Hallo, ich hab mal eine Frage an alle Lackierexperten.
Gestern lackierte ich das Gehäuse einer E 91 von Roco. Zuerst wurde das Modell in Seifenlauge gewaschen. Nach der Trocknung brachte ich eine dünne Schicht Weinert Grundierung auf den Wagenkasten. Anschließend lackierte ich mit RAL 6007 (flaschengrün) 2-mal in dünnen Schichten das Modell. Zwischen den Lackierungen ließ ich den vorher aufgetragenen Lack durchtrocknen, Kurz vor der letzten Lackierschicht entdeckte ich diese "Narbenbildung" im Lack, die aber nicht am ganzen Modell auftrat.
Was kann das für ein Fehler sein und wie kann man sowas in Zukunft verhindern?
Hast Du die Grundierung nach dem Trocknen auch vor dem Anstrich bzw Airbrush mit einem winzigen Fetzen extrem feinsten (evtl sogar nassen) Schleifpapier vorsichtig geglättet ? Gerade bei dickflüssigeren Anstrichen (auch bei Farbe) kommt es oft ungewollt zu "Berg- und Talbahnen", die man auf Flächen dann je nach Lichteinfall leider auch sehen kann. Die "Narben" auf Deinem Bild sind, so wie ich das von hier aus auf dem Foto erkennen kann, grabenförmige Vertifungen.
Was du jetzt noch tun kannst: Verdünne evtl. noch vorhandene Farbe so stark wie möglich (so, daß sie gerade noch deckt und die Oberflächenspannung nicht zu stark ansteigt).
Dann folgen mehrere Arbeitsgänge: Mit dem denkbar kleinsten und feinsten Pinsel äußerst vorsichtig (und sehr dünn!!) nachstreichen. Nach dem Trocknen mit superfeinem Schleifpapier drübergehen und die Prozedur erneut durchführen. Dies wiederholst Du so lange, bis alle Narben verschwunden sind.
ABER VORSICHT: NICHT ÜBER DETAILS WIE NIETEN, BLECHKANTEN O.Ä. LACKIEREN ODER GAR SCHLEIFEN !!!!! Immer schön drumherum.
Ich weiß, das ist eine Sch.... Arbeit, aber gleichzeitig auch der einzige, mir bekannte Weg, das Problem noch halbwegs vernünftig zu lösen.
Bei Metallgehäusen könnte man die alte Farbe möglicherweise wieder abbekommen, bei Kunstoff würden aber vermutlich Reste in den Detail-Fugen verbleiben, welche diese schwieriger oder gar nicht mehr erkennen lassen.
Sollten die Narben hingegen keine Vertiefungen, sondern "erhabene Würste" sein, könnte ich mir vorstellen, daß nach dem Abtrocknen der Seifenlauge vor dem Grundieren noch eine gewisse Restfeuchtigkeit auf der Oberfläche vorhanden war, die sich mit dem Anstrich vermengt hat. Dann kannst Du diese ebenfalls nur abschleifen. Was aber natürlich durch die entstandenen Wasser- bzw. Lufteinschlüsse aufgerissene Hohlräume in Form von Rissen erzeugt, die anschließend ebenfalls mit der o.g. Methode beseitigt werden müssen.
Ich vermute aber mal, daß es sich bei der Roco um ein Kunstoff-Gehäuse handelt. Verschiedene Hersteller bieten zwar entsprechende Produkte an, ich kann mir aber nur sehr schwer vorstellen, daß diese ohne Konsequenzen für das Bauteil funktionieren. Hast Du etwas vergleichbares schon mal getestet ? Etwas, das Farbe löst, greift im Regelfall doch auch Kunstoff an..... ?!
