seit wann werden bei der DB Wendezüge mit Steuerwagen im Nahverkehr eingesetzt? Die ersten Steuerwagen waren umgebaute Silberlinge, oder? Zusatzfrage: Seit wann gab es Wendezüge mit Dieseltraktion (also wann wurden die ersten Dieselloks auf Wendezugbetrieb umgerüstet?)
Hoffe jemand hat da Informationen zu.
Danke!!
Thomas
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ZitatGepostet von Tesser Die ersten Steuerwagen waren umgebaute Silberlinge, oder?
Nein, die Silberling-Steuerwagen wurden schon neu so gebaut. Später wurden nur weitere Silberlinge in Steuerwagen umgebaut. Die ersten Wendezüge wurden bei der DB schon in den fünfziger jahren eingesetzt. Sie bestanden teilweise aus neuen Fahrzeugen (Mitteleinstiegswagen), häufig aber auch aus in Steuerwagen umgebaute Fahrzeuge wie z.B. Donnerbüchsen. Neben Eloks und Dampfloks (!) kamen von Anfang an auch Dieselloks zum Einsatz. Die V36 bespannte z.B. im Frankfurter Raum einige Wendezüge.
:hallo: Grüße aus Frankfurt am Main :hallo:
Bernd Müller
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genaue Jahreszahlen für die Einführung des Wendezugbetriebs kann ich dir leider nicht nennen, allerdings wurde der Wendezugbetrieb bereits schon mit Dampfloks durchgeführt. Aber ich versuche trotzdem mal deine Fragen halbwegs zu beantworten.
ZitatGepostet von Tesser Hallo,
seit wann werden bei der DB Wendezüge mit Steuerwagen im Nahverkehr eingesetzt? Die ersten Steuerwagen waren umgebaute Silberlinge, oder? Hoffe jemand hat da Informationen zu.
Danke!!
Thomas
Die ersten Steuerwagen waren keine umgebauten Silberlinge, sondern es waren eigenständige Konstruktionen, die dem Lackierungsmuster der Silberlinge angepasst waren. Erstes Auslieferungsdatum war 1961, wobei die Mitteleinstiegswagen in grün bereits 1959 ausgeliefert wurden. Ein Neu- bzw. Umbau der Steuerabteilkopfform war 1971 (Neubau) und 1978 (Umbau aus vorhandenen Steuerwagen).
ZitatGepostet von Tesser Zusatzfrage: Seit wann gab es Wendezüge mit Dieseltraktion (also wann wurden die ersten Dieselloks auf Wendezugbetrieb umgerüstet?)
Da gab/gibt es mehrere Loks. Fangen wir mal an:
216 Vorserie (Lollo): Auslieferung 1960 als wendezugfähig.
Jetzt spekuliere ich ein wenig, habe nur Bildmaterial und im Text steht nichts von der Wendezugfähigkeit:
215-218: Sind wohl alle wendezugfähig geliefert worden (Auslieferung ab 1963)
211: Auslieferung 1958, nachträglicher Einbau der Wendezugsteuerung
212: Wahrscheinlich ab Werk wendezugfähig, Auslieferung 1962 (212).
280: Auslieferung 1952, einige Maschinen erhielten später eine Wendezug- und Mehrfachsteuerung.
220 (V200.1): Anhand der mir vorliegenden Bilder müsste dort auch mit einer Wendezugsteuerung experimentiert worden sein. Auslieferung: 1956
Bei den Reihen 211/212, 215-218 und 220 sollen sich daher andere Experten "austoben" und ggfls. Fehler berichtigen und fehlende Sachen ergänzen.
Viele Grüsse Holger PS: Quelle: Horst J. Obermayer: Diesellokomotiven und Reisezugwagen
Edith fügte die BR 280 und BR 220 hinzu. Ausserdem erfolge ein Korrektur bei der BR 211.
ZitatGepostet von Bernd Müller Später wurden nur weitere Silberlinge in Steuerwagen umgebaut. Die ersten Wendezüge wurden bei der DB schon in den fünfziger jahren eingesetzt.
Hallo Bernd,
nach den mir vorliegenden Unterlagen war es genau umgekehrt.
(Unfall-)beschädigte Steuerwagen wurden zu BD-Wagen (Wagen mit Gepäck und Personenabteil) rückgebaut.
ZitatGepostet von Bernd Müller Die V36 bespannte z.B. im Frankfurter Raum einige Wendezüge.
