(Sound) Digitalisierung Modelle ohne Schnittstelle: Fleischmann BR 56^20-29 FMZ

Liebe Forenkollegen,


nachdem Fleischmann sich standhaft weigert, sein überarbeitetes Modell der BR 56^20-29 in DRG-Ausführung mit Sound anzubieten, habe ich mal eine der älteren Ausführungen ohne Schnittstelle mit Sound ausgestattet. Die Versionen ohne Schnittstelle sind verhältnismäßig einfach zu digitalisieren und insbesondere hat die 56 in der Rauchkammer reichlich Platz für einen "vollwertigen" Sounddecoder und Lautsprecher mit Resonanzkörper. Der alte Fleischmann-"Walzenmotor" erreicht bei digitaler Ansteuerung und den entsprechenden Einstellungen recht brauchbare Fahrleistungen. Ich habe mir hier eine ex-FMZ-Lok vorgeknöpft, deren Elektrik bereits etwas für den Digitalbetrieb angepasst war.


Fleischmann 56 2836 des Bw Lehrte, Art.-Nr. 6 4156

Dieser Bericht passt für die Fleischmann-Modelle der BR 56^20-29 ohne Schnittstelle und mit "Walzenmotor" der Baujahre vor 2000, Art.-Nr. 4156-4158 (DRG/DB/DR). Da ich eine FMZ-Lok umgebaut habe, entspricht die Kabelage auf den Bildern häufig den FMZ-Kabelfarben, daher habe ich die DCC-Kabelfarben mit angegeben.

Prämissen für die Digitalisierung waren also:

- Lautsprecher im Stehkessel,
- PluX16-Schnittstelle,
- kein Traktionsverlust durch Reduzierung des Tendergewichts,
- Rückleitung des Lichtstroms über Decoder statt über Fahrzeugmasse,
- LED-Licht vorn und hinten,
- Führerstandsbeleuchtung,
- uneingeschränkte Zugänglichkeit für Wartung.

Decoder: Zimo MX 645 P16


I. DEMONTAGE

Die Gehäuse von Lok und Tender lassen sich leicht trennen. Am Tender vier Rastnasen, an der Lok zwei lange Schrauben im Fahrgestell. Das Lokgehäuse ist, wie fast immer bei Fleischmann-Dampfern, eine Einheit aus Kessel und Führerhaus, die sich komplett abheben lässt. Vor der Trennung von Lok und Tender bitte die Feder unter der Lok-Tender-Kulisse aushaken.


Fahrwerk im Originalzustand


Lokfahrwerk mit Lage der Rastnasen für den Umlauf

Kniffliger ist die Demontage der Leiterplatine des Lokfahrwerks. Zunächst muss der Umlauf abgenommen werden. Dieser ist mit zwei Rastnasen im Stehkesselboden auf dem Fahrwerk befestigt. Die Haltenasen dieser Rastnasen bitte vorsichtig aufspreizen, die sind nicht für häufiges ein- und ausrasten gemacht. Insbesondere wenn der Kunststoff - wie hier - etwa 30 Jahre alt ist.




Rastnasen der Lokplatine

Die Lokplatine ist mit zwei weiteren Rastnasen am Fahrwerk befestigt. Auch hier vorsichtig (mit kleinem Schraubenzieher) spreizen.



II. LOKPLATINE


Lokplatine

Die Lokplatine bitte vorsichtig abheben und umdrehen. Die Birnchenbeleuchtung weist eine Diode auf, diese ist im Digitalbetrieb entbehrlich und kann abgelötet und überbrückt werden. Darüber hinaus sollte die Leiterbahn unter dem Kontaktblech zur Beleuchtung vorn isoliert werden, auch wenn die Birchenbeleuchtung bleibt. Ein Kontakt mit der Fahrzeugmasse würde zu Schienenstrom am Decoderausgang und zu (finalen) Rauchzeichen des Decoders führen...


Die bestehenden Anschlüsse der Lokplatine können erhalten bleiben.





