in den letzten Tagen überkam mich die Tatendrang mich mal im Fahrzeugselbstbau zu versuchen. Angefangen hat das ganze bei einem spontanen Ausflug zur Selfkantbahn, wo mir diese schnuckelige ReKo-Wagen auffiel:
Die glatten Wände des Wagenkastens hatten es mir besonders angetan, da man dabei keine Probleme mit der Biegerei bekommt.
Also fluchs den Zeichenstift geschwungen und mir Zeichnungen der Seiten- und Stirnwände gemacht. Orientiert habe ich mich dabei an Henning Walls Buch über die Geilenkirchener Kreisbahn, aus der nach der Stilllegung die Selfkantbahn wurde.
Polystyrolplatten habe ich beim MoBahändler meines Vertrauens für kleines Geld gefunden. Die Firma Busch hat netterweise eine Bastelpackung mit Platten in 0,5mm; 0,9mm und 1,5mm Dicke jeweils in DIN-A4 größe im Sortiement. Prima, da ich mir dadurch für meine ersten Versuche die nicht grad niedrigen Versandkosten diverser Online-Händler sparen konnte.
Nach den Zeichnungen habe ich dann die ersten Schneid-, Brech-, Bohr-, Biege- und Klebeversuche mit Polystyrol gemacht um ein wenig Gefühl dafür zu bekommen. Bis ich damit wirklich gut umgehen kann wird wohl noch etwas dauern, vielleicht liegt es aber auch an der Härte der Busch-Platten. Wer weiß das schon genau...
Heute Abend bin ich soweit fertig, dass ich euch mal Bilder zeigen möchte.
Ja, perfekt ist das noch nicht und wirklich fertig bin ich auch noch längere Zeit nicht. Ich finde aber, dass man doch schon erkennen kann was es mal werden soll.
OK, also verwendet habe ich Drehgestelle von Liliput, die ich bei eBay als Ersatzteil gefunden habe, die Achsen sind auch von eBay und laufen so gut, dass ich meine anderen Liliputwagen gleich umgerüstet habe. Die Polystyrolplatten sind, wie schon gesagt von Busch und waren schon in diesen lustigen Farben... (Ich will aber eh noch lackieren, auch wenn mir davor noch ein wenig die Muffe geht). Unter die Bodenplatte habe ich zwei Schienenprofile von Minitrix geklebt. Die Aktion hat zwei Gründe. 1. bekomme ist so den Schwerpunkt nach unten, damit mir der Wagen nicht bei der kleinsten Windböhe umfällt, und 2. war das eine sehr preiswerte Möglichkeit den Fahrwerksrahmen zu basteln. Das Dach habe ich provisorisch aus einer Pappschachtel gebogen, da diverse Versuch das Dach aus Polystyrol zu fertigen bisher nicht zum ERfolg führten. Vielleicht hat da noch jemand eine gute Idee. Ich habe schon versucht eine der 0,5mm Platten mit dem Fön zu erwärmen und dann um ein Glas zu biegen. Der Fön ist aber scheinbar nicht warm genug, denn theoretisch müsste das funktionieren, da PS ein Thermoplast ist und sich von daher Warmumformen lassen sollte. Vielleicht weiß die PS-Platte das aber auch einfach nicht und wiegert sich deswegen. Evtl. streiche ich mein Pappdach auch einfach mal und lasse es dabei. Die Drehgestelle sind mit Laufwerksschrauben aus der PC-Abteilung befestigt. Die Schrauben hatte ich noch in der Schublade und die passten so schön
Was mir aufgefallen ist beim basteln: Die Cutterklingen und auch Bohrerschneiden werden sehr schnell stumpf bei der Arbeit mit Polystyrol. Das ist vor allem dann ärgerlich wenn man die letzten Löcher für die Fensterausschnitte bohrt und einem kurz vorm Ziel die Kante ausreist...
So genug geschwafelt. Lob ist mir willkommen, Kritik... na ja, eigentlich auch. Das mein Wagen noch nicht perfekt ist, ist mir bewusst und das ist auch garnicht mein Anspruch, also bitte nicht gleich mit Wagen von Weinert oder anderen Kleinserienanbietern vergleichen. Danke
Das Dach mit etwas Materialüberstand ausschneiden. Ein längeres Stück Rundmessing (z. B. d=16 mm) mehrere Minuten mit Druck über das PS rollen. Du wirst sehen, die Enden biegen sich hoch. Das macht man so lange, bis der gewünschte Radius erreicht ist. Wichtig ist, dass die Rolle eine harte, glatte Oberfläche hat
2. Methode:
Ein Urmodell der Dachform aus Holz erstellen - dabei die Dicke der PS-Platte in den Maßen berücksichtigen. Den Klotz im Backofen auf 50° "vorheizen", das PS auflegen den Rest macht die Schwerkraft - sozusagen Tiefziehen ohne Vakuum-Kammer. Wenn die Sache bei 50° nicht zu Deiner Zufriedenheit klappt, dann in 25er-Schritten die Temperatur erhöhen (ach ja - "nur Oberhitze" funzt am besten).
