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#1 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von markstutz 15.05.2008 19:49

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Zusammen mit meiner Liebsten habe ich mir ein paar anstrengende Tage im Jura gegönnt (der Jura ist sowohl eine Gebirgskette im Westen der Schweiz bzw. im Osten Frankreichs als auch der jüngste Kanton der Schweiz).

Dabei ist mir doch prompt eine Idee gekommen. Im Jura fährt die Chemin de fer du Jura (CJ) mit Gleichstrom auf Meterspur. Da ich im Moment ja bekanntermassen auf dem Minimalstentrip bin, ist mir ein Bahnhof in den Sinn gekommen, der mit nur einer Weiche betrieben werden kann!

Nun denn, auf zur kleinen Geschichte:

Gloverat



Gloverat liegt im Nordosten der Franches-Montagnes, einer Hochebene des Jura. Das Dorf lebt von der Landwirtschaft, das nahe gelegene Kloster "Saint Jaques" zieht vor allem während kirchlichen Festtagen viele Gläubige an.

Die lokalen Politiker konnten nach langem Ringen die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden von der Notwendigkeit eines Bahnanschlusses überzeugen und liessen im Jahr 1926 ein Projekt durch den Ingenieur Rénôpait ausarbeiten, dass eine möglichst günstige Realisierung eines Anschlusses an das Netz der Chemin de fer du Jura (CJ) ermöglichen sollte.



Rénôpait rechnete mit wenig Güterverkehr und einer Betriebsabwicklung mit kostengünstigen Triebwagen, die meist als Alleinfahrer eingesetzt werden sollten. Für einen Triebwagen war keine Umfahrmöglichkeit nötig - also konnte man das Gleis verkehrsgünstig in den Dorfkern ziehen. Dafür musste lediglich ein altes Gebäude abgebrochen werden, was die Gemeinde befürwortete.

Doch die Güterwagen machten selbst Herrn Ing. Rénôpait Sorgen. Wie konnte man die Güterwagen an einen Güterschuppen bzw. an eine Laderampe führen und dann vor allem für die Rückfahrt wieder hinter den Triebwagen stellen?

Die Lösung kam ihm, als er gedankenverloren mit einer Nuss spielte, die er auf seinem schräg gestellten Zeichenbrett immer wieder hinauf stiess und sie dann zurückkullerte. Das war es!




Den Güterschuppen mit seiner Laderampe stellte er an ein Gleis mit sanftem Gefälle.




Erreichte ein Triebwagen mit Anhänger den Bahnhof...




... stiess dieser den Anhänger auf das schiefe Gleis. Dort wurde die Handbremse des Wagens angezogen, ein Hemmschuh gelegt...




... und der Triebwagen konnte als Alleinfahrer wieder weiter fahren.

Nach dem Ent- und Beladen entfernte man den Hemmschuh und löste vorsichtig die Handbremse - der Wagen rollte, gesichert von einem Rangierarbeiter in Bremsbereitschaft an der Kurbel, ans Ende des Stumpfgleises.



Der nächste Triebwagen kuppelte den Wagen nach seiner Einfahrt an und nahm den Wagen wieder mit.





So entstand der sehr preiswerte Bahnhof von Gloverat, der mit nur einer Weiche den Betrieb für die Bahn ermöglichte. Am Sonntag, wenn viele Besucher ins Kloster "Saint-Jaques" strömen, wird dem Triebwagen ein zweiachsiger Personenwagen mitgegeben, der - gleich wie die Güterwagen - nach der Ankunft über die Schiefe Ebene an den Prellbock und damit ans Ende des abgehenden Zuges gestellt wird.


PS: Falls jemand jetzt den Kopf schüttelt und sich denkt, dass es so etwas doch niemals gab - dem sei ein Blick in die Broschüre "Minimax" von Herbert Fackeldey empfohlen! In Champéry (Kanton Wallis) wurden Wagen auf ganz ähnliche Weise nur durch Zurückstossen und Schwerkraft umgestellt...

#2 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von xv_htv 15.05.2008 19:52

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Haette ich mir ja denken koennen, das Du in einem Erdzeitalter voller Dinosaurier Urlaub machst

VG Nils

#3 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von hazus 15.05.2008 20:10

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Interessante Vorbildsituation, aber mir wäre das schon sehr viel zu wenig. Dennoch, als Motiv auf einer größeren Anlage sicher vorstellbar und auch eine kleine Attraktion. Eventuell kann man ein Entkupplungsgleis so umbauen, dass das Entkuppelplättchen etwas erhöht wird und damit den Weg blockiert und außerdem müsste man das ganze endabschalten.

lg Chris

#4 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von markstutz 16.05.2008 11:31

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Guten Morgen allerseits

Nach dem der Muskelkater einigermassen vorbei ist, kann ich mich mit ein paar weiteren Details beschäftigen:

Die obige Skizze ist ja nur einmal eine Idee, die so noch keine Modellbahn ist. Dafür muss ich nun selektiv komprimieren - also das Wichtige auf wenig Platz unterbringen.

