was gehen Dir denn für Fragen am Samstag um die Zeit durch den Kopf? Moderne Züge, Regio und ICE, haben ja mittlerweile wieder Toiletten, sogar behindertengerecht ausgeführt. Bei S-Bahnen sieht das anders aus, da muss der Lokführer sein Geschäft beim Fahrdienstleiter anmelden.
Zitat von becki im Beitrag #3was gehen Dir denn für Fragen am Samstag um die Zeit durch den Kopf?
Wenn ich Dir das erzähle ...
Ok. Wir gucken gerade "Frag doch mal die Maus". Und - nun ja - zwischendurch wurde es dringend nötig, mal mein Feirabendbier zu "lenzen" (Seglersprache). Und als ich da so ... äähh ... jedenfalls hab ich überlegt, was ich denn mal die Maus fragen könnte. Und genau diese Frage, die mit dem Klo für Zugführer, hatte ich vor kurzem schon mal überlegt ...
Es gibt durchaus Lokomotiven mit WC's, in D hat die ME26 oder wie der "Norwegendiesel" heisst, eine Toilette. Für die Ukraine hat Siemens dem Eurorunner auch ein WC spendiert.
Ja ok, ob mit Klo oder ohne, wie hat man sich das praktisch vorzustellen? Also ... ich mein natürlich nicht den Vorgang selbst, sondern die Organisation desselben. Wenn also der Herr Lokomotivführer ein dringendes Gespür verspürt ... dann kann er ja nicht einfach während der Fahrt, er wird ja schon mal anhalten müssen. Darf er das so einfach? Muss er auf den nächsten Bhf. warten? Was macht der Kerl im Güterzug, der ja wohl seltener anhält? Was, wenn der Kerl eine Kerlin ist?
Erzählt doch mal aus der Praxis. Hier tummeln sich doch Lokführer im Forum
Auf gut deutsch, "der Triebfahrzeugführer hat voltgefressen und ausgeschissen zum Dienst zu erscheinen, und das natürlich noch pünktlich."
Wie Robert es bereits schrieb, es gibt eine kleine Anzahl von Baureihen welche für das Fahrpersonal ein eigenes WC verbaut hat, dass ist aber nicht die Regel. Jetzt musst du unterscheiden, erstmal nach Dringlichkeit "des Geschäftes" und nach Geschäftsbereichs (S-Bahn/Regio , Fernverkehr und Cargo).
Cargo Tf melden sich einfach bei nächsten Fdl. an, dass sie mal auf die "Seite" müssen, die Fahrplanzeiten dienen hier mehr als Richtlinie und sind dehnbar so wie auch verkürzbar. Dann gehts halt entweder auf ein vorhandenes WC oder mit der Rolle in den Bahndamm.
Der P-Verkehr hält ja in regelmässigen Abständen an Bahnhöfen dort sollten ja WC´s vorhanden sein, wenn nicht dann halt auf den Zugtoiletten. Dann gibt es halt ggf. Verspätung, aber Notdurft hat Vorrang.
einige DB 215 hatten mal versuchsweise einen als Urinal bezeichneten Trichter im Maschinenraum. Der Auslauf war aber so dünn im Durchmesser das sie zu häufig mit Zigarettenkippen verstopft in der Werkstatt Anlass zur Klage gaben. Frauen die Triebfahrzeugführerin bei der DB werden wollen, müssen sich mit der Situation extra einverstanden erklären. Und nicht verkneifen kann ich mir jetzt in dem Zusammenhang die überlieferte Lösung mancher Dampflokbesatzung bei größerem Bedürfnis: über die Kohleschaufel hocken und das Resultat in der Feuerbüchse entsorgen war wohl gar nicht so selten angewandte Praxis. (Penible sollen auch vorher noch ein Stück Zeitungspapier auf das Schaufelblech ausgelegt haben).
Viele Grüße aus Südhessen von Christoph
- - - Fünf Leben langen nicht für dieses Hobby - - - Copyright der Bilder liegt, wenn nicht anders genannt, bei mir.
