manchmal kommen einfach grauenhafte Dinge in die Werkstatt. Bevor ich mit irgendwelchen Arbeiten daran anfange wird das Modell von aussen begutachtet.
"Fährt nicht und soll mit DCC und Sound versehen werden." Auf den ersten flüchtigen Blick gibt sich das Modell unauffällig.
Beim näheren Hinschauen kommen erste Mängel zum Vorschein.
Weitere Ungereimtheiten.
Gerade sieht anders aus.
Auch hier ist einiges krumm.
Nächste Phase, Gehäuse abnehmen: Es ist schon ein Can Motor vorhanden. Wie gut der läuft muß noch untersucht werden. Dann ein Stück PVC Schlauch der zur Kraftübertragung und als Drehmomentstütze dient und zudem ungünstig gekickt ist. Hier ist es tätsächlich PVC in dem ursprüglich auch Weichmacher enthalten gewesen war der für eine geschmeidige Elastizität des Kunststoffschlauchs gesorgt hat. Der ist jetzt diffundiert, nicht mehr vorhanden und der Schlauch ist jetzt steinhart. Hier dreht sich nichts mehr.
Es geht weiter mit dem Gruselkabinett.
Warum die Lok nicht läuft, dafür habe ich mittlerweile ein Dutzend Gründe gefunden.
Das wird noch ein harter dorniger Weg um diesem Lokmodell das Laufen wieder beizubringen. Es ist auch nicht das erste Modell was in einem derartigen Zustand den Weg in meine Werkstatt gefunden hat.
Hallo Ludwig, den PVS Schlauch könntest Du einfach durch einen Silikonschlauch ersetzen. Aber das ist wohl das kleinste Problem bei diesem Modell. Gruss Rudolf
Alleine nur der Schlauchwinkel im Antrieb lässt das Fahrzeug schon absolut nicht fahren. Erstaunlich das es solche Konstruktionen gibt! Na, dann viel Erfolg. Bin gespannt wie du die Lösungen findest und lese es gerne mit!
@ Peter Da gibt es noch ganz andere merkwürdige Geschichten: So habe ich die Lok zum Umbau auf Digital bekommen. Hier hat sich schon jemand anderes am Antrieb zu schaffen gemacht.
Noch nicht die volle Horror Story. Die vordere Triebgruppe hoppelte wie ein Karnickel. Die Lok lief zwar, zog aber so gut wie nichts.
Mit doppelseitigen Schaumklebeband kann man zwar Decoder befestigen, aber es taugt nicht als Drehmomentstütze.
Das war dann meine Lösung für diese Lok. Man werfe überkommene Ansichten über Bord, entferne alles was nervt und gehe brutal straightforward vor.
Die Drehmomentstützen dieses Mal von unten. Lediglich der Faulhaber Motor (1336) hat sich dann als etwas schwachbrüstig für diese große Lok erwiesen und ist gegen einen leistungsfähigeren Motor getauscht worden.
@ Rudolf Schläuche kannst Du als Kraftübertragungselement nur dann ungestraft nehmen wenn Motor- und Getriebeeingangswelle genau fluchtend ausgerichtet sind, beide Mittellinien stimmen genau überein und sich nicht gegeneinander bewegen können. Sobald aber eine Welle aus der Flucht ist, muß der Schlauch bei jeder Umdrehung verbogen werden. Das nennt sich Walken und dafür muß Kraft aufgebracht werden die wiederum der Motor zusätzlich zum Antrieb der Lok aufbringen muß. Am Ende verwandelt sich die Walkarbeit in nutzlose Abwärme. Wird der Schlauch auch noch zusätzlich als Drehmomentstütze mißbraucht, so nimmt er unter Last eine S-förmige Gestalt an, wird also noch zusätzlich an 2 weiteren Stellen gewalkt.
deine selbstgebauten Gelenkwellen in der Challanger(?) sind aber eine ganz saubere Arbeit. Hut ab, das sieht einwandfrei aus. Feinmechanik ist dir jedenfalls kein Fremdwort. Werde mich ebenfalls an deinen Thread hier anhängen und mit Spannung beobachten, was du da noch so alles zaubern wirst.
Mit besten Grüßen,
der Waldi.
Früher hatte ich mal Geld. Jetzt habe ich eine Modelleisenbahn.
damit das kein Herrschaftswissen bleibt, ein Link zu NWSL: https://nwsl.com/ Das ist ein unabhängiger Hersteller von Hardware für Antriebsbauer, Umbauer und allen die ihre Loks verbessern möchten. Hier findest Du auch wertvolle Hinweise und Grundwissen bezüglich Modellbahnantrieben.
