Vor einigen Jahren erwarb ich den fast fertig gestellten Bausatz der bayrischen Güterzuglokomotive CIII von Bavaria. Das Vorbild dieses Modells ist die Lok "Rott", sie wurde 1875 von Maffei gebaut.
Nun möchte ich diese kleine Lok fertigstellen und habe mich zunächst mit der Farbgebung befasst. Das endlose Thema der richtigen Farbe möchte ich nicht erörtern, was mich allerdings erleichterte war das Fehlen von Zierlinien. Noch lieber wäre mir die einfachere Farbgebung der DRG gewesen, ob diese Lok allerdings jemals den zweiten Weltkrieg überstanden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber auch dann wäre sie vermutlich nicht zu einem neuen Farbkleid gekommen, denn definitiv waren die letzten CIII im Jahr 1925 z-gestellt worden.
Das Optimieren der Lok beinhaltet ein gefedertes Fahrwerk. Die schöne Nachbildung der Gleitlager verführt geradewegs dazu.
Ich habe eine Druckfeder von oben auf den Gleitstein wirkend, vorgesehen. Dies geschieht mittels eines 0,2mm starken Federdrahtes der am Rahmen innen anliegt und fast unsichtbar zwischen Rahmenaussparung und Lager Platz findet.Der Draht selbst ist mittig zwischen den beiden vorderen Rädern fixiert.
An dieser Stelle etwas zu den Bundschrauben. Die Kuppelstangen, wie auch die Treibstangen des Modells, sind mittels Bundschrauben an den Halleschen Kurbeln gelagert. Das diese Verbindungsart nicht gerade dem höheren Maschinenbau entspricht, liegt auf der Hand. Die Schrauben sind gegen Ausdrehen nicht gesichert. Die Gefahr des Brechens der Schraube ist zwischen dem Übergang des Gewindes (M1) zum Bundansatz am größten. Ich habe deshalb die Bohrung in der Kurbel auf dass Bundmaß (1,2mm) aufgebohrt. Jetzt wirken die Seitenkräfte auf den Bund, welcher in der Bohrung entsprechenden Halt findet.
Wenn das Modell fertig gestellt ist, kann an dieser Stelle auch mittels Loctite-Schraubensicherung die Schraube gegen herausdrehen gesichert werden, ohne dass bei einer späteren Demontage ein verklebtes Gewinde das Lösen erschwert.
Das hintere Treibrad wird angetrieben, der Getriebeblock mit Motor ist achsreitend und erzeugt somit den entsprechenden Andruck.
Das sehr schöne Getriebe mit dem Motor ist eine Augenweide. Der 1331 ist vielleicht etwas überdimensioniert, er füllt den gesamten Kessel aus.
Bei der Verfeinerung des Antriebs habe ich die Stromabnahme über die Räder auf alle drei erweitert.
Bei den Arbeiten am Fahrwerk erfreute ich mich auch den Nachbildungen von Bremsen und Steuerstangen zwischen den Rahmenwagen. Bavaria hat eine Blechabdeckung für den gesamten Boden vorgesehen. Das mag zwar für einen rauen Modellbahneinsatz sinnvoll sein, doch wer beabsichtigt dies schon mit solch einem filigranen Fahrzeug. Ich werde den Rahmen entsprechend umgestalten, so dass die Ansicht von unten, die feine Gestaltung erkennen lässt.
wunderschön ist das. Eine neidlose Bewunderung für Deine Arbeit. Wenn ich mir ein paar Anmerkungen erlauben darf: Mir würde statt der Biege(wechsel)festigkeit der Kurbelzapfenschrauben eher die ungeteilte Kuppelstange Sorgen bereiten. Ich denke die mechanische Festigkeit dieser M1 Schrauben ist in Anbetracht der Lokgröße und des Lokgewichts mehr als ausreichend. Eine ungeteilte Kuppelstange konterkariert allerdings eine vorhandene Federung indem hier unerwünsche Hebelwirkungen mit ebenso unerwünschten wechselseitigen Beeinflussungen auftreten.
Hallo Ludwig. Die Kuppelstangen sind ungeteilt, Bavaria wollte evtl. Zwängungen vorbeugen, daher auch keine Federung. Wie sich dies später mit Federung im Fahrverhalten auswirkt werde ich berichten. Gruß Wolfgang
Das Problem mit evtl. auftretenden Zwängungen der Kuppelstangen durch die gefederten Achsen, habe ich durch gelöst, dass ich die mittlere Bohrung der Kuppelstangen in ein Langloch ausgefeilt habe. Auch das Bodenblech habe ich entsprechend ausgespart, so dass ein Teil des Rahmeninnenlebens sichtbar wird.
Vor dem Lackieren wurden die entsprechenden Teile gesandstrahlt.
Getriebe: Wie bereits erwähnt, bin ich beeindruckt von dem schönen Metallgetriebe. Einen kleinen Schönheitsfehler gilt es noch zu beseitigen. Die Lagerbuchsen für die Antriebsachse im Getriebeblock werden nach Einsetzen des Getriebes von beiden Seiten eingeschoben.
