ich glaube, jeder kennt es: Es kann vorkommen, dass die Inneneinrichtung eines Wagens so gar nicht zu dem Wagen passt. Stellt man das fest, gibt es drei Optionen: 1. Man schickt den Wagen zurück, 2. Man lässt es so wie es ist, 3. Man baut um.
Da manche sich an solch einen Umbau nicht heran trauen, will ich mit diesem Beitrag mal zeigen, dass die Option 3 gar nicht schwer ist und auch mit zwei linken Händen gut zu bewerkstelligen ist. Primär geht es dabei nur um die Inneneinrichtung.
Als Beispiel dient dieser Speisewagen von NMJ:
Bei einem Speisewagen erwartet man ansich ja eine Inneneinrichtung, die irgendwie auch nach Speisewagen aussieht:
Wie man sieht, es passt nichts. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Original ist die Sitzfarbe, alles andere passt nicht. Selbst die WCs sind auf der falschen Seite, sie müssten laut den Fenstern spiegelverkehrt sein, wenn man schon eine Sitzwageneinrichtung einbaut. Warum hier so ein Mist bei rumgekommen ist, weiß ich nicht, bei meinen bisherigen NMJ Wagen war die Inneneinrichung fast auf ACME Niveau. Wie auch immer, so kann es nicht bleiben.
Also erstmal die alte Einrichtung raus. Hier ist die verschraubt.
Zunächst wurde ein neuer Fußboden aus einer Kunststoffplatte zurecht geschnitten. Zu 100% passt das nicht, für mich reicht es aber. Zwei Löcher für die Schrauben gebohrt und das ganze eingebaut. (Auch wurden die Innenwände vom Gehäuse lichtgrau angemalt, da eine Beleuchtung eingebaut werden soll und das Gehäuse obendrein lichtdurchlässig ist. Die Löcher in der Mitte dienen der Kabelzuführung))
Der Fußboden wurde mit einem dunklen Grau behandelt. Da ich schon die Innenwände bemalt hab, hab ich auch gleich unterhalb der Fensterkante dunkelbraune Farbe angebracht, da der Wagen dort im Original Holzvertäfelung/-imitat hat.
Als nächstes kamen die Sitze dran. Ich hab welche aus einem Roco Bvmz IC Wagen genommen. Diese hab ich blau angemalt und die Ecken beige hervorgehoben. Als Stütze für die Tische hab ich aus einer 5*5 mm Holzleiste kleine Quader zurecht gesägt. Alles eingeklebt sieht dann so aus:
Nun kommt der Rest. Die Tischplatten sind teils aus dünner Pappe, teils aus dünnen Kunststoffplättchen entstanden und hellbraun angemalt. Die Trennwand entlang des Gangs zur Küche und die Stütze für den Thresen sind aus Hartschaumplatten zurecht geschnitten und dunkelbraun angemalt, genau wie die "silbergraue Rückwand" im Küchenbereich (ich wollte nicht, dass man die Innenseite der verschlossenen Fenster dort sieht). Der Thresen ist wieder aus einem dünnen Kunststoffplättchen entstanden. Die Trennwände rechts und links vom Sitzbereich stammen von der alten Inneneinrichtung. Ich hab nur die Seitenteile genommen und den Rest weggeschnitten. Alles eingeklebt sieht das dann so aus:
Damit ist er innen fertig. Alles ist aus Resten entstanden, die ich da hatte. Mir ist bewusst, dass man die Bauteile da haben muss, sonst wird das schwierig. Aber hat man die da (oder irgendwas ähnliches), ist so ein Umbau echt nicht schwer. Schnell geht der Umbau so natürlich nicht, es muss natürlich alles auch jeweils trocknen.
Ich habe dann noch Figuren eingesetzt und eine Beleuchtung eingebaut. Aussehen tut das am Ende dann nun so:
Das war's. Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig bei dem ein oder anderen die Angst oder die Hürde vor solch einem Umbau nehmen.
gute Initiative von Dir. Ich stehe manchmal vor ähnlichen Problemen, aber hier muß ich zugeben, das ist ein krasses Beispiel von "Einsparung" des Herstellers. Vermutlich hat jemand gemeint, mit den übermalten Fenstern sieht man das doch nicht. Also sparen wir die Kosten.