III. TENDER und MOTOR


Tender mit Platinen

An der Tenderplatine der linken Fahrzeugseite (im Bild unten) ist die Spule auf der Rückseite abzulöten und durch Draht zu überbrücken. Bei der Tenderplatine der rechten Fahrzeugseite sollte auch bei Erhaltung der Birnchenbeleuchtung das Selenplättchen unter dem Kontaktblech entfernt werden. Für die jüngeren: das Selenplättchen ist ein Halbleiter (1980er Technik) und verringert die Leuchtstärke der Beleuchtung etwas.

Ansonsten muss nur dann etwas geändert werden, wenn - wie nachstehend beschrieben - die Birnchenbeleuchtung durch LED-Beleuchtung ersetzt werden soll.


Der Walzenmotor - Kondensator ist abgelötet

Bitte unbedingt den stabförmigen Kondensator vom Motor ablöten - sonst lässt sich die Lok digital nicht vernünftig einstellen.



IV. LED-BELEUCHTUNG vorn

Wer die vorhandene Birnchenbeleuchtung nicht durch LED ersetzen möchte, kann den folgenden Arbeitsschritt überspringen.

Bei dieser Gelegenheit soll die Beleuchtung gleichzeitig auf Rückleitung über den gemeinsamen Pluspol des Decoders (U+, sog. "Decodermasse") anstatt über die Fahrzeugmasse (Fahrwerk) umgestellt werden.



Teile der Frontbeleuchtung

Die Abdeckung (das Teil mit den Puffern) wird von vier Zapfen gehalten, die in Bohrungen im vorderen Rahmen stecken. Diese Zapfen werden von unten hochgedrückt, sie sind nur gesteckt.


Bauteil mit SMD LED Bauform 0603 golden white


Montiertes LED-Bauteil, gekürzter Lichtleiter und Lage Vorwiderstand

Den Vorwiderstand (hier 1,2 kΩ) habe ich an Stelle des Birnchens im Zylinder"block" untergebracht.



V. LED-BELEUCHTUNG hinten

Der Anschluss des gemeinsamen Rückleiters des Decoders (U+, DCC blaues Kabel) vom Decoder lässt sich sehr gut durch die Lok-Tender-Kupplung führen. Einer der sechs Kabelschächte ist noch frei.


Vorwiderstand auf Leiterbahn

Den Vorwiderstand habe ich auf der rechten Tenderplatine untergebracht. Dazu die Leiterbahn unter dem Widerstand (1,2 kΩ) trennen.


Tenderseitige LED auf Bauteil, eingebauter Zustand

Als Ersatz des Birnchens habe ich wieder ein Bauteil aus Polystyrol gebastelt, das die LED trägt und demontierbar ist. Der Kontakt mit dem Kontaktblech der rechten Platine wird durch ein Kupferblech hergestellt (Anschluss Kathode der LED), das auf einer T-förmigen Halterung befestigt ist. Das blaue Kabel des gemeinsamen Pluspols wird direkt an die Anode der LED angelötet und durch die Halterung des Birnchens geführt. Weiterhin muss die Rückseite des Getriebeblocks mit Isolierband isoliert werden. Dieser führt Masse (Schienenstrom).



VI. PluX-SCHNITTSTELLE und DECODER

Kommen wir zum Wesentlichen: Schnittstelle, Decoder und Lautsprecher. Im Originalzustand ist im Stehkessel ein Gewicht und - bei den FMZ-Versionen - der Decoder eingebaut (siehe Bild oben). Beides muss weichen. Da das Kesselgewicht im vorderen Teil des Langkessels nicht zu entfernen ist, kann der Lautsprecher nicht in der Rauchkammer positioniert werden, sondern muss in den Stehkessel. Daher habe ich die Schnittstellenplatine an der alten Stelle des Gewichts und den Lautsprecher (Donau 10x15x11 mm mit Resonanzkörper) mittig auf die seitlichen Stege des Stehkesselbodens positioniert. So erhält man einen Kabeltunnel für die Anschlüsse der Schnittstellenplatine unter dem Lautsprecher hindurch.


