nun möchte ich eine Möglichkeit zeigen, den Glaskasten von Trix zu digitalisieren. Dieser Bericht hat eine „echtes“ Trix-Modell zum Gegenstand, also die Produktion vor der Übernahme und Überarbeitung durch Märklin. Bei diesen Modellen ist noch eine freie Sicht durch das Führerhaus gegeben, da hier noch kein Decoder oder gar Sound verbaut wurde. Direkt gilt er also für die Art.-Nr. 22401, 22410, 22411 aus den späten Achtziger und Neunziger Jahren, die einen Minitrix-Motor mit Schwungmasse aufweisen. Die Modelle weisen bereits analog aufgrund der Untersetzung sehr ordentliche Fahreigenschaften auf.
Trix BR 983 der DRG, Art.-Nr. 22401
Da das Modell einen sehr kurzen Radstand aufweist, sollte hier unbedingt ein Pufferspeicher zum Einsatz kommen. Weiter sollte die Führerhaus-Durchsicht zumindest teilweise erhalten bleiben, dem entsprechend habe ich hier bewusst auf Sound verzichtet.
Ursprünglich war beabsichtigt, einen ESU LoPi v4 micro mit ESU Powerpack zu verbauen. Da der Decoder aber überhaupt nicht mit dem Motor zurechtkommt, habe ich davon nach längerer Programmier-Session Abstand genommen. Anstatt dessen kommt ein Zimo MX617N zum Einsatz, damit läuft das Maschinchen schon mit den Werkseinstellungen wunderbar. Das ESU Powerpack lässt sich dann leider nicht verwenden.
I. Demontage
Das Gehäuse wird von zwei Rastnasen gehalten, die durch zwei Schrauben unter dem Umlaufblech aufgespreizt werden (siehe Betriebsanleitung). Dann die Geländer vorsichtig aus den Bohrungen am Gehäuse lösen (nur gesteckt) und Gehäuse vorsichtig nach oben abziehen. Achtung – Gewicht fällt ggf. aus Gehäuse heraus. Darunter ergibt sich folgendes Bild:
Gehäuse und Fahrwerk, Motor bereits demontiert.
II. Leiterbahnen Alle Entstörelemente (Kondensator, Drossel) ablöten und entfernen. Ebenso die Dioden der Beleuchtung - brauchen wir nicht mehr. Einziger Eingriff in die Leiterbahnen ist die elektrische Trennung des in Fahrtrichtung linken Motorkontakts von der Leiterbahn.
Leiterbahnen ursprünglich
Die Motorkontakte liegen auf den Leiterbahnen, die die Radsätze verbinden, auf. Sie sind mit Kunststoffschweißpunkten verbunden. Leider kommt man nicht umhin, einen davon aufzumachen um den getrennten Teil der linken Motorfahne zu isolieren und hinterher wieder dort zu befestige. Dabei ist sauberes Arbeiten erforderlich; normalerweise vertragen solche Kunststoffbefestigungen genau eine erneute Verschweißung (mit heißem Bastelmesser). Also: - oben aufliegende Leiterbahn trennen (siehe Bild oben), - Motorfahne vorsichtig aus Schweißpunkt lösen (warmes Messer, nicht abschneiden), - Kunststoff passend zuschneiden und unter Motorfahne kleben – der Kunststoff kommt zwischen die beiden Metalleiter und isoliert. Ich habe durchsichtigen aus einem Verpackungsblister verwendet (siehe Bild unten), - Unterhalb des vorhandenen Loches in der Motorfahne Loch in Kunststoff bohren, - Bauteil mit 2K- oder Sekundenkleber-Gel verkleben, - Kunststoff-Niet wieder verschweißen.
Leiterbahnen mit neuer Verkabelung und Schnittstelle, einmal von der linken (oben) und einmal von der rechten Seite (unten)
III. Anschluss 6-polige Digitalschnittstelle nach NEM 651 Ist dies erledigt, wird die Schnittstelle angeschlossen. Ich fand den günstigsten Platz für die Positionierung sei stehend auf der rechten Motorseite, hinten (im Bild unten links). Ich habe mich für eine 6-polige DSS entschieden, da das Modell ohnehin keinen U+ (gemeinsamer Pluspol des Decoders) aufweist und die 6-polige DSS eben so schön klein ist. Bei vorkonfektionierten Schnittstellen z.B. von ESU sollte man die Isolierung der Kabel unten etwas kürzen bzw. auftrennen, damit die Kabel für den stehenden Einbau um 90° gebogen werden können.