Mit herzlichen Grüssen Stefan
Und ist der Ruf erst ruiniert, baut sichs gänzlich ungeniert.
Dann hätte ich noch diesen Vorschlag: Du hattest geschrieben
Zitat von MorrisK im Beitrag #1Mir ist bewusst, dass man die Bauteile da haben muss, sonst wird das schwierig. Aber hat man die da (oder irgendwas ähnliches), ist so ein Umbau echt nicht schwer.
Aus der Modellbahnszene in Great Brexit sind mir komplette Innerinrichtungen aus Papier bekannt. Auf den ersten Blick naja ist ja nur Papier, aber schaut man näher hin so findet man die farbigen Details alle wiedergegeben. Damit meine ich die Sitzbezüge mit Streifen- oder Karomuster, Holzmaserung der Wände, Teppichmuster, aber auch Türklinken u.s.w. Da sind Faltbausätze die sich exakt in das spezifische Wagenmodell einfügen. Sind die einmal eingebaut und das Dach aufgesetzt, dann sieht man nicht mehr, daß es nur Papier ist, selbst bei eingschalteter Innenbeleuchtung.
Damit könnte man, entsprechendes Zeichenprogramm für 2-D vorausgesetzt, sich die Inneneinrichtungen selber machen. Einen Drucker hat wohl fast jeder zu Hause und 160g/m² Papier reicht für die Festigkeit völlig aus.
@ Stefan: Ja, das ist wirklich schon krass und ist mir in dem Ausmaß auch noch nicht untergekommen. Dafür eignete es sich gut als Beispiel, weil hier nun alles neu gemacht werden musste, was ja so oft nicht vorkommt. Arbeitsschritte abschwächen oder weglassen, ist ja kein Problem. Die Ironie ist, dass NMJ durchaus eine passendere Form im Programm hat. Dies ist ein ex. NSB Wagen und die NSB Variante hat laut Produktbild zumindest eine andere Inneneinrichtung als meiner. Zumindest sieht da die Aufteilung etwas anders aus.
@ Ludwig: Die Idee, das ganze aus Papier zu machen, find ich gar nicht schlecht. Wenn man keine passenden Bauteile da hat, ist das eine gut Idee. In meinem Fall war zwar jetzt alles da und hat nichts extra gekostet, aber gerade Sitze können durchaus knifflig werden zu bekommen. Selbst wenn man sehen würde, dass es aus Papier ist, seh ich das jetzt nicht als Problem. Wer sagt denn, dass immer alles aus Kunststoff sein muss? Meine Tische sind ja auch nicht alle aus Kunststofffällt nicht auf. Ich werd mir diese Idee jedenfalls merken. Danke dafür.
ich denke auch, daß deine Arbeit in den Bereich Modellbau, -umbau fällt. Ein sehr schöner Umbau den du hier zeigst, der auch was mit Modelleisenbahn zu tun hat. Ich ziehe meinen Hut... Leider verstehen immer mehr Hobbykollegen unter Modelleisenbahn nur noch eines, Decoder rein und ganz viel Pufferspeicher um das Ding am laufen zu halten.
Deine Umbauten sind immer wieder toll und verdienen großes Lob, bitte weiter so.
--- --- Gruß, Thomas
Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht. Er könnte Anlauf nehmen...
Und keine Sorge, ich hab noch genug Ideen im Kopf und nach wie vor meinen Spaß bei. Wann was davon hier auftaucht, steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Wie das nunmal so ist und jeder kennt, braucht das alles seine Zeit...
oh mann, ich wünschte, ich würde davon 50% hinbekommen *Neid*.
Gruß
Ralf
Für welche Digitalzentrale willst du den Decoder benutzen? Diese Blaue von Märklin mit dem schwarzen Knopf und der Nummer 280A. Steht MÄRKLIN SUPER darauf... Avartar: wie alles begonnen hat....
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...
einfach machen und ausprobieren. Was kann denn schon schiefgehen?
Ist das so ein Fall wie hier, kann nichts schief gehen. Vermalt? Egal, trocknen lassen und neumalen (bei mir geht selten alles auf Anhieb im ersten Versuch durch). Verschnitten? Egal, einfach neu zurechtschneiden. Ansich finden alle wesentlichen Arbeitsschritte außerhalb des Wagens statt. Den Fußboden kann man auch vor dem finalen Einbau anmalen. Man läuft also auch keine Gefahr am Gehäuse irgendwas zu versauen.
