Dieser Umbaubericht ist nichts für Anfänger. Wer jedoch schon einmal einen Decoder ohne Schnittstelle in eine Lok bekommen hat, wird hier nicht auf unüberwindbare Schwierigkeiten stoßen. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, ich übernehme aber keine Verantwortung für Schäden, die bei einem Nachbau möglicherweise entstehen.
365 425 war auf dem großen Forumsbahntreffen in Lödderitz als Ortsrangierlok in Bad Orb vorgesehen. So recht wollte die Lok aber nicht funktionieren und schlussendlich ließ sie sich nicht einmal mehr programmieren.
Der Decoder funktionierte auch nicht in einer anderen Lok, war also definitiv kaputt. Ein neuer Decoder brachte ebenfalls keine Besserung, also musste die Lok ins AW.
Bei dieser Lok hat Roco die Verbindung zwischen den Anschlüssen auf der Lokplatine und der achtpoligen Schnittstelle über flexible Leiterbahnen hergestellt. Eine genau Inaugenscheinnahme der auf Folie aufgedruckten Leiterbahnen förderte zwei Leiterbahnbrüche zu Tage, so dass klar war, warum die Lok nicht mehr funktionierte.
Die gebrochenen Leiterbahnen sind rot eingekreist.
Die Folienplatine musste also aus der Lok heraus, an ihrer Stelle sollte wieder eine achtpolige Schnittstelle Platz finden, damit ein späterer Decodertausch auch ohne Löten gelingt.
Achtpolige Schnittstellen zum selber Einbauen gibt es u. a. von Tams Elektronik zu kaufen. Als Decoder kommt ein vorhandener Lokpilot V3 zum Einsatz, der der Lok zu guten Fahreigenschaften verhilft.
Das Entfernen der flexiblen Platine klappte gut, einmal kurz daran gezogen, schon war sie draußen. :-) Anschließend habe ich noch ein paar Kunststoff- und Kleberreste rund um die Lötpunkte entfernt (diese Kunststoffreste sind auf der folgenden Aufnahme noch vorhanden). Auf der Platine liegen nun die acht Anschlüsse für die neue Schnittstelle schön übersichtlich frei -- wäre da nicht die Kardanwelle, die über den Anschlüssen verläuft. Auf dem nächsten Bild ist zu sehen, wo die Drähte von der Schnittstelle auf der Platine anzulöten sind.
Zunächst hatte ich vor, die Schnittstelle über der Kardanwelle einzubauen und den Decoder im kurzen Vorbau der Lok zu verstecken. Von dieser Idee habe ich dann wieder Abstand genommen, weil ich befürchtet habe, dass die Kabel zur Schnittstelle dann leicht mal mit der Kardanwelle kollidieren. Außerdem wäre der Schnittstellenstecker im Führerhaus überdeutlich sichtbar gewesen.
Das war die erste Idee zum Einbau von Schnittstelle und Decoder.
Also galt es einen neuen Platz für Schnittstelle und Decoder zu finden. Eine kurze Rückfrage beim Betriebsleiter in Bad Orb ergab, dass es kein Problem wäre, wenn der Decoder im Führerhaus sichtbar ist. Also habe ich die Schnittstelle nach hinten gelegt und den Decoder auf einer kleinen Stütze aus PS über der Kardanwelle im Führerhaus untergebracht.
Die Kabel vom Decoder zum Schnittstellenstecker habe ich gekürzt, damit der Kabelwust in der Lok nicht zu groß ist. Die Kabel von der Platine zur Schnittstelle sind jeweils zu viert mit Schrumpfschlauch zusammen gefasst, damit sie nicht lose in der Lok liegen.
Hier kommt die neue Schnittstelle hin:
Die Schnittstellenkabel sind mit Schrumpfschlauch gebändigt.
Anlöten der Kabel auf der Lokplatine.
Nach dem Einbau der Schnittstelle habe ich versucht die Lok zu programmieren, was auch wunderbar geklappt hat.
Die Auflage für den Decoder besteht aus 1mm starkem PS.
