Wie schon in meinem Anlagenthrad angedeutet, möchte ich hier in loser Folge etwas aufgebesserte Modellfahrzeuge des DDR-Strassenverkehrs zeigen.
Wer also allergisch gegen Zweitaktdunst ("whäääääääämbambambam!" was für ein Sound) ist oder wegen des versickernden Öls an der Minol-Tanke einen Herzkasper kriegt, sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen. Oder zumindest gewarnt sein.
Um den Anschluß zu finden - fangen wir mit meinem absoluten Liebling an: 1 Auto, 2 Takte, 3 Zylinder, 4 Türen, 5 Sitzplätze.
Der Wartburg.
Den Anfang machte in den 50ern das Modell 311. Einen solchen gibt es bekanntermaßen von Brekina. Ein sehr schönes Modell.
Viel aufgebessert werden muss hier eigentlich nicht. Von vorn - Kennzeichen dran, Blinker einfärben - das wars. Liebend gern würde ich auch hier noch Scheibenwischer und Fenstergummis beackern, aber leider hat Brekina die Verglasung bombenfest eingeklebt. Die Radkappen wurden nochmals mit Silberedding lackiert - kommt angelaufenem, in die Jahre gekommenen Chrom recht nahe.
Das runde Heck steht dem Opa aus Eisenach. Hier wurden die Rückleuchten überarbeitet, Schmutzfänger angebracht und ein sichtbarer Auspuff montiert.
Ich finde, Brekina bring zumindest bei dem grauen die Farbe auch gut rüber. Ob er gerade im Garagenkomplex neu lackiert wurde? Wir wissen es nicht. Machs jut, Opa!
Mitte der 60er: Das AWE bringt einen "neuen" Wartburg! Doch wie groß mag zunächst die Enttäuschung gewesen sein, sah der Neue aus wie der Alte. Unterm Blech aber alles neu! Einzelradaufhängung statt DKW-Schwebeachsen, den Motor hatte man bereits kurz zuvor von 900 auf 1000 cm³ gebracht, auch leistete er jetzt 45 PS statt nur 37.
Auch der 312 Camping ist von Brekina. Die verkaufen den zwar als 311er, aber mit den 13"-Rädern und dem neuen Rahmen (auf der Unterseite angedeutet) ist es ganz klar der Zwischentyp. Die Lackierung der Details hat hier der Hersteller dankenswerterweise schon übernommen, wenn auch mit etwas zu dicker Farbe. Was der 312er Besitzer aber unbedingt nachholen sollte: das Einfärben der gebogenen Plexiglasscheiben und das Hinzufügen des Faltdaches. Wartburg Camping ohne Faltdach gab es zwar auch, aber meines Wissens waren das Ersatzkarossen. Ansonsten hat dieser Wartburg ebenfalls Kennzeichen sowie bearbeitete Rücklichter erhalten.
Der 312 bekam dann Variante für Variante eine neue Carozze, so daß - nun mit 50PS und neuem Getriebe - der Typ 353 entstand. Dieser wurde über die Zeit in seinen Details eigentlich recht beachtlich weiterentwickelt, nur ein neuer Motor ließ auf sich warten.
Recht wahrscheinlich zum Modelljahr 1981 oder 1982 gehört dieser Caprigrüne "Tourist". Hier stelle ich auch den Bezug zur Heimat her, denn der überwiegende Teil der Wartburg 353 Tourist wurde unter abenteuerlichen Bedingungen im Karosseriewerk Halle hergestellt (die anderen in Dresden). Zur Endabnahme ging es wohl per Bahn nach Eisenach - man sprach von der längsten Taktstraße der Welt.
An diesem Wartburg wurde dasselbe "Programm" abgespult, wie an der braunen Limousine in Herrenforst. Karosseriefugen wurden mit schwarzer Farbe hervorgehoben. Genau dieses Auto besaß unsere Familie in den 80ern, und ich kam als Stift damit zwangsläufig in Berührung. In Erinnerung bleiben z.B. Urlaubsreisen an die Berliner Gewässer und das "Tatam-Tatam" der Berliner Autobahn (heute A9), scherzhaft als längste Treppe Europas bezeichnet.
