Hallo liebe Anlagenplaner und Tüftler,
aus aktuellem und gegebenem Anlass möchte ich euch heute - trotz ursprünglich ganz anderer Planung - doch noch einen weiteren Anlagenentwurf präsentieren.

Launburg- Stadt in Epoche V

Nachdem mich neue Informationen erst am heutigen Abend erreichten, änderte ich meine bisherige Planung Launburg als Duchgangs- oder Hafenbahnhof in den sechziger Jahren darzustellen abrupt.

Inflation, Wirtschaftskrise zum einen, drohende Ausbeuterlöhne oder Verlagerung von Arbeitsplätzen zum anderen waren dabei nur zwei von mehreren Gründen für die Abänderung meines ursprünglichen Planes. Auch die trotz gegenteiligen Volkswillens bald erfolgende Bahnreform trieb mich eilenden Schrittes zu dem neuen Plan. Launburg mußte unbedingt vor der mehdornschen Privatisierung gerettet werden! Nicht auszudenken Investoren, welcher Art auch immer, würden hier investieren und die Gegend um weitere Innovationen verschönern ...

Auch der Zustand in dem sich Launburg heute präsentiert machte mir Mut mich mit einer aktualisierten Planungsidee ans Werk zu machen. Denn der Bahnhof Launburg ist heute ein geradezu kleines Schmuckstück geworden. Nichts mehr von schmuddeliger rußverräucherter und ölverschmierter maroder Kleinbahnatmosphäre wie in den vergangenen Zeiten. Nein, der Bahnhof glänzt heute frisch renoviert als Cafe und Fremdenverkehrszenrtum, auf Neudeutsch ein Tourist-come-in-and-never-come-back-infopoint. Und dient damit einem viel besseren Zweck als jemals zuvor ...

Großzügig erstreckt sich auf der ehemaligen Trassenfläche am Bahnhof eine Terasse, auf der heute bei gutem Wetter Kaffee und Kuchen und andere Speisen verabreicht werden. Eine Erinnerung an die ehemalige Eisenbahnzeit wird demnächst (wie aus gut informierten Quellen zu erfahren war) auf dem Gleisstumpf am alten Güterschuppen errichtet.
Ein altbrauchbarer Schienenbus soll hier für Literaturlesungen, Infoabende und dergleichen später aufgestellt und genutzt werden. Aber auch eine Nutzung als Kita für gestresste Touristen ist angedacht.

Auch ist ein Rad und Wanderweg entlang der alten Trasse in Planung, leider sperren sich noch einzelne Komunalvertreter, die eine eventuelle Reaktivierung der Bahnstrecke befürchten, noch gegen diesen Plan. Aber ein Anfang ist gemacht, bis zur alten Brücke liegt der Weg schon mal. Dort liegen noch die letzten Reste der ehemaligen Stadtbahn, und rosten vor sich hin. Gras und Gebüsch haben inzwischen aus einer Industriebrache fast ein Biotop entstehen lassen. Hier kann sich der Landschaftsgestalter so richtig verwirklichen und austoben. So steht dem Naturerleben der Touristen (und des Modellbahners) nichts im Wege außer seinem eigenem Können.


So soll Lauenburg bei mir nun endgültig aussehen. Ein großes Bild ist wie immer hier zu finden. Ohne weitere Informationen diesmal, weil alles wichtige im Text erwähnt wird, bzw. selbsterklärend ist.

Komplettiert wird das Ganze von einigen innovativen und richtungsweisenden neuen Bauten, die sich harmonisch in das Stadtbild von Launburg einfügen und die in ihrer zweck- und sinnfreien Schönheit eine wahre Herausfoderung an die Häuslebauer unter euch darstellen. Vorbilder finden sich für diese Gebäude an jeder Strassenecke oder an früheren Standorten von Bahnhöfen. Supermarktbauten (ein oder zweistöckig) mit Flachdach und einem großen Parkplatz, in Beton oder Ziegelstein, Wellblech- oder Glasverkleidet. Ganz im Stil der neuen Zeit und eine wahre Augenweide. Von keiner Schmuckzierde verunstaltet und bar jeder romantischen Anwandlung oder Landschaftsverbundenheit. Vor allem der Kontrast zu den alten Häusern von Launburg ist für jeden Besucher und Modellbahner ein Schock absoluter Genuß für die Augen!

Für den Modellbahner bietet dieser Entwurf gleich mehrere Vorteile:
Erstens spart man Fahrzeuge ein, senkt somit Reperaturkosten seiner Triebfahrzeuge. Ebenso braucht es keine motorischen oder mechanischen Weichenantriebe mehr. Der Stromverbrauch der Anlage im Betrieb ist erstaunlich gering und hilft beim Klimawandelvermeiden. Auch Segmentübergänge sind nun einfacher zu gestalten. Über schwierige Betriebsformen, Rangierrätsel oder Fahrplangestaltungen braucht sich auch keiner mehr unnütze Gedanken zu machen. Lästiges digitalisieren der Anlage entfällt ebenfalls. Auch das mühselige Beschaffen von Bildern, Dokumenten aus grauer Vorzeit zwecks Nachbau und Nachgestaltung von Bauten, Fahrzeugen und anderen Details entfällt. Das spart viel Zeit und Geld. Nein, man braucht einfach nur vor die Tür zu gehen und sich draussen ein Bild der Lage zu machen und kann mit den gespeicherten Bildern im Kopf gleich wieder weiterbasteln.