3. Methode:
Wie 2. - allerdings unter Einsatz einer selbst gebauten Vakuum-Anlage. Das halte ich aber für ein bischen viel Aufwand.
Das "stumpf werden" der Werkzeuge habe ich bei mir noch nicht in dem Maße beobachtet. PS ist aber als Thermoplast recht zickig hinsichtlich der Schneidgeschwindigkeiten.
Viel Erfolg weiterhin und bitte berichte weiter - ich find' das total spannend...
Deine Idee den Backofen zu nutzen finde ich super. Ich werde mich mal dran geben und di Urform schnitzen. Hast Du da zufällig Erfahrungswerte, wie das mit Geruchsbelastung aussieht?
Ich stelle gerade fest: Es gibt nichts besseres als Tageslicht! Die Waggons sind in RAL 8012 lackiert und sehen auf meinem Tisch nicht so rot aus wie auf den Fotos. Ärgerlich! Hoffentlich wird es bald wieder Sommer
so, das Wochenende ist vorbei. Sonntag war ich nochmal bei der Selfkantbahn zur Detailrecherche. Ausserdem habe ich mich heute am Dach versucht. Das "Tiefziehen" im Ofen hat bei mir nicht so richtig gut funktioniert. Was schon bei der Urform anfing. Die wollte sich mit meinen Werkzeugen und meiner Ungeduld nicht gleichmäßig schnitzen und feilen lassen. Plan B für den Ofen war dann eine Kölschstange (fast zylindriges Glas, aus dem im Rheinland ortsansäßige Gerstengetränke getrunken werden...). Beim ersten Versuch damit bog sich der Kunststoff in so ziemlich alle Richtungen... Also neuen Streifen geschnitten und diesmal mit etlichen Drähten um das Glas gezogen. Das wurde schon besser, allerdings bog sich nach dem Entfernen der Drähte der Kunststoff wieder auf...
Danach hatte ich keine Lust mehr auf die Backofenmethode und bin in den Keller um nach einem geeigneten Rohr oder Rundmaterial zu suchen. Beim suchen fiel mir dann aber etwas noch viel besseres in die Hände aus dem dann dieses Dach wurde: Das Zauberwort hier nennt sich Übergangsstück für Teppichböden. Es hat fast genau die richtige Breite, aber um 0,5mm streite ich mich nicht bei 1,5€ für 1000mm Rohteil. Beim nächsten wird der Wagenkasten einfach 1mm schmäler gebaut, dann haut's genau hin und kostet fast nix . Ich habe für das Foto alle Teile nur aufeinander gelegt, von daher die Spalten zwischen Dach und Wagenkasten. Verklaebt wird das Dach erst wenn die Fenster drin sind.
richtig das ist mein erster Wagen, oder besser gesagt mein erster Versuch überhaupt etwas aus PS zu bauen, das nicht als Bausatz vorliegt. Einige Teile wie z.B. eine Seitenwand musste ich auch gleich mehrmal anfertigen, weil man halt immer dazulernt und nicht alles beim ersten mal richtig funktioniert. Mit dem Stand der Dinge bin ich auch sehr zufrieden.
Beim Architekturbedarf und bei Modulor hatte ich mich auch schon umgesehen, aber mir waren die Versandkosten zu hoch um nur ein paar kleine PS-Plättchen zu bestellen. Deswegen die bunten Busch-Platten, die haben nicht viel gekostet und waren versandkostenfrei zum Mitnehmen im MoBaladen Da ich jetzt weiß, dass man damit enorm vielseitig arbeiten kann werd ich wohl bald mal eine größere Bestellung aufgeben, damit sich der Versand lohnt.