Dies gelingt problemlos, Bavaria sieht allerdings vor, die Buchsen gegen seitliches herausrutschen mit Sekundenkleber zu sichern.
Um eine Demontage ohne Aufwand zu ermöglichen, habe ich eine Klammer gebogen, welche diesen Zweck besser erfüllt.
Unter der Getriebeabdeckung verschwindet auch dieses Teil.
Den Tender habe ich inzwischen auch fertig gestellt.
Um eine Stromverbindung zwischen Lok und Tender bequem zu handhaben, wurde eine Steckerbuchse unterhalb des Tendebodens eingeschraubt. Die Verkabelung ist Vertauschungssicher, so daß jeweils zwei schwarze Kabel verwendet werden können. Gruß Wolfgang
Das sind sehr feine Sachen, die du da machst. Wie üblich von dir! Du zeigst sehr wohl das es auch an Kleinserienmodellen sehr oft Verbesserungspotential gibt. Höhenbewegliche Achsen, Stromabnahme sind Sachen wo es bei solchen Modellen oftmals krankt. Ich denke das deine Verbesserungen für viele als Vorbild dienen können.
Hallo, es freut mich dass auch meine wenigen Nacharbeiten an dem Bausatz von Bavaria gefallen haben.
Wie ich zu Beginn des Berichtes bereits erwähnte, war für mich die Farbgebung der kleinen Lok recht wichtig. Ausschlaggebend für die Nachbildung einer Länderbahnlok, dass keine Zierstreifen anzubringen waren. Es darf als gesichert angenommen werden, dass in den letzten Baulosen von den 300 gebauten Exemplaren auf diese Verschönerung bei einer Güterzuglok verzichtet wurde. Alle Loks erhielten einen Namen. Ich wollte die Lok noch für den Einsatz bei der DRG nachbilden. Erst 1926 wurde die letzte Lok dieser Baureihe ausgemustert. Der Literatur ist zu entnehmen, dass eine Umzeichnung in Br53 vorgesehen war, jedoch nicht mehr erfolgte. Erst recht ist nicht anzunehmen, dass noch einige Loks im Farbkleid der DRG-Loks auftraten. Farbe war knapp nach dem Krieg, nicht umsonst empfahl die Reichsbahnverwaltung die Restbestände der Wehrmacht, überwiegend grau, zu verwenden.
So musste ich in den sauren Apfel beissen und die Lok zweifarbig, grün / schwarz, anstreichen. Ich habe stets Probleme mit den Trennkantenabklebungen, häufig bleibt die Farbe nicht an dem Modell, sondern auf dem Klebeband. Kurz gesagt, der letzte Gang mit der Spritzpistole ist der des großen Zitterns. Diesmal hab ich als Schutzlack Zaponlack verwendet, ich bin begeistert fürs Erste.
Hier noch einmal der Beginn des Projektes...
....bis zum großen Finale...
...beim Holztransport. (Leichtsinn pur, ohne Kuppelstange!)
Die Drehschemelwagen entstanden aus Bausätzen von K.D. Pfennig. Gruß Wolfgang
Rundum gelungen! Das Abkleben kann so manche Sorgen bereiten. Hat die Grundschicht nicht gut gehaftet, zieht das Band der vorliegende Farbschicht wieder ab. Oder Farbe mag gerne unter dem Klebeband verlaufen. Ebenso ist altes Klebeband, oder Klebeband das warm gewesen ist (Sonne, warmer Tag), nicht geeignet.
Hallo Peter, Danke für das Lob, da fragt man sich nur wie mache es die Hersteller von Metallmodellen wie Micro Metakit oder auch Bavaria? Haben die andere Farben oder Grundierungen? Gruß Wolfgang
ach, sehen die alten Damen immer gut aus, wenn sie meisterlich konstruiert und dann ebenso zusammen gebaut wurden. Glückwunsch!
Könntest Du vielleicht auch ein Detailbild der Rauchkammertür zeigen? Die sahen im Original den sächsischen doch sehr ähnlich, wie ich mich in Freilassing überzeugen konnte.
Ich habe stets Probleme mit den Trennkantenabklebungen, häufig bleibt die Farbe nicht an dem Modell, sondern auf dem Klebeband. Kurz gesagt, der letzte Gang mit der Spritzpistole ist der des großen Zitterns.
Hallo Wolfgang,
besorg Dir Abdeckklebeband, gibts dort wo Du Autolacke bekommst. Das bildet sehr scharfe Kanten ab und läßt sich leicht wieder vom Untergrund lösen. Ganz wichtig, zieh das Abdeckklebeband ab bevor der Lack getrocknet ist. Somit kann der Lack nicht mehr am Klebeband haften und den Untergrund aufreissen und das Zittern hat ein Ende. Übrigens, tolle Arbeit die Du hier vorstellst.
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Bay. C3 von Bavaria / Umbau
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10.10.2016 19:08
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