Wer partout nicht auf Gleise und Weichen verzichten will, kann sich an den auf der rechten Seite des Gleisplanes befindlichen Gleisen austoben. Dort kann man Schottern und Gleise verlegen wie man möchte. Sollte es mißlingen oder danebengehen beim Basteln, dann paßt es sogar noch besser zum Thema. Vielleicht gar ein altgedienter und randalierter Waggon als Blickfang auf den Gleisen? Der Triebwagenschuppen dient heute u.a. als Liebesnest für Drogensüchtige und darf ruhig baufällig aussehen. Das der noch steht ist eh nur ein Zufall.

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil dieses Entwurfes liegt darin, das man ihn auch bauen kann wenn weniger als die dargestellten 3,50m in der Länge vorhanden sind. Ich denke mit etwas Phantasie kann man das auch auf 1,50m reduzieren, wenn man auf das eine oder andere verzichtet. Die eigentlich sehr hässlichen und maroden Fabrikkulissen im Hintergrund der Anlage z.B. müßten nicht unbedingt sein. Verhunzen sie doch die Wirkung der neuzeitlichen Atmosphäre auf der Anlage eher.

Also ein Gleisplanentwurf, der weder große Ansprüche an Geldmittel noch an vorhandene Fahrzeuge stellt und der sich auf sehr wenig Platz beschränken kann. Geeignet für alle die im Hier und Jetzt leben, sich aber doch nicht von der Vergangenheit trennen können. Auch erübrigen sich lästige Diskussionen um die Vorbildlichkeit von Kreisverkehren oder Point-to-Point Betrieb, Schattenbahnhöfe sind ebenfalls nicht nötig.

Man kann mit Fug und Recht behaupten mit dieser Anlage voll auf der Höhe der Zeit zu sein und höchst Vorbildgetreu dazu! Und das mit sehr beschränkten und einfachen Mitteln. Man könnte sogar behaupten: Das ist der Gleisplan für die verarmende Mittelschicht in Deutschland, wenn nicht sogar fur das modellbahnerisch interessierte Prekariat! Zukunftsweisend in jeder Hinsicht eben!

Ich muß sagen, ich bin selber so angetan von diesem letzten und neuen Entwurf, das ich wohl gar nicht anders kann als diesen unbedingt nachbauen zu wollen. Selbst wenn man dran denken sollte das dieser Artikel am 1. April geschrieben wurde ...
... und von daher evtl. Zweifel angebracht wären !

@ tom tofte

Gratulation zum fundierten Entwurf. Gerade richtig als Projekt für den heutigen Tag!
Ich hoffe, dass Du um 24.00 Uhr fertig bist und uns dann berichten kannst.
Viel Spaß
Wolfgang

Ich fürchte die Fertigstellung der Anlage wird ziemlich genau mindestens ein Jahr dauern.

Allein die schwierigen Supermarktbauten brauchen doch etwas mehr Vorbildrecherche als zunächst vorschnell gedacht. Ich schwanke auch noch ob ich nicht evtl. eines der neuen Gebäude durch eine der wunderschönen Großtankstellen neuerer Prägung ersetzen soll. Ich denke das würde die Wirkung der Anlage erheblich steigern ...

Aber Danke für das Lob - ich bin auch restlos erschlagen begeistert vom Plan !!!!!!

Sehr hübsch (?) in die Epoche IV/V portiert!

Mensch Tom Du und Deine Gleispläne bringen mich in echte Zweifel ob ich wirklich den optimalen Gleisplan für meine Anlage gewählt habe. Nach und nach reift in mir die Idee einen Teil, den inneren Bogen der Strecke wegen Oberbauschäden vorübergehend "stillzulegen" und einen Point to point Betrieb zwischen Bahnhof und Sbh einzuführen. Die Lok wird innerhalb des Sbh´s umgesetzt. Eventuell wird dieser noch durch ein Fiddleyard ergänzt. Das ganze wäre theoretisch dann sogar Ep.V tauglich.
Als Fahrzeuge würden dann ein Lint und eine BR204 mit einer Hand voll Güterwagen ausreichen. Mal sehen, ich lass mich gern weiter von Dir und Deiner Website inspirieren.

[ Editiert von Reichsbahn76 am 01.04.08 13:37 ]

Hallo Hazus: Also genaugenommen ist das ja Epoche Vb oder Vc - siehe auch unter Wikipedia Eisenbahnepochen

@David: Ja eine feine Idee. Ich würde sogar soweit gehen die 204 auch noch einzusparen um es noch vorbildgerechter zu machen. Güterverkehr auf Nebenbahnen hats ja nicht mehr so sehr ...