Die V 36.1 wurde als wendezugfähige Lok (Datum ???) umgebaut, allerdings erfolgte die Steuerung lediglich mit Tonsignalen und nicht, wie bei anderen Lok-Baureihen verwandt, mit der 36adrigen Steuerleitung.
Die V 36.4 wurde 1950 nach alten Plänen neu gebaut, auch hier erfolgte ein Einbau einer Wendezugsteuerung.
>>seit wann werden bei der DB Wendezüge mit Steuerwagen im Nahverkehr eingesetzt? <<
Die gab es schon immer. Schon bei der DR vor dem Krieg. Und mit Dampflok BR38 und 78. Nach dem Krieg auch erst mal V36. Die ersten Steuerwagen waren meines Wissens (bitte Korrektur) umgebaute Donnerbüchsen. Da fuhr der Lokführer im Steuerwagen und hatte eine Fernsprechleitung zur Lok, über die er dem Heizer sagte, wie die Lok zu bedienen war.
Wendezüge im großen Stil gab es erst ab Ende der 50er Jahre mit Mitteleinstiegs-Eilzugwagen und dann halt mit den Silberlingen.
ZitatGepostet von Gustav >>seit wann werden bei der DB Wendezüge mit Steuerwagen im Nahverkehr eingesetzt? <<
Die gab es schon immer. Schon bei der DR vor dem Krieg.
Da ist mir nur die LBE bekannt und ab 1939 Versuche mit der E04 23 und einem umgebauten Packwagen.
ZitatGepostet von Gustav Und mit Dampflok BR38 und 78. Nach dem Krieg auch erst mal V36.
Die Dampfer 38/78 kamen doch auch erst nach dem Krieg zu Wendezugehren (1951?).
Gruß Thomas
Das Schöne an einheitlichen Standards ist es, dass es so viele verschiedene davon gibt. Toleranz ist die Erkenntnis, dass es sinnlos ist, sich aufzuregen.
und wow! Danke für die sehr umfassenden Antworten. Hat mir wirklich weiter geholfen. Demnach kann ich also eine 21x Diesellok mit Silberlingen durchaus "Ende der 70er" als Wendezug fahren lassen
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Ende der 70er? Sowieso, da erübrigt sich jede Frage. Ich fahre einen Wendezug mit Befehlswagen "Bd4nf" (Silberling Steuerwagen Typ "Hasenkasten") mit meiner Roco E41, alles in Epoche 3b Beschriftung also Anfang 60er Jahre.
Wir sind Eisenbahner, eine große Familie! Es ist egal, welche Farbe die Fahrzeuge haben solang wir auch alle zusammenhalten!
seit wann werden bei der DB Wendezüge mit Steuerwagen im Nahverkehr eingesetzt? Die ersten Steuerwagen waren umgebaute Silberlinge, oder? Zusatzfrage: Seit wann gab es Wendezüge mit Dieseltraktion (also wann wurden die ersten Dieselloks auf Wendezugbetrieb umgerüstet?)
Hoffe jemand hat da Informationen zu.
Danke!!
Thomas
Sali Thomas.
Wendezüge in Deutschland wurden bei der Lübeck-Büchener Eisenbahn zuerst eingeführt. Es waren dies die kleinen Stromlinien-Dampfloks 1'B 1' und die bekannten, doppelten Doppelstockwagen. In der Schweiz waren das Züge mit Ce 4/6- oder Fe 4/4-Triebwagen und drei verschiedenen Steuerwagen (CFt, Bt, Ft). Dann baute die DRB einen Versuchszug aus der E 04 23 und einem Gepäck-Steuerwagen vierachsiger Bauart. Weiter ging es nach dem Krieg zuerst mit V 36 (WR 360 C 14) Dieselloks (alle ausser V 36.3). Auch die Nachbau-V 36.4 fuhren mit Wendezügen und Wagen verschiedenster Bauarten. Der kleinen Leistung der Loks entsprechend (360 PS sind nicht gerade viel!) suchte man aus dem Fuhrpark besonders leichte Wagen aus. Hier wären die ex-VS 145 zu Dieseltriebwagen zu nennen, dann die "Donnerbüchsen", von denen einige einen Behelfs-Führerstand erhielten. Mit V 36 und "Wendebüchsen" liefen aber auch umgebaute Gepäckwagen Pwg 41. Einer der letzten wurde noch mit einer V 100.20 auf der Steilstrecke Linz-Kalenborn eingesetzt, weil da die Züge stets bergwärts geschoben werden mussten. Im Raum "Stuegert" (= Stuttgart) machte ein ausserordentliches Gespann die Gleise unsicher: eine V 36 aus Wehrmachtsbeständen bediente in einem Umlauf mit einem württembergischen Cid geschoben und gezogen mehrere Nebenbahnstrecken. Das Wägelchen liefert uns heute BRAWA. Eine Vorschrift besagte übrigens, dass die V 36 mit dem Motorvorbau gegen den Wagenzug gekuppelt werden mussten. Bei den Dampfloks hatte man den Zug rauchkammerseitig anzuhängen, so dass alle Loks beim gezogenen Zug eigentlich rückwärts liefen.