Mit einem blechernen "Pänggg" schlage ich an dieser Stelle die Wartburg-Tür zu.
Ich entschuldige mich diesmal für die Nebelbilder, Smartes Phone und Bildqualität kommen wohl nicht so recht zusammen.
Soll ich bei den nächsten Folgen dieser Reihe eine andere Form der Präsentation wählen, bspw. in Herrenforst?
super, vielen dank für den wirklich ansprechenden Bericht! Autos aus dem anderen Deutschland kenne ich fast nur in der Theorie, allerdings steht hier in der Nachbarschaft immerhin eine schöne Wartburg 311 Limousine.
Gerade diese Modell stellte damals einen großen Fortschritt dar und hat im Programm des DKW-Nachfolgers in der Bundesrepublik als Entwicklungsschritt gefehlt. Hier wurden bis Mitte der Sechziger Jahre vergrößerte Varianten des noch Anfang des Kriegs entwickelten F89, den es auch fast identisch als IFA F9 in der "Ehemaligen" gab, weitergebaut. Als dann das Modell 102 kam, war es für den 2-Takter in Westdeutschland schon zu spät. Dennoch wurde das neue Modell mit einem Viertaktmotor aus Stuttgart und einem neuen alten Namen doch noch zum Anfang einer neuen Erfolgsgeschichte... Die 4 Ringe gibt es ja heute noch.
Den Wartburg dagegen nicht. Ihm haben auch die zuletzt implantierten modernen Triebwerke nicht mehr helfen können. Dabei war Wartburg eine traditionsreiche alte Marke, schon Ende des 19. Jhdts. entstanden hier Motorwagen! Das letzte erfolgreiche Vorkriegsmodell war deer Dixi, ein lizenzgebauter Austin Seven. Aber den bringt mann für gewöhnlich mit einer anderen Marke in Verbindung... Tatsächlich haben sich die Münchner 1928 hier eingekauft, der Markenname Wartburg verschwand damit zunächst. Dafür kamen alle Vorkriegsautos mit dem weiß-blauen Propellersymbol aus Eisenach.
Nur so ein paar Bemerkungen, die mir so einfallen, wenn ich Wartburg sehe oder höre...
Mit herzlichen Grüssen Stefan
Und ist der Ruf erst ruiniert, baut sichs gänzlich ungeniert.
Ja die Geschichte des Automobilbaues in Eisenach ist sehr wechselvoll, dadurch aber auch interessant. Mein Literaturtip (nein, ich bekomme kein Geld dafür): Ihling, H.: "DDR-Legende Wartburg", Delius-Klasing, Bielefeld 2010.
Anders als der Titel vermuten lässt, keine Ansammlung zusammenhangloser Fotos und Schwafeltext (entweder ostalgisch-verklärt im einen oder "Es war alles scheiße drüben" im anderen Extrem). Das Buch bietet einen guten Überblick über die gesamte Eisenacher Automobilproduktion. Gut geeignet als Einstieg in die Materie, ohne sich in technischen Einzelheiten zu verlieren.
Gruß
Stephan
[ Editiert von Industriebahner am 09.10.12 22:06 ]
Hallo Stephan, da haste neinen schönen, aufheiternden Bericht eingestellt. wenn man bedenkt, das es beim 311 zig Varianten und sogar ein Cupe gab, dann ist die Ausbeute beim 353 recht kläglich gewesen, nut Limosine und Turist, ok, Anfang der 80er kam dann auch wieder der Pick Up, aber es bleiben da dann doch nur drei. Wenn die Konstrukteure mal freien Lauf gehabt hätten, wer weis was wir dann alles so zu sehen bekommen hätten. Na ja was solls. Ich warte gespannt auf eine Fortführung Deiner Fahrzeugvorstellung. Gruß Carsten
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Tja, einerseits zwar schade um die vielen Varianten des 311ers, aber beim 353 lag der Schwerpunkt der Entwicklung offenbar auf ganz anderen Dingen: Bemerkenswert ist hier, daß trotz der räumlich und materiell beschränkten Fertigungsmöglichkeiten die Jahresproduktion über die Jahre erheblich ausgeweitet wurde (von ca. 37.000 Wartburg 353 im Jahre 1969 auf ca. 71.000 im Jahre 1987!).
weiter gehts, zunächst immer noch mit Wartbürgern in einigen älteren Modellbildern.
