in der hiesigen FREMO-Regionalgruppe bauen wir gemeinsam eine Reihe von Bogenmodulen, die auf unseren Treffen von Arrangement-Planern immer heiß begehrt sind. Da meine anderen Projekte etwas ins Stocken geraten waren, boten daher die anstehende Begrünung dieser Module eine willkommene Gelegenheit, etwas über das Thema Landschaft nachzudenken und einige Dinge praktisch auszuprobieren.
Ich hatte schon einige Zeit über die Nachbildung eines Kartoffelackers nachgedacht, und so war am Fuße eines Bahndamms auch recht schnell ein geeigneter Flecken gefunden, um einen solchen zu bauen.
Beim Bau habe ich zwei Prämissen zu Grunde gelegt:
1. Ich wollte für die Nachbildung der Kartoffelpflanzen weder Schaumstoffflocken noch die Agrar-/Kartoffelsteifen von miniNatur verwenden. Letztere sind schließlich nicht ganz billig, und ich wollte die Pflanzen lieber fest in den Boden »pflanzen«.
2. Die typische Form der Pflanzreihen sollte nachgebildet werden. Dazu habe ich einen befreundeten Fachmann in Sachen Landwirtschaft befragt, der in einem Nachbarforum einige grundsätzliche Hinweise – vor allem zum »Vorgewende« – gegeben hat:
Die Fläche, die für den Kartoffelacker zur Verfügung steht, ist etwa 60 x 15 cm groß und liegt mit der kürzeren Seite an einem Weg, der über die Bahn führt. Die längere Kante entspricht rund 50 m im Vorbild, doch da es sich um ein Feld und nicht nur einen größeren Garten handeln sollte, war davon auszugehen, dass es sich bei den 50 m nur um die kürzere Seite des Feldes handeln könnte. Dementsprechend sollten die Pflanzreihen rechtwinklig zur Modulkante und das Vorgewende entlang des Bahndamms liegen.
Zur Vorbereitung der »Erdarbeiten« wurden die Pflanzreihen im umgerechneten Vorbildabstand von 75 cm mit Filzstift auf die Fläche gezeichnet.
Kartoffeln werden auf Dämmen angebaut. Um diese charakteristische Form des Ackers nachzubilden, habe ich Wollfäden in verdünntem Leim getränkt und auf die angezeichneten Spuren geklebt. Dabei dürfen die Fäden durchaus über die Kante stehen, denn sie lassen sich nach dem Aushärten des Leims problemlos abschneiden.
Nach dem Aushärten und Abschneiden der Überstände habe ich die gesamte Fläche mit fein ausgesiebter Erde bestreut. Das Verteilen der Erde mittels eines kleinen Fläschchens und das Anformen der Dämme ist ähnlich wie das Schottern von Gleisen.
Da ich gehofft hatte, dass ich genauso wie beim Kleben des Gleisbetts vorgehen kann, habe ich den Acker dann mit einer Mischung aus Wasser und ein paar Tropfen Odol als Fließverbesserer eingesprüht.
Beim anschließenden Aufträufeln von wasserlöslichem Tiefgrund mit einer Pipette, hat sich dann aber herausgestellt, dass diese Erde völlig anders reagiert als Schotter. Jeder Tropfen Tiefgrund perlte praktisch auf der Oberfläche der Erde ab und nach einer Weile entstanden tiefe Krater, wenn die Flüssigkeit dann doch in die Erde sickerte. Die mühsam aufgehäufte Form der Dämme war dahin, genauso meine Motivation. Das entstandene Schlachtfeld habe ich erstmal verlassen …
Nachdem ich mich beruhigt hatte, bin ich nochmal zurück ans Modul und habe vorsichtig trockene Erde auf die weggeschwämmten Bereiche und in die Krater gestreut.
Immerhin hat der Tiefgrund seine Klebwirkung auch in den nachgebesserten Bereichen entwickelt, so dass nach dem Trocknen und Absaugen der losen Erde ein halbwegs passabler Acker herausgekommen ist. Da die Kartoffelplanzen die Dammkronen später abdecken, ist es also nicht allzu störend, dass die eine oder andere Macke nicht korrigiert werden konnte.
ich hatte die Erde ziemlich satt mit dem entspannten Wasser mittels Zerstäuber eingesprüht. Auf dem entsprechenden Foto sind sogar kleine Pfützen zu erkennen.
Ich rätsele heute noch, ob die hydrophobe Reaktion an meiner Gartenerde lag, oder ob die Erde, im Gegensatz zum Schotter, so staubig-dicht ist, dass Wasser und Kleber kaum Poren zum Einsickern finden.
Ah, endlich, da ist der Bericht. Da bleibe ich mal dran, das interessiert mich brennend. Habe auch noch diverse Streckenmodule, die Gestaltung brauchen und ein Kartoffelacker steht auf der Wunschliste.
Es lag an der Einwirkzeit des Entspannten Wassers. Erde hat sehr viel Staubanteil der schlecht Wasser annimmt.