Dann die Anschlüsse gemäß Abbildung anlöten (Kabelfarben hier nach DCC-Norm, sofern nicht anders bezeichnet). • rot an Schiene rechts • schwarz an Masse (Schiene links) – hier das Kabel sehr sorgfältig um die Schwungmasse verlegen, sonst schleift es, • orange an Motor rechts • grau an Motor links • weiß an Licht vorn • gelb an Licht hinten Die Rückleitung der Beleuchtung erfolgt unverändert über die Fahrzeugmasse. Bei der vorderen Beleuchtung ist das Kesselgewicht Teil des Rückleiters, daher der Anschluss des weißen Kabels an dem entsprechenden Kontaktblech.
IV. Pufferspeicher
Da dieser Motor nicht mit einem ESU LoPi v4 harmoniert und das ursprünglich vorgesehene ESU Powerpack mit dem schließlich verbauten Zimo-Decoder nicht verwendbar ist, musste ich einen schmalen ElKo mit möglichst großer Kapazität auftreiben. Die üblichen 10 oder 12,5 mm Durchmesser sind viel zu dick, das passt nicht zwischen Motor und Führerhausseitenwand. Gefunden habe ich einen mit 1200 μF und 16 V (bei Reichelt), der die sehr akzeptablen Maße 8 x 20 mm aufweist. Zur Verwendung auf herkömmlichen Digitalanlagen mit mehr als 16 Volt ist also eine Z-Diode zur Spannungsbegrenzung in die Ladeschaltung zu integrieren.
Ladeschaltung… …und so sieht das dann aus.
Wenn man – so wie ich – nicht die Möglichkeit hat, eine Miniplatine zur Bestückung mit SMD-Bauteilen zu ätzen, muss man sich der traditionellen Techniken bedienen. Mit Lötkolben und konventionellen (kleinen) Bauformen kommt man aber zum selben Ergebnis. Folgende Bauteile kommen hier zum Einsatz: • Z-Diode 15 V/0,5 W Bauform DO-35 (Glas) • Metallschicht-Widerstand 100 Ω/0,6 W Bauform 0207 • Diode 0,5 A Glas (vorher aus dem Modell ausgelötet) • ElKo 1200 μF/16 V 9000h, 8x20 mm
Hinsichtlich des Zusammenlötens erlaube ich mir, zur Vermeidung vieler Worte auf Schaltskizze und Bild zu verweisen.
V. Kesselgewicht und Einhausung der Elektronik
Jetzt wird es Zeit, das Kesselgewicht zurechtzustutzen: zurechtgestutztes Kesselgewicht
Dazu eine Ecke – in Fahrtrichtung hinten rechts, im Bild unten links – von ca. 22 x 15 mm heraussägen. „Hinten bei dem Gewicht ist, wo der hohe Sporn auf der Rundung ist (hält Gewicht im Gehäuse), vorne ist der Kontakt zur vorderen Glühlampe.
Damit die elektronischen Bauteile keinen Kurzschluss durch das Kesselgewicht u.a. erhalten und gleichzeitig als Kaschierung der Bauteile habe ich eine Einhausung aus schwarzem Fotokarton gebastelt. Der ist von geringerer Materialstärke als ein Schrumpfschlauch und lässt den Bauteilen reichlich Luft zur Kühlung. Fotokarton gibt’s im Schreibwarenladen. Das Fenster in der Rückwand des Führerhauses habe ich direkt hinter die Verglasung geklebt (gaanz wenig Kleber, nur neben der Scheibe!). Die anderen drei Seiten werden von der Umhausung umschlossen, die mittels Kleber (z.B. Ponal) an den blanken Schnittflächen des Kesselgewichts befestigt. Die Maße sind ungefähr L 20x 13 mm. Unteren Teil auf der Seite des Kesselgewichts und am Motor freischneiden, dort verlaufen auf dem „Boden“ die Decoderanschlüsse.
VI. Führerstandsbeleuchtung Wenn schon wegen des (teilweisen) Führerstandsdurchblickes kein Sound verbaut wird, so soll nunmehr wenigstens Licht in’s Dunkle kommen.
Führerstandsbeleuchtung und Einhausung aus unterschiedlichen Perspektiven
Verwendet wurde einfach eine SMD-LED Bauform 0603 gelb, die den Draht des Widerstands gleichzeitig als Halterung und Befestigung verwendet. Mittels eines angelöteten Hakens wird das Bauteil auf der Einhausung befestigt und ist gleichzeitig lösbar. Die Beleuchtung wird an die Pins des Decoders für AUX 1 (grünes Kabel) und U+ (hier aus optischen Gründen ein schwarzes Kabel, sonst DCC blau) angeschlossen. Der Widerstand wird in der Ecke der Einhausung zwischen Kondensator und „Wand“ eingeklemmt. Das grüne Kabel muss natürlich unterhalb des Widerstands angelötet werden. Die LED – wie in dem unteren der beiden oberen Bilder ersichtlich – bitte möglichst zentral ausrichten.