Zuerst mein erster verbesserter Wartburg, ein 353w von '85. Hier wurden zwar im Prinzip keine Anbauteile wie Auspuff oder Schmutzlappen ergänzt, aber man sieht was Farbe ausmacht. Der war nackig weiß ab Packung, und das für 7,50€ UVP.
Hier die Heckansicht im Vergleich mit einem Fast-Serienmodell (Die Reste aus Bodengruppe vom Tourist und Spenderkarosse).
Außerdem nochmal mein Biberbrauner, in etwas gefälligerer Umgebung.
Wie man sieht, sind hier die Nebelscheinwerfer nicht angedeutet. Das konkrete Vorbildfahrzeug hat an dieser Stelle keine, aber dafür die Bugschürze. Kennt jemand eine Bezugsquelle für passende Ätzgitter als Einsätze?
Hallo Stephan, Zitat: "Interessieren Euch auch Busse und Nutzfahrzeuge?"
Also interessieren tut eigentlich alles, denk ich mal. Glaube ja nicht, das da irgendwer nöö sacht.
Aber mach doch mal an Deine schönen Wartburger noch ein Kofferraumschloß ran, sonnst können die ja garnichts transportieren. Kannste den Grill für die Nebelscheinwerfer nicht eifach in den Spoiler einrizen? Ich denke mal, das wird sowieso so klein, daß man es nur mühsam erkennen würde, außer man macht ne Macro Aufnahme. So, jetzt geh mal Deine Modelle suchen, oder die Bilder davon, damit wir morgen wieder was feines zum sehen bekommen. Gruß Carsten
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du hast mich gerade an mein erstes Auto erinnert. Einen Wartburg 353 tourist. So wie der hier. Den habe ich dann '99 verkauft nachdem ich ihn 9 Monate gefahren hatte.
War schon cool - das Peng der Türen und das wääääähhhmmmbämmbämmbämm!
Das im Link ist aber kein 353, das ist doch schon der Nachfolger, der hieß doch Wartburg 1.3 oder? Und das war doch schon ein Viertakter wenn ich mich recht entsinne?
Das im Link ist aber kein 353, das ist doch schon der Nachfolger, der hieß doch Wartburg 1.3 oder? Und das war doch schon ein Viertakter wenn ich mich recht entsinne?
Gruß
Micha
Ne,ne Micha, das ich der 353 nur das die Frontpartie eine Auffrischungskur erhalten hat. Der 1.3 Wrtburg, da waren die Blinker und der Scheinwerfer in einer Höhe und der Grill war auch noch anders.
Das im Link ist aber kein 353, das ist doch schon der Nachfolger, der hieß doch Wartburg 1.3 oder? Und das war doch schon ein Viertakter wenn ich mich recht entsinne?
Gruß
Micha
Nene.Da biste jetzt offm Holzweech, Meiner. Das im Link isn Wartburg 353 "Facelift" sozusaaachen. Den 1.3er Wartburg, den du meinst, jabs in Eisleeem ne Menge: gugge da off der Wiiiese! Und ja, der "Einsdreier" hatte nen VW Viertaktmotor mit janzen 4 Zylindern drinne. Der "Dreidreiundfuffzich" aber nurn Zweetakter mit 2 Zylindern.
Hallo Doci, Zitat: "Nene.Da biste jetzt offm Holzweech, Meiner. Das im Link isn Wartburg 353 "Facelift" sozusaaachen. Den 1.3er Wartburg, den du meinst, jabs in Eisleeem ne Menge: gugge da off der Wiiiese! Und ja, der "Einsdreier" hatte nen VW Viertaktmotor mit janzen 4 Zylindern drinne. Der "Dreidreiundfuffzich" aber nurn Zweetakter mit 2 Zylindern." Du willst doch dem armen Wartburg nich etwa einen Zylinder unterschlagen, oder? Gruß Carsten
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Klar du hast nadürlich Recht. Wasde da widder saaachsd. Klar hat der Kleene 3 Zilinnger. Wo ich widder mitn Jedangen war. Neneneneneee.