Hallo, Bei uns im Personenverkehr geht man bei „jeder“ Gelegenheit - und natürlich lieber auf eine Diensttoilette - einfach damit man dass noch gemacht hat bevor es wieder los geht. Schwierig wird es, wenn Du einen Dönner verdrückt hast, und einen unheimlichen Durst bekommst, aber in der Kälte kurz warten musst. Dann stellt sich die Frage, wieviel darfst Du aus deiner Flasche trinken und kannst du das dann bis zur nächsten Gelegenheit behalten? Weiter ist dieses Thema ein sehr gerne diskutiertes beim Lokpersonal, die unregelmässigen Arbeitszeiten fördern die regelmässige Verdauung nicht gerade. Und die Arbeitgeber machen wiederum gerne Propaganda für gesunde Ernährung, was beim Lokpersonal natürlich immer wieder auf Verwunderung stösst.
das ist ja sowas wie ein Reizthema? Bereits zu meiner aktiven Zeit (auf der Lok von 1972 bis 2000) wurde darüber diskutiert. Platz für ein WC wäre allenfalls auf der E 140 gewesen, mitten im Maschinenraum, dort, wo bei der E 110 der Bremswiderstandslüfter steht; die 140er hatte ja keine E-Bremse, also gab es diesen Freiraum, der nur von vier leicht umpositionierbaren Luftbehältern besetzt war.
In mehreren "Aufenthaltsraum-Brainstormings" kamen wir Lokführer zu dem Schluß, daß eine WC-Kabine im Maschinenraum mit Fernsehmonitor (Streckenbeobachtung während der Verrichtung), Bedienelementen für Indusi und Sifa sowie Führerbremsventil ausgerüstet werden müsse. Dann wäre die wirtschaftliche Nutzung während der Fahrt möglich. Doch der erforderliche Aufwand stand in keinem Verhältnis zur Praxis: Die Fahrdienstvorschrift räumte ausdrücklich "fünf Minuten" Halt zwecks Erledigung ein. Halt am nächsten Stellwerk und... Erschwerendes Kontra-Argument: Wie würde solch eine Ausrüstung im Laufe der Zeit aussehen? Lieber nicht drüber nachdenken; analoge Bilder von der "Pinkelkiste" der V 215 möchte ich Euch ersparen.
Fazit: WC auf der Lok? Nein!
Wie ich einem Eisenbahnfilm entnahm, sollen angeblich die IORE-Loks der schwedischen Erzbahn mit WCs ausgerüstet sein. Naja, die Angst vor 6000 Tonnen treibt wohl...? (Feix)
"Aufgrund der einsamen Lage der Strecke und der extremen Witterung sind die Lokomotiven mit Spezialisolierung sowie Notheizung und -beleuchtung ausgestattet. Im Führerraum der Lok finden sich außerdem eine Kochplatte, ein Kühlschrank und ein Autoradio mit CD-Player. Im Maschinenraum steht dem Lokführer eine Toilette zur Verfügung."
ich schließe mich der Meinung von Kurt an. Allerdings werden die örtlich besezten Stellwerke durch ESTW immer seltener. Zudem gibt es auch immer mehr Frauen. Bei DB Regio wurden im S- Bahnverkehr mal „Pinkelboxen“ namens Adamus (für Herren) und Evamus ( für Damen) ausgegeben. Das war mal wieder ein deutliches Zeichen was so mancher aus der Teppichetage vom fahrenden Personal hält.
Bei einer Führung im Herstellerwerk der IORE Loks sagte uns ein Mitarbeiter, die Toiletten seien zwar bestellt worden, werden allerdings nicht benutzt. Zitat eines Mitarbeiters der Erzbahn: „Wer die Toilette benutzt, dessen Name kommt auf die Tür“. WC auf der Lok sehe ich unter dem Gesichtspunkt der Hygene sehr kritisch. Denn wie würde sicherstellt, dass diese auch regelmäßig gereinigt würde? Aber langsam kommen wir in die Phase, wo Themen wie Pause auf Leistung (bei Gz- Langläufen) und damit auch die Situation von Sanitäreinrichtungen gelöst werden muß. Raststätten/Rastplätze gibt es bei der Bahn nicht.
In diesem Sinne
Kai-Nils
Die Kunst eine Lokomotive zu Führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden (Aus "The Australian Locomotive Enginedriver's Guide")
Ich kann hier nur von meinem Vater berichten. Der war bis zur Rente bei Cargo. Er ist entweder im BW oder an einem Rot-signal austreten gegangen. Man fährt ja immer dieselben Strecken und Züge und kennt dann seine "Pappenheimer".
Zitat von Lokfreak im Beitrag #14Ich kann hier nur von meinem Vater berichten. Der war bis zur Rente bei Cargo. Er ist entweder im BW oder an einem Rot-signal austreten gegangen. Man fährt ja immer dieselben Strecken und Züge und kennt dann seine "Pappenheimer".
Hallo,
das war ein Statement aus der Praxis! Man konnte und mußte sich diesbezüglich vorbereiten, d.h., einen Zug mit langem Laufweg nicht ohne vorheriges ... übernehmen. Sollte es unterwegs dann mal eng geworden sein, erwiesen sich Signale auf Hp0 als hilfreich - je nach örtlichen Gegebenheiten. In meinem Lokführerbuch "Unter Strom" habe ich eine derartige Unterwegssituation beschrieben - heute witzig, damals gar nicht.
Auch veröffentlichte ich unsere Superidee mit der "Aktion Teilnahmekarte": Wer hat am von Köln-Deutzerfeld weitesten entfernten Ort gep...? Per Zufall hielt ich monatelang den Rekord: Selbstblocksignal (SBK) 22 vor Ladenburg (irgendwo im Großraum Mannheim). War ein Sonderdienst mit Güterzug, der vielfältige Umwege befuhr.
Ja, ja - ein wahrhaft großes Thema!
Und das mit der Erzbahn finde ich bemerkenswert, bestätigt es doch meine und meiner Kollegen Befürchtungen in Sachen Hygiene.
Zitat von Lokfreak im Beitrag #14Ich kann hier nur von meinem Vater berichten. Der war bis zur Rente bei Cargo. Er ist entweder im BW oder an einem Rot-signal austreten gegangen. Man fährt ja immer dieselben Strecken und Züge und kennt dann seine "Pappenheimer".
Auch veröffentlichte ich unsere Superidee mit der "Aktion Teilnahmekarte": Wer hat am von Köln-Deutzerfeld weitesten entfernten Ort gep...? Per Zufall hielt ich monatelang den Rekord: Selbstblocksignal (SBK) 22 vor Ladenburg (irgendwo im Großraum Mannheim). War ein Sonderdienst mit Güterzug, der vielfältige Umwege befuhr.
Ja, ja - ein wahrhaft großes Thema!
Und das mit der Erzbahn finde ich bemerkenswert, bestätigt es doch meine und meiner Kollegen Befürchtungen in Sachen Hygiene.
Mein Rekord war eine Bilderbuchfahrt (grüne Welle)mit einem Güterzug von Eifeltor bis Abzw. Molzau (nahe Karlsruhe). Da war ich für den Signalhalt echt dankbar, denn der FDL Graben Neudorf hätte mich gern am Rollen gehabt.
Gruß Kai-Nils
Die Kunst eine Lokomotive zu Führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden (Aus "The Australian Locomotive Enginedriver's Guide")
ähh, als völlig Unwissender von der Arbeit eines Lokführers frage ich mich, ob hier niemand ein "Porta Pissi" (so nennen es Camper) kennt. Ein verhältnismäßig kleines Chemieklo. Das kleinste von Thetford wiegt leer weniger als 4 kg. Ich müsste sowas mitschleppen :)
Zitat von Egon im Beitrag #18ähh, als völlig Unwissender von der Arbeit eines Lokführers frage ich mich, ob hier niemand ein "Porta Pissi" (so nennen es Camper) kennt.
Was die NEM bei der Modellbahn ist, ist im Arbeitsleben die Arbeitsstättenverordnung. Da gibt es auch klare Regelungen zu Sozialräumen (Pausenraum, Größe, Beleuchtung, Raumtemperatur, WC) etc. Ich denke die Mehrheit meiner Kollegen möchte auf den Pausenraum nicht verzichten. Man trifft dort Kollegen, was bei der überwiegenden Alleinarbeit im Führerraum auch gut tut, tauscht sich aus (Kurt hat ja schon einige Stories zum besten gegeben). Im übrigen wäre die Nutzung einer Toilette während der Fahrt nicht statthaft und würde durch die Sicherheitsfahrschaltung unterbunden werden. Sollte demnach jeder Lokführer noch sein Klo mit rumschleppen? Nein Danke hier ist der Unternehmer in der (Fürsorge)Pflicht!
Gruß Kai-Nils
Die Kunst eine Lokomotive zu Führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden (Aus "The Australian Locomotive Enginedriver's Guide")