Deine OOws hab ich schon bei schmalspur-modell.at gesehen. Die gefallen mir sehr gut und bei so einem Wagen hätte ich auch nicht den Krampf mit dem Dach gehabt
So noch was zu meinem Wagen. Als nächstes will ich mich um die Plattformen und deren Geländer kümmern. Am Sonntag habe ich dazu mal die Originale näher studiert. Dies wäre die Originale Ausführung. Die könnte ich mir aus dünnem Draht ganz gut vorstellen. Sieht allerdings auch ziemlich friemelig aus... Werd ich die Tage mal ausprobieren. Alternativ hätte ich noch diese Ausführung, die mir gefallen würde: Die sehen erstmal einfacher zu bauen aus, sind aber nicht ganz so schön filligran.
Zu den Trittstufen muss ich mir dann auch noch eine Lösung einfallen lassen, aber eins nach dem anderen...
Als nächstes Projekt werde ich mich dann wohl auf diesen Wagen hier stürtzen Allerdings mit gelötetem Rahmen aus MS-Profilen...
ein wenig bin ich weiter gekommen mit meinem kleinen Projekt. Ich habe mal den Pinsel geschwungen und eine Seitenwand probehalber lackiert. Damit ich bei diesem Versuch nichts kaputt machen habe ich mich erstmal an einer leicht verunglückten "Versuchswand" ausprobiert.
Das Bild sieht etwas gnadenloser aus als die Realität...
Als nächstes steht dann jetzt die Lackierung von Dach und Wagenkasten an. Dann noch Trittstufen und Geländer ans Fahrwerk basteln, Inneneinrichtung aufs Fahrwerk, Fahrgäste platzieren und dann noch alles zusammen setzen. Also noch ein wenig Arbeit
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.
Hallo,
richtig die Drehgestelle sind gekauft. Die gibt es als Ersatzteil von Liliput. Ich habe mir die Werbung: hier bestellt. Die Achsen habe ich auch bei eBay gefunden. Die Geduld hatte ich von mir auch nicht so erwartet. Ich hab einfach angefangen und immer wieder herum probiert. Irgendwann war ich dann soweit, dass mich der Ehrgeiz gepackt hat und ich dann jetzt auch den Wagen zu Ende bauen will und danach vielleicht noch andere Projekte angehen werde. Das macht schon richtig Spaß, sich ein Fahrzeug selbst zu basteln. Man darf nur nicht zu kritisch mit sich selbst sein.
Viele Grüße
Michael
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diese Drehgestelle bei diesem Verkäufer hatte ich auch schon im Visier. Wenn du aber mehr davon kaufen und gleichzeitig nicht soviel zahlen möchtest, dann suche mal im Internet nach der Liliput Ersatzteilnummer (LIL)571000. Das ist nämlich die korrekte Ersatzteilnummer und in diesem Beutel sind vier (!) Drehgestelle mit Drehzapfen. Bei www.lokshop.de findest du z.B. dieses Ersatzteil für 3,21EUR! Wie gesagt vier Stück, nicht zwei! Ich denke das ist "etwas" günstiger....
Danke für den Tipp zu den Drehgestellen, die sind beim Lokshop wirklich etwas günstiger. Da kommt mir aber auch gleich eine neue Frage. Bei der Artikelbeschreibung steht Bosnakupplung für 4achser. Ist bei den Drehgestellen eine Bügelkupplung dabei, oder müsste ich mir da noch die entsprechenden Kupplungsköpfe mit bestellen?
die Kupplung der Drehgestelle besteht aus einer Trichterkupplung mit einem abnehmbaren Bügel. Du kannst also ganz normal mit Bügel kuppeln oder auch vorbildgerecht mit Kuppelstange. Wobei das Letztere nur dann zu empfehlen ist, wenn man keine Rangiertätigkeiten machen und nur feste Züge fahre möchte. Da das auseinanderfriemeln der Kupplung etwas an Geduld benötigt Dafür sieht es aber sehr gut aus. Wenn du möchtest, mache ich von beiden Kupplungsarten mal Fotos.
Danke Dir für die Info. Mir ging es wirklich nur darum zu wissen, ob der Kupplungsbügel mit dabei ist. Bei dem Preis werd ich mir davon in näherer Zukunft ein paar bestellen.
ich wollte euch den aktuellen Stand nicht vorenthalten.
Heute habe ich lackiert. Da ich noch kein Besitzer einer Airbrush bin, wurde alles mit dem Pinsel bemalt. Dafür finde ich es gar nicht so schlecht gelungen...
Für das Bild habe ich die Einzelteile nur lose aufeinander gelegt.
Bei den großen Fenstern will ich noch eine Inneneirichtung und Fahrgäste einsetzen. Dann noch Fenster rein und mir was für die Geländer und Trittstufen überlegen...