Einziger kleiner Punkt, aber der muss auch nicht sein: Das Herummalen auf Fenstereinsätzen erfordert eine halbwegs ruhige Hand. Aber mit einem kleinen bis mittel großen Pinsel und nicht zuviel Farbe drauf (darf nicht triefen und tropfen), geht das auch gut. Die Fenster ansich liegen tiefer als der Rest von den Fenstereinsätzen.
Nochmal ein Beispiel, wo ich nur mit Farbe hantiert hab:
vorher...
...nachher
Fußboden dunkelbraun, Wände hellbraun, Tische weiß und Sitze rot. Die Küche hab ich nicht behandelt, weil die geschlossen ist. Wie man sieht, selbst wenn Farbe daneben geht, es lässt sich beliebig oft ausbessern.
Ein bisschen Farbe wirkt eigentlich bei jedem Wagen Wunder. Einfarbige Inneneinrichtungen sind ja leider so selten nicht, auch wenn die Tendenz natürlich abnehmend ist. Es macht ja tatsächlich schon einen gewaltigen Unterschied und sieht gleich viel besser aus, wenn man nur eine Sache mit einer zweiten Farbe behandelt.
ich greif das hier nochmal auf. Angefangen hatte ich hier ja mit einem Wagen, wo gar nichts an der Inneneinrichtung passte. Das ist natürlich nicht allzu oft so. Hier gibt's nun mal ein Beispiel mit einer Teilanpassung und diesmal ist es auch kein Wagen, sondern der dreiteilige Talent 2 von Piko in der VBB Ausführung, wie er aktuell auch noch verkauft wird.
Ich habe kein Bild gemacht, wie die Inneneinrichtung ursprünglich aussah, aber...
...es lässt sich leicht vorstellen. Überall da, wo keine Inneneinrichtung zu sehen ist, waren einfach nur Sitze. Es fehlten das WC und weitere Mehrzweckbereiche.
Es wurde aus passend zurecht geschnittenen Kunststoffplatte neue Bodensegemente eingebaut und das WC in Form eines einfachen Kastens aus Hartschaumplatten eingebaut.
Ist der Boden grau gestrichen, fällt es schon gar nicht mehr so auf.
Und so sieht es fertig aus. Die Klappsitze sind aus Kopfstützen der ausgebauten Sitze entstanden. Boden und Lokführersitz sind grau gestrichen. Innenwände sind lichtgrau geworden sowie die Sitze in der zweiten Klasse blau mit dunkelblauen Kopfstützen und in der ersten Klasse genau umgekehrt. Die "Tür" vom Führerstand hab ich schwarz angemalt, das sieht meiner Meinung nach besser aus, als wenn die lichtgrau oder grau ist. Ich hab mich auch mal dran versucht, die Kanten im Boden orange hervorzuheben. Das gibt es im Original auch. Das sieht allerdings definitiv gelb aus. Die Oberkanten des WCs sind auf den letzten Bildern schief, weil ich es einkürzen musste, da sonst die Innenbeleuchtung nicht mehr reinpasst. Das muss ich noch begradigen.
Der Vollständigkeitshalber: Die Gehäuseinnenwand ist ebenfalls lichtgrau geworden sowie verkehrsrot an den Türen.
Eine Anmerkung noch: Ganz vorbildgerecht ist es immer noch nicht. Ich hab beim Umbau festgestellt, dass die Form von Piko nicht passt, was den Mittelwagen angeht. Im Original ist das WC in der Mitte des Wagens und nicht direkt bei der Tür. Diese Gehäuseform hat Piko aber gar nicht. Die Position der Klappsitze und des WCs im Mittelwagen müssten also genau vertauscht werden. Das passt natürlich nicht mit dem Gehäuse, also hab ich diesen Kompromiss so gemacht, wie es auf den Bildern zu sehen ist. Ich hab schließlich auch vorher nie bemerkt, dass die Form nicht passt.
das sieht wirklich klasse aus und macht Lust auf "nachmachen"!
Der Triebwagen ist ebenfalls in meinem Fuhrpark vorhanden, aber die fehlende Toilette ist mir auch noch nicht aufgefallen (und Beschwerden der - noch nicht eingesetzten - Fahrgäste gab es bisher noch nicht). Das muss also wirklich korrigiert werden, um den Eingang entsprechender E-Mails beim "Kundendienst" zu verhindern.