Dazu braucht man sich zB. nur mal Gräfenberg anzuschauen. Da fährt zwar noch was (immerhin) aber ausser einer Umfahrung für den Fall der Fälle ist nichts geblieben. Gütergleise braucht es wie im alten Plan (oben) nicht mehr. Das ist Nebenbahnromantik in Epoche Vb und Vc bei der DBAG.

Ich würde denken Du privatisierst Deine Bahn, erspart evtl. die Stilllegung und Güterverkehr kannst Du dann auch weiterhin betreiben
Ganz ohne Schmerzen geht aber auch das nicht ab

Übrigens, wer doch noch etwas Betrieb in Launburg darstellen möchte und wem es zuwenig ist was ichübrig gelassen habe:
Wie wäre es als ultimative Idee mit einer Draisinenbahn für die Touristen ?
Besonders für die Umbaufreaks geeignet die sich um Motorisierung usw. so ihre Gednaken machen.
Diese Draisinen zu motorisieren dürfte doch eine kleine Herausforderung sein ?
Der erfoderliche Schattenbahnhof dürfte nur minimal ausfallen. Und immer noch sehr modern das Thema !

Mensch Tom, was haben die mit drei Bahnsteigen in diesem kleinen Nest gemacht? Gab es da Freiluftspiele oder sonst einen Anlass mit Massenandrang?

Ansonsten ein sehr hübscher Gleisplan, ein Freudenfest für Rangier- und EpocheIII-Fans!

Dazu solltest Du, lieber Mark mal auf meine Seite gehen und Dir den Text durchlesen:
http://www.lokalbahnreminiszenzen.de/gle...bahnplaene3.htm

Zitat von Tom Tofte

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So war der Betrieb in dieser Station auch recht interessant, denn es gab von hier aus sowohl Personenzüge nach Erlangen als auch welche nach Nürnberg- Nordost, bzw. umgekehrt. Dies war zumindest bis in die fünfziger Jahre so, bevor die Seekuh dann eingestellt und abgebaut wurde.

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In der MIBA sonderausgabe Endbahnhöfe Planen und Bauen war auch (mal wieder) ein sehr schöner Bericht zum Bahnhof. Kann ich nur empfehlen das mal zu lesen, wenn man hat!

So lernt man tagtäglich dazu.

Ich hatte irgend etwas in dieser Art erwartet (also nicht deine ausführlichen Erläuterungen, sondern was die betriebliche Situation betrifft).

Naja Mark - man kann ja auch nicht alles wissen - auch wenn es sich um die fränkische Schweiz handelt.
Aber Schweiz ist eben nicht gleich Schweiz - oder

Nun ist der April ja schon eine Weile vorbei...

...aber ichh will trotzdem hier mal meinen Senf dazugeben (bin noch nicht solange hier dabei, und habe daher diesen schönen Betrag erst beim Herumstöbern im September gefunden):
Der Anlagenvorschlag fasziniert in seiner klarheit und Rigorosität / Kahlschlag bei der Bahn eben - oder dann doch die von einem früheren Kanzler versprochenen blühenden Landschften?
Wie dem auch sei, der Vorschlag ist von den Stadt- und Bahnoberen in meiner Stadt Halle flugs aufgegriffen worden, und wird zur Zeit (im Original zumindest) umgesetzt, damit Modellbahnbauer real existierende Vorbilder aufgreifen können. Es wurde ein kompletter Rangierbahnhof zur Parkanlage mit Fuß- und Radwegen, mit Kletterfelsen, Bolzplätzen, Aussichtstürmchen, Spielplätzen für Kinder sowie für Skater umgestaltet.
Hier mal als Aufmacher zwei Fotos:



und



Noch viel mehr findet Ihr unter:

Freizeitpark Thüringer Bahnhof Halle

Viel Spaß wünscht
Andreas Schwenzer
(hallunke)

[ Editiert von hallunke am 28.10.08 10:10 ]

[ Editiert von hallunke am 28.10.08 10:12 ]

Es ist schon traurig, was in der RBD Halle/Saale ab 1993 bei der Zusammenlegung beider deutschen Bahnen, aus der ehemaligen Reichsbahn und ihren umfangreichen Bahnanlagen geworden ist.
Auch Anfang 1992, als ich noch bei der RBD Halle tätig war, zeichnete sich der Niedergang schon ab, daß er aber solche Ausmaße annehmen würde, konnte keiner voraussehen.

...übrigens habe ich gerade heute am Zeitungskiosk im EISENBAHN-KURIER geblättert, wo ein interessantes Foto vom noch benutzten Teil des Güterbahnhofs Halle zu sehen ist. Es zeigt etliche offene (ausgemusterte) Waggons, die laut Beschreibung "festgebremst wurden und dann mit Schotter gefüllt als Prellböcke" benutzt werden.
Das das so praktiziert wird, wusste ich bisher auch noch nicht.
viele Grüße von
Andreas Schwenzer
(hallunke)