Ich habe auf dem Ortsplan die unwichtigen Gebäude etc. grau eingefärbt & die wichtigen Elemente beschriftet:




Diese Selektion erlaubt es nun, die Dimension der Anlage zu definieren - wobei die entscheidenden Elemente auch zusammengerückt werden können. Den Bahnübergang habe ich z.B. näher an den Bahnhof gezogen, damit ich ihn überhaupt noch darstellen kann:



So sieht meine erste Idee für die Anlage "Gloverat" aus.

Wem das nun eindeutig zu wenig ist, der kann vielleicht mit einer der beiden folgenden Adaptionen etwas anfangen:


Version 2 mit einem zusätzlichen Abstellgleis für einen Trieb- oder Personenwagen.


Version 3 mit einem Triebwagenschuppen.


Für die Wagenbremse am Güterschuppen habe ich mir folgende Lösung überlegt: ein langsam stellender Weichenmotor (z.B. Fulgurex) oder ein Servo schiebt einen Plexiglaskeil nach oben, der eine Achse des Wagens blockiert. Alsdann kann der Triebwagen abkuppeln und der Wagen bleibt stehen.



Die Bremse des abrollenden Wagens (wenn der Bremskeil wieder nach unten gezogen wurde) funktioniert mittels eingelöteter Messingstreifen in den Rillenschienen; die Radreifen werden zwischen Schienenkopf und Ms-Streifen eingeklemmt. Den Winkel des Schuppengleises muss natürlich so angepasst werden, dass die Wagen nur langsam abrollen und nicht durch die Bremse entgleisen!

#5 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von m-a-l-3000 16.05.2008 11:59

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Ich finde diese Idee äußerst interessant.


Ich werde den weiteren Verlauf dieses Threads mit Genuß beobachten. Bin schon gespannt, was Euch noch so alles einfällt.

#6 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von xv_htv 16.05.2008 12:21

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Hallo Mark,
wie Du von mir gewohnt bist schuettel ich den Kopf

Deine Versionen mit hoeheren Nummern werden immer unglaubwuerdiger. Das sieht so overengineered aus. Die erste Idee mit dem Gueterschuppen sehe ich ja noch ein, aber spaetestens beim Triebwagenschuppen gewinnt dann der Spielbahner

Kannst Du noch was zu Champery sagen?

VG Nils

#7 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von m-a-l-3000 16.05.2008 12:33

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Na komm, ein bissl spinnen wird man ja noch dürfen...



Wobei mir bis jetzt die Version 2 noch am besten gefällt.

Jetzt Frage: An welcher Stelle steigen denn die Passagiere ein und aus? Gibt es so was wie 'nen Bahnsteig?

#8 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von xv_htv 16.05.2008 12:37

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Ich nehme an, die Pax steigen am Gleisende ganz rechts aus. Wenn man allerdings Mark kennt .. vielleicht auch 1km vor dem Dorf zur Steigerung der Volksgesundheit

VG Nils

#9 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von hazus 16.05.2008 12:48

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Ich finde Variante 3 mit dem Lokschuppen auch zu viel für das Thema, zudem versperrt der Schuppe ja den Blick auf die einzige Betriebsstelle, den Güterschuppen.

Variante 2 ist nett, da sie das Austauschen von Güterwagen erlaubt, könnte aber tatsächlich crowded wirken, müsste man ausprobieren.

Den Mechanismus zum Rückrollen lassen finde ich ziemlich gut.

Hast du eigentlich Fotos von der Vorbildsituation?

lg Chris

#10 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von steffend2 16.05.2008 13:10

Verlegt man den Schuppen ans rechte Gleisende und verzichtet auf die zweite Weiche im Gütergleis hätte man den Bahnhof Cursdorf.

#11 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von xv_htv 16.05.2008 13:29

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Aber in Cursdorf fahren keine Wagen nur wegen das Gefaelle, oder?

#12 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von steffend2 16.05.2008 13:40

Nicht dass ich wüsste bzw. das abzweigende Gleis gibt es nicht mehr. Mir ging es mehr darum, dass es Vorbilder gibt, die die Situation Lokschuppen, Bahnsteig, Güterschuppen auch in einem Winzigstbahnhof unterbringen. Wenn der Lokschuppen rechts stünde, wäre die Szene auch nicht so stark der Gefahr der Überladung ausgesetzt. Notfalls könnte man ihn auch nur als Halbreliefmodell andeuten. Betrieblich bringt ein Lokschuppen meistens eh nicht so viel.

