die Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen haben wohl ab 1887 Personenwagen und Güterwagen fast ausschließlich nach den Normalien der Preußischen Staatsbahnen beschafft. Alles andere wäre wohl auch für die winzigen Stückzahlen zu teuer geworden... Vermutlich sah dein – mit mehreren Fotos gut dokumentiertes – Gerippe von 1910 also am Ende schlicht wie ein stinknormaler Pw4ü zeitgenössischer preußischer Bauart aus.
1925 hat ein gewisser Herr Arzt aus Oldenburg, Oberregierungsbaurat a.D., schon umfassende Informationen über "Die Betriebsmittel der Ehemaligen Oldenburgischen Staatseisenbahnen" zusammengetragen, die seinerzeit in Heft 138/139, Jahrgang XII der Hanomag-Nachrichten veröffentlicht wurden.
In dem Dokument sind an Waggons nur diejenigen aufgeführt, die originäre oldenburgische Eigen-Entwicklungen waren; das sind bis auf einen kombinierten Gepäck-Sitzwagen der Schmalspurbahn Ocholt-Westerstede aber ausnahmslos nur Zweiachser. Das lässt vermuten, dass alles vierachsige den preußischen Bauarten entsprach...
Nur interessehalber, Ich habe von Perlmodell einen 3-achsigen Personenwagen von 1914 aus Oldenburg, von der Bauart her wie der in Abb. 116 in dem verlinkten Heft. Der Wagen ist aber selber nicht im Heft. So ganz preussisch sieht der auch nicht aus, habe zumindest noch keine preuss. Entsprechung gefunden. Also eventuell sind doch nicht alle originären Oldenburger in dem Heft?
vorweg gesagt, ich weiß es auch nicht, und es wird mich leider auch nicht in der nächsten Zeit nach Köln verschlagen, um dort mal im Westwaggon-Archiv zu stöbern. Trotzdem werfe ich mal was in den Raum.
Das Kastengerippe weist meiner Meinung weder alle Merkmale preußischer Gepäckwagen auf, noch dürfte es es sich überhaupt um einen reinen Gepäckwagen handeln.
Unzweifelhaft eiserner Bauart, den Jahren von 1910 bis spätestens 1920 zuzuordnen. Die flachen U-Kastenstützen wurden mit Holzlatten aufgefüttert und dann außen holz- und blechbeplankt. Für Preußen kenne ich diese Bauweise nur für die Jahre von 1910 - 1916, und da auch bereits ohne Sprengwerk. Dann kamen bereits die Z-förmigen Kastenstützen mit direkt aufgenieteter Blechbeplankung. So wie dargestellt eigentlich eher typisch sächsisch, bis 1928 noch bei den Einheits-Schmalspurwagen KB4/KC4 vorzufinden.
Dann hat der Wagen pro Seite nur einen breiten Schiebetürausschnitt. Bei den zwei schmaleren Ausschnitten ist unten noch ein U-Profil auf Rahmen genietet. Das ist eher für Postwagen-Doppeltüren typisch. Meiner Meinung nach handelt es sich um einen kombinierten Post- und Gepäckwagen. Im Dach fehlen auch die erhöhten Spriegel für die Zugführerkanzel, und einen Oberlichtaufbau trug es auch nicht. Zudem fallen die Dachenden korbbogenförmig ab. Das kenne ich von keinem preußischen Gepäck- oder Postwagen.
Oldenburg würde ich nicht ausschließen wollen, denn es gab dort auch Schnellzugwagen preußischer Bauart ohne Oberlichtdach. Ein Bild von letzterem ist im Diener (Anstrich und Bezeichnung von Trieb- und Reisezugwagen).
Hier wird man dann wohl nur im Westwaggon-Werksarchiv bei der IHK Köln weiterkommen.
vorweg: ich bin kein Experte mit geheimem Druidenwissen über oldenburgisches Rollmaterial, ich "weiß" auch nur, was man im Internet nachlesen kann. Ich kann natürlich auch nicht mit Sicherheit ausschließen, dass Meister Arzt damals irgendetwas übersehen oder vergessen hat.
Aber ich gehe für mich davon aus, dass jemand, der sich 1925 offensichtlich sehr ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat, als das alles noch nicht längst vergangene Historie war, vermutlich im Vergleich mit einem Modellbahnhersteller heutiger Tage die deutlich zuverlässigere Quelle ist. Letztere erfinden ja ständig irgendwelche Dinge, die es in Wirklichkeit nie gab - oder sie schaffen sich hier und da ihre "Vorbilder" gleich selbst...
Ansonsten schrieb der Herr Arzt was von "Vom Jahre 1887 ab wurden Personenwagen (...) im wesentlichen nach den damals von den Preußischen Staatsbahnen aufgestellten Normalien beschafft. Abweichend von der bis dahin üblichen Bauart erhielten die Personenwagen in Anlehnung an die Beschaffungen der übrigen deutschen Staatsbahnen (...) Im allgemeinen hielt man sich in Bauweise und Einrichtung an die "Normalien für die Betriebsmittel der Preußischen Staatsbahnen".
Im wesentlichen, im allgemeinen, in Anlehnung an - das heißt nicht 1:1 und zu 100% identisch. Könnte also durchaus sein, dass die ein preußisches 3-achsiges Laufgestell genommen haben und da einen modifizierten Wagenkasten draufgesetzt haben.
die "hechtartig" zulaufenden Wagenenden gab es bereits bei den preußischen Gepäckwagen in eiserner Bauart, den Pw4ü-pr11 und Pw4ü-pr16. Das Drehgestell sieht unverkennbar nach preußischer Regelbauart aus, die Achslager schon nicht mehr. Die erinnern mehr an Sachsen. Ein spannendes Fahrzeug ...