Fast gleichzeitig mit den für den Wendezugbetrieb vorbereiteten V 80 startete man Versuche mit Wendezug-Dampfloks. Dies betraf die Baureigen 38.10 (pr P8), BR 65 und BR 78 und 78.10 (letztere Umbauten aus P8). Bei allen Dampfloks und bei den V 36 kam, im Gegensatz zum LBE-Zug und dem Versuchszug der DRB, eine indirekte Wendezugsteuerung zum Einsatz. Beim geschobenen Zug war der Lokführer auf dem, was damals an Steuerwagen vorhanden war. Auf der Lok verblieb ein voll ausgebildeter "maschinentechnischer Begleiter". Dies war bei den Dampfloks zugleich der Heizer. Sie alle bekamen ihre Befehle vom Lokführer an der Spitze durch eine Art "Maschinentelegraf", wie Du ihn sicher von Schiffen her kennst über eine "Klingelleitung". Die Bremsen wurden aber stets vom Lokführer direkt bedient! Bei einer Notbremsung wurde, neben der eigentlichen Bremsung, bei den V 36 die Brennstoffzufuhr zum Motor unterbrochen, bei Dampfloks mit einem aus einem Zylinder herausfahrenden Kolben der Regler geschlossen. Dies geschah ziemlich schlagartig und konnte für den Heizer sehr gefährlich sein! Die V 80 besass dann eine direkte Wendezugsteuerung. Auch für sie wurden vorerst ehemalige VS verwendet. Später gab es auch mindestens auch einen aus einem 8-türigen Eilzugwagen geschweisster Bauart der DRB umgebauten Steuerwagen für diese Loks. All diese "Herrlichkeit" hatte ein Ende, als die Leichtschnellzugwagen mit End- und Mitteleinstiegen erschienen. Hier gab es neben der bekannteren Steuerwagenbauart CF (3.Klasse mit Gepäckabteil) auch reine Sitzwagen. Und, was nur noch wenige wissen (aber dank der Post-Collection und Sachsenmodelle mehr Leute wissen könnten), es gab auch einen Post-Steuerwagen mit Führerständen an beiden Wagenenden!
Dann begann der Siegeszug der "Silberlinge" in den verschiedensten Ausführungen. Diese dürften noch allen bestens bekannt sein, zumal einige von ihnen - wenn auch umgebaut - noch heute fahren. Sogar im neuen "ALEX" (Arriva-Länderbahn-Express) entdeckte ich einen ex-Silberling!