VII. Decodereinstellungen
Der hier verwendete Zimo MX617N läuft mit folgenden Einstellungen:
CV2=1 CV3=24 CV4=12 CV5=150 CV6=default CV9=88 (CV29=38) CV56=33 CV57=60 CV124=83 Rechte Fahrzeugseite, die Einhausung verdeckt die hinteren beiden Fenster.
Die Fahreigenschaften gewinnen insgesamt durch die digitale Ansteuerung, besonders im Langsamfahrbereich. Die Pufferung des Decoders sorgt immerhin dafür, dass das Maschinchen nun sicher über Weichenstraßen kriecht, gute Gleislage und saubere Schienen vorausgesetzt.
Schönes Ding, toll gemacht ... danke fürs zeigen. Ich habe diese Loks nicht, ist mir zu speziell (Bayern) aber putzig sieht es schon aus wenn so ein Teil über die Gleise schleicht. Hast Du diesen Feed aus dem Nachbar-Universum auch gesehen?
Danke für den Bericht, ich habe zwei von diesen kleinen hier rumstehen, die noch umgebaut werden müssen, wobei Sound schon auch eine Option ist. Als Decoder würde ich den D&H SD10A vorsehen, der ist recht klein. Gruß Moritz
ein schön beschriebener Umbau. Ich habe auch einen umgebauten Glaskasten, original Trix aus der goldenen Verpackung. Leider habe ich keine Fotos vom Umbau parat, ich habe da etwas weiter ausgeholt: -Spurkränze abgedreht -SB Faulhaber eingebaut -D&H Fahrdecoder ohne Sound -Powerpack von Fischer-Modell mit 5 Tantal Kondensatoren -2 LED als Spitzenlicht
Bei der alten Trix Lok ist im Gewicht über dem Motor ein Seitenteil herausnehmbar, dies war für Selectrix Decoder vorgesehen. Durch Verwendung des Faulhabers entsteht unter dem Gewicht relativ viel Platz, auf einer Seite kommt der Decoder unter und auf der anderen das Fischer-Modell Powerpack. So bleibt der freie Durchblick erhalten und man sieht dem Modell den Umbau von außen nicht an. Ein weiterer Vorteil des Faulhabers ist der niedrige Stromverbrauch, dadurch kann das Modell auch mit dem kleinen Pufferspeicher relativ gut überbrücken.
zunächst mal Danke für die hervorragenden Beschreibungen bzgl. Digitalisierung "alter Loks" ohne DSS.
Ich habe bei mir meine Flm BR 91, Flm BR 89 T3 und den Trix Glaskasten entsprechend deiner Beschreibung umgebaut. Perfekt, alle laufen digital, auch der Trix Glaskasten mit ESU Lopi 5 micro. Inzwischen auch sehr leise und butterweich, selbst Fahrstufe 1 geht.
Jetzt meine Frage: Hat der Strompuffer bzw. Pufferschaltung bei die eine merkliche Wirkung? Ich habe bei mir als Puffer einen Trainomatic Puffer Nano eingebaut, der hat 2 mal 0,3F Goldcaps in Reihe geschaltet, d.h. 0,15F auf 5V. Da sollte sich doch was zeigen. Von Null bis ein paar Zentelsekunden, mehr scheint nicht zu gehen. Baue ich den Decoder mit Puffer in eine andere Lok (Roco, ESU Decodertester) ist die Pufferwirkung voll sichtbar. Ich habe den Motor grundüberholt, d.h. mit Bremsenreiniger gewaschen, auch das Getriebe, dann das Getriebe mit Gleitpaste neu geschmiert und die Motorlager geölt. Darauf hin mehrere Stunden (vorher ca. 35 Jahre Vitrine) auf dem Rollenprüfstand schonend eingefahren. Er wurde immer leiser und läuft jetzt butterweich. Aber Pufferwirkung mal Null, dann wieder minimal. Ich habe jetzt nach der Überholung die Stromaufnahme im Analogbetrieb gemessen: 170 mA bei 11V. Mein bayerischer Roco Glaskasten auch ohne DSS zieht nur 85 mA bei 11V. Kann es sein, dass der alte Trix Motor einfach zu viel Strom frisst, so dass der Puffer nicht richtig zur Wirkung kommen kann. Wie sieht es da bei deinem Trix Glaskasten aus? Für eine kurze Antwort wäre ich echt dankbar. (Spiele jetzt schon Tage rum...)