Vor dem endgültigen Einbau habe ich die Decoderauflage noch dunkelgrau lackiert.
So passt jetzt alles in die Lok und der Decoder ist zwar im Führerhaus sichtbar, steht aber kaum über die Fensterunterkante über, so dass der Führerhausdurchblick weiterhin gewährt ist.
Ich habe PS-Stütze und Decoder noch mit Fixogum befestigt, dann das Gehäuse wieder aufgesetzt und die Lok endgültig programmiert.
Über eine Sache bin ich dabei gestolpert: ESU empfiehlt in der Anleitung zum Lokpilot V3, für die Roco-Digitalkupplung den Wert 243 in die entsprechende CV für den Funktionsausgang zu schreiben (Anleitung für den Lokpilot V3, S. 39). Bei der alten Digitalkupplung, die diese Lok noch hat, muss der Ausgang aber auf "Pulse" programmiert werden -- genau wie bei der Märklin Telex-Kupplung. Ich habe eine Einschaltzeit von 1 Sekunde gewählt. Der zu programmierende Wert ist also 193 (S. 55 der Anleitung zum Lokpilot 3).
Die Funktionstasten der Lok sind wie folgt belegt: F0 schaltet das Spitzenlicht fahrtrichtungsabhängig, F1 betätigt die Digitalkupplung. Mit F3 lässt sich der Rangiergang einschalten, dabei ist auch gleichzeitig das Rangierlicht (weißes Spitzenlicht auf beiden Seiten) in Betrieb. Mit F4 schließlich lässt sich die Anfahr- und Bremsverzögerung ausschalten. Die Lampen habe ich gedimmt, damit nicht mehr so viel Licht an den Bühnen durchscheint (Wert 3).
Fazit
Der Umbau hat mir Spaß gemacht und war nicht allzu schwierig.
Vielleicht hilft dieser Artikel dem einen oder anderen Eigentümer dieser schönen Lok weiter, wenn die Maschine mal nicht mehr will.
Und ja: Anstelle der achtpoligen Schnittstelle lässt sich natürlich genauso gut eine 16polige PluX-Schnittstelle oder die 21polige MTC-Schnittstelle einbauen, nur ist die Frage, ob sich das für diese Lok lohnt.
und jetzt noch Schuhe von Holger Grähler, das wär's, gelle?
Ein schöner Umbau und eine gute Idee, die Kabel mit Schrumpfschlauch zu zähmen. Es sieht aber nicht so aus, als hättest du den Schrumpfschlauch auch geschrumpft, oder?
Und noch eine Frage: Hast du die Kabel am Decoder gekürzt?
Viele Grüße und Danke fürs Zeigen!
Jörg
Edit: Bin schon gespannt, was der Fahrdienstleiter aus Bad Orb dazu sagt;-)
ein sehr informativer Baubericht, den du verfasst hast. Problem und Problemlösung gut, umfassend (z.B. Dekodereistellungen) und nachvollziehbar erklärt.
Ich freue mich schon drauf in Kürze die Lok in Augenschein nehmen zu dürfen und in ihren angestammten Bahnhof zu Probe- und Einsatzzwecke überführen zu können.
Frage: Wäre es nicht möglich/besser, eine Adapterplatine für eine 21 MTC Schnittstelle zu verwenden, z.B. diese hier Link Diese könnte z.B. auf dem Plastiktunnel einfach befestigt werden, aureichende vorhandene Einbauhöhe vorausgesetzt.
Dadurch entfiele auch einiges an "Kabelsalat".
Viele Grüße Bernhard ------------------------------------------------ Analog und Digital / Epoche +/- IIIb / H0 "DC" und früher "AC " / DC Gleissystem Roco Line / früher N-Spur / ESU ECoS I + II, ESU-Programmer, ESU-Prüfstand, Roco-Multimaus / Decoder: ESU, Lenz, D&H, Zimo, Märklin, Sounddecoder / TrainController 8 Gold / Wintrack 16, 3D-Modellbahnstudio
sehr schön beschrieben und bebildert................