Eine andere Quelle ist A-Line: https://ppw-aline.com/ Hier findest Du auch ettliches an Hardware für Antriebe. Nicht ganz so fein wie NWSL und hauptsächlich auf Diesellokmodelle ausgerichtet.
Das ist ein ganz witziger Antrieb so wie die Lokomotive bei dir eingetroffen ist. Das kann sogar der Laie ohne Wissen sehen das dies nicht funktioniert. Manchmal wundere ich mich ob der Hersteller seine Modelle auch fahren gelassen hat vor der Auslieferung......
der Antrieb dieser Tenshodo Lok war schon von jemand anders umgebaut worden.
Der Tenshodo Antrieb ab Werk muß so ähnlich ausgesehen haben wie bei dieser KMT/Max Gray Lok. Im Beitrag #5 auf dem 2. Bild siehst Du noch das Gehäuse für das Vorgelege zwischen den hinteren Zylindern. Die frühen Tenshodo Lokmodelle haben in der Tat sehr bescheidene Laufeigenschaften aufgewiesen. Die Japaner konnten es sich nicht vorstellen, daß es in den USA Modellbahner gab welche diese Lokmodelle auf ihrer Anlagen fahren liessen. Angesichts ihrer eigenen engen Wohnverhältnisse gingen die Japaner davon aus, daß ihre Lokmodelle lediglich als stationäre Schaustücke dienten. Das änderte sich als jemand den Chef des Hauses Tenshodo zu Besuch in die USA einlud und er die die dortigen Wohnverhältnisse und Anlagengrößen kennen lernte. Wieder in Japan zurück hat es dann dafür gesorgt, daß die Antriebe verbessert und betriebssicher wurden (nach damaligen analogen Standards).
Wenn man einmal ein funktionierendes Konzept entwickelt hat was sich bewährt, dann wendet man das auch gerne für andere Modelle an.
Nur zur Information der Gewichtsklasse. Haftreifen? Nee, nicht ernsthaft.
wie bekommt man sie zum Laufen? Bei mir schon fast Routinearbeiten; hier am Beispiel zweier 4-6-2 dargestellt:
So sieht es nach Abnahme des Gehäuses aus. Hier ist schon ein sog. Can Motor eingebaut (so genannt wegen seines zylindrischen dosenförmigen Gehäuse). Die Lok rührte sich nicht bei per Krokodilklemmen angelegter DC Spannung direkt an den Motor.
Der Gummischlauch war schon so verhärtet und spröde, daß er gleich brach. Der Motor ließ sich zwar durchdrehen, entpuppte sich aber als starker Rastefix.
Nach Abbau der Steuerung und Abnahme der unteren Getriebeabdeckung lässt sich das achsreitende Getriebe ausbauen.
Im Lauf der Jahrzehnte ist das Fett zu einem zähen Kleister mutiert.
Die Schnecke und die Zahnräder sehen noch einwandfrei aus, sind aber eben so verkleistert, daß sich sich fast gar nicht drehen liessen. Übermässige Gewalt sollte unbedingt vermieden werden.
Da Lösungsmittel hier nicht mehr wirklich helfen begann die mühsame mechanische Reinigung, sprich das verharzte Fett aus dem Gehäuse und zwischen den Zähnen herauskratzen.
Die zähe Pampe noch einmal näher betrachtet.
Die Lager der Schneckenwelle waren fest. Hier war die Schmiere endgültig zum Feststoff geworden und dementsprechend saßen die Lager wie festgeklebt auf der Welle.
Aber irgendwann gibt der Wartz auf und man bekommt die Teile sauber. Das Getriebe ist jetzt bereit zum Zusammenbau. Geschmiert wird übrigens mit einem Industriefett von Molykote mit Molybdän und Graphitanteilen für die Schnecke und Zahnräder und mit einem niedrig legierten SAE90 Getriebeöl für die Wellen- und Achslager.
Vorher wird noch die Drehmomentstütze angefertigt. Dafür wird an geeigneter Stelle eine Kernlochbohrung eingebracht.
Ein M1,4 Gewinde eingeschnitten; ich drehe den Gewindeschneider bei diesen kleinen Größen zwischen Daumen und Zeigefinger, damit hat man viel mehr Gefühl als wie in einem Halter mit Hebelwirkung.
Bestimmung der Schraubenlänge. Die Schraube soll keinesfalls das Zahnrad im Inneren berühren.