#13 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von xv_htv 16.05.2008 13:44

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Natuerlich gibt es die Situation. Es geht ja hier um die seltene Situation per Schwerkraft zu rangieren und da braucht man schon eine gute Begruendung. Ein weiterer Ausbau des Bahnhofs nimmt aber jeglichen Grund fuer die unuebliche Loesung.

VG Nils

#14 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von steffend2 16.05.2008 14:15

Eben, dass ist mein Problem, dass ich mit der zweiten Weiche habe. Bevor ich eine Gleisharfe baue würde ich eher eine Umfahrmöglichkeit vorsehen. Dazu braucht man auch nur zwei Weichen. Wie Cursdorf zeigt, brächte man die geforderten Anlagen auch mit einer Weiche unter. Ohne derartige Überladung.

#15 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von markstutz 16.05.2008 14:44

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Hallo Leute

Die beiden Versionen 2 und 3 sind nur Ideen, was man noch machen könnte. Es wird aber auch aus meiner Sicht schnell zu viel!

Zu Champéry: Endbahnhof der AOMC, dessen Rangiermanöver auch mit Hilfe der Schwerkraft stattfanden. Den ehem. Bahnhof gibt es nicht mehr, die Bahn fährt heute bis zur Talstation der Seilbahn in Champéry. Dort gab es - neben dem Güterschuppengleis - noch einen Triebwagenschuppen und ein Abstellgleis.

Ein- und Aussteigen: Wie Nils vermutet hat natürlich am rechten Gleis, das sehe ich einbetoniert oder eingepflastert.

Zum Vorbild: Das Vorbild existiert nicht. Deshalb habe ich auch keine Fotos, die ich hier zeigen könnte. Nur den Ortsplan, das Projekt und dessen Ausführung als Karten...

#16 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von neuanfang23 16.05.2008 20:20

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@ markstutz

Hi.. finde Deine Anlagenidee extrem interessant. Klein aber OHO... wirklich tolle Idee, die man sicher noch weiter ausbauen kann, wenn einen der Sinn nach etwas mehr Betrieb steht. Ich könnte mir Deine Idee auch mit einer Zahnradbahn vorstellen

#17 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von hazus 17.05.2008 03:42

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Also um den Gleisplan zu "verkaufen" würde ich bei der Beschreibung anbringen, dass sich diese Situation für die obligatorische Nebenbahn, die von der ebenso obligatorischen zwiegleisigen Hauptbahn abzweigt, als Endbahnhof anbietet. Der Gravitationsverschub wäre da sicher ein Hingucker.

Bei extremer Platznot, wenn ich wirklich nur diese Anlage bauen kann, dann würde ich trotz der Gefahr, dass es überladen wirkt, Variante 2 empfehlen. Mit dem zusätzlichen Gleis können Güterzüge ausgetauscht werden, aber auch Personenwagen, die während der Spitzenzeiten mitgeführt werden abgestellt werden.

Und wegen Fotos meinte ich Champery, aber wenns dort keine Bahnanlagen mehr gibt, erübrigt sich das.

Und als Steckenmodul würde ich dann noch das Kloster einbauen, schließlich sorgt da ja für Personenverkehr, sieht immer nett aus und ist mit den Industriebausätzen leicht umsetzbar. Vielleicht liegt es ja inmitten von Weinbergen, so wie Stift Heiligenkreuz nahe Wien...

lg Chris

[ Editiert von hazus am 17.05.08 3:45 ]

#18 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von Great_Holgi 17.05.2008 11:04

Hallo MArc,

hast du auch ungefähre Dimensionen für den kleinen Bahnhof, falls man ihn mal nachbauen möchte? Für die selektive Kompression, Teil 2? Viel Plazu braucht man da sicherlich nicht. Ich finde den Plan sehr gut, kann man sich vielleicht mal für später merken. Paßt vielleicht auch auf ein Modul drauf.

#19 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von ificouldiwould 17.05.2008 13:57

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Hy zusammen.

Also ich finde die Idee ja sehr reizvoll, da wir aber eher etwas größer bauen und natürlich auf dies auf das vergessen haben, danke ich Mark für die ''Wagenbremse/Halterung''!!!

Das ist eine super Idee, die wir gut gebrauchen können und mir eine Menge Arbeit erspart!

Wenn es funktioniert, kann ich ja dann mal darüber berichten.

#20 RE: Ferien-Idee aus dem Jura von markstutz 17.05.2008 14:16

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@ Holger:

Das rechte Stumpfgleis ist ca. 32 cm lang (max. 2 Triebwagen), die Weiche (Geometrie von Bemo, aber nach dem Herzstück gekürzt und die abzweigende Gerade durch einen Bogen ersetzt) ist 17 cm lang und anschliessend sind ca. 45 cm nötig (Schätzung, da abhängig von den Gleislängen der beiden anderen Stumpfgleise).

Hoffe das hilft...

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