Vor einigen Wochen war ich mal wieder beim Modellbahnhändler meines Vertrauens zu Gast, um mich dort umzuschauen. Ich war nicht auf der Suche nach etwas bestimmten, sondern war einfach neugierig. In einer Vitrine stand ein vierachsiger Getreidewagen der Gattung Tadgs der DR in Epoche IV-Ausführung, der mir sehr gut gefiel. Außerdem passte er meiner Meinung nach sehr gut zu den zwei zweiachsigen Getreidewagen, die ich im Frühjahr von Roco erworben hatte. Gesagt, getan, der sollte es also sein. Mit 30€ fand ich ihn auch recht preiswert. Als ich nun dem Händler mein Anliegen näherbrachte, holte er den Wagen aus der Vitrine und packte ihn... oh je... in eine Lima-Verpackung. Lima? Ungute Erinnerungen an sehr spielzeughafte "Modelle" und sehr phantasiereiche Lackierungsvarianten wurden wach, aber gut, gekauft ist gekauft, schauen wir mal! Zuhause den Wagen ausgepackt und was soll ich sagen; ich finde ihn toll! Federpuffer, sehr sauber bedruckt und lackiert, alles in allem ein tolles Fahrzeug. Am Dienstag Abend habe ich mir den Wagen vorgeknöpft, denn es war klar: Da musste Patina ran!
Hier der Wagen noch jungfräulich, wie Lima ihn schuf
Zuerst einmal ging es nun an die Demontage. Hierbei sollte man soviel demontieren, wie man für sinnvoll erachtet, große Bauteile wie Drehgestelle sollten aber auf jeden Fall abgebaut und einzeln behandelt werden.
Die Demontage ist gut vorangeschritten...
Mithilfe eines Glasfaserradierers wird nun die Beschriftung bearbeitet. Ein wenig abgenutzt soll sie aussehen, also schön vorsichtig mit dem Radierer darüberfahren. Nicht zu fest aufdrücken und immer schön den Staub entfernen, damit man sieht, wie weit man schon vorangeschritten ist. Leichte Glanzunterschiede und evtl. Kratzer sind jetzt nicht allzu schlimm, sollten aber trotzdem nach Möglichkeit vermieden werden.
Bevor es jetzt ans patinieren geht, werden zuerst Details farblich abgesetzt, die es vom Werk aus nicht sind. Wie z.B. die Bremsarmaturen.
Mit einem feinen Pinsel geht das sehr gut und außerdem macht es das Modell kostengünstiger, als würde das aufwändig beim Hersteller gemacht werden.
Mit einem fast trockenen Borstenpinsel habe ich nun ein wenig weiß unter der Beschriftung verteilt, damit es so aussieht, als sei die Schrift vom Regen leicht ausgewaschen.
Anschließend geht es nun endlich ans patinieren. Zuerst werden einige Stellen (Beschriftungen und ein paar andere Bereiche) flickenartig abgeklebt und der Wagen mit einem leicht anderen Braunton mit der Airbrush übernebelt.
Keine Angst wegen der Glanzunterschiede, das kommt noch...
Nun habe ich mir aus stärkerem Papier eine Maske mit verschiedenen Flicken zurechtgeschnitten. Die wird an den Wagen gehalten und was dann frei bleibt, wird mit einem weiteren anderen Braunton gebrusht.
Die Farbtöne können ruhig kräftig abweichen, dies ist nur vorbildgerecht!
Auch die Drehgestelle und die Radsätze werden mit Rostbraun leicht übernebelt. Anschließend habe ich Drehgestellrahmen mit einem fast trockenen Borstenpinsel gedrybrusht, um Konturen zu betonen. Dann werden die Bremssohlen noch in einem helleren Rostton abgesetzt, sie sollen bei meinem Wagen gerade gewechselt worden sein. Auch die Radsätze bekommen noch einen schwarzen Farbschleier, allerdings mit der Airbrush.
Als nächstes bekommt der Wagen eine lasierende Schmutzschicht aus Schwarz-Braun aufgesprüht. Dies geschieht am zweckmäßigsten vom Fahrwerk her, da auch die Verschmutzung beim Vorbild hauptsächlich von dort kommt.
Der leicht verschmutzte Wagen
Anschließend folgt ein Überzug aus mattem Klarlack, um Glanzunterschiede auszumerzen und das ganze zu versiegeln. Danach der Zusammenbau, der Wagen bekommt meine Lieblingskupplungen und die Pufferteller werden wieder schwarz eingefärbt. Danach kann der "neue alte" Wagen seinen Einsatz antreten.
Noch ein Wort zu meinen Farben: Ich teile mir das Arbeitszimmer als Bastelraum mit meiner Freundin, die das freundlicherweise voll und ganz akzeptiert. Deswegen benutze ich (egal ob Airbrush oder Pinsel) nur Acrylfarben, weil diese nicht stinken und kaum gesundheitsschädlich sind. Außerdem ist die Reinigung der Arbeitsgeräte einfacher. Sollte sich jemand an meinem Beitrag erfreuen oder sich etwas abschauen können, freue ich mich sehr! Bei Interesse schreibe ich gern in der Zukunft unregelmäßig (je nach Zeit) weiter Berichte.
MfG
Thomas
PS: Ich habe diesen Beitrag auch bei DSO stehen, weiß aber nicht, ob auch jeder dort liest, deshalb auch hier.
Sehr schön gemacht. Nicht so übertrieben. Alles sauber verschmutzt Aber die Lok da passt ja gar net (die grauen Plastikteile schreien ja geradezu nach deiner Airbrush
Deine Getreidewagen sehen richtig gut aus,auch die einzelnen Arbeitsschritte hast Du gut Dokumentiert,auch mit den Ausbesserungs Spuren ist Dir gut gelungen. Ich habe nur die Getreidewagen von Roco(zwei achsige)der DR,die gefallen mir sehr gut,da die 4 achser mir zu lang sind.Ich habe 16 zwei achsige Getreidewagen,und da sollen noch 7 Stück dazukommen,denn ein Ganszug aus Getreidewagen sieht richtig gut aus.Die Getreidewagen wurden alle Gealtert.Für die Alterung habe ich nur Pastellfarben benutzt. Hier habe ich mal drei Fotos.
Bei diesen Getreidewagen habe ich ein paar Ausbesserungs Spuren nachgebildet.
absolut Klasse, sowohl in der Ausführung, als auch in der Dokumentation!!!
Da war ich doch gleich motiviert endlich mal meine beiden Wagen in der DB Cargo Ausführung zu altern. Flicken waren da natürlich nicht angesagt, nur ein dezentes altern des Verkehrsrot. Vorher hat man nämlich Augenschmerzen bekommen, so leuchteten die Wagen! Irgendwann kommen dann auch mal die anderen 8 Wagen dieses Zuges ran.
Zustand voher:
Wie hast Du denn das tolle Gras hinbekommen, sieht ja aus wie echt?
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Tadgs gealtert...
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02.10.2009 10:59
Antworten
Aber die Lok da passt ja gar net (die grauen Plastikteile schreien ja geradezu nach deiner Airbrush 
