ich habe mich gestern Abend mal wieder einem Umbau einer Roco DC-Lok für Märklin gewidmet.
Die Fahrgestelle der Roco "Exclusive"-111, -140 und -110 sind prinzipiell gleich, es gibt aber inzwischen verschiedene Rahmen- und Platinenvarianten. Am eigentlichen Vorgehen beim Umbau ändert das jedoch fast nichts.
Der Umbaukandidat ist diesmal eine aktuelle Version mit neuem (für Sound- und weitere Funktionen vorbereiteten) Grundrahmen und Platine mit PluX-Schnittstelle.
Die Ausgangslage, hier schon mit abgenommenem Gehäuse:
Es handelt sich um eine Roco "Exclusive" BR140 in verkehrsrot, Artikelnummer 62348.
Die "Exclusive"-Modelle unterscheiden sich von den "Classic"-Modellen durch angesetzte anstatt angespritzte Griffstangen und Scheibenwischer, außerdem durch einen etwas feiner ausgeführten "Dachgarten", (meistens) feinere Stromabnehmer. Die "Classic"-Modelle basieren auf der ursprünglichen Roco-Konstruktion der Baureihen 111, 140 und 110 aus dem Jahr 1976. Mit dem erscheinen der "Exclusive"-Modelle dieser Baureihen ab 1993 wurden Modelle der Altkonstruktion "Classic" genannt und waren seitdem in erster Linie in Startsets zu finden. Es erschienen aber auch in den letzten Jahren immer mal wieder Varianten der "Classic"-Modelle als preiswerte Einsteigermodelle mit UVP um 100,- €, zuletzt als "Sondermodell der Händlervereinigung Wilde 13" der BR139 unter der Artikelnummer 72558.
Entscheidende Unterschiede zwischen "Classic"- und "Exclusive"-Modellen einen möglichen Umbau betreffend finden sich bei "Classic"-Loks am Fahrgestell. Die Lichtausbeute dieser Loks ist leider nicht besonders durch die langen Lichtleiter in Kombination mit Glühlampen mitten in der Lok auf der Platine. Hinzu kommt die Drehgestell-Konstruktion, bei der es keinen gesonderten AC- oder DC-getriebeboden gibt (wie bei "Exclusive"-Modellen). Stattdessen ist die Drehgestellblende ein Teil. Eine AC-Version der Drehgestellblende für Schleiferaufnahme ist seit vielen Jahren nicht mehr lieferbar. Ein "Classic"-Modell der BR110 in Märklin-kompatibler Version gab es bei Roco zuletzt 1994. Da ich selbst die feineren Details und die leichten Umbaumöglichkeiten der "Exclusive"-Modelle sehr schätze, baue ich keine "Classic"-Modelle um, bei denen eine Drehgestellblende zur Aufnahme des Schleifers ausgeschnitten oder ausgefräst werden müsste.
Nun aber zum eigentlichen Umbau ...
Hier mal meine bescheidene Lötstation, die ich vor vielen Jahren für ca. 50,- € kaufte und die mir bisher treue Dienste leistete:
Bevor die Lötstation zum Einsatz kommt, sind aber andere Schritte dran. Zunächst wird der getriebeboden des Drehgestellt abgeschraubt, unter das der Schleifer soll (hier unterhalb Lokführerstand 1):
Ich entnehme zunächst die Achsen, um einerseits das radsatz-Innenmaß auf 13,8mm anzupassen und außerdem von einer Achse das zahnrad zu entfernen:
Hier habe ich per Hand ein Rad abgezogen, dann das Zahnrad mit Cuttermesser eingeschnitten, um es leicht abziehen zu können, und dann in das auf der Tischplatte liegende Rad die Achse wieder hinein gedrückt. Das klappt ohne dass die Räder hinterher eiern (bei mir zumindest).
Dann habe ich schon mal die Kabel der Radschleifer von der Platine abgelötet.
Nun wird die Platine los geschraubt und abgenommen:
So kann man das Schneckengetriebe leichter entnehmen, kommt dann an die Drehgestellschraube heran und kann das Drehgestell abschrauben.
Hat man das Drehgestell erstmal abgebaut, lässt es sich ganz einfach öffnen, ist nur gesteckt.
Zwei Zahnräder müssen weichen, damit für den Schleifer Platz ist:
Dann kann das Drehgestell wieder zusammengesetzt und eingebaut werden.
Nun wird auch die Schnecke wieder eingesetzt, natürlich vorher die Kardanwelle wieder einsetzen.
Auch die Platine kann wieder angeschraubt werden:
Vorsicht! Die Motorkontakte sind bei dieser Ausführung durch kleine Federn realisiert, die von unten die entsprechenden Kontakte auf der Platine berühren müssen! Die Federn sitzen normalerweise fest, aber abknicken einer Feder bei unvorsichtigem Aufsetzen ist nicht ausgeschlossen!
