1. Vorgeschichte:
Vor ca. 20 Jahren kam in unserem Verein (VEM Suhl) der Modulgedanke auf.
So entstanden im Laufe der Zeit einige private und vereinseigene, an FREMO orientierte Module - teilweise durch Umbau, meist aber durch Neubau realisiert.
Wir, die damalige Vereinsjugend, allesamt Anfang 20, sorgten mit Vergnügen auf Ausstellungen für Fahrbetrieb. Die älteren Erbauer überließen ihn uns gerne, fachsimpelten sie doch lieber mit Gleichgesinnten beim Betrachten der Anlage.
Doch irgendwann wollte ich auch mal so eine "Kiste zum Erfahrungensammeln" haben. Zusammen mit meinen beiden jungen Mitstreitern entstanden in heimeliger Gruppenarbeit 3 neue Module. Jedes war nach eigenem Geschmack, aber mit Blicken in die leeren Brieftaschen hauptsächlich als "Low-Budget-Projekte", ausgeführt (Unterbau aus einfachem Holz, Kartonpappe, Styropor und was sich sonst noch so finden ließ).
Wir planten damals eine effektive Nutzungsdauer von 5 Jahren. Dass es mehr als dreimal so lange werden würde, ahnten wir da keinesfalls.
Der Eine baute ein Bogenstück mit Betonschwellen für Epoche V, der Andere eine ländliche Holzverladung mit Abstellgleis und Handweiche. Ich selbst entschied mich für ein simples, gerades Stück, aber mit Profilwechsel. Wir nutzten und nutzen noch immer die Profile E96 und B96 und es hieß mal von "oben", dass sich mit vielen Wechselstücken ein Arrangement flexibler planen ließe.
Orientiert an meiner Heimat im Thüringer Wald wählte ich ein typisches Landschaftsmotiv ohne konkretes Vorbild.
Dankenswerter Weise halfen mir die erfahrenen Vereinsfreunde es entsprechend umzusetzen und zu gestalten...

Eine Szeneriebeschreibung - Modul "Am Waldrand":
In hügeliger Auenlandschaft kreuzt an einem unbeschrankten Bahnübergang ein Wanderweg das Streckengleis, ehe er sich unmittelbar am angrenzenden Mischwald verzweigt. Nahe dem Wasserdurchlass des Bahndamms grast friedlich eine Gruppe Rehe am ausgetrocknetem Bachlauf. Der Hirsch hingegen erkundet auf dem höchsten Punkt im Wald die Lage.
Eine Sitzbank in der Nähe mit Blick auf die Strecke lädt jeden Eisenbahnfreund und Wanderer zum Verweilen ein. Doch die beiden beleibten Ausflügler am Bahnübergang haben sie noch nicht entdeckt.

3. Ein "mächtig gewaltiger" Plan:
Im laufe der Zeit erlebte das Modul gelegentlich kleinere Auffrischungen. Doch der Verschleiß durch das häufige Transportieren zeigte immer deutlicher seine Spuren. Vor allem das Holz an den Ecken der Profilstücke war regelrecht ausgebrochen und wellig geworden.

In Anbetracht der nahenden Sonderausstellung des Vereins, in deren Vorfeld ich vollmundig die Verwendung meiner Module beworben hatte, war nun im Frühjahr 2022 der Zeitpunkt gekommen, dem guten Stück einen kompletten neuen Rahmen zu verpassen. Über die Jahre habe ich im Holzbau etwas bessere Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt. Auch die Geldbörse schmerzte für solche Vorhaben nicht mehr ganz so sehr, wie noch zu Azubi-Zeiten. Dem Umbau sah ich somit sehr zuversichtlich entgegen.
Mein "mächtig gewaltiger" Plan sah vor, die gesamte Landschaftsdecke vorsichtig auszuschalen und durch einen zuvor angefertigten Ersatzrahmen neu einzufassen.
Dabei sollten auch gleich die alten Beinehalter durch mein aktuelles System ersetzt und außerdem für die Verwendung in einem gemeinsamen Transportgestells das Modul in seiner Länge um 3cm eingekürzt werden.
Die Gedanken waren zwar blitzschnell gefasst, die Umsetzung brauchte hingegen viiiiel Feierabendzeit...