..............aber erklär mir doch mal, warum man nicht gleich die Strippen an die Anschlüße lötet? Wenn eh schon der Kolben glüht, dann doch nicht für einen Stecker?
Wenn einmal der Decoder drin ist, kommt der doch sicherlich nicht wieder raus und diesen Trümmer von Stecker könnte man sich sparen. Platzmäßig wäre der Decoder dann ja auch nicht in der Kanzel sondern würde Platz über dem Verbindungsstück Motor-Getriebe finden.
Also so würde ich es machen bzw. habe es inzwischen mit einigen Loks so gemacht.
Möchte Jendris beipflichten. Sehr schöner Bericht. Ich würde auch lieber direkt einlöten, wenn dadurch der Dekoder in der Lok verschwindet.
Grüße Matthias Wo kämen wir denn hin, wenn alle sagen würden "wo kämen wir denn hin"? Und niemand ginge um zu schauen, wohin wir kämen wenn wir gingen.:P Eine kleine Geschichte auf meiner Moba. Bauprojekte
ZitatGepostet von Jendris Michalski sehr schön beschrieben und bebildert................ ..............aber erklär mir doch mal, warum man nicht gleich die Strippen an die Anschlüße lötet? Wenn eh schon der Kolben glüht, dann doch nicht für einen Stecker? (...) Also so würde ich es machen bzw. habe es inzwischen mit einigen Loks so gemacht.
Ich habe das so gemacht weil Holger das so gewollt hat. Möglicherweise braucht er den Decoder mal für eine andere Lok oder möchte doch einen neuen Decoder für die 365 haben, dann ist das mit dem Wechseln deutlich einfacher.
ZitatGepostet von Lernkern und jetzt noch Schuhe von Holger Grähler, das wär's, gelle?
Genau. Mein Reden.
Zitat Ein schöner Umbau und eine gute Idee, die Kabel mit Schrumpfschlauch zu zähmen. Es sieht aber nicht so aus, als hättest du den Schrumpfschlauch auch geschrumpft, oder?
Und noch eine Frage: Hast du die Kabel am Decoder gekürzt?
Auf dem vorletzten Bild mit der offenen Lok kannst Du sehen, dass der Schlauch doch geschrumpft ist. Und die Kabel am Decoder habe ich ein wenig gekürzt -- und mir ist zu spät eingefallen, dass ich die ja auch noch mit einem Schrumpfschlauch hätte bändigen können.
ZitatGepostet von ductore ein sehr informativer Baubericht, den du verfasst hast. Problem und Problemlösung gut, umfassend (z.B. Dekodereistellungen) und nachvollziehbar erklärt.
Ich freue mich schon drauf in Kürze die Lok in Augenschein nehmen zu dürfen und in ihren angestammten Bahnhof zu Probe- und Einsatzzwecke überführen zu können. (...)
Freut mich, dass es Dir gefällt, das ist ja schließlich das Wichtigste.
ZitatGepostet von BJA (...) Frage: Wäre es nicht möglich/besser, eine Adapterplatine für eine 21 MTC Schnittstelle zu verwenden, z.B. diese hier Link Diese könnte z.B. auf dem Plastiktunnel einfach befestigt werden, aureichende vorhandene Einbauhöhe vorausgesetzt.
Dadurch entfiele auch einiges an "Kabelsalat".
Das meinte ich im letzten Satz meines Berichts: Klar geht das und es wäre sicher nicht mehr Aufwand als das, was ich gemacht habe. Nur hatte Holger halt schon einen Decoder mit NEM 652-Schnittstelle und die Lok gibt ohne aufwendiges Rumschnitzen an der Platine auch nicht viel mehr Funktionen für eine der umfangreicheren Schnittstellen her.
ZitatGepostet von princo_ Für diesen Bericht gibts von mir zwei Daumen hoch, gut erklärt (was nicht jeder kann) das entscheidende fotografiert. (...) Darf man dich bei anstehenden Problemen auch via pn kontaktieren?
Man darf. Ich kann aber nicht versprechen, dass ich stets zeitnah antworten werde.