Die GOE beschaffte bestimmte Bauteile (z.B. Radsätze) zentral und lieferte diese dann den Waggon-Herstellern zu. 1881 wurde Oldenburg in den "Preußischen Staatsbahn-Wagenverband" aufgenommen. Damit wurde der Wageneinsatz über die Landesgrenzen hinweg geregelt und eine "Normung" von Wagen und deren Baugruppen begonnen.
Zitat von Zwei-Takt im Beitrag #2die Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen haben wohl ab 1887 Personenwagen und Güterwagen fast ausschließlich nach den Normalien der Preußischen Staatsbahnen beschafft. Alles andere wäre wohl auch für die winzigen Stückzahlen zu teuer geworden... Vermutlich sah dein – mit mehreren Fotos gut dokumentiertes – Gerippe von 1910 also am Ende schlicht wie ein stinknormaler Pw4ü zeitgenössischer preußischer Bauart aus.
Moin Andreas,
für die 1890er und frühen 1900er Jahre dürfte das nach den (wenigen) noch vorhandenen Zeichnungen hinkommen. Ab etwa 1905/07 jedoch beginnt man, wie auch bei den Lokomotiven, preußische Entwürfe z.T. deutlich den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Hat man z.B. die erste Serie P 42 noch ohne nennenswerte Änderungen übernommen, erhielt die zweite Lenz-Ventilsteuerung. Ähnlich mit den Personenwagen: es finden sich in den Zeichnungen oldenburgischer Wagen der BC3i pr92, wie man ihn im Modell seit Jahrzehnten von Trix/Röwa und Roco kennt, unverändert, und auch der 3-achsige D-Zug-Wagen 1./2. Klasse von 1895 entspricht dem entspricht dem preußischen Pendant AB3ü pr94. Andere wurden leicht modifiziert (die oldenburgische Abteilwagen 3. Klasse von 1891 waren etwas länger und hatten ein Halbabteil mehr als die zeitgenössischen Preußen.
Abteilwagen 3. Klasse Nr. 2762 der G.O.E., Gattung C old10 oder C old13.
Ab Jahre 1910 beschaffte man lange zweiachsige Abteilwagen ohne Oberlichtdach, deren Stil zwar dem der zeitgenössischen preußischen Dreiachser entsprach, jedoch in dieser Konstellation von den Preußen nicht beschafft wurde.
Ähnlich war das auch mit den vierachsigen D-Zugwagen, die in kleinen Serien zwischen 1910 und 1917 beschafft wurden:
D-Zug-Wagen 1./2./3. Klasse Nr. 562 der G.O.E., Gattung ABC4ü old10.
Auf den ersten Blick entsprechen die Wagen - übrigens auch bei der Düsseldorfer Eisenbahnbedarf gebaut - den zeitgenössischen preußischen von 1908/09. Wagenenden mit der schönen geschwungenen Dachform, Fenster, Aufteilung. Allerdings haben die Wagen kein Oberlichtdach - und Regel- statt Schwanenhalsdrehgestelle.
Zitat von kartusche im Beitrag #3Nur interessehalber, Ich habe von Perlmodell einen 3-achsigen Personenwagen von 1914 aus Oldenburg, von der Bauart her wie der in Abb. 116 in dem verlinkten Heft. Der Wagen ist aber selber nicht im Heft. So ganz preussisch sieht der auch nicht aus, habe zumindest noch keine preuss. Entsprechung gefunden. Also eventuell sind doch nicht alle originären Oldenburger in dem Heft?
Moin,
Wahrscheinlich nicht. Nach einem Nummernplan der Reichsbahn gab es dort mit den Betriebsnummern Oldenburg 95 066-75, 536-46 und 838-841 immerhin 25 ex-oldenburgische C3i der Baujahre 1914-17 mit 66 Sitzplätzen und einem Abort. Ob diese nun exakt den preußische C3i pr06 nach Musterblatt Ic 6 von 1906 entsprachen oder wiederum etwas länger und ohne Oberlicht ausgeführt waren, entzieht sich meiner Kenntnis.
Na ja, eine Holz-Lattenverkleidung wie der Shantung-Wagen wird der Oldenburger Wagen 1910 kaum noch erhalten haben. Das hat zu der Zeit in Deutschland und für deutsche Staatsbahnen niemand mehr gebaut; zudem waren die dazugehörigen oldenburgischen Sitzwagen blechverkleidet.
Ich meinte die Ähnlichkeit des Designs dieser Wagens im Allgemeinen (die gleiche Kastengerippe, und die gleiche Anordnung von Fenstern und Türöffnungen...)
Guten Abend, weil wir über Oldenburg & Mecklenburg Waggons sprechen, hätte ich auch eine Frage. Mich interessieren Personen/Schnellzug Drehgestellwaggons dieser beiden Bahnverwaltungen. Gab es auch Abweichungen von den preußischen Normalien? Gibt es Literatur - historisch oder gegenwärtig - bzw., auch Vereine/Modellbauer die dieses Thema behandeln? Danke, Gottfried10
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Eine Frage zum Oldenburgischen D-Zug-Gepäckwagen (Epoche I)
14.05.2021 18:21 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2021 18:23)
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