4. Der Neubau:
Die Profilstücke aus gelasertem 12mm Pappelsperrholz hatte ich noch vorrätig aus einem früheren Onlinekauf. Ich bevorzuge sie aufgrund ihrer Passgenauigkeit gegenüber der Eigenanfertigung mit der Stichsäge.
Im Baumarkt des Vertrauens besorgte ich 1200x600 Platten, ebenfalls aus 12mm Pappelsperrholz. Das Zeug ist ganz schön teuer geworden, man oh man...
Dann begann das Werkeln.
Zum Glück wurden vor geraumer Zeit dem Modul mal Vorsatzseitenwände aus 1mm dicken Holz spendiert. Es gelang mir, diese ohne großen Schaden abzutrennen. Somit hatte ich perfekte Schablonen zum Anzeichnen der neuen Seitenwände erhalten.
Nach dem Anzeichnen aller benötigten "Bretter, die die Welt bedeuten", erfolgte deren Zuschnitt an einem sonnigen Samstag auf der Dachterrasse.

Im Anschluss folgten die obligatorischen Arbeiten (Entgraten, Bohren, Senken) und der Zusammenbau (noch ohne Leim) des neuen Rahmens.

Die 4 benötigten Beine ließen sich rasch anfertigen und ich freute mich sehr, als ich den neuen Rahmen zum ersten Mal vor mir stehen sah. Jedoch bemerkte ich nun, dass die Seitenwände in sich verdreht waren und sich darum der Modulkasten etwas verzog. Auf einen ebenen Untergrund gestellt, schwebten immer zwei diagonale Ecken ca 1cm in der Luft. Es kippelte also. Ich löste ein paar Schrauben, drückte alles in Form und zog wieder fest. Es passte nun ganz gut und hätte ich ab hier einen kompletten Neubau vollzogen, wäre es auch kein weiteres Thema geworden. Aber der Rahmen wurde ja wieder demontiert, um mit der bestehenden Landschaft kombiniert zu werden. Und ihr ahnt sicherlich schon, was daraus zu folgern ist. Doch schön der Reihe nach...

5. Der Rückbau:
Als nächstes wurden nun alle Holzteile Stück für Stück vom alten Rahmen entfernt und mit Fuchsschwanz und ausgedientem Brotmesser das überschüssige Styropor zersägt, sowie die Freimachungen für die neuen 12mm starken Seitenteile ausgeschnitten.


Diese Arbeit ging zwar besser, als zunächst befürchtet vonstatten, musste aber wegen dem Erhalt der Landschaft sehr vorsichtig und somit langsam ausgeführt werden. Im Wald (und auf der Heide) sah es danach aus, als wäre der erste (Styropor-)Schnee gefallen.
Der eingeklebte Schotter an den zu ersetzenden Profilbrettern wurde mit Wasser etwas eingeweicht, abgetragen, gesammelt und mehrfach gereinigt. Somit hatte ich für später wieder die genau richtige Schottermischung zur Verfügung...
Nun stand ich also da, mit einem neuen Modulunterbau auf der einen, und einem ausgesägtem Landschaftstorso auf der anderen Seite.

Bis auf das Trassenbrett besaß es keinerlei Holz mehr. Nur Styropor, Gips und die vor über 15 Jahren verklebte Krepphaut hielten die Oberfläche noch zusammen.
Eine Herausforderung war das Einkürzen des Trassenbrettes von der Unterseite her auf das neue Längenmass, ohne dabei das überstehende Gleis zu beschädigen.
Verschiedene Raspelfräser und die kleine Bosch-Handbohrmaschine waren die richtigen Werkzeuge dafür. Trotzdem mußte ich höllisch beim Abfräsen aufpassen.
Die alten Stützklötze des Trassenbrettes hatten wir damals zum Glück nicht verschraubt und ließen sich nun mit einem lauten "Knack" sauber entfernen.
Damit war der Rückbau offiziell und hörbar abgeschlossen...

