Hallo,

ein Bekannter brachte mir eine Lenz BR66 die nicht viel gelaufen war. Weder analog noch digital war sie zum Laufen zu bewegen. Digital funktionierten alle Lichter, jedoch war bei Fahrversuchen nur ein Brummen zu hören. Die Ursache dürfte mechanisch sein.


Für eine Ursachenforschung muß das Gehäuse abgenommen werden:
- Vorläufer ausbauen
- Schraube zwischen den Zylindern herausdrehen
- vorne anheben, hinten sind über der Pufferbohle 2 Rastnasen
- nach abziehen des JST Steckers lässt die das Gehäuse vollständig abheben
Der Motor war blockiert, liess sich dann nur sehr schwer von Hand durchdrehen, nach abschmieren lief er, aber mit rasselndem Geräusch und nur sehr langsam.
Die Lok bewegte sich zwar, aber beim anhalten von Hand drehten sich die Räder nicht mehr obwohl der Motor weiter lief.





Nach Abheben der oberen Deckel sah man den honigartigen Kleister in das sich das Fett im Lauf der Jahre verwandelt hatte.

Vorläufige Diagnose:
- Motor läuft nur sehr schwergängig und ist manchmal mechanisch blockiert
- Getriebe lassen sich nur sehr schwer mit abgenommenen Schnecken durchdrehen, Ursache verharztes Fett
- Kardankugeln geplatzt



Um die Getriebe zu reinigen musste die Lok nahezu vollständig zerlegt werden.





Beweisfoto, die beiden hinteren Kuppelachsen sind gefedert.





Um den Triebtender auszubauen ist der lange Stift seitlich herauszuziehen und oben ein Sprengring abzunehmen





Dann lässt sich nach lösen der Schrauben der Seitendeckel abnehmen. Wie gedacht, oben verkleistert, unten teilweise trocken.





Um an das vordere Getriebe zu kommen, müssen zuerst diese beiden Stopfen entfernt werden.





Dann lässt sich das linke Seitenteil des Rahmens abheben. Anschliessend wurden die Zahnräder herausgenommen und gründlich greinigt, ebenso das Innere der Getriebegehäuse.





Der Motor wurde geöffnet und was man sieht sind Korrosionserscheinungen der Magnete. Hier haben sich die Späne zwischen Magnet und Polschuhen des Ankers eingelemmt.
Der Motor ist so nicht mehr reparabel weil die die Korrsion der Magnete sich weiter fortsetzen wird. Sie werden unweigerlich zu Pulver zerfallen.





Erstaunen meinerseits, es waren Schneckenwellen mit dem hier exotischen Maß von 2,4mm Wellendurchmesser verbaut. Ein Vergleich mit Athearn war angebracht.
Es darf gerne gerätselt werden was von welchem Anbieter stammt.





Ein weiteres Problem waren die geplatzten Kardankugeln. Gleiche Abmessungen wie Roco, aber eben für 2,4mm Wellen.
Da ich über eine Drehbank verfüge und in meinen Beständen Roco Kardankugeln habe, habe ich einen Absatz mit 2,0mm Dmr. in die 2,4mm Wellen gedreht. So lassen sich die Roco Kardankugeln verwenden.





Ab- und Aufpressen geht mit einem modifizierten Radsatzrichtgerät.





Als Ersatz habe ich einen Mashima Motor mit ähnlichen Abmessungen wie der Originalmotor genommen. Die Motorhalterung wurde dafür modifiziert indem 2 Bohrungen in die Stirnseite gesetzt wurden. Der Mashima wird dann mit M1,6 Schrauben befestigt.
Anschliessend wurde die Lok wieder komplett zusammengebaut und die Funktionen überprüft.





Eine kleine Reparatur. Der angespritzte Halter des Filters war abgebrochen und das Material lässt sich nicht haltbar verkleben. In den Filter und in die Stelle, wo er befestigt wird, werden jeweils eine 0,5mm Bohrunge eingebracht.





So hält das jetzt dauerhaft.



mfG

Ludwig


Edit: Rechtschriebefehler, Buchstabendreher und Satzbau

Hallo Ludwig
Wie immer eine sehr detailreiche Schilderung der Reparatur, gute Bilder und hilfreiche Erklärungen. Da in dem Getriebe eine Menge Zahnräder laufen, sollte man ein leichtes Fett verwenden, welches aber auch langlebig und Harzfrei ist. Hast du eine Empfehlung, es sollte ja auch im Getriebeblock bleiben und nicht die "Umgebung" verschmieren.

Jürgen

Hallo Ludwig,

kompliment an diesen grandiosen `Wartungsbericht`!

Das erste Mal, daß ich eine Lenz Lok ohne Gehäuse sehe - danke Dir.

Vielleicht sollte hier im Forum eine Unterkategorie entstehen mit dem Titel --> wie helfe ich mir selbst!
Nach dieser Deiner Reparatur sehen vielleicht einige Modellbahner mehr ein, daß man auch selbst Hand anlegen kann.

Vielen Dank für den tollen Bericht


P.S. super tolle Radsätze, die Lenz hier in ein Konfektionsmodell verbaut hat

Hallo Ludwig,

Zitat von Atchison im Beitrag #1

---

Erstaunen meinerseits, es waren Schneckenwellen mit dem hier exotischen Maß von 2,4mm Welendurchmesser verbaut.

---

Der Hersteller Lenz hat den Service für diese Baureihe nach 15 Jahren in 2018 eingestellt, habe bei ebay jetzt ein Modell gekauft. Fett so gut es ging entfernt und neu gefettet, dank der Anleitung.
Leider fehlte ein Federpuffer hinten und Bremsattrappe rechts hinten. Wer kann mir da helfen, suche nach Federpuffer, Gützold Br 65 passt fast- Puffer minimal kleiner und ohne Rand, Weinert? Liliput? Vg Torsten

Wer ebenfalls Probleme mit gerissenen Antriebszahnrädern hat hier Lieferanten aus Polen, habe ich so bestellt und funktioniert tadellos. Lenz hat keine Ersatzteile mehr.