Lage und Befestigung des Lautsprechers

Die vorhandenen Stege gemäß Abbildung kürzen. Bitte achtet bei der Befestigung des Lautsprechers darauf, dass er nicht in den Steg für die Gehäuseschraube hineinragt (dieser ist Teil des Lokgehäuses).


Anschlüsse Schnittstellenplatine Oberseite


Anschlüsse Schnittstellenplatine Unterseite

Nun kommen wir zum Anschluss der Schnittstellenplatine - hier kam eine von AMW Hübsch zum Einbau. Die Anschlüsse bitte wie in den beiden Bildern ersichtlich herstellen. Die Kabelfarben von Fleischmann und DCC sind leider etwas "gemischt". Für die Lautsprecher habe ich bei diesem Modell gelbe Kabel verwendet.


Lage Schnittstellenplatine, Decoder und Lautsprecher

Der hier sichtbare Stecker (AUX 1 und U+) wird für die - optionale - Führerstandsbeleuchtung benötigt.



VI. FÜHRERSTANDSBELEUCHTUNG

Wer keine Führerstandsbeleuchtung einbauen möchte, kann diesen Arbeitsschritt überspringen.

Der Anschluss der Führerstandsbeleuchtung erfolgt über AUX 1 (DCC grün) und einen der drei Anschlüsse des gemeinsamen Decoder-Rückleiters (U+, DCC blau). Um das Lokgehäuse aufsetzen zu können ist eine trennbare Steckverbindung zwingend erforderlich. Die Anschlüsse an der Schnittstellenplatine sind aus den Bildern oben zu ersehen. Für die Steckverbindung habe ich dreipolige Stecker des Rastermaßes 2 mm verwendet (und nur zwei Pole genutzt).


die LED ragt aus der Stehkesseldecke...

Der Vorwiderstand (mindestens 1,6 kΩ) ist zwischen Stecker und LED im Stehkessel in der AUX 1 - Leitung. Leider ist mir davon kein brauchbares Bild gelungen. Die Kabel werden durch zwei Löcher von 1 mm Durchmesser durch die Stehkesseldecke geführt. An das Ende eine SMD-LED anlöten (hier SMD Bauform 0603 in gelb).



VII. CVs
Folgende Decodereinstellungen für Fahreinstellungen und Mapping habe ich verwendet:

CV2=1
CV3=28
CV4=16
CV5=255
CV6=1
CV9=97
(CV29=46)
CV56=22
CV57=100
CV95=96
CV267=53

Mapping Führerstandsbeleuchtung (AUX 1) von F 1 auf F 6
CV61=97
CV33=1
CV34=2
CV40=4

Soundprojekt: Zimo BR 56


Das Modell macht viel Spaß - der Sound kommt gut herüber, das Soundprojekt sorgt dafür, dass Dampfstöße ohne Last ganz wegbleiben. Eine Rangierfahrt fast ohne Dampfstöße ist nicht vorgesehen und bei mittleren Geschwindigkeiten klingen die Dampfstöße etwas künstlich. Die Fahreigenschaften, insbesondere im Langsamfahrbereich - gewinnen erheblich und die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit tut auch ihr übriges.

Haben alle 56 diesen Motor?

Gruß, Ralf

Nein, die ab etwa 2000 neu erschienen Modelle mit 6-poliger DSS haben einen Bühler mit Schwungmasse. Der läuft wunderbar. Der Motor findet sich beispielsweise in der grünen DRG-Maschine 56 2264 (Art.-Nr. 83 4900) von 2003 und der DB-Ausführung 56 2621 (Art.-Nr. 415601/71) von 2015.

Grüße
Mark

Dachte ich mir es doch. Meine 56.20 hört sich nach Rundmotor an. Vielleicht sollte ich sie bei Gelegenheit austauschen. Aber die Federmimik zwischen Lok und Tender ist bestimmt erhalten geblieben?

Gruß, Ralf

Hallo Mark,

vielen Dank für diesen -- mal wieder -- wunderschönen Umbaubericht. So eine alte 56.20 liegt bei mir auch schon seit Jahren im Schrank...