6. Der Zusammenbau:
Ich ermittelte die Maße und Positionen der neuen Stützen am Trassenbrett und befestigte sie mit Holzleim und kleinen Schraubwinkeln. Nun folgte die Montage der neuen Rahmenteile. Zuerst wurden die Profilteile an das Trassenbrett verleimt und verschraubt, dann folgte die Grundplatte, die wiederum mit den Stützklötzen verbunden wurde. Den Abschluss bildete der Einbau der Seitenteile.
Am nächsten Tag stellte ich erschrocken fest, dass sich der neue Rahmen wieder in seiner verzogenen Position befand. Knapp 1,5cm Verdrehung maß ich. Im Geiste ging ich meine Möglichkeiten durch.
Ein Nachjustieren war nicht mehr möglich, alles war bereits fest verleimt.
Für einen weiteren Neubar war mir der bisherige Aufwand zu schade.
Es mußte also anders gerichtet werden... Nur wie?
Mir kam meine Teenagerzeit in den Sinn, als ich noch Zahnspange trug und durch regelmäßiges Nachspannen des Drahtgeflechtes die Zähne langsam in die korrekte Position "wanderten". Genau so etwas brauchte ich auch, nur eben größer.
Die Lösung bestand aus einer M8 Gewindestange, einem passenden Spannschloß und zwei Schraubhaken, die ich an den unteren Winkelstücken des Moduls diagonal einbaute. Durch Drehung des Spannschloßes zog ich über die Gewindestange die beiden hochstehenden Ecken aufeinander zu und somit nach unten. Bei einer Verdrehung von 0,5cm spannte diese Konstruktion schon recht fest und dabei beließ ich es vorerst.

Da Holz bekanntlich wegen Luftfeuchtigkeit und Temperaturunterschieden arbeitet, werde ich nach und nach die Verdrehung in dem Kasten schon noch "ausgespannt" bekommen (hoffe ich).
Weiter ging es mit der Elektrik. Die ist bei einem Modul naturgemäß überschaubar, jedoch mangelte es mir an Kabeln in der richtigen Farbe. Dieses Manko wird später einmal nachgebessert (also nie😅).
Die Buchsen zum verbinden der Module untereinander, schraubte ich nach dem Vorbohren direkt in die Querträger. Eine vermurkste Altbuchse diente mir dazu als "Holz-"Gewindeschneider. Dann zog ich die neuen Kabel durch die Lüsterklemme für den Gleisanschluß und verlötete die Enden an den Buchsen. Als letztes wurden die bestehenden Drähte der Schienen in der Lüsterklemme aufgelegt.
Theoretisch war damit das Modul wieder einsatzbereit. Es mangelte aber noch an den "künstlerischen Schönheitskorrekturen". Mit Holzleim klebte ich die Geländehaut an dem neuen Rahmen fest, die solange mit vielen (geborgten) Stecknadeln fixiert wurde.

Anschließend spielte ich Greenkeaper und besserte mit zurechtgeschnittenen Reststücken kleinere Beschädigungen an der Grasfläche aus.
Mit der bekannten Wasser-Weißleim-Spülmittel-Methode wurden die Gleisbereiche an den neuen Profilstücken mit dem recyceltem Schotter bearbeitet. Für eine bessere Kaschierung hab ich die Trasse seitlich des Schotterbettes großzügig nachgestreut. Wer es nicht weiß, sieht an der Oberfläche von den Umbaumaßnahmen keinerlei Unterschied. Nur die alten Bereiche im Schotterbett sind etwas eingestaubter. Aber das erledigt Kollege "Zeit" für mich 😉...

7. Das Fazit:
Diese Ertüchtigung dürfte wohl die letzte Rettungsaktion für dieses Modul gewesen sein. Der Aufwand war schon beträchtlich und wird hoffentlich der noch kommenden Nutzungsdauer gerecht werden. Im Nachhinein betrachtet wäre ein Neubau, vor allem wegen der doofen Verdrehung, vielleicht die sinnvollere Alternative gewesen. Für eine komplette Fertigstellung der Landschaft hätte aber die zur Verfügung stehende Zeit nicht ausgereicht. Somit war es für mich die richtige Entscheidung auf diesem Wege meinem ersten Modul ein zweites Leben geschenkt zu haben.


Es grüßt euch,

der (schreibwütige) Waldi.


Übrigens... noch etwas zu den Bildern:
Wenn ich geahnt hätte, dass ich mich in Bälde hier in diesem Forum rumtreibe, hätte ich diese Umbauaktion sicherlich besser dokumentiert. Darum bleiben nur die wenigen Schnappschüsse, die ich Hobbyfreunden per WhatsApp zuschickte. Generell fotografier ich nur mit dem Handy, weshalb ihr mir die teilweise schlechte Bildqualität bitte verzeihen möget. (Darum schreibe ich ja auch 1000 Worte, statt ein Bild zu machen 😜).

Hallo Alex,

Uppsss... Sorry, mein Fehler. Vom Handy aus sahen alle Bilder passend aus. Ich hab die Breite jetzt überall auf 800 eingestellt.
Sollte noch etwas nicht in Ordnung sein, bitte bescheid geben.