Wenn man solche feine Erde/Staub einnässen will sollte man auch mit der Zerstäuberflasche den Sprühnebel reichlich nach oben sprühen und den Nebel auf das Objekt sinken lassen nach einiger Zeit kann man dann direkt aufsprühen ohne dass die Erde wegfliegt oder das Wasser runterperlt.
Das beste Entspannungsmittel ist immer noch Spülmittel.
Vielen Dank für Eure Kommentare. Ich halte mal fest:
Die Erde ist vor dem Verkleben mittels entspanntem Wasser gut zu nässen. Dazu ist ein möglichst feiner Zerstäuber zu verwenden und auf eine ausreichende Zeit für das Durchfeuchten zu achten.
Da die ausgesiebte Erde einen sehr hohen Staubanteil besitzt, der die Kapillarwirkung herabsetzt, werde ich beim nächsten Versuch die feinsten Teile heraussieben und diese ggf. nach dem Aufträufeln des Klebers aufsieben.
Nachdem die Erde durchgetrocknet war, konnte ich mit dem »Pflanzen« der Kartoffeln beginnen, was der Gegenstand dieses abschließenden Teils meines Bauberichts sein soll.
Wie bereits beschrieben, wollte ich ausprobieren, die Kartoffelpflanzen aus dem Boden wachsen zu lassen. Dazu habe ich eine Mischung aus verschieden langen (2, 4 und 6 mm) Grasfasern in Grün- und Beigetönen hergestellt. Dazu habe ich die Fasern in einer alten Kaffemühle kräftig durchgemixt und aufgelockert. Abschnittsweise habe ich dann die Spitzen der Dämme mit Kleber betupft und die Fasermischung mit dem Elektrostaten aufgebracht, bevor der Kleber abgebunden hat. Danach habe die überflüssigen Fasern sofort abgesaugt. Wenn man über das Rohr des Staubsaugers einen dünnen Strumpf zieht, lassen sich die überschüssigen Fasern gut einsammeln und wiederverwenden.
An den Enden der Dämme und vor allem im Bereich des Vorgewendes habe ich die Fasern nicht ganz so dicht geklebt. Diese Ackerbereiche sind durch das Wenden der Maschinen stärker verdichtet, so dass die Pflanzen in dem Bereich schwierigere Wuchsbedingungen haben. Aber auch zwischendurch darf durchaus die eine oder andere weniger dichte Stelle in den Reihen entstehen.
Im nächsten Arbeitsgang habe ich Blätter auf die Fasern aufgebracht. Für das Kartoffellaub kommt eine Mischung der dunkelgrünen Blätter von Noch (ich finde die eher mittelgrün) mit dunkelgrünen Blättern von Polák zur Anwendung. Ich habe die Spitzen der Fasern mit Kleber betupft und anschließend die Blätter darüber gesiebt. Auch hier bin ich abschnittsweise vorgegangen, damit der Kleber noch offen ist, wenn ich die Blätter aufstreue.
Sollten nach dem Absaugen an einige Stellen keine Blätter an den Fasern kleben, so kann man dort in einem zweiten Durchgang problemlos die Lücken schließen oder auch nachverdichten.
Da wir beim FREMO üblicherweise den Spätsommer nachbilden, habe ich auf die Nachbildung von Blüten verzichtet, so dass der Kartoffelacker damit bereits fertig ist. Hier ist er in seiner gesamten Ausdehnung zu sehen.
Zum Abschluss zeige ich hier noch zwei Bilder, wie die anschließende Vegetation des Ackers entsteht. Parallel zum Weg befindet sich der Ackerrain mit einer Breite von einem knappen Meter im Vorbild. Beim Anlegen des Feldes fährt der Bauer zuletzt einmal quer zu den Reihen über das Vorgewende und von dort aus auf den Weg. Daher habe ich an dieser Stelle auch ein paar Grasfasern weniger wachsen lassen.
Da der Bauer auch auf der anderen Seite des Ackers mit seinem Trecker rangieren muss, um die Dämme des Vorgewendes ordentlich zu ziehen, wächst dort an der Ecke ebenfalls etwas weniger Gras.
Diese Art, einen Kartoffelacker darzustellen, dauert bestimmt etwas länger als mit den fertigen Pflanzstreifen. Aber dafür ist der Kostenaufwand – vorausgesetzt man kann auf einen Elektrostaten zugreifen – für die auf den etwa 10 laufenden Metern verwendeten Fasern und Blätter sehr gering.
Sieht gut aus. Vom Ergebnis her vergleichbar mit den Agrarstreifen von Langmesser / Mininatur. Der Preisvorteil ist natürlich nicht von der Hand zu weisen.
ich habe absichtlich auf die Blüten verzichtet, weil ich davon ausgegangen bin, dass sie im Spätsommer nicht mehr blühen. Jetzt habe ich aber gerade gelesen, dass sie durchaus bis in den August blühen können. Mal überlegen, ob ich dann doch noch Blüten nachbilde …
Ja, in der Tat, da hat man leicht zu viele erwischt. Ich nehme ein paar zwischen die Finger und lasse die ganz vorsichtig rausrieseln und das aus einiger Höhe, damit es sich schon im Fallen verteilt.
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Kartoffelacker
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21.12.2013 19:04
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