Abmessen der Drehmomentstütze.
Der veränderte Antriebsstrang. Links der neue Motor von Mashima Typ 1830. Rechts daneben die neue Gelenkwelle, konfiguriert aus A-Line Teilen. Weiter rechts das Getriebe mit der neuen Drehmomentstütze. Das ist hier einfach ein Streifen aus 0,2mm Messingblech. Ein Ende ist am Getriebegehäuse angeschraubt, das andere Ende, mit einem Langloch versehen, wird an eine vorhandene Rahmenquertraverse angeschraubt. Durch das Langloch kann so bequem die Neigung der Getriebegehäuses eingestellt werden.
Im Rahmen der Lackiervorbereitung habe ich den Rahmen hinter den Rädern schwarz gestrichen. So brauchen Zylinder und Gestänge nicht noch einmal abgenommen werden.
So sieht der neue Antriebsstrang aus. Er läuft exakt rund ohne zu hakeln oder zu klemmen oder Geräusche zu machen. Verschleiß ist hier auch kein Thema, regelmässige Wartung und Abschmierung vorausgesetzt. Die Vorurteile wegen Einachsantrieb geifen hier einfach nicht.
jetzt bin ich dazu gekommen mich der Lok aus Beitrag #1 anzunehmen:
Hier ist die Kreuzkopfgleitbahn nicht waagerecht, sie hängt hinten herunten. Der Steuerungsträger ist zudem in 2 Achsen in sich verbogen.
Auf dieser Seite habe ich schon einiges gerichtet. Das Schwierige hierbei ist herauszufinden wo man ansetzen muß. Erst dann wenn man genau weiß wo die Verformungen sind, kann man mit Zangen und etwas Kraftaufwand an ein Geraderichten heran gehen. Zudem hatte ein Vorbesitzer eine 1,2mm dicke Platte zwischen Rahmen und Steurungsträger gelegt. So hat dann die Geometrie nicht mehr gestimmt. Erst wo diese Platte entfernt war ließ sich die Steurung gerade ausrichten.
Ein Kontrollfoto für das verbogene Gestänge der Steuerung die wieder gerade gerichtet wurden.
Auch hier ist weiter in kleinen Schritten am Steuerungsträger geändert worden.
auch das widerspenstigste Messing musste wegen Beharrlichkeit irgendann mal aufgeben und gerade werden.
Dafür gab es dann andere Probleme. Große Panikattacken sind fehl am Platz und behindern das Nachdenken.
Ursprünglich war der Umlauf stumpf an den Kesselmantel gelötet gewesen. Ein Wiederanlöten ist nicht so einfach zu machen. Das 25W Eisen hat dafür nicht die richtige Durchschlagskraft, sprich Wärmeinhalt. Mit dem 80W Eisen komme ich nicht richtig in die Ecken und mit der Flamme wird mir der Rest der Details auseinander- und abfallen. Die Treppe ist zu allem Überfluß auch noch aus Einzelteilen zusammengelötet; es ist aus eigener Erfahrung eine elende Sch...arbeit so etwas wieder zusammen zu löten und vor allem noch gerade. Die Befestigung muß reparaturfreundlich geändert werden. Dafür werden an entsprechender Stelle 2 Bohrungen mit 1mm eingebracht.
Die Teile werden bis aufs blanke Blech von dem alten Zinn und vor allem von dem Schutzlack gesäubert.
An den Umlauf werden 2 Messingdrähte von 1mm in übereinstimmenden Abstand zu den Bohrungen mit dem 25W Eisen gelötet. Den so vorbereiteten Umlauf kann ich dann an den Kessel stecken; er sitzt jetzt schon fest. Anschliessend gehe ich von innen mit der Flamme an die überstehenden Enden und verlöte sie mit dem Kesselmantel.
So sieht jetzt der renovierte Antriebsstrang aus. Eingebaut ist ein China Glockenankermotor, der Gleiche wie auch in den neuen Gützold Modellen, der über eine aus NWSL Teilen konfigurierte Gelenkwelle mit dem Getriebe verbunden ist. Der Streifen aus Neusilberblech unter der Motorhalterung ist die Drehmomentstütze für das Getriebegehäuse.
Die elektrische Ausrüstung in der Lok. Da ausschliesslich digital gefahren wird ist eine Schwungmasse entbehrlich und ich habe das 2. Wellenende abgeflext.
Diejenige des Tenders. Auf Wunsch des Bestellers sollten diese Lautsprecher eingebaut werden, obwohl der Tender Raum für viel größere LS Boxen bietet.