Der Neugierde halber: Den Innenumbau hast Du aber nicht an einem Nachmittag aus dem Handgelenk geschüttelt?
nö, an einem Nachmittag war das nicht gemacht. Wobei es rein von der Arbeitszeit betrachtet tatsächlich hier nicht länger als ein Nachmittag gebraucht hätte, aber da Farbe und Kleber auch trocknen müssen, dauert das natürlich alles länger. Wer eine sehr ruhige Hand hat, kann natürlich alle Farben "aufeinmal" aufbringen. Ich tu sowas nicht, ich mach das alles hintereinander.
Das fehlende WC ist mir übrigens auch erst aufgefallen, als ich den Triebwagen offen vor mir liegen hatte.
warum hat noch keiner die sofort trocknende Farbe erfunden?
Mit offenen Modellen oder in der Entstehung befindlicher Modellbauhäuser wegen trocknendem Kleber kann man beim häuslichen Partner ja einiges lostreten. Insbesondere, wenn man dafür mal den Küchentisch missbraucht (den ja ansonsten aber eh kaum einer braucht - die wenigen Minuten, die man an ihm zum Essen verbringt - wäre doch schade, den Tisch nicht auch anderweitig zu nutzen).
*Sorry - ein wenig Off-Topic*
Mit Deinen Bildern kriegt man aber wirklich Lust sofort das Modell auseinander zu reissen und den Innenraum zu verschönern.
Vielen Dank für Deine Mühen hinsichtlich der Dokumentation Deines Projektes.
1. Für wie sinnvoll haltet ihr eine Standardisierung der Farben übergreifend aller Modellbahner?
2. Die Inneneinrichtung der Originale ist bei moderner Verglasung nicht mehr so einfach von außen zu erkennen, jedoch im Modell schon. Wie könnte man die Verglasung des Originals dem Modell anpassen?
freut mich, wenn ich dich motivieren konnte. Vielleicht muss die Umsetzung kleinteiliger geplant werden, damit die Belegungszeit des Küchentisches nicht so hoch wird? Wobei man auf die Trocknungszeit ja keinen wirklichen Einfluss hat, also schwierig.
@ Puky: Deinen ersten Punkt versteh ich nicht so ganz. Es gibt doch ein riesen Angebot an Farben, aus dem jeder wählen kann. Die sind doch auch nach RAL (i.d.R.) kategorisiert.
Zu deinem zweiten Punkt: Zum einen ist es eine Sache der Perspektive. Inneneinrichtungen fallen von außen beim Modell mehr auf, weil man i.d.R. eher von oben durch die Fenster schaut, im Original aber nicht. Getönte Fenster machen die Hersteller doch auch schon. Zumindest bei Piko kenn ich das vom Talent 2, GTW, 612, 440 und ICE 4, Brawas 425 und der ICE 1 von Lima haben auch (leicht) getönte Scheiben (das fiel mir auf die Schnelle ein). Ansonsten ist es auch eine Frage Einstellung der Helligkeit der Beleuchtung. Bis auf meinen Selbstbau-Moduswagen hab ich noch keinen Fall gehabt, dass ich Fenster hätte abdunkeln müssen. Falls doch, es gibt solche Folien dafür. Einen Link hab ich aber gerade nicht parat.
ich muss das Thema Inneneinrichtung vom Talent 2 nochmal kurz aufgreifen.
Sollte jemand das ebenfalls so machen wie ich, sollte auf eine Sache geachtet werden:
In den rot umkreisten Bereichen müssen kleine Ausparungen für das Gehäuse rein so wie links im Türbereich der originalen Inneneinrichtung. Ich hatte das übersehen und nach dem Versuch, das Gehäuse aufzusetzen, optischen Nachbearbeitungsbedarf. Das betrifft nur den Endwagen.
sehr guter Hinweis. Da hätte ich wahrscheinlich ordentlich was zum Grübeln gehabt (und meine Frau wäre ordentlich genervt, da ich ohne Deinen Hinweis den Küchentisch noch länger für artenfremde Aktivitäten beansprucht hätte).
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Wenn die Inneneinrichtung nicht passt - Innenumbau ist nicht schwer
20.09.2022 22:38 (zuletzt bearbeitet: Gestern 13:41)
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