ZitatNur hatte Holger halt schon einen Decoder mit NEM 652-Schnittstelle und die Lok gibt ohne aufwendiges Rumschnitzen an der Platine auch nicht viel mehr Funktionen für eine der umfangreicheren Schnittstellen her.
Hallo Frank,
ja, das hatte ich mir so auch gedacht.
Zu Schnittstellen mit steckbarem Decoder (21MTC, PLUX etc.):
Ich habe einige Loks mit 21MTC Schnittstelle und die ist in der Handhabung supereinfach. Decoder aufgesteckt und fertig. V.a. keine Kabel, die in der Lok "irgenwie" zu verstauen sind. Der Decoder muss auch nicht befestigt werden sondern steckt.
Um die Funktionen geht es mir (zunächst) gar nicht.
Viele Grüße Bernhard ------------------------------------------------ Analog und Digital / Epoche +/- IIIb / H0 "DC" und früher "AC " / DC Gleissystem Roco Line / früher N-Spur / ESU ECoS I + II, ESU-Programmer, ESU-Prüfstand, Roco-Multimaus / Decoder: ESU, Lenz, D&H, Zimo, Märklin, Sounddecoder / TrainController 8 Gold / Wintrack 16, 3D-Modellbahnstudio
ZitatNur hatte Holger halt schon einen Decoder mit NEM 652-Schnittstelle (...)
ja, das hatte ich mir so auch gedacht.
Zu Schnittstellen mit steckbarem Decoder (21MTC, PLUX etc.):
Ich habe einige Loks mit 21MTC Schnittstelle und die ist in der Handhabung supereinfach. Decoder aufgesteckt und fertig. V.a. keine Kabel, die in der Lok "irgenwie" zu verstauen sind. Der Decoder muss auch nicht befestigt werden sondern steckt. (...)
Das ist ein gutes Argument. Ich denke, wenn ich so etwas noch einmal mache und freie Hand bei der Auswahl der Schnittstelle habe, nehme ich auch eine MTC21 oder eine PluX-Schnittstelle. Decoder gibt es inzwischen ja genug dafür.
Frank und ich haben uns über die Befestigung des Dekoders bzw. Schnittstelleneinbau vorab ausgetauscht.
Einige regten an, dass man den Lopi direkt hätte anlöten sollen. Im Rahmen eines unproblematischen Austausch des Dekoders (für die Zukunft) haben wir eine Lösung mit Schnittstelle gewählt.
Da ein 8poliger Lopi (mit Kabel) zur Verfügung stand, wurde es so umgesetzt, dass eine 8polige Schnittstelle Verwendung fand. Aus diesem Grund entfiel logischerweise eine Schnittstelle für steckbare Dekoder bzw. andere Schnittstelle (Plux, 21 MTC u.a.).
Das andere Lösungen denkbar sind, habt ihr ja aufgezeigt. Aber unter den von uns gesetzten Rahmenbedingungen und dem vorhandenen Material hat Frank die Sache gut umgesetzt.
Ich hatte nur eine Frage, weil der Plastiktunnel auf den Bildern geradezu dazu einläd, z.B. eine 21MTC Adapterplatine aufzukleben (wenn es dann noch passt)
Viele Grüße Bernhard ------------------------------------------------ Analog und Digital / Epoche +/- IIIb / H0 "DC" und früher "AC " / DC Gleissystem Roco Line / früher N-Spur / ESU ECoS I + II, ESU-Programmer, ESU-Prüfstand, Roco-Multimaus / Decoder: ESU, Lenz, D&H, Zimo, Märklin, Sounddecoder / TrainController 8 Gold / Wintrack 16, 3D-Modellbahnstudio
ZitatGepostet von BJA das war ja eingangs auch so beschrieben.
Ich hatte nur eine Frage, weil der Plastiktunnel auf den Bildern geradezu dazu einläd, z.B. eine 21MTC Adapterplatine aufzukleben (wenn es dann noch passt)
Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, das haut hin. Ich würde dann vielleicht sogar die Schnittstelle wieder über der Schnecke einbauen, damit der Decoder unter dem kurzen Vorbau der Lok liegt. Die Idee ist auf jeden Fall notiert.