre Vor und Nachteile, funktionieren aber grundsätzlich (auch wenn diese Lager eigentlich nicht dafür gedacht sind, erneut mit Schmiermittel versehen zu werden. Nachhaltig ist es aber allemal. Einen nachhaltigen Erfolg wirst Du aber nur haben, wenn sich der Verschleiß der Lager noch in Grenzen hält. Einen Versuch ist es aber allemal Wert, zumal der Aufwand überschaubar ist. Zumal: selbst, wenn Du neue Lager kaufst, weißt Du ja nicht, wie lange die schon liegen und ob das Öl darin nicht auch schon "älter" ist.

Viele Grüße und viel Erfolg
Frank

Moin Bernd und Frank,

ich bin jetzt mal dazu gekommen, mich um meine Hh (BR 57.4) zu kümmern. Das mit den Waschluken und der Stellstange zum Abnehmen des Gehäuses hat geholfen. Bei mir ging das Gehäuse mit etwas ruckeln und gaaanz sanfter Gewalt am Getriebekasten vorbei. Sobald das gehäuse herunter war, habe ich die rückwärtig in den Einbauraum ragenden Überstände der Waschluken abgeschnitten, so dass das nicht wieder verklemmt. Mein Führerstand war übrigens ebenso leicht am Gehäuseboden angeklebt wie bei Dir, Bernd.

Hinsichtlich des quietschenden Getriebes musste ich nicht die "Extra Mile" mit Aceton und Unterdruck undsoweiter gehen. Bei meinem Modell hat eine sorgfältige Reinigung des Getriebes und der Schnecke und Schneckenlager von der ziemlich fiesen klebrigen braunen Pampe, die wohl mal Fett war, gereicht. Zum Glück war da nicht allzu viel von da - und das Modell scheint kaum gelaufen zu sein. Nach - äußerlicher - Reinigung und Schmierung der Schneckenlager, Motorlager (leicht), Fahrwerke, Gestänge und Fettung des Getriebes mit Liqui Moly Fett läuft meine 57 409 seit einer guten Stunde anstandslos und leise Kreis. Ich hoffe, das Modell kommt mit solch normaler Wartung aus, wenn nicht, weiß ich ja, wo Abhilfe beschrieben steht (und ein Link für die eckigen Sinterlager von Walters - ob's die noch gibt?).

Das Schöne an diesen Brawa-Modellen aus der Sanda-Kan-Zeit ist ja, dass sie eigentlich grundsolide und gut laufende Modelle sind. Nur eben für den etwas vorsichtigeren Gebrauch.