Viele Grüße Marcel
Wahrscheinlich hat bei Diche widder dor erste Zilinner ausjesetzt - da leuft dein Wartburch nur auf zwee Töppen meiner. Musste ma n Gerznstegger issoliern oder guckn obs drinne feichte is.
Merke: "Willst Du Dir den Sieg verscherzen, dann fahre Isolator-Kerzen"
So dann will ich mal weitermachen. Diesmal nicht "from GDR", sondern nur "in GDR".
Frage an das Publikum: Was hat einen dicken V8, mehr Reifen als Sitzplätze, darf nicht in die Umweltzone und kommt aus CZ?
Vorneweg sei gesagt, ich habe die Modelle bereits vor ein paar Jahren gebaut, würde heute einige Dinge anders machen. Aber vielleicht gefällts ja trotzdem.
So kam es dann, daß ich irgendwann mal in Arnstadt zum Bw-Fest war. Dort bot ein Händler wunderschöne Bausätze feil, und keiner wollte jene haben. Also habe ich mich geopfert.
Und siehe da, heraus kamen diese tschechischen Tschechen-Laster von SDV:
TATRA 813 8x8 Herrenforst war noch im Bau, aber für dieses edle Stück aus Kopřivnice mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Die Jungs im gestrichelten Anzug haben mit dem Monster anscheinen vorher ausgiebig im Matsch gespielt. Was wohl der OvD im K-Park dazu sagt? "Macht det Ding sauba. Marsch marsch!"
Heimlich wurde bei der Truppenversorgung dieses Bild gemacht:
Kennzeichen aus Datenschutzgründen abmontiert.
Ein grünes Auto reichte mir dann an dieser Stelle, also tunkte ich den nächsten Kandidaten in den Farbtopf. Er entstand nach einem Foto und war im Bezirk Erfurt zugelassen. Ob damit die 44er-Heizlok in Arnstadt abtransportiert wurde? Oder war er leihweise bei der Rbd Halle und schleppte fleißig den Culemeyer von Köllme nach Salzmünde und Retoure?
Im Gegensatz zu seinem Kollegen wird sein V8 von einem Turbolader zwangsbeatmet. Wenn ich mir vorstelle, wie die in Salzmünde mit voll beladenem Güterwagen auf dem Culemeyer losgerumpelt sein mögen, muss dieses Maschinchen ein halbes Erdbeben verursacht haben.
Die SDV-Bausätze bereiten übrigens einiges Kopfzerbrechen, ohne Vorbildfotos oder zumindest Vorbildkenntnisse kriegt man die kaum zusammen, JEDES (!) Teil muss vorher individuell entgratet, verputzt und angepasst werden. Die Härte war hier ein Praga V3S- Werkstattwagen, den ich für einen Freund baute, da dieser selbigen im Original besitzt. Hier war nur die grobe Form der Einzelteile zu erkennen. Da war mein Basteltisch hinterher voll mit grünen und schwarzen Spänen. Aber die Bausätze haben interessante Vorbilder und sind auch sehr preiswert, da kann man einiges verschmerzen.
Tatra 8x8 Koloss, das ist schon ein schöner Strassenpanzer, im Original unverwüstlich bei der NVA. Habe heute eine DVD angeschaut von damals wie der Militärtransport abgelaufen war. Dort kam auch der Tatra 8x8 Koloss mit einem 120mm Geschütz zum Einsatz.
Hallo Stephan, wie ich sehe, geht es weiter mit interessanten Fahrzeugen. Mein Faforit ist der 8x8 der sieht richtig urig aus. Wollte mir auch mal so einen Bausatz kaufen, aber mein Schwager hatte mir davon abgeraten, eben wegen den von Dir schon erwähnten Problemen. So einen Tatterich 6x6 hatten wir bei uns in der Kraft auch, allerdings in Orange. Der war meistens aber in der Werkstatt, wegen irgendwelchen Defekten. Gruß Carsten
Ps.: trots keiner Bauanleitung und viel Nacharbeit, sind die Modelle doch recht ordentlich geworden
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09.10.2012 20:15
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