Viele Grüße,

Frank

Zitat

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Dachte ich mir es doch. Meine 56.20 hört sich nach Rundmotor an. Vielleicht sollte ich sie bei Gelegenheit austauschen. Aber die Federmimik zwischen Lok und Tender ist bestimmt erhalten geblieben?

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Moin Frank,

das ist - wie aus den Bildern ersichtlich - nicht der Fleischmann-Rundmotor. Es handelt sich dabei aber auch um ein Eigenprodukt von Fleischmann, 3-polig ist er auch. Dieser hier weist Schneckenräder auf, während die Rundmotoren m.W. bis auf die BR 98 mit Stirnrad verwendet wurden. Diese Walzenmotoren weisen ein ziemlich hohes Rastmoment auf, was analog zu eher eckigem Langsamfahrverhalten führt. Genau das ist aber bei der digitalen Ansteuerung besser. Nichtsdestotrotz ist das eher ein robuster Motor und kein Leisetreter...

Grüße
Mark

Hallo Mark,

ich hole dieses Thema noch einmal hervor.
Nun habe ich den Umbau auch erfolgreich abgeschlossen, Funktionstest bestanden, nur was mich etwas stört ist das etwas ruckelige Anfahrverhalten.
Eingestellt habe ich das nach deinen Parametern, hättest Du eventuell noch einen Tipp für die Einstellung, das der Motor etwas Runder läuft.

Hallo Mark,
vielen Dank für den detailierten Umbaubericht. Eine 56 er fehlt schon
seit Längerem in meinem Bestand. Mit Deiner Beschreibung kann ich
mich ja mal auf die Suche nach einer geigneten 56 er machen.
Gruss
Rudolf

Hallo Kaffeebrenner,

aus der Ferne etwas schwierig zu diagnostizieren.

Analog läuft der Motor einwandfrei auch langsam?

Ist der röhrenförmige Kondensator zwischen den Polen entfernt? Der stört.

Ansonsten erstmal eine Wartung der Kohlen durchführen, etwaiges Öl von den Kohlestiften putzen, Kollektor reinigen, Kollektorspalten von Abrieb befreien.

Bei den CV-Werten von Zimo kann man mit den CVs 9 und 56 herumspielen. CV 9 steuert weicher an je niedriger die Werte, CV 56 mit höheren Werten (z.B. 88, 99). Ggf die Mindestgeschwindigkeit (CV 2) etwas hochsetzen (Werte zwischen 2 und 5 probieren).

Best,
Mark

Hallo Mark,
erstmal vielen Dank für deine Rückmeldung.

Ich habe heute mal den Motor ausgebaut, er lässt sich von Hand schon schwer drehen und er weißt eine Rastung auf, als würde der Motor haken.
Nun habe ich einen neuen in der Bucht gefunden, mal schauen wie der sich verhält.

Ja der Kondensator wurde ausgebaut.
Ich habe es leider nicht getestet ob der Motor Analog lief, habe die Lok gleich zerlegt.

Ansonsten teste ich mal das mit denen von Dir angegebenen Werten, mal schauen ob ich erfolg habe, werde auf jeden Fall berichten.

Hallo Mark,

gestern habe ich den neuen Fleischmann Motor eingebaut und siehe da die kleine läuft ohne zu rucken, schön geschmeidig
auch in den kleinsten Fahrstufen.

Nun habe ich aber noch ein kleines Problem mit dem Sound (Lautstärke), diese lässt sich ja ursprünglich bei Zimo mit der CV 266 einstellen, der Wert des Soundprojektes von Zimo ist 100 dies ist mir etwas zu laut.
Hier habe ich nun versucht den Wert zu ändern, aber dieses funktioniert nicht, nun habe ich nur einen ESU Programmer und kann nicht feststellen ob das irgendwie gesperrt ist.
Wenn ich den Wert schreiben möchte, bekomme ich immer die Meldung diese CV kann nicht geändert werden.

Hättest du oder vielleicht jemand anderes einen Tipp für mich.

Es handelt sich um die Zimo Datei 00776