Doch damit nicht genug, eine Bauart fehlt noch. München hat einen sehr grossen Kopfbahnhof. Hier dachte man schon sehr früh an eine Verpendelung des Vorortverkehrs nach. Wie in Stuttgart, aber längst nicht wie in der gleichen Zahl, setzte man zuerst Triebwagen ein. In München waren das die recht bekannten ET 85 / EB 85 / ES 85. Die letzten Exemplare fuhren im Raum Basel / Freiburg/Brsg.. Bei der DRB und bei der frühen DB waren die EB 85 ehemalige bayrische Personenwagen, später verwendete man Umbau-Dreiachser Byg. Roco lieferte und alle Fahrzeuge in beiden Varianten. Wie überall hinterliess der unselige 2.Weltkrieg auch im Raum München Spuren und Lücken. Mehrere ET 85 wurden ein Opfer des Bombenterrors. Aus drei überzähligen ES 85, also Steuerwagen zu diesen Triebwagen, baute man die "ESG 001" bis "ESG 003". Und zwar als Steuerwagen zu Zügen, die von den bewährten E 44 mit direkter Wendezugsteuerung gezogen und geschoben wurden. Die Loks bekamen dazu einen motorisch angetriebenen Stufenschalter. An Stelle des senkrecht angeordneten, und oft schwergängigen Handrades zur Stufenschaltung der Serienloks bekamen die E 44 G ein waagrecht liegendes Rad auf dem Führertisch (ähnlich wie bei den Einheits-Elloks der 50er Jahre und bei zwei Nachbau-E 94. Diese E 44 erhielten zusätzlich ein hoch gestelltes "G" - also z.B. E 44 089 G. Das "G" stand dabei für "geschobener Zug". Auch die Zwischenwagen waren eine Schau, bei der uns heute die Tränen stundenlang fliessen würden: zumindest eine REINRASSIGE Garnitur bestand aus ehemaligen Abteilwagen, grün, mit weissem Zierstreifen! Die gleiche Farbgebung hatten auch die ESG. Dann setzte man aber schnell Umbauwagen-Pärchen der dreiachsigen Bauart ein. Aber auch hier übernahmen irgendwann die "Silberlinge" die Herrschaft. Letzte Züge mit E 44 G und vier Silberlingen im Wendezugbetrieb liefen auf der schönen Strecke Traunstein - Ruhpolding in Oberbayern. Diese Loks des Bw Rosenheim waren immer auffallend gut gepflegt! Leider blieben weder eine E 44 G noch ein ESG der Nachwelt erhalten...
Es gab noch einen unechten Wendezug, der aber irgendwie besonders süss aussah: es waren dies die Garnituren für die Strecke Murnau - Oberammergau im Oberbayrischen. Hinter den putzigen E 69 Lokomotivchen liefen zwei Silberlinge, nämlich ein "B" und ein "BDnf". Besonders so lange der noch die volle Führerstandseinrichtung besass (sie wurde später ausgebaut), sah das in einer Richtung wie ein richtiger Wendezug aus! Wenn auch die E 69 den Zug nur im Rangierdienst schoben! Sonst waren sie stets an der Zugspitze. In deren Nähe diese Strecke ja auch liegt! Hach, wie liebte ich einst dieses Bähnchen...
Zu den Silberlingen, das heisst zu den Steuerwagen "BDnf" der verschiedenen Bauarten ist noch anzumerken, dass mit wenigen Handgriffen der Führertisch ausgewechselt werden konnte, so dass man sie mit elektrischen oder Dieselloks einsetzen konnte!
So, das war nun das, was ich Dir aus dem Studium verschiedenster Fachzeitschriften und -Büchern berichten konnte. Wenn Du noch Fragen hast: das Fragen kostet bei mir (noch) nichts.
Der ES 85 von ROCO - also ein einzelner Steuerwagen zum ET 85 / ET 90 der DB -, den ich bei Ebay ersteigerte, ist nun da. Mit einem abgebrochenen Puffer. Doch was habe ich von der schweizer Post anderes erwartet? Als Ausgleich, dass der Service immer mieser wird, darf man wenigstens immer mehr bezahlen...
Jetzt kam ich aber bezüglich der Farbgebung für meinen gewünschten Wendezug mit der E 44 etwas in's Schleudern, und auch die Web-Suche brachte mich keinen Schritt weiter: waren nun die münchner Ur-Wendezüge mit E 44 G grün mit hellen Streifen oder waren sie rot mit hellen Streifen? Ich kenne wohl einige s/w-Bilder in diversen Büchern, aber vielleicht kann mir jemand aus Euerem erlauchten Kreis noch ein paar zusätzliche Fotos dieser Wendezüge zukommen lassen. Ich bin dankbar für alles, was Ihr mir zu dieser speziellen Zugart senden könnt. Das EK-Buch zur E 44 ist diesbezüglich grottenschlecht, denn es zeigt nicht einen einzigen dieser Steuer- und Zwischenwagen! Und meine anderen Bücher zum Thema warten noch immer im Estrich, dass ich endlich nach ihnen fahnde. Ich erinnere mich nur an ein s/w-Bild des ESG, bei dem ich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" bisher annahm, die Züge seien grün gewesen. Was nach meinem Dafürhalten für die DB des Einsatzzeitraums in den "roaring Fifties" sprechen würde. Denn die Farbe Rot war doch eigentlich für Schlaf- und Speisewagen sowie für Triebwagen reserviert.
Ich möchte den ES eigentlich in grün umspritzen lassen, aber wenn die zu ESG umgebauten wieder rot lackiert wurden, hat das wohl keinen Sinn... Was meint Ihr dazu?