Schön hier wieder was von dir zu lesen. Manchmal sind Sound Lokomotiven nun mal lärmig. Auf Ausstellungen gehen solche Lokomotiven, wenn die Lautstärke zu hoch eingestellt ist, nach etliche Stunden bei Besuchern auf den Nerven -). Ich bin schon gespannt auf die weitere Fortschritte!
Von einem Bekannten stammt dieses ältere Messingmodell einer Baldwin Lok vom Typ DR-6-4-2000; Achsfolge A1A-A1A. Das Vorbild wurde 1945 für die Central Railroad of New Jersey für den Vorortverkehr gebaut. Angetrieben wurde diese Lok von 2 gewaltigen 8-Zylinder Reihenmotoren die jeweils 1000hp bei nur 625 Umdrehungen pro Minute leisteten. Sehr ungewöhnlich für US Verhältnisse waren die Führerstände an jedem Ende der Lok. Das Modell wurde in Japan in den 1960er Jahren gebaut. Das Foto zeigt den Zustand nach Abnahme des Gehäuses. Ein Mittelmotor treibt über Gelenkwellen, Stirnradvorgelege und Schneckenwellen die Endachsen der Drehgestelle an. Die Achsfolge des Vorbilds wurde auch im Modell wiedergegeben. Die ganze Elektrik für den analogen Betrieb besteht aus diesen beiden blauen Kabeln. Die DG haben keine Radschleifer und nehmen den Strom wechselseitig nur über die Masse der nicht isolierten Räder ab. Dafür muß 1 DG gegenüber dem Hauptrahmen isoliert befestigt werden.
Die Lok fuhr nicht mehr, der Motor funktionierte zwar noch, aber es erfolgte kein Vortrieb. Die Ursache war u.a. in den Gelenken zu suchen. Diese waren aus Gummi gefertigt und mit stählernen Mitnehmern versehen. Weil sich das Gummimaterial im Lauf der Jahrzehnte verhärtet hat, war keine kraftschlüssige Verbindung zwischen den Wellen und den Gelenköpfen mehr vorhanden.
Der eingebaute Motor war für den DCC Betrieb zudem ungeeignet, weil eine Bürstenführung nicht isoliert ist. Zudem überfordert die Stromaufnahme der alten Motoren die heutigen H0 Digitaldecoder, es können locker schon so 3,5 bis 5A Blockierstrom sein. Mir wurde jedoch ein Ersatzmotor in Form eines Mashima 1833 mitgeliefert.
Zerlegung des Antriebstrangs und der Drehgestelle. Die Zahnräder waren alle noch i.O. Nach Säuberung von alten Fett wurden sie neu abgeschmiert und wieder zusammen gebaut.
Der neue Antriebsstrang. Konfiguriert aus Komponenten von A-Line und vorhandenen Teilen.
Die neue Stromabnahme. Auf 0,3mm PS Material wurden recycelte Teile von Ätzrahmen aufgeklebt und bilden so neue Radschleifer. Die überstehenden Enden wurden noch abgeschnitten.
Die Beleuchtung. War auch schnell gemacht. Eine 3mm LED, ein direkt daran angelöteter Vorwiderstand, Kabel nach Normfarben und das zur Sicherheit eingeschrumpft. Die vorbereiteten Einsätze wurden dann in die vorhandenen Rohre eingeklebt.
Schaffung einer Plattform für Decoder und evtl. später Lautsprecher.
Darauf kommen eine 8-polige Schnittstelle, die hier vom Funktionsumfang her völlig ausreicht. Beim Vorbild war Anno 1945 die Beleuchtung auch spartanisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Baldwin_DR...al_RR_Depot.jpg Licht vorne, Licht hinten, fertig. Im Inneren des Modells gibt es zudem nichts was sich lohnt zu beleuchten. Des weiteren habe ich ein 4-polige Steckverbindung zwischen Rahmen und Gehäuse geschaffen. Das erleichtert Wartungsabeiten und die spätere Lackierung. In die Lok wurde ein Lenz Silver Fahrdecoder eingesteckt der dem Modell einwandfreie Fahreigenschaften verleiht.
Die komplett neue VerKabelung. Es wurden ausschliesslich die normierten Kabelfarben genommen.
Das fertige Modell bei seinen ersten digitalen Schritten.
Zum Schluß noch einmal das typische "Babyface" der Lok vom dem das Vorbild seinen Spitznamen bekommen hat.
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27.06.2022 14:29
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