Unabhängig davon habe ich jetzt einen Umbausatz auf Glockenanker Motor von micromotor.eu bestellt. Der zieht angeblich nur 50 - 60 mA. Mal sehen, ob dann der Puffer wirkt. Noch eine Anmerkung: Ich habe Fleischmann Gleise, die haben ein Kunststoffherzstück und da brauche ich bei Langsamfahrt schon eine Pufferwirkung. Auf dem normalen Gleisabschnitten läuft er problemlos.
Unser Hobby ist einfach spannend, immer wieder eine Überraschung/Herausforderung
Beste Grüße
Reinhard
Anlage 27qm, Gleichstrom, Digital DCC, Fahren mit Tams Easy Control, 6 Booster Power 3, Schalten mit Intellibox I, Decoder und Rückmelder LDT, HSi-88, Software Railware 7.36 Build 503, Lokdecoder ESU, WIN10 64bit Home Edition
Abschlussbericht zu meiner Digitalisierung Trix BR 98.3 Glaskasten: Der bestellte Umbausatz mit Glockenankerantrieb ist angekommen. Maßlich ist der Einbausatz (Kunststoffhülle) geringfügig größer im Durchmesser als der Original Trix Motor. Ich habe das Kunststoffgehäuse am Bandschleifer auf beiden Seiten deutlich beschliffen. Zuvor hatte ich das Motorengewicht innen auf der gegenüberliegenden Seite, wo man das kleine Gewicht für einen Decoder herausnehmen kann in der gleichen Größe ausgefräst, um hier den trainomatik Nano Puffer unterzubringen. In Summe wurde der Glaskasten nur 20 g leichter. Ergebis: Top, alles passt easy rein und komplett freier Durchblick. Motor nimmt analog betrieben (ohne Beleuchtung) nur ca. 35 mA auf. Wirkung der Pufferschaltung perfekt, keine Stopps mehr. Anscheinend hat der alte Trix Motor doch so viel Strom gezogen, dass die Pufferwirkung des Nano Puffers nicht richtig zur Wirkung kam. Jetzt super. Beim Einmessen der Geschwindigkeitskurve des Lopi 5 micro har der Glockenantriebsmotor bei FS 1 und 2 leicht gehoppelt. Ich hab dann die CVs einiger Einstellparameter modifiziert und jetzt passt alles. FS 1 ist 0,3 km/h, sensationell und es geht. Bin voll begeistert. Hier noch meine CV Werte: CV 2: 2 CV 51:8 CV 52: 5 CV 53: 120 entspricht bei mir v max 55 km /h CV 54: 14 CV 55: 20 CV 113: 62 für 2 sec Pufferzeit Rest unverändert.
Noch ein paar Bilder:
Anlage 27qm, Gleichstrom, Digital DCC, Fahren mit Tams Easy Control, 6 Booster Power 3, Schalten mit Intellibox I, Decoder und Rückmelder LDT, HSi-88, Software Railware 7.36 Build 503, Lokdecoder ESU, WIN10 64bit Home Edition
das sieht sehr gut aus - heute würde ich wohl auch den Motor tauschen. Hast Du eigentlich die Beleuchtung auf LED umgestellt? Die Glühbirnen ziehen ja auch ordentlich Saft und neutralisieren einen Teil der Pufferwirkung.
Nein, ich habe die Beleuchtung nicht auf LED umgestellt. Es ist ja nur ein Lämpchen je Fahrtrichtung, aber du hast Recht, das Glühlämpchen zieht ordentlicht Strom, bei 11V 38 mA, genau so viel wie der Lokmotor 35-40 mA. Ist aber für die Pufferschaltung noch kein Problem. Vorher hatte der Original Trixmotor (nach Generalüberholung und 8h Einlaufzeit) 170-200 mA verbraten ohne Lämpchen!
Meine alten Fleischmann Loks mit Flachmotor ziehen nur um die 75 mA ohne Licht. Da habe ich entsprechend deiner Anleitung auch die BR 91 und die BR 89 T3 umgebaut, Originalmotor und Glühlämpchen belassen und der Trainomatic Nano Puffer funktioniert. Einbau bei der T3 siehe Bilder: freier Durchblick, alles links und rechts am Motor verstaut.
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13.03.2025 15:31 (zuletzt bearbeitet: 13.03.2025 15:31)