Stichwort für das Lösungsmittel ist Dowanol, da findet man sehr viele Berichte drüber. Ich habe es auch schon mehrfach eingesetzt und es greift den Kunstoff wirklich nicht an. Zu bekommen ist es unter diesem Link.
ich denke, das ist ein sehr guter Vorschlag, da Du, wie Du schreibst, das Mittel auch selbst schon mal getestet hast und somit nicht nur Werbeversprechen dahinterstehen. Werde das mal im Hinterkopf behalten, für den Fall, so etwas ebenfalls (aber hoffentlich doch nicht) benötigen zu müssen. ;-)
sehr viele Kunststoffe habe ich damit noch nicht getestet. Ich habe an ein paar alten Piko Güterwagenkästen getestet, dort hat es funktioniert, ebenso bei einer Piko DDR 120 und auch bei den Straßenbahnmodellen der Wiener Verkehrsbetriebe. Ich habe die Teile allerdings auch nicht stundenlang gebadet sondern eine alte Pfanne mit etwas Lösemittel gefüllt und dann die Modelle mit einer alten Zahnbürste mit dem Mittel übergossen und abgeschrubbt. Das dauerte sicher etwas länger als einlegen, aber eine Versprödung des Kunststoffs habe ich nicht festgestellt. Nacheinander haben sich alle Lackschichten gelöst. Im verlinkten Beitrag wird auch von Isopropanol gesprochen. Davon kann ich nur abraten, ich habe zum Test auch alte Wagenkästen darin eingelegt und unmittelbar nach dem Lack wird der Kunstoff angegriffen und löst sich auf.
Eine kluge Entscheidung. Auf diese Weise sieht man sofort, was von der unerwünschten Farbe bereits runter ist, und was nicht. Und kleinere "flächenplane" Rückstände / Partikel können auch ruhig draufbleiben, die werden ja ohnehin überlackiert und sind hinterher unsichtbar. In nicht wenigen Fällen unterstützen diese sogar die Haftung der neuen Farbe.
ich probiere das Entfernen des Lacks mal mit Bremsflüssigkeit. Den Tipp habe ich vor mehr als 30 Jahren mal bekommen und er hat bis jetzt bei den meisten Kunststoffen funktioniert. Wenn´s Metall wäre, dann gibt´s natürlich nichts anderes als Aceton.
Natürlich muß man mit derart harten Geschützen äußerst behutsam umgehen. Ein unbeaufsichtigtes Einweichen könnte hier wirklich katastrophale Folgen haben. Beim Abreiben der alten Farbe sollte man sofort, wenn der Ablöseprozess erfolgreich war, unmittelbar danach mit fließendem kalten Wasser gründlich nachspülen, mit einem weichen Tuch die Wassertropfen entfernen und alles gut trocknen lassen (24 Stunden). Vorausgesetzt, die Substanzen im Lösungsmittel reagieren nicht nachteilig auf H2O.
Auf keinen Fall nur einfach trocken nachwischen !
Ganz ohne Risiken funktioniert das Entfernen von Farbe auf Kunstoff nie. Selbst bei meiner oben vorgeschlagenen Methode kann man mit dem Schleifpapier zu Details hin abrutschen oder durch zu starkes Schmirgeln Dellen erzeugen.
Die Frage ist in so einer Situation dann aber immer: Was wäre die Alternative ?
Moin, von Lux-Modellbau gibt es "DLE-90", also ein Druck- und Lackentferner.
Ich habe ihn bislang nur benutzt, um unerwünschte Decals von Ep.IIc-Loks zu entfernen. Inwieweit Kunststoff unter dem Lack angegriffen wird, vermag ich also nicht zu beurteilen.
Bei einigen älteren Roco-Modelle ist der Kunststoff alleine durch die Einwirkung von UV-Licht spröde geworden, sie sind nur noch aus sentimentalen Gründen hier und fristen ihr Dasein als Vitrinenstaubfänger.
Vieles spricht also für Metallgehäuse - es muss ja nicht gleich so grobschlächtig sein, wie man es von den üblichen Verdächtigen kennt
ich probiere das Entfernen des Lacks mal mit Bremsflüssigkeit. Den Tipp habe ich vor mehr als 30 Jahren mal bekommen und er hat bis jetzt bei den meisten Kunststoffen funktioniert. Wenn´s Metall wäre, dann gibt´s natürlich nichts anderes als Aceton.
Gruß
Anton
Da Du aber weder die genaue Zusammensetzung des Kunststoffes, noch die der Bremsflüssigkeit kennst und nicht weißt, wie diese aufeinander reagieren, ist das aber recht riskant. Kann gutgehen, genau so gut aber auch nicht. Dann würde ich das Risiko zumindest dahingehend minimieren, in dem ich für diesen Zweck zumindest auch vorgesehene Substanzen verwende. Jeder Kunstoff ist anders !!!!!
ich probier´s vorher an einem alten Roco-Gehäuse aus. Obwohl, sicher kann man da auch nicht sein, denn es wurde ja nicht immer das gleiche Granulat verwendet. Naja, dann "bade" ich das Modell nicht in der Bremsflüssigkeit sonder trage die mit einem Pinsel auf. Und ja, da schau ich schon, dass ich vorsichtig bin.
Zitat von 96022 im Beitrag #1Zuerst wurde das Modell in Seifenlauge gewaschen. Nach der Trocknung brachte ich eine dünne Schicht Weinert Grundierung auf den Wagenkasten. Anschließend lackierte ich mit RAL 6007 (flaschengrün) 2-mal in dünnen Schichten das Modell. Zwischen den Lackierungen ließ ich den vorher aufgetragenen Lack durchtrocknen, Kurz vor der letzten Lackierschicht entdeckte ich diese "Narbenbildung" im Lack, die aber nicht am ganzen Modell auftrat.
Hallo Anton, zur Ursache für Dein Problem: hast Du das Roco Gehäuse eigentlich vor dem Grundieren entlackt oder hast Du über die alte Farbe lackiert? Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Weinert Grundierung die Original-Lackierung angelöst hat. Da Du jetzt alle Farbschichten ablösen musst, könntest Du Dir das zunutze machen und Weinert Verdünnung zum Abwaschen verwenden. Ich habe das vor ein paar Tagen auch mit einem Weinert Modell machen müssen und war angenehm überascht, wie gut die Verdünnung die Weinert Farben (und bei Dir ja auch die Roco Farbe) abgewaschen hat.
Allerdings gilt natürlich auch hier: Erst mal vorsichtig auf der Innenseite probieren!!
Statt der Weinert Verdünnung kannst Du übrigens auch Butylacetat verwenden.
Weinert Farben sind Nitro-Acryl Farben. Nitro greift andere Lacksorten und Kunststoff an.
Am besten versuchst Du die Farbe, wenn Du die Lok nicht wie Michael schrieb entlackt hast, noch zu entlacken. Nicht (!) mit Weinert Verdünnung; das ist Nitro- Verdünnung und greift den Kunststoff an wie Flüssig-Kleber.
Nicht jeder Kunststoff ist unempfindlich gegen Bremsflüssigkeit. Versuch’s mit dem von Oliver genannten Lux DLE 90 Lackentferner. Der greift Farbe an, Kunststoff jedoch absolut nicht. Ob damit auch Nitro-Farben zu lösen sind weiß ich nicht. Wenn nicht, würde ich bei Weinert nachfragen ob es noch eine Möglichkeit gibt den Lack zu entfernen.
das mit dem Butylacetat weiß ich. Da habe ich mir von einem Bekannten 1 Liter besorgt. Jetzt brauche ich nur noch Farben, die dazu passen, in größeren Gebinden als die Weinert-Fläschchen.
Das finde ich wirklich Schade das dein Projekt, wo du schon so viel Zeit investiert hast, so in Angriff genommen ist. Es sieht so aus als ob die Lokomotive schon auf dem Abstellgleis auf der Verschrottung wartet..... Ursache ist eindeutig, wie schon geschrieben ist, die Weinert Farbe. Diese Farbe ist zwar sehr ergiebig pigmentiert, aber eben auf Nitro-Acrylbasis. Dieses Lösungsmittel hat bei deiner Lokomotive die Lack und vielleicht sogar der Kunststoff angegriffen. Das wird sich erst zeigen wenn der Lack wieder ab ist (Bremsflüssigkeit, nicht mit weiteren Lösungsmitteln). Dieses Mißgeschick ist mir auch schon mal passiert (beim Pw4ü Sa 05). Da konnte ich es aber noch gut zurecht bekommen. Ich hoffe das es dir gelingt!
mal ein ganz anderer Gedanke: Lässt sich so ein Gehäuse nicht irgenrwo neu organisieren ? Dann bräuchtest Du Dir überhaupt keinen Kopf mehr darüber machen, wie die alte Farbe am besten runter geht, könntest am verhunzten Gehäuse einfach mal ungehemmt abschleifen und Lackier-Tests vornehmen, bevor Du das neue in Angriff nimmst.
Vielleicht gibt es das ja sogar auch schon von einem anderen Modell in Deiner Wunschfarbe/ Ausführung ??!