Bei mir haben sich beim Abnehmen der Drehgestellblende die Radschleifer gelöst. Diese sind nur aufgesteckt und durch kleine Plastikteile fixiert. Also wieder zusammen setzen:
In eingebautem Zustand des Drehgestells drückt die Drehgestell-Arretierung auf die Plastikplättchen, so dass die Radschleifer sich nicht lösen können. Außerdem dienen sie als Isolierung gegenüber dem Fahrgestell, das die elektrische Masse führt. Wenn also nach dem Umbau beim ersten Fahrtest die Digitalzentrale Kurzschluss anzeigt und die Lok nicht fahren will, überprüft bitte die Radschleifer. Diese dürfen nur Kontakt zu den Rädern haben, nicht zum Lokrahmen!
Also wieder einbauen:
Und Achsen eisetzen:
Und nun den AC-Getriebeboden drauf:
Die Ersatzteilnummer des AC-Getriebebodens bei Roco ist die 100622. Es gibt aber noch weitere Artikelnummern für dieses Teil, da z.B. ozeanblau/beige Loks braune Fahrgestelle haben oder die BR111 kleine Einschnitte am Getriebeboden im vorderen Bereich, in die die Schienenräumer eingehängt werden (die die 110/140 nicht haben). Grundsätzlich passt aber der AC-getriebeboden 100622 zu allen "Exclusive"-110, -140 und -111.
Weiter im Text ...
Bei den DC-Versionen sind die Kabel für die Stromaufnahme so an der Platine angelötet, dass die rechten Radschleifer mit der rechten Platinenseite verbunden sind und die Radschleifer der linken Lok-Seite auf der linken Seite der Platine.
Beim Märklin-System haben beide Schienenseiten dasselbe Potential, daher fassen wir alle Kabel, die von den Radschleifern kommen, auf einer Platinenseite zusammen. Es müssen also genau zwei Kabel auf einer Lok-Seite abgelötet und auf der anderen Seite angelötet werden.
Wie Ihr seht, habe ich bereits einen Decoder in die PluX-Schnittstelle eingesteckt.
Nun wird der Schleifer montiert. Dazu muss das Kabel erstmal durchgezogen werden. Das größte Loch im AC-Getriebeboden ist die Öffnung für das Kabel:
In diesem Bereich sind ja keine Zahnräder mehr, daher besteht keine Gefahr, dass das Schleiferkabel im Betrieb beschädigt wird und es zu einem Kurzschluss kommt, also frisch ans Werk! Man muss eher im oberen Bereich des Fahrgestells aufpassen, dass das Kabel nicht irgendwo gequetscht werden kann. Ich habe es erstmal zwischen Drehgestell und Fahrgestell durchgezogen und dann zugesehen, dass ich die geeignete Stelle zur Kabeldurchführung finde.
Ist das geschafft, wird das Kabel komplett durchgezogen und die Schleiferplatte angeschraubt.
Hier habe ich den Schleifer schon wieder in die Federbleche eingehängt:
Das Schleiferkabel wird abgelängt, etwas abisoliert und verzinnt und schließlich an einem der zuvor freigewordenen (ehemaligen) Kontakte der Radschleifer angelötet.
Das war´s eigentlich schon.
Hier habe ich nur noch das radsatz-Innenmaß der Achsen des anderen Drehgestells auf's Märklin-Maß von 13,8mm gebracht:
Die Fohrmann-Lehre ist natürlich eigentlich ein Messwerkzeug. ich nutze sie aber, um die Radscheiben auf der Achse geringfügig (um 0,5mm) zusammen zu schieben. Fährt man auf Märklin M-Gleisen, sollte man das nicht versäumen (oder sich einen Tauschpartner für Original-AC-Achsen suchen). Auch auf K-Gleisen ist die Betriebssicherheit mit dem AC-Achsmaß größer, es muss mit den DC-Achsen aber keine Probleme geben. Bei verwendung von C-Gleisen gibt es mit den DC-Achsen in den allermeisten Fällen keine Probleme, aber auf schlanken Weichen kann es in seltenen Fällen zum Entgleisen kommen. Dem kann man aber mit meiner Methode der Änderung des Radsatz-Innenmaßes vorbeugen.
Nun nur noch Gehäuse drauf und auf zur Testfahrt.
Die Testfahrt verlief bei meiner Lok erfolgreich. Umbau erfolgreich gelungen!
Hallo Sehr guter Bericht von deinen Umbau Hatte auch schon mal eine Roco Lok allerdings von AC in DC umgebaut was allerdings nicht so einfach wie dein Umbau. Mfg 6510Dan
Hi, klar, dieser AC-Umbau gehört zu den leichteren Übungen. Da die von mir bevorzugten Varianten der Roco 110/140 gerade in DC-Version immer mal wieder verramscht werden/wurden, nutze ich diese prima Gelegenheit für einen relativ einfachen Umbau natürlich gern. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich gleich den gewünschten Decoder einsetzen kann und nicht vielleicht irgendeinen ungewollten mitkaufen muss.
Diesen oder ähnliche Umbauten habe ich ja schon so einige Male gemacht. Das klappt auch mit anderen Drehgestell-Loks analog dieser Anleitung. Zuletzt habe ich ja einem Freund seine Roco Ludmilla umgebaut für die Märklin-Gleise. Dieser Umbau dauert mal gerade 1/2h - selbst mit Fotos machen. Den Bericht dazu zu schreiben hat etwa doppelt so lange gedauert ...
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Hallo Zonk,
schöner Umbau, vor allem so viele Bilder. Da sieht man gleich was zu tun ist ohne rätseln zu müssen. Schade nur, dass du trotzdem auf ET Teile zurück greifen musstest. Ich dachte zuerst, dass du alle Teile der DC Lok nach Überarbeitung verbauen kannst. Da der Roco Ersatzteilservice recht schlecht ist und man selbst auf so einfache Dinge wie Kupplungen Ewigkeiten warten muss, ist es für mich eigentlich nicht mehr vorstellbar, dass ich eine DC Lok kaufe und AC Ersatzteile trotzdem beziehen muss. Entweder das ganze geht so oder ich muss auf das Fahrzeug verzichten. Neulich wollte ich mir die V 100 Ost als Hybridlok umbauen und da blieb mir nichts anderes übrig als 2 x die gleiche Lok zu kaufen! Das Drhegestell für AC gab es einfach nicht als Ersatzteil, obwohl gelistet und mit einer Nummer versehen. Der Rest der zweiten Lok muss nun wohl oder übel zu ebay. Mal schauen, was bei rauskommt.
Sehr einfache Modelle sind z.B. das RegioShuttle. Schade, dass Roco bei den Loks so einen Murks macht und man zwei unterschiedliche Drehgestelle benötigt. Andere Hersteller können es auch mit nur einem Teil. Da lässt sich der Schleifer einfach anklipsen. Zumal es sicherlich auch leichter wäre, wenn man ein Teil nur einmal konstruieren muss.
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Zitat von Dominik B im Beitrag #6 Das Drhegestell für AC gab es einfach nicht als Ersatzteil, obwohl gelistet und mit einer Nummer versehen.
Komisch, ich hab genau 1Woche gewartet und dann hatte ich das antriebslose Drehgestell für meine V100 (über einen Händler) obwohl es bei Roco gelb markiert war.
Biete die Teile doch auch hier mal an, muss doch nicht immer alles zu Ebay.
nicht V 100 West sondern V 100 Ost, also BR 204 o.ä. Falls du die meinst ist es mir ein Rätsel. Ich habe jedenfalls immer mal wieder bei Gustav gefragt und da war nie was da.
Ja, ich werde die Einzelteile wohl vorher hier einstellen, ebay war jetzt einfach mal so stellvertretend für verkaufen erwähnt. Hauptsache ich komme auf etwa den Neupreis der Lok, so 60 € (mit Decoder).
das Teuerste ist noch der Schleifer. Den AC-Getriebeboden (Art.Nr. 100622) bekommt man recht schnell und preiswert, ich meine für ca. 1,60 € beim Ersatzteilhändler (Listenpreis bei Roco.cc direkt: 1,90 €).
Schöner wäre es natürlich, wenn man auch bei Roco - wie bei allen Piko-Neukonstruktionen - die Schleiferaufnahme direkt vorsehen würde.
nicht V 100 West sondern V 100 Ost, also BR 204 o.ä. Falls du die meinst ist es mir ein Rätsel. Ich habe jedenfalls immer mal wieder bei Gustav gefragt und da war nie was da.
Ich meine die V100/110/111/112/114/115/201/202/203/204. Schaue vorher immer bei Roco rein ob Lieferbar und dann bestelle ich über einen Händler hier in München um die Versandkosten zu sparen. Komischerweise war das AC-Drehgestell gelb und wurde geliefert und einige Teile, die Grün waren, nicht. Vielleicht hast Du ja was davon? Und Falschlieferung war auch wieder dabei.
Hallo, dank dieser sehr guten Anleitung konnte ich heute meine BR 115 Roco 73574 auf AC umrüsten, mit Original AC Radsätzen, die ich zusammen mit Schleifer und Bodenplatte bei Roco bestellt habe. Der ganze Umbau hat dank dieser Anleitung nur 15 Minuten gedauert.
Ich hatte auch am Anfang an DC Loks gekauft und elektrische Kupplungen (Roco) eingebaut und den Schleifer am nächsten Waggon montiert., jetzt brauch ich das nicht mehr weil alle meine Elektrischen Loks von der Oberleitung Strom bekommen, das einzige das ich machen muß ich einen Draht von der außeren Schiene mit dem anderen Draht zu verbinden. Dampfloks mit Tender kaufe ich keine von Roco, habe nur 2 gekauft (DR 1801, SBB Ce5/6) die 1801 habe ich mit 2 Tender und 2 Motoren umgebaut (die Zugkraft ist zu gering mit einem Tenderantrieb), Tenderloks sind OK. DC Dieselloks die mach ich immer noch mit elektrischen Kupplungen.
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AC-Umbau einer Roco "Exclusive"-140 (62348) Step by Step
30.04.2014 17:08 (zuletzt bearbeitet: 30.04.2014 17:10)
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Das Drhegestell für AC gab es einfach nicht als Ersatzteil, obwohl gelistet und mit einer Nummer versehen. Der Rest der zweiten Lok muss nun wohl oder übel zu ebay. Mal